Originaltitel: Other Lives Episodennummer: 2x05 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 19. Juli 2015 Erstausstrahlung D: 15. Oktober 2015 Drehbuch: Nic Pizzolatto Regie: John W. Crowley Hauptdarsteller:
Colin Farrell als Ray Velcoro,
Rachel McAdams als Ani Bezzerides,
Taylor Kitsch als Paul Woodrugh,
Vince Vaughn als Frank Semyon,
Kelly Reilly als Jordan Semyon.
Gastdarsteller:
Ritchie Coster als Austin Chessani,
Rick Springfield als Dr. Pitlor,
W. Earl Brown als Teague Dixon,
Abigail Spencer als Gena Brune,
C.S.Lee als Richard Geldof,
Jon Lindstrom als Jacob McCandless,
Alain Uy als Ernst Bodine,
Adria Arjona als Emily,
Yara Martinez als Felicia,
Lera Lynn als Singer,
Ashley Hinshaw als Lacey Lindel,
Christopher James Baker als Blake Churchman,
James Frain als Kevin Burris,
Michael Hyatt als Katherine Davis,
Michael Irby als Elvis Ilinca,
Lolita Davidovich als Cynthia Woodrugh,
Leven Rambin als Athena Bezzerides u.a.
Kurzinhalt:
Zwei Monate nach dem Massaker, das zahlreiche Polizisten das Leben kostete, sind die Ermittler der ehemaligen Sondereinheit über alle möglichen Ecken verstreut. Ani Bezzerides wurde zur Arbeit im Archiv verdonnert, Paul Woodrugh zwar als Held gefeiert, jedoch ins Dezernat für Versicherungsbetrug versetzt, und Ray Velcoro hat die Polizeimarke überhaupt an den Nagel gehängt, und arbeitet nun für Frank als Schläger und Eintreiber. Die Bundespolizei hegt jedoch zunehmend Zweifel, dass die im Kugelhagel gestorbenen Mexikaner auch wirklich hinter dem Mord an Ben Caspere stecken. Waren sie vielmehr für jemanden praktische Sündenböcke, damit der Fall abgeschlossen und zu den Akten gelegt wird? Um diesem Verdacht nachzugehen, erhalten Ani, Ray und Paul eine zweite Chance: Ihre Sondereinheit wird reaktiviert, und soll die Hintergründe von Ben Casperes Mord ein für alle Mal aufklären. Da sie damit drohen, zahlreichen mächtigen Männern auf die Füße zu treten, agieren sie diesmal überwiegend verdeckt und im Geheimen. Während Ani und Paul die Ermittlungen aufnehmen, erfährt Ray erschütternde Neuigkeiten in Bezug auf die damalige Vergewaltigung seiner Frau…
Review:
Der Einstieg in die Folge hat mich dann doch ziemlich stutzig gemacht – und auch sehr enttäuscht. Denn so spektakulär, brutal und in ihrem Ausgang erschütternd die Schießerei am Ende von "Alles geht nieder" auch gewesen sein mag, in erster Linie hat sie mich deshalb so begeistert, weil ich mich schon sehr auf ihre Nachwehen gefreut hatte. Zwar bekommen wir hier nun im Verlauf der ersten Viertelstunde in etwa mit, was seitdem passiert ist (etwas, dass mich ein bisschen an die ersten Folgen einer neuen "24"-Staffel erinnert hat), sind aber halt beim unmittelbaren Nachspiel nicht direkt dabei, und eben dieses hätte ich nun mal schon sehr spannend gefunden. Zudem brauchte ich so aufgrund des Zeitsprungs ein bisschen, um wieder in die Handlung hineinzufinden, und auch in meinem Kopf in etwa die Lücken zu füllen, was seither passiert ist. Ani schießt jetzt also Archiv-Dienst, Paul wird als Held gefeiert jedoch aus dem aktiven Dienst abgezogen, Ray hat – wie von mir schon vermutet – der Polizei vorerst den Rücken gekehrt und arbeitet nun für Frank, und dieser wiederum scheint zusammen mit seiner Frau in eine kleinere Wohnung umgezogen zu sein. Ehe ich mich da endlich wieder so halbwegs zurechtfand, war die Hälfte der Folge auch schon wieder rum.
