James Bond 007 - Scorpius |
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007 auf den Spuren eines religiösen Kults
Kategorie:
Literatur & Comics -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 03 September 2016
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Titel: |
"James Bond 007: Scorpius" |
Originaltitel: |
"James Bond - Scorpius" |
Bewertung: |
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Autor: |
John Gardner |
Übersetzung: |
Anika Klüver & Stephanie Pannen |
Umfang: |
366 Seiten |
Verlag: |
Cross Cult |
Veröffentlicht: |
25. Januar 2016 |
ISBN: |
978-3-86425-773-5 |
Kaufen: |
Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E) |
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Kurzinhalt:
In der Themse wird die Leiche einer angesehenen jungen Frau gefunden. Da in deren Notizbuch die Telefon-Nr. von James Bond gefunden wird, schaltet sich auch der MI-6 in den Fall ein. Offenbar schloss sich das Opfer vor einiger Zeit einer neuen religiösen Sekte, den sogenannten Sanftmütigen, an. Der MI-6 hegt den starken Verdacht, dass es sich bei deren Anführer, Father Valentine, um niemand geringeren als den totgeglaubten Waffenschmuggler Vladimir Scorpius handelt. Die Sanftmütigen besitzen auch eine eigene Kreditkartenfirma namens Avant Carte. Als 007 dieser einen Besuch abstattet, stößt er auf Harriett Horner, eine Agentin der amerikanischen Steuerbehörde, die sich als Sekretärin eingeschlichen hat. Kurz darauf wird London von einer Reihe Selbstmordanschlägen erschüttert, die auf das Konto der Sanftmütigen zu gehen scheinen. Offenbar plant Scorpius nichts geringeres als den Untergang der britischen Demokratie. Zusammen mit Harriett, sowie einem aufstrebenden jungen Agenten, versucht James Bond, ihn aufzuhalten…
Review:
Mit Abstand am besten konnte mir an "Scorpius" der Plan des titelspendenden Bösewichts gefallen. Religiös motivierte Selbstmordattentate haben gerade auch in den letzten Jahren bedauerlicherweise an Bedeutung gewonnen, daher ging zumindest mir die Idee hier sehr nahe. Und generell muss ich sagen, auf einen solchen perfiden Plan muss man erstmal kommen, dass man den Bösewicht quasi seine eigene religiöse Sekte erschaffen lässt, damit der seine JüngerInnen daraufhin auf Selbstmordattentate schickt, für die er sich bezahlen lässt. Das ist derart böse, dass ich es auf makabre Art und Weise schon fast wieder anerkennen kann. Hier muss ich vor John Gardner demnach meinen nicht vorhandenen Hut ziehen. Sehr gut fand ich auch die tragische Wendung am Ende. Weniger das Schicksal einer bestimmten Person, war dieses doch absehbar, sondern eher, dass Bond einfach nur noch ein paar Stunden hätte warten, statt sich auf seinen gefährlichen Fluchtversuch begeben müssen. Das war wirklich mal eine nette Idee. Davon abgesehen war "Scorpius" aber leider wenig beeindruckend. Neben den Ecken und Kanten, welche Flemings Bond so auszeichneten (und die bei Gardner ja generell fehlen) mangelte es mir u.a. auch an originellen Todesfallen, starken Actionmomenten, dem ansonsten oftmals globetrottenden Charakter der Serie, sowie an hervorstechenden, markanten Figuren. Vor allem Scorpius bleibt abseits seines perfiden Plans leider sehr blass und farblos. Und generell fehlte dem Roman irgendwie die Spannung. Bis zum dann recht gelungenen Finale plätscherte die Handlung allzu gemächlich und ohne starken Momente oder auch viel Action vor sich hin. Und selbst der "Showdown" mit Scorpius kommt dann noch mit der einen oder anderen Idee des Autors – wie der Hochzeit – daher, wo ich mich unweigerlich am Kopf kratzte und mich immer noch frage, was genau Gardner damit eigentlich beabsichtigte. Der wirklich fiese Plan von Scorpius reißt den Roman dann aber doch noch halbwegs heraus.
Fazit:
"Scorpius" wäre ein doch eher mittelmäßiger und wenig packender oder gar begeisternder Bond-Roman, hätte John Gardner nicht wirklich eine perfid-geniale Idee für den Plan des Bösewichts ausgeheckt. Das stach für mich tatsächlich auf überaus positive Art und Weise heraus, war das doch einer der bösesten – und zugleich realistischen – Pläne, der mir bei einem Bond-Abenteuer (egal ob auf Papier oder auf der großen Leinwand) bislang untergekommen ist. Abseits dieser großartigen Grundidee, sowie des recht netten Ausgangs des Geschehens, scheint John Gardner bei "Scorpius" aber leider nicht viel eingefallen zu sein. Der Handlung mangelt es an Action, Spannung, markanten Figuren, sowie den für die Serie so typischen Cliffhangern, wo Bond in eine bedrohliche Situation gerät und sich daraus nur mit knapper Not befreien kann. Auch Flemings – wenn auch teils zweifellos fragwürdigen – Stil vermisste ich hier wieder. Insgesamt haben wir hier also einen zwar kurzweiligen, jedoch– abseits Scorpius perfid-bösen Plans – wenig hervorstechenden Agentenroman vor uns, der zudem leider wieder einmal nur bedingt als 007-Abenteuer erkennbar ist.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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