Originaltitel: Blood Fever
Episodennummer: 3x16
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 05. Februar 1997
Erstausstrahlung D: 07. August 1998
Drehbuch: Lisa Klink
Regie: Andrew Robinson
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Alexander Enberg als Vorik,
Deborah Levin als Lang,
Bruce Bohne als Ishan u.a.
Kurzinhalt:
Relativ unerwartet macht der Vulkanier Fähnrich Vorik der Chefingenieurin B'Elanna Torres einen Heiratsantrag – den diese, wenn auch geschmeichelt, ablehnt. Daraufhin wird Vorik aggressiv und geht gegen ihren Willen eine telepathische Verbindung mit ihr ein – bis ihn Kollegen von der Halbklingonin trennen können. Während sich alle über sein ungebührliches Verhalten wundern, kennt der Doktor als einziger den Grund: Vorik durchlebt sein erstes Pon Farr – jenen Paarungstrieb, der die sonst so kühl-logischen Vulkanier in sexgeile Bestien verwandelt. Normalerweise sollten sie, wenn sie den betreffenden Drang verspüren, nach Vulkan zurückkehren – doch diese Option steht Vorik nicht offen. Während der Doktor nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten des Blutfiebers sucht, begeben sich Torres, Paris und Neelix zu einem Planeten, um in den dortigen Höhlen nach einem Rohstoff zur Überholung der Warpspulen zu suchen. Nachdem sie einen tiefen Schacht heruntergeklettert sind, wird jedoch zunehmend deutlich, dass auch Torres – nach dem unfreiwilligen telepathischen Kontakt mit Vorik – nun am Blutfieber leidet. So wie beim Vulkanier droht auch Torres, falls sie dem Fortpflanzungstrieb nicht nachgibt oder ihn in einem rituellen Kampf stillt, zu sterben…
Denkwürdige Zitate:
"Let me take this opportunity to declare koon-ut so'lik, my desire to become your mate."
(Nicht unbedingt der romantischste Heiratsantrag aller Zeiten – aber was soll man sich von einem Vulkanier auch anderes erwarten.)
"For such an intellectually enlightened race, Vulcans have a remarkably Victorian attitude about sex."
(Das MHN geht mit dem vulkanischen Sexleben hart ins Gericht.)
"You don't know how strong, how hard it is to fight this urge."
"Are you telling me that I'm impossible to resist?"
(Tom Paris versucht, die angespannte Situation mit etwas Humor aufzulockern.)
"Your holodeck therapy was very effective. I must compliment you on an innovative solution."
"I'm pleased to hear that. This could be a viable alternative for space-faring Vulcans. When we get back, I'm sure Starfleet medical will… never hear about your personal experiences from me."
(Da hat der Doktor die Kurve gerade noch so gekratzt.)
Review:
Ich weiß, dass die Folge sehr beliebt ist, aber irgendwie war ich noch nie der größte Fan von "Weltraumfieber" (bzw. "Pon Farr", wie sie für die DVD-Veröffentlichung umbenannt wurde; was das erste und einzige Mal sein dürfte, dass der Titel zweier unterschiedlicher Episoden innerhalb von "Star Trek" identisch ist). Die Einblicke in die vulkanische Kultur waren zwar grundsätzlich nett, wie auch die Idee des Pon Farrs an sich, letztendlich schien mir all das aber in erster Linie eine Ausrede zu sein, um mal Kirk und Spock miteinander kämpfen lassen zu können. Was für Auswirkungen der damals etablierte Fortpflanzungstrieb der Vulkanier auf spätere Serien haben könnte, daran hat man anno 1667 verständlicherweise keine Gedanken verschwendet. Und so stand man 30 Jahre später nun da, hatte ein Sternenflottenschiff mit zwei Vulkaniern an Bord, dass man in den Delta-Quadranten verfrachtet hat, und einer geplanten Laufzeit der Serie von sieben Jahren – was es im Sinne der Kontinuität unvermeidlich machte, die Pon Farr-Thematik früher oder später zu behandeln, und sich zugleich eine Lösung für das Problem zu überlegen, wie diese ihre Triebe ohne eine Rückkehr in ihre Heimat loswerden.
