Originaltitel: Coda
Episodennummer: 3x15
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 29. Januar 1997
Erstausstrahlung D: 07. August 1998
Drehbuch: Jeri Taylor
Regie: Nancy Malone
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Len Cariou als Admiral Janeway u.a.
Kurzinhalt:
Auf ihrem Rückweg zur Voyager stürzt das Shuttle mit Janeway und Chakotay an Bord auf einem fremden Planeten ab. Kathryn wird dabei schwer verletzt, und Chakotay kämpft um ihr Leben. Nachdem sie das Bewusstsein wiedererlangt hat, zeigt sich, dass sie von den Vidiianern angegriffen wurden. In einer nahegelegenen Höhle warten diese schon auf sie – und bringen sie scheinbar um. Unmittelbar darauf finden sich die beiden wieder im Shuttle wieder, kurz vor ihrem Absturz. Offenbar haben sie einen Zeitsprung hinter sich. Nach mehreren weiteren solcher Vorfälle findet sich Captain Janeway schließlich an Bord der Voyager wieder, wo sie auf ihren Körper blickt. Sie glaubt, ihr Bewusstsein würde sich in einer anderen Dimension oder ähnliches befinden, und versucht, mit Kes Kontakt aufzunehmen. Diese spürt sie zwar kurz, als sie durch sie hindurchgeht, doch telepathischen Kontakt kann sie nicht herstellen. Während sie im Maschinenraum die Vorbereitungen auf ein Experiment beobachtet, mit dem die Crew nach ihrem Captain suchen will, tritt plötzlich ihr – vor Jahren verstorbener – Vater aus jener Anomalie, die sie bereits zuvor aus dem Shuttle beobachtet hat, und offenbart ihr, dass sie tot sei. Er ist gekommen, um sie auf das Leben nach dem Tod vorzubereiten…
Denkwürdige Zitate:
"My father would never act like this. He always believed I had to learn my own lessons, make my own mistakes. He never tried to shield me from life. Why would he try to shield me from death?"
(Janeway konfrontiert das fremde Wesen, dass sich als ihr Vater ausgibt.)
Review:
Den Einstieg in die Folge fand ich ja eigentlich noch ganz vielversprechend, mit den mysteriösen Zeitsprüngen. Zwar war ich bald mal skeptisch, wie man eine gesamte Episode damit füllen will – gerade auch angesichts der Tatsache, wie kurz die entsprechenden Segmente waren; da hätte man nun wirklich sehr oft wiederholen müssen (und natürlich wäre dieses Konzept aus der TNG-Folge "Deja vu" bereits wohlbekannt und somit nicht sonderlich originell gewesen). Dennoch bin ich ja grundsätzlich ein Fan solcher Zeitreise-Episoden, und gelang es mit diesen Sprüngen zumindest mal, mein Interesse zu wecken. Jedoch, wie ich erst gestern im Review zur DS9-Folge "Trekors Prophezeiung" geschrieben habe, ist jedes Mysterium letztendlich nur so gut wie seine Auflösung – und genau was das betrifft hapert es bei "Der Wille" gewaltig. Wobei die Folge eigentlich schon zuvor begann, meinen anfänglichen Goodwill (und der war angesichts der Tatsache, dass es sehr konstruiert – und unklug – erscheint, dass just die beiden Führungsoffiziere auf eine gemeinsame Mission aufbrechen, schon nicht ungetrübt) zu verspielen. Denn rasch fand ich das hin- und hergespringe eher konfus und so Entwicklungen wie die angeblich an der vidiianischen Seuche erkrankte Janeway (die der Doktor sterben lassen will) eher mühsam.
Kurzzeitig wird’s dann aber nochmal interessant, als Kes Janeway zu spüren scheint und man in Betracht zieht, hier eine Variante der TNG-Folge "So nah und doch so fern" vor sich zu haben, wo Geordi und Ro in der Phase verschoben waren (wobei im Gegensatz zu hier von den beiden natürlich keine Leiche gefunden wurde, also musste es sich von vornherein um eine etwas andere Erklärung halten), aber selbst das verlor spätestens wenn Janeways Vater auftaucht an Reiz. Ab da wird die Episode schließlich zu einer deutlich schlechteren Variante einer anderen TNG-Episode, nämlich "Willkommen im Leben nach dem Tode", wobei man als Zuschauer nie in Betracht zieht, Janeway könnte wirklich tot und das somit tatsächlich ihr Vater sein. Und spätestens am Ende, wenn wir erfahren, dass sich alles nur in Janeways Kopf abgespielt hat, fällt die Folge rückwirkend völlig in sich zusammen. Denn eben dies macht letztendlich die vierzig Minuten zuvor völlig wertlos. Wenn sich Janeway "nur" auf einer anderen Existenzebene, Dimension oder ähnliches befunden hätte, wäre nämlich wenigstens – analog zur TNG-Folge "So nah und doch so fern" – wenigstens die Trauer der Crew real gewesen, und hätte man mit ihnen mitfühlen können. So stellt sich jedoch letztendlich alles, auch die Reden von Harry & Co., als Traum, Vision, Einbildung, vom Alien ausgelöste Halluzination, jedenfalls aber als nicht real und "nur" Janeways Vorstellungskraft entspringend, hervor. Zudem wirkt der mysteriöse Einstieg rund um die ganzen Zeitsprünge völlig konstruiert. Wenn das außerirdische Wesen will, dass Janeway ihm glaubt, warum sie mit solchen Trugbildern täuschen und damit ihre Skepsis wecken? Warum sie nicht einfachen ihren vermeintlichen Tod miterleben lassen, und an Bord der Voyager (in ihrer Vorstellungskraft) mit ihrem Vater konfrontieren? Der ganze Zeitsprung-Vidiianer-Angriff Einstieg macht jedenfalls rückwirkend betrachtet nicht den geringsten Sinn.
Fazit:
Die ersten paar Zeitsprünge fand ich noch ganz nett, aber spätestens nach Janeways vermeintlichem Tod an der viidianischen Plage und der neuerlichen Rückkehr ins Shuttle begann mich "Der Wille" doch eher zu nerven. Und letzten Endes konnten selbst überaus sporadische nette Szenen und Einfälle – wie Kes, die Janeways Präsenz spürt, oder auch wie Janeway schließlich ihren "Vater" konfrontiert – die Folge nicht mehr retten. Wobei der größte Knackpunkt am Ende wartet, wenn sich herausstellt, dass sich die vierzig Minuten zuvor lediglich in Kathryn Janeways Kopf abgespielt haben, was diese für mich rückwirkend betrachtet völlig sinnlos machte. Zudem stellte ich mir unweigerlich die Frage, warum das Alien sie zuvor mit den ganzen unterschiedlichen Szenarien unnötig verwirrend und so ihre Skepsis anregen sollte. Hätte er sich das erspart wäre sie wohl eher dazu bereit gewesen, ihren angeblichen Tod zu akzeptieren. Damit ist "Der Wille" also nicht nur narrativ wertlos, sondern auch noch unlogisch. Zudem wirkt die Folge teilweise wie aus Versatzstücken deutlich besser TNG-Folgen zusammengesetzt. Und zu allem Überfluss fand ich die Folge überwiegend mühsam, stellenweise schrecklich langweilig, und gelegentlich sogar richtiggehend nervig. Insgesamt streitet sich "Der Wille" jedenfalls mit "Das Ritual" um den Titel der bisher schlechtesten Folge der Serie – und ist ihr zumindest mal was den Faktor "unnötig" betrifft deutlich überlegen.
Wertung: 1 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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