Originaltitel: The Winds of Winter Episodennummer: 6x10 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 26. Juni 2016 Erstausstrahlung D: 27. Juni 2016 Drehbuch: David Benioff & D.B. Weiss Regie: Miguel Sapochnik Hauptdarsteller:
Peter Dinklage als Tyrion Lannister,
Nikolaj Coster-Waldau als Ser Jaime Lannister,
Lena Headey als Queen Cersei Lannister,
Kit Harington als King Jon Snow,
Emilia Clarke als Queen Daenerys Targaryen,
Natalie Dormer als Queen Margaery Tyrell,
Liam Cunningham als Ser Davos Seaworth,
Sophie Turner als Lady Sansa Stark,
Aidan Gillen als Lord Petyr Baelish,
Carice van Houten als Melisandre,
Nathalie Emmanuel als Missandei,
Indira Varma als Ellaria Sand,
Maisie Williams als Arya Stark,
Jonathan Pryce als the High Sparrow,
Conleth Hill als Varys,
Dean-Charles Chapman als King Tommen Baratheon,
Kristofer Hivju als Tormund Giantsbane,
John Bradley als Samwell Tarly,
Isaac Hempstead-Wright als Bran Stark,
Jerome Flynn als Ser Bronn,
Alfie Allen als Prince Theon Greyjoy,
Michiel Huisman als Daario Naharis,
Hannah Murray als Gilly.
Gastdarsteller:
Diana Rigg als Lady Olenna Tyrell,
David Bradley als Lord Walder Frey,
Julian Glover als Grand Maester Pycelle,
Anton Lesser als Qyburn,
Joseph Mawle als Benjen Stark,
Finn Jones als Ser Loras Tyrell,
Ian Gelder als Ser Kevan Lannister,
Roger Ashton-Griffiths als Lord Mace Tyrell,
Jacob Anderson als Grey Worm,
Gemma Whelan als Princess Yara Greyjoy,
Ellie Kendrick als Meera Reed,
Eugene Simon als Lancel,
Keisha Castle-Hughes als Obara Sand,
Rosabell Laurenti Sellers als Tyene Sand,
Jessica Henwick als Nymeria Sand,
Rupert Vansittart als Lord Yohn Royce,
Tim McInnerny als Lord Robett Glover,
Hafþór Júlíus Björnsson als Ser Gregor Clegane,
Hannah Waddingham als Septa Unella,
Daniel Tuite als Lothar Frey,
Tim Plester als Ser Walder Rivers,
Robert Aramayo als Lord Eddard Stark,
Aisling Franciosi als Lady Lyanna Stark,
Frank Hvam als Citadel maester,
Bella Ramsey als Lady Lyanna Mormont u.a.
Kurzinhalt:
In King's Landing ist alles für den Prozess gegen Loras Tyrell und Cersei Lannister bereit – einzig die Königinmutter fehlt noch. Trotz ihrer Abwesenheit beginnen die High Septons aber schon mit Loras' Verhandlung, der sich all der ihm vorgeworfenen Handlungen schuldig bekennt. Währenddessen nimmt im Untergrund der Stadt Cerseis bitterer Racheplan seinen Lauf. In den Twins stoßen Walder Frey und Jaime Lannister auf ihre Allianz an. In Dorne führen die Ereignisse in King's Landing zu einem Bündnis von gleich drei großen Mächten gegen die Lannisters. Sam und Gilly erreichen Oldtown, wo dieser in der großen Bibliothek der Stadt als Maester arbeiten soll. Über der Mauer erfüllt Bran zum ersten Mal seine Funktion als dreiäugiger Rabe, und springt neuerlich in die Vergangenheit, wo er Zeuge von Jon Snows Geburt wird. Dieser wiederum wird in Winterfell nach dem Sieg gegen Ramsay Bolton zum König des Nordens erklärt. Auch in King's Landing wird eine neue Herrscherin gekrönt. Und in Meereen begeben sich Daenerys Truppen endlich auf ihre Schiffe, um Richtung Westeros zu segeln…
Zitate:
"This pains me, my lord. Whatever your faults, you do not deserve to die alone in such a cold, dark place. But sometimes before we can usher in the new, the old must be put to rest."
(Qyburn zu Pycelle, kurz bevor die Kinder an ihm Rache nehmen.)
"You didn't do it because you cared about my atonement. You did it because it felt good. I understand. I do things because they feel good. I drink because it feels good. I killed my husband because it felt good to be rid of him. I fuck my brother because it feels good to feel him inside me."
(Cersei rächt sich an Septa Unella.)
"You'll get that throne you want so badly, I'm sure of it. I hope it brings you happiness."
(Ein verbitterter Daario Naharis beim Abschied von Daenerys.)
"Are you afraid? Good. You're in the great game now. And the great game's terrifying. The only people who aren't afraid of failure are madmen like your father."
(Tyrions warnende Worte an Daenerys.)
"Winter is here."
(Ich glaube, wir kennen nun den Slogan fürs nächstjährige Poster.)