Das Endergebnis schwankte für mich ständig irgendwo zwischen konsequenter Weiterentwicklung des damals etablierten Konzepts, und kleineren – willkürlich wirkenden – Kontinuitätsbrüchen. Stimmt schon, eine Rückkehr nach Vulkan war von vornherein nicht möglich, weshalb man definitiv eine andere Lösung gebraucht hat, und nicht einfach auf Kirks damalige Lösung für das Problem – Kurs auf Vulkan zu nehmen – zurückgreifen konnte. Man hätte sich aber z.B. die Mühe machen können, Vulkan auf dem Holodeck nachzustellen, als im weiteren Verlauf der Handlung den sehr wohl im Pon Farr auch enthaltenen Drang zur Rückkehr in die Heimat gänzlich auszublenden. Neu ist auch die von Tuvok vorgeschlagene dritte Alternative, um dem Blutfieber zu begegnen, nämlich intensive Meditation. Hilft zwar im Falle Voriks eh nicht viel, und möglicherweise war das eher ein von Tuvok "erfundener" Vorschlag zur Notlösung als eine allgemein anerkannte Behandlungsmethode (bzw. könnte es sich dabei auch um eine neue Erkenntnis handeln, die u.a. auch damit in Zusammenhang stehen könnte, dass in den rund 100 Jahren die zwischen beiden Folgen liegen immer mehr Vulkanier in den Dienst der Sternenflotte getreten sind, und das Pon Farr ja eigentlich gegenüber anderen Völkern geheim halten wollen; solange sie nur in eigenen Schiffen unterwegs war, war das ja kein Problem). Jedenfalls aber ist es eine Änderung im Vergleich zu dem, wie uns das Problem damals in "Weltraumfieber" präsentiert wurde. Noch gravierender finde ich allerdings, dass der Kampf zwischen den beiden Kontrahenten nun nicht mehr bis zum Tod ausgetragen werden muss. Nicht falsch verstehen: Die Idee fand ich grundsätzlich in "Weltraumfieber" schon dämlich. Sie war nur dazu da, um auf billig-plumpe Art und Weise Spannung zu erzeugen (was eh nur bei naiven Kindern funktioniert, da man ansonsten von Kirks oder Spocks Tod nie ernsthaft ausgeht). Aber wenn man es schon mal etabliert, sollte man es doch zumindest thematisieren, wenn man die Regeln ändert.
Letztendlich fand ich jedenfalls – wohl auch, weil wir ihn erst seit wenigen Episoden kennen – Voriks Dilemma (kurze Randbemerkung: Aufgrund der telepathischen Komponente bei der vulkanischen Paarung erschien mir die Hologramm-Idee des MHNs von vornherein zum Scheitern verurteilt) nur bedingt packend (wenn auch Alexander Enberg eben dieses wirklich sehr gut gespielt hat). Deutlich gelungener war da schon alles rund um B'Elanna und Tom. Zwar fand ich es schon irgendwie schade, dass die beiden die "Paarung" dann doch nicht vollzogen haben (ich weiß schon, dass B'Elanna nicht ganz Herr ihrer Sinne war, finde aber die Art und Weise, wie die Folge hier indirekt zur Unterdrückung der eigenen Sexualität aufruft, doch ein bisschen fragwürdig; davon, dass der entsprechende Trieb dann durch Gewaltausübung gestillt wird, ganz zu schweigen), dennoch war es nett zu sehen, wie die in den letzten Folgen zunehmend erkennbare Anziehung zwischen den beiden hier aufgrund ihr Blutfieber in den Vordergrund rückt. Ihre gemeinsamen Szenen in der Höhle waren zudem schön intim geschossen, und sprudelten nur so über vor prickelnder Erotik und brennender Leidenschaft. Roxann Biggs-Dawson und Robert Duncan McNeill spielten das jedenfalls wirklich phantastisch. Letztendlich fand ich jedoch den Fund der Borg-Drohne am Ende – und die damit einhergehenden Implikationen für die Zukunft der Serie – interessanter als alles, was sich in den 40 Minuten davor zugetragen hat.
Fazit:
Aufgrund der insgesamt siebenjährigen Heimreise der Voyager sowie der vulkanischen Besatzungsmitglieder war es wohl unvermeidlich, dass man sich früher oder später dem Pon Farr widmet. Statt Tuvok – den wir schon wesentlich besser kennen, und zu dem wir daher auch eine stärkere Bindung hätten – ist jedoch vielmehr Vorik der erste Kandidat, der das vulkanische Blutfieber durchlebt. Durch die Ereignisse hier wird die Figur zwar aufgewertet, letztendlich steht aber ohnehin nicht wirklich er, sondern vielmehr B'Elanna Torres im Mittelpunkt des Geschehens – hat sich das Pon Farr doch durch den kurzen telepathischen Kontakt auf sie übertragen. Ihre gemeinsamen, teils für "Star Trek"-Verhältnisse erstaunlich und ungewöhnlich heißen Szenen mit Tom Paris waren dann für mich auch die Highlights der Folge. Weniger überzeugen konnten mich hingegen so manche Änderungen am Pon Farr, im Vergleich zu dem, wie es damals in der klassischen Serie etabliert wurde – wie z.B., dass der Kampf zwischen den Kontrahenten scheinbar nicht mehr auf Leben und Tod erfolgt. Besagte Idee fand ich damals zwar zugegebenermaßen sehr dämlich, aber was sowas anbelangt, bin ich halt Pedant. Insgesamt war die Folge zwar gerade noch so ok, kam jedoch für mich an die – meines Erachtens ohnehin schon nicht überragende – gleichnamige TOS-Folge heran. Dank des interessanten Fundes am Ende, der meine Vorfreude auf die kommenden "Voyager"-Episoden deutlich steigerte, reicht es aber immerhin noch knapp für eine durchschnittliche Wertung.
Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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