Originaltitel: Alter Ego
Episodennummer: 3x14
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 15. Januar 1997
Erstausstrahlung D: 24. Juli 1998
Drehbuch: Joe Menosky
Regie: Robert Picardo
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Sandra Nelson als Marayna,
Alexander Enberg als Vorik,
Shay Todd als Holowoman,
Majel Barrett als computer voice u.a.
Kurzinhalt:
Während die U.S.S. Voyager einen Weltraumnebel erforscht, wendet sich Harry Kim hilfesuchend an Tuvok. Dieser soll ihm dabei helfen, mit unerwünschten Gefühlen fertig zu werden – hat sich der junge Fähnrich doch in eine Holodeck-Figur verliebt. Tuvok bringt ihm daraufhin vulkanische Meditation bei und rät ihm, der nächsten von Neelix geplanten Feier auf dem Holodeck – eine große Hawaii-Party – fern zu bleiben. Letztendlich überredet ihn Tom Paris aber doch, an dieser teilzunehmen. Dort erblickt er schließlich, wie sich Tuvok angeregt mit der Holo-Figur seines Herzens unterhält. Tatsächlich scheint der Vulkanier Marayna faszinierend zu finden, und sie scheint ihm ebenfalls Gefühle entgegenzubringen. Schließlich gelingt es ihr, mit Hilfe des mobilen Holo-Emitters des Doktors die Grenzen des Holodecks zu überwinden, woraufhin sie Tuvok in dessen Quartier auflauert. Doch worum genau handelt es sich? Ist Marayna ein intelligentes Hologramm, dass sich ihrer eigenen Existenz – so wie einst Moriarty an Bord der U.S.S. Enterprise – bewusst geworden ist? Oder handelt es sich bei ihr gar um eine außerirdische Intelligenz?
Denkwürdige Zitate:
"I am fully capable of appreciating this phenomenon without the extraneous sentimentality humans find so necessary."
(Tuvok auf die Frage, was er vom Weltraumnebel hält.)
"Lieutenant Tuvok, you neglected to RSVP."
"That was not an oversight, I assure you."
(Eigentlich hatte Tuvok ja offensichtlich nicht vor, Neelix' Party beizuwohnen…)
"Tuvok, I'm glad to see you here."
"I would never disobey an order, Captain, no matter how burdensome."
(…aber die "Einladung" des Captains konnte er dann doch nicht ablehnen.)
"I've never met anyone like you."
"I must admit, I share that conclusion. You are a unique individual."
(Sind wir das nicht alle?)
Review:
Den Einstieg in die Episode – damit meine ich jetzt die Szene mit Harry bei Tuvok, und nicht alles rund um den Weltraumnebel (der mich allerdings extrem an einen aus "Babylon 5" erinnert hat; Zufall oder Diebstahl?) – fand ich doch ein wenig merkwürdig. Dass sich Harry in einen Holo-Charakter verliebt, von mir aus (wobei ich ehrlich sagen muss: Von der Bettkante stoßen würde ich zwar nicht, aber so ganz konnte ich Harrys Vernarrtheit, als wir sie dann zum ersten Mal zu Gesicht bekamen, nicht ganz nachvollziehen. Da wartet zu Hause auf der Erde aber etwas deutlich Attraktiveres auf ihn. Aber gut, das ist natürlich immer Geschmacksache). Dass er damit ein bisschen hadert, auch. Aber dass er zu Tuvok geht und ihm um Hilfe bittet, um diese unerwünschten Gefühle loszuwerden, na ja. Das wirkte auf mich irgendwie schon ziemlich verkrampft und konstruiert, um die Handlung in Fahrt zu bringen und Tuvok in weiterer Folge auf Marayna treffen zu lassen. Dennoch denke ich, das hätte sich auch anders bewerkstelligen lassen. Kein Freund war ich auch von der angedeuteten Dreiecksbeziehung bzw. den Eifersüchteleien zwischen Harry und Tuvok. Und generell ist die erste Hälfte der Folge, abseits einzelner amüsanter Momente, irgendwie noch nicht das Gelbe vom Ei.