Generell muss ich sagen, dass mir dieser Neustart irgendwie unnötig vorkommt. Ja, die Figuren mögen jetzt, insbesondere was Ray betrifft, anders dastehen, aber davon abgesehen kommt es mir schon ein bisschen so vor, als würde man sich im Kreis drehen. Zwar ist es nicht so, dass die Ermittlung komplett von Neuem beginnt, aber dennoch wirkte es auf mich ein bisschen wie ein Rückschritt. Wenig interessant war auch wieder mal alles rund um Frank – für mich mit Abstand der uninteressanteste Charakter der Staffel. Aber auch die Szenen rund um Paul waren schon mal besser; alles rund um seine sein Geld klauende Mutter fand ich doch eher klischeehaft, und teilweise auch etwas überzeichnet. Ani überzeugt in erster Linie mit der witzigen Szene bei der Selbsthilfegruppe für sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ("I just really love big dicks."), aber auch mit dem kurzen Moment im Archiv, wo ihre Hände zu zittern beginnen – und deutlich wird, dass ihr das Massaker immer noch in den Knochen steckt. Der mit Abstand beste Teil der Episode gehörte jedoch wieder einmal Ray, der hier nun auf einmal erfährt, dass die Polizei jenen Mann, der einst seine Frau vergewaltigt hat, geschnappt hat. Und das, obwohl Ray bisher davon überzeugt war, den Täter ermordet zu haben. Er hat somit einen – mehr oder wenigen – Unschuldigen umgebracht. Seine Wut darüber lässt er wenig später an Dr. Pitlor aus, noch besser als das fand ich jedoch das kurze Treffen mit seiner Ex-Frau – wo Ray offenkundig kurz nicht weiß, ob er seine Frau im Glauben lassen soll, er hätte sie damals angelogen, oder ihr beichten soll, den Falschen umgebracht zu haben – eine wirklich tolle Leistung von Colin Farrell. Am Ende begibt sich Ray dann schließlich zu Frank, um ihn bezüglich des falschen Tipps zur Rede zu stellen. Hat dieser ihn bewusst hintergangen, um ihn in der Tasche zu haben und sich zugleich eines lästigen Problems zu entledigen? Oder war er dafür überzeugt, den Täter ausfindig gemacht zu haben? Die nächste Folge wird darüber wohl Auskunft geben.
Fazit:
Nach den letzten beiden Episoden, die jeweils mit hervorstechenden, beeindruckenden Szenen aufwarten konnten, empfand ich "Andere Leben" wieder als Rückschritt. Dies lag in erster Linie am Zeitsprung, der zugleich bedeutete, dass wir die Nachwehen des Massakers vom Ende der letzten Folge nicht unmittelbar miterlebten – was mich schon schwer enttäuscht hat. Zudem dauerte es doch ein wenig, bis etabliert war, wo die Figuren zwei Monate später stehen, und ich wieder in die Handlung reingefunden hatte. Neben gelungenen Einzelszenen stach in erster Linie alles rund um Ray hervor, was insbesondere für die Offenbarung gilt, dass er damals die falsche Person ermordet hat. Vor allem die nachfolgende Szene mit seiner Frau stach dabei für mich hervor. Und mit seinem wütenden Besuch bei Frank am Ende verschaffte man der Folge zumindest einen vielversprechenden Ausklang, mit dem meine Neugier auf die nächste Folge geschürt werden konnte. "Andere Leben" selbst, mit ihrem teilweisen "Zurück zum Start"-Charakter, konnte mich jedenfalls nicht so wirklich begeistern.