Vorwort:
Ich möchte mich vorab für die Länge dieses Reviews entschuldigen; aber mal ganz abgesehen davon, dass in dieser Folge wirklich ungemein viel Besprechenswertes los war, verlangen besondere Leistungen nun mal nach besonderer Anerkennung. Wem es zu viel Text ist, der kann sich auch einfach 'ne Viertelstunde lang dieses GIF anschauen. Das dürfte in etwa aufs Gleiche hinauskommen.
Review:
Bravo. Ich muss gestehen, mit so etwas hätte ich nicht gerechnet. Die sechste Staffel war insgesamt ein bisschen durchwachsen – aber der Abschluss holt sich meine zweite Höchstwertung der Serie (die erste gab's für "Schwarzwasser", und ich schließe nicht aus, dass ich bei meiner Zweitsichtung, die ich zwischen den Staffeln 7 und 8 anstrebe, da und dort nochmal aufwerten werde). Und auch wenn es danach ebenfalls noch einige Höhepunkte gab und die Episode insgesamt großartig war, ist dies zu einem wesentlichen Teil auf den grandiosen Einstieg zurückzuführen. "Game of Thrones" hatte ja schon viele fantastische Sequenzen, sei es die Red Wedding, oder die Schlacht von Hartheim. Aber wie hier Cerseis Rache inszeniert wurde, war absolut meisterlich. Vom Drehbuch, dass zwischen ihrem kalten Blick vom Turm aus zuerst mit diversen Vorbereitungen, sowie später dann dem Prozess an sich und die parallel dazu verlaufende Umsetzung von Cerseis Plan hin- und herwechselt, über die Kameraarbeit, den Schnitt, und vor allem natürlich auch Ramin Djawadis Musik. Sein Soundtrack zu "Game of Thrones" zählt ja generell zum absolut Besten, dass uns das Fernsehen bisher beschert hat. Aber mit diesem neuen traurig-melancholischen Thema, dass mit dem Piano einen starken musikalischen Bruch darstellte, und andererseits Ansätze des Hauptthemas beinhaltete, hat er sich in meinen Ohren selbst übertroffen.
Es war aber eben nicht nur seine Musik; die ganze Sequenz war absolut phantastisch, und zählt für mich zu den besten Szenen, die uns die TV-Unterhaltung bislang beschert hat. Einfach nur Wow. Wenn es an den ersten 10-15 Minuten überhaupt einen Kritikpunkt gibt, dann ist es der Tod von Margaery, um die es mir sehr leid getan hat. Weniger um die Figur an sich, als mir die Macher über die sechste Staffel hinweg anzudeuten schienen, dass sie mit ihr noch nicht fertig sind. Man schien die ganze Zeit einen großen Masterplan von ihr vorzubereiten, was ihr Duell mit dem High Sparrow betrifft – doch Cersei kam ihr letztendlich zuvor. Ich vermute mal, dass sie all dies ganz bewusst so gemacht haben, da ich eben deshalb mit ihrem Tod in dieser Folge nicht gerechnet habe. Aber ein ganz kleiner bitterer Nachgeschmack bleibt, dass auf all diese Andeutungen und Vorbereitungen nun kein richtiger Abschluss mehr folgen wird – ihr kurzer Moment mit dem Sparrow hier war mir dafür jedenfalls zu wenig. Letztendlich ist es aber auch insofern passend, als sich Margaery damit nur in die Riege von Figuren einreiht, deren Pläne nicht aufgehen, und die noch ehe sie diese umsetzen konnten den Tod erleiden. Und im echten Leben kommt der Tod nun mal manchmal auch überraschend, aus dem Nichts, und reißt Leute, die mitten im Leben standen und noch so viel vor hatten, aus eben diesem. Insofern, nachdem ich ausreichend Zeit hatte, diese Wendung zu verdauen: Passt schon so. Zumal ihre letzten Momente wirklich phantastisch gemacht waren. Wie so oft war Margaery auch am Ende scheinbar die klügste Figur im Raum – geholfen hat es ihr jedoch letztendlich nichts, einfach, da sie zu machtlos war, um etwas an ihrer Situation oder der anderen mit ihr gefangenen zu ändern. Letztendlich wurde sie, so wie jeder andere, ein Opfer des Hochmuts des High Sparrows.
Doch auch wenn Cerseis Pläne voll und ganz aufgehen, und sie sich somit als willkommene Nebenwirkung auch gleich ihrer königlichen Konkurrentin entledigt – eine Auswirkung hatte sie so zweifellos nicht beabsichtigt. Denn in einer ungemein eindringlichen Szene, die mir wirklich unter die Haut ging (und im Gegensatz zu Cerseis Plan, wo man schon ahnen konnte, dass dies für die Anwesenden in der Krypta nicht gut ausgehen würde), nimmt Tommen seine Krone ab, steigt aufs Fensterbrett und stürzt sich in den Tod (was einige im Internet gleich dazu brachte, den Namen der Stadt, King's Landing, auf völlig neue Art und Weise zu interpretieren). Ein weiteres unschuldiges Opfer von Cerseis Rachegelüsten – und das Einzige, dass von ihr in dieser Form nicht geplant war, und ihr wohl auch nahe ging. Über die Gründe für seinen Selbstmord kann man zweifellos diskutieren. War es das Wissen um Margaerys Tod? Oder die Erkenntnis, zu welchen Taten seine Mutter fähig ist, um ihre Rache zu bekommen? Was auch immer letztendlich der ausschlaggebende Grund gewesen sein mag, es sorgte jedenfalls dafür, dass Cersei für ihre Rache einen hohen Preis zu zahlen hatte.