Dies besser sich, als das Mysterium rund um Marayna (endlich) etabliert wird. Um wen oder was handelt es sich bei ihr? Ist sie ein intelligent gewordenes Programm? Oder doch eine außerirdische Intelligenz, die sich an Bord geschmuggelt hat? Erstere Idee wäre zwar nicht sonderlich originell gewesen, aber a) referenziert man dort wenigstens auf Moriarty, und b) war die Auflösung dann ja eh etwas komplizierter. In eben dieser sah ich dann auch eine der größten Stärken der Episode, wobei mir vor allem die Idee gefiel, dass Marayna auf die Station "verbannt" wurde, "nur" um den Nebel zu bewahren, damit sich ihr Volk an dessen Schönheit erfreuen kann. Sehr positiv fand ich auch, wie der Fokus zunehmend von Harry auf Tuvok wechselt, und wir somit wieder einen kleinen Einblick in das Innenleben des stoischen Vulkaniers erhalten. William Russ spielt diesen wieder einmal phantastisch (wobei gerade auch im Vergleich zu Alexander Enberg, der hier wieder Vorik verkörpert, auffällt, wie toll es Russ versteht, einen Vulkanier zu spielen), und auch das Drehbuch muss ich angesichts seiner Textstellen lobend hervorheben. So gefiel mir dann letztendlich auch die Szene an Bord von Maraynas Schiff, wo auch auf Tuvoks Einsamkeit eingegangen wird – ein Aspekt, den er mit ihr teilt – mit am besten (diesbezüglich stach vor allem Maraynas " But what about you, Tuvok? Will you always be alone?" hervor). Demgegenüber stehen neben dem bereits erwähnten, noch wenig interessanten – und etwas verkrampft wirkenden – Einstieg dann aber noch ein paar weitere Kritikpunkte. So erahnte ich recht früh, dass es sich bei Marayna um mehr als einen normalen Holodeck-Charakter handelt, weshalb die entsprechende Offenbarung für mich nicht mehr wirklich überraschend kam (tatsächlich dachte ich kurz, Tuvok würde als er das Programm beendet etwas Ähnliches vermuten und daraufhin das Holodeck betreten um zu sehen, ob sie dort immer noch auf ihn wartet). Zudem fand ich Marayna, im Gegensatz zu Moriarty, trotz einer ähnlichen Gefahr für das Schiff, die von ihr ausgeht, nie wirklich bedrohlich. Etwas seltsam ist die Szene, wo man mit einem Sicherheitsteam und gezückten Waffen das Holodeck betritt – was wollte man denn etwa mit Phasern gegen ein Hologramm ausrichten? Und am Ende wird wieder einmal munter durch Schilde hindurchgebeamt. Aber die "Kein Beamen bei gehobenen Schilden"-Regel scheint bei "Voyager" ohnehin schon seit dem Pilotfilm nicht mehr zu gelten.
Fazit:
Mit "Das andere Ego" liefert "Voyager" die dritte mittelmäßige Episode in Folge ab. Gut fand ich in erster Linie, wie hier Tuvoks Innenleben näher beleuchtet wird. Und auch die Idee rund um Marayna war grundsätzlich nett. Der Rest war jedoch eher na ja, wobei ich vor allem die erste Hälfte der Folge abseits einzelner amüsanter Momente noch recht mäßig fand. Angefangen von Harrys Gefühlen für Marayna über sein doch eher schräges und untypisches Hilfegesuch an Tuvok, mit diesen unerwünschten Gefühlen umzugehen, bis hin zum entbehrlichen Dreiecksverhältnis, war die erste Hälfte noch nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Wenn man dann mal das Mysterium rund um Marayna einführt, wird die Folge dann aber zunehmend interessanter, und die letzte Szene auf ihrem Schiff konnte mir dann sehr gut gefallen. An die Moriarty-Folgen aus TNG, denen ein ähnliches Konzept zugrunde lag, kommt "Das andere Ego" aber leider nicht heran.
Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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