Originaltitel: Unity
Episodennummer: 3x17
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 12. Februar 1997
Erstausstrahlung D: 14. August 1998
Drehbuch: Kenneth Biller
Regie: Robert Duncan McNeill
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Lori Hallier als Riley Frazier,
Ivar Brogger als Orum,
Susan Patterson als Marie Kaplan u.a.
Kurzinhalt:
Auf ihrem Rückflug von einer Kartografie-Mission in der Nekrit-Ausdehnung empfangen Commander Chakotay und Fähnrich Kaplan einen Notruf, der sie zu einem nahegelegenen Planeten führt. Kurz nach ihrer Landung werden sie auch schon von feindlichen Aliens angegriffen. Während Kaplan dabei ihr Leben verliert, überlebt Chakotay, wenn auch mit schweren neurologischen Schäden, und wird von einer friedlich gesinnten Gruppe gerettet und geheilt. Diese besteht aus mehreren Völkern, unter anderem Menschen und Romulanern. Wie Chakotay schon bald herausfindet, handelt es sich bei ihnen um ehemalige Borg-Drohnen, deren Verbindung zum Kollektiv getrennt wurde – woraufhin sie ihre Individualität wiedererlangten. Jedoch brach ohne ihre Verbindung zueinander die frühere Einheit auseinander, und es kam schon bald zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Siedlung, der u.a. Riley Frazier angehört, die sich rasch mit Chakotay anfreundet, wird immer wieder von feindlichen Stämmen angegriffen. Währenddessen entdeckt die U.S.S. Voyager das antriebs- und energielos im All schwebende Borg-Schiff. Captain Janeway beschließt, die Gelegenheit zu nutzen, um an Bord zu gehen, und mehr über die Borg und ihre Technologie zu erfahren. Als man Chakotays Signal entdeckt, wendet sich Riley mit der Bitte an sie, den neuroelektrischen Generator an Bord des Borg-Schiffes wieder in Betrieb zu nehmen, um so die friedliche Einheit zwischen den überlebenden Borg-Drohnen wiederherzustellen. Doch dafür müsste man den nahegelegenen Borg-Kubus reaktivieren…
Denkwürdige Zitate:
"I must say, there's nothing like the vacuum of space for preserving a handsome corpse."
(Schön, dass sich zumindest einer über den Besuch der Borg-Leiche freut.)
Review:
Angesichts der Tatsache, dass es die U.S.S. Voyager im Pilotfilm just in den – bislang noch gänzlich unerforschten – Delta-Quadranten verschlug, war es unvermeidlich. Früher oder später mussten sie einfach – angesichts der Tatsache, dass ihr Ursprung aus diesem Teil der Galaxis in TNG etabliert wurde – auf die Borg treffen. Nach dem Fund der toten Borg-Drohne am Ende von "Pon Farr" ist es hier nun soweit – jedoch, und das fand ich höchst positiv, nicht ganz so, wie man sich das im Vorfeld vielleicht erwartet hätte. Denn anstatt die Borg als Bedrohung darzustellen und eine packende, actionreiche Folge zu machen (von denen werden wir in weiterer Folge bei "Voyager" eh noch genug bekommen), treffen wir hier vielmehr frühere Drohnen, die sich zu einer Art Borg-Kollektiv-light verbünden. Der Gedanke einer solchen Verbindung mag zwar ebenfalls leicht beunruhigend sein, ist aber dennoch mit dem Borg-Kollektiv und dem völligen Tod der eigenen Individualität – und des freien Willens – nicht zu vergleichen. Damit stellt man zumindest einen Teil dessen, was die Borg ausmacht, als durchaus positiv – und in diesem Fall als die Rettung für die zerstrittene Zivilisation auf dem Planeten – dar.
Zwar ist die Darstellung der Kooperative zweifellos keine gänzlich ungetrübte, aber für Borg-Verhältnisse angenehm ambivalent. Ja, sie mögen Chakotay und Janeway angelogen haben, sich über deren Entscheidung zu ihrem eigenen Nutzen hinwegsetzen und die Kontrolle über den Commander übernehmen, damit er ihren Willen ausführt. Eine Macht, die zweifellos bedenklich ist, und die das Potential für Missbrauch besitzt. Jedoch macht die Folge auch deutlich, dass die verzweifelt waren, und keine andere Möglichkeit sahen, um ihre Siedlung – die angegriffen wurde – zu retten. Zudem zerstören sie den reaktivierten Borg-Kubus gleich wieder, um zu verhindern, dass von diesem für die Voyager, oder auch für andere, eine Gefahr ausgeht. Insofern setzen sie ihre Macht immerhin mit Bedacht ein. Ein mulmiges Gefühl bleibt jedoch trotzdem zurück, wenn die Kooperative am Ende mit mehreren Stimmen spricht, und somit stark ans Borg-Kollektiv erinnert. Und dennoch macht "Die Kooperative" deutlich, dass selbst nach einer erfolgten Assimilierung die Rückkehr zu einer eigenen, individuellen Person – ev. sogar mit den Erinnerungen und der Persönlichkeit, die man zuvor hatte – möglich ist, womit die Folge in gewisser Weise auch schon den späteren Neuzugang Seven of Nine vorausahnen lässt. Jedenfalls fand ich diesen Zugang durchaus interessant; nicht ganz so überraschend, erhellend und letztendlich tragisch wie bei "Ich bin Hugh", aber dennoch sehr löblich, da es wieder mal eine andere, doch eher untypische Borg-Folge war.
Neben der titelspendenden Vereinigung ehemaliger Borg-Drohnen gab "Die Kooperative" aber in erster Linie nach längerem Chakotay wieder etwas zu tun. Einerseits mit seiner zarten Romanze zu Riley, und andererseits generell mit dem Plot, wo er langsam das Geheimnis der früheren Drohnen aufdeckt, und nachdem sie ihm das Leben gerettet haben – und er während dieser mentalen Verschmelzung einen Blick in ihre Gedanken werfen konnte (in einer ziemlich coolen, wenn auch etwas gar hektischen Montage, die neu gedrehte mit bereits aus früheren Episoden und Filmen bekannten Elemente verschmolz) – zu ihrem größten Fürsprecher wird. Er möchte Riley und den anderen Glauben, und setzt sich bei Captain Janeway für sie ein. Umso erschütternder muss es für ihn sein, als diese sein Vertrauen am Ende ausnutzen und ihn gegen ihren Willen für ihre Zwecke benutzen. Etwas, dass auch in der letzten Szene der Folge noch einmal kurz thematisiert wurde (wenn man daraus auch mit etwas mehr Laufzeit noch etwas mehr hätte machen können).
Nach längerem stach für mich auch die Produktionsqualität bei "Die Kooperative" wieder einmal sehr positiv hervor. Mittlerweile hat man bei "Voyager" ja überwiegend auf CGI-Effekte umgestellt, und auch wenn ich bei der Voyager selbst immer noch die Modellaufnahmen vorziehe, ist beim Borg-Kubus im Vergleich zum früheren Modell praktisch kein Unterschied mehr zu erkennen. Sehr gut gefallen konnte mir zudem die Einstellung, wo Chakotay sein "Gefängnis" zum ersten Mal verlässt und die Siedlung der früheren Borg-Drohnen erblickt. Bei der Umsetzung des Borg-Schiffes sowie der Borg selbst orientiert man sich am Redesign aus "Star Trek VIII ", was zwar zu einem kleinen Kontinuitätsbruch zu TNG führt, letztendlich aber wohl unvermeidlich war (und wenn schon, dann eher "Der erste Kontakt" als dieser Folge hier vorzuwerfen ist). Wo man hingegen sowohl ein bisschen hinter den Möglichkeiten als auch früheren Borg-Auftritten zurückbleibt, ist bei der Spannung. Eine ähnlich dichte Atmosphäre wie bei früheren Besuchen von Borg-Schiffen wollte sich diesmal bei mir irgendwie nicht einstellen; stattdessen wirkte dies alles ziemlich klinisch und kalt. Bei der Aktion am Ende könnte man zudem anmerken, warum die Drohnen Chakotay nicht näher an das Neuroelektrodings beamen lassen. Generell wirkte die Action am Ende etwas aufgesetzt, und wollte bei mir dabei keine Spannung aufkommen. Und dann drängt sich insofern noch ein Logikfehler auf, als Riley behauptet, bei Wolf 359 assimiliert worden zu sein. Der betreffende Borg-Kubus wurde jedoch in der darauffolgenden Episode "Angriffsziel Erde" zerstört. Wie konnte sie das also überleben? Aber vielleicht denke ich hier auch einfach in zu dreidimensionalen Bahnen.
Fazit:
Der erste Auftritt der Borg bei "Voyager" verlief dann doch ganz anders, als man sich das im Vorfeld wohl vorgestellt hätte. Und zumindest ich fand eben dieses Unterlaufen der Erwartungshaltung der Fans sehr positiv. Statt einer typischen, klischeehaften und einfallslosen Folge, in der sich die Voyager gegen die Borg verteidigen müssen, verfolgt man vielmehr einen recht originellen Zugang, und lässt die Borg ein deutlich weniger abschreckendes Gesicht zeigen. Dabei gelingt es der Episode auf bestechende Art und Weise, die überlebenden und mittlerweile vom Kollektiv getrennten Borg-Drohnen sehr ambivalent darzustellen: Zwar sind sie grundsätzlich gutmütig und der Voyager-Crew wohlgesonnen, zugleich schrecken sie aber auch nicht davor zurück, ihre Macht gegen den Willen anderer einzusetzen, wenn dies ihren Interessen dient. Der nicht wirklich packende Showdown, die mangelnde Spannung, die atmosphärisch-sterile Umsetzung der Szenen auf dem Borg-Schiff sowie ein vermeintlicher gröberer Logikfehler mögen den Gesamteindruck ein wenig getrübt haben. Dennoch sehe ich es – gerade auch angesichts der zahlreichen bevorstehenden, deutlich gewöhnlicheren Borg-Folgen – insgesamt sehr positiv, dass die Macher mit "Die Kooperative" die Borg auf doch eher unerwartete und recht originelle Art und Weise in die Serie eingeführt haben.
Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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