Am Ende wird sie – auch wenn sie keinen Rechtsanspruch darauf hat – zur Königin der Seven Kingdoms gekrönt. Und auch wenn ich davon ausgehe, dass sie nicht allzu lange auf dem Eisernen Thron sitzen wird (man erinnere sich nur an die Prophezeiung der Hexe, nachdem all ihre Kinder vor ihr sterben und sie daraufhin zwar Königin werden, jedoch schon bald von einer jüngeren und schöneren Frau auf dem Thron abgelöst wird; das schreit ja fast nach Dany!) und ich schon sehr gespannt bin, ob Jaime ihr treu ergeben sein oder sich vielmehr sein Schicksal wiederholen wird, so denke ich doch, dass diese Entwicklung auf kurze Sicht nichts Gutes verheißt. Denn nun, da sie all ihre Kinder verloren hat, scheint es mir durchaus wahrscheinlich, dass sie zusammen mit ihnen auch den letzten Rest an Menschlichkeit eingebüßt hat. Wird sie das Volk Büßen und Leiden lassen? Könnte sie gar eine ähnlich schreckliche Herrscherin werden wie der Mad King? Mit ihrer Krönung – mit der die Serie wohl unweigerlich auf ein Duell zwischen ihr und Daenerys zusteuern dürfte – sorgt man jedenfalls für eine ungemein vielversprechende Ausgangssituation für die nächste Staffel. Damit aber genug über King's Landing, vollziehen wir einen Schauplatzwechsel nach Oldtown (das auf mich wie das Westeros-Äquivalent von Gondor wirkte). Es ist das erste Mal, dass wir diese Stadt besuchen, und auch wenn man von "Game of Thrones" beeindruckende Landschaften und Orte gewohnt ist, erwiesen sich die betreffenden Szenen bei mir durchaus als Augenöffner. Zuerst schon die wunderschöne weiße Stadt mit ihrer Zitadelle, und dann natürlich (nach einer der wenigen witzig-auflockernden Einlagen der Episode, rund um den dort regierenden Amtsschimmel) vor allem die riesige Bibliothek, die nicht nur Sam den Mund offen stehen ließ. Besonders interessant fand ich auch die Kronleuchter, die an die seltsamen kreisförmigen Dinger aus dem Intro erinnern (ob das schon immer so geplant war, oder es sich hier vielmehr um einen spontanen Einfall von Benioff und Weiss handelt?). Jedenfalls darf man davon ausgehen, dass er dort wichtige Hinweise finden wird, wie man den Night King bekämpfen kann. Und vielleicht finden sich dort ja auch Aufzeichnungen über die Herkunft einer gewissen Person?
Bevor wir zu dieser kommen, wenden wir uns aber zuerst den Ereignissen bei den Twins zu. Dort erfreut sich Walder Frey zuerst an der Gesellschaft von Jaime, der aber wiederum offensichtlich mit seiner Aussage, sie wären beide Kingslayer und somit quasi ident, wenig Freude hat. Es ist ja auch wirklich wie verhext: Den Mad King zu ermorden, um zu verhindern, dass dieser ganz King's Landing niederbrennt und alle Bewohner tötet, war die wohl ehrenvollste Tat, die er je begangen hat – und doch verfolgt sie ihn, ist genau dies der Fleck seiner Schande, den er nicht und nicht ablegen kann. Und nun vergleicht Frey seine feige Ermordung von Robb Stark, bei der er noch dazu das Hausrecht gebrochen hat, mit Jaimes Verzweiflungstat. Das muss schon schmerzen. Jedoch nicht so sehr, wie seine eigenen Brüder in einem Fleischstrudel serviert zu bekommen, ehe einem die Kehle aufgeschlitzt wird. Ich muss gestehen, dass mir die "Kellnerin" ja schon beim Fest aufgefallen ist – aber dass es sich dabei um Arya handeln könnte, hätte ich nie vermutet. Ja nicht mal, als sie ihm das Messer an die Kehle gehalten hat. Ich war echt völlig baff, als sie sich das Gesicht vom, nun, Gesicht gerissen hat – obwohl ich es wohl eigentlich hätte kommen sehen MÜSSEN. Jedenfalls war das ein sehr befriedigender Moment. Nach Meryn Trant hat sich Arya also nun eines weiteren Namens auf ihrer Liste eigenhändig entledigt. Bleibt eigentlich nur mehr Cersei, oder? Irgendwie fürchte ich aber, diese Konfrontation könnte für sie weniger gut ausgehen.
In Meereen muss Daenerys indes ebenfalls einen Preis für ihre Bemühungen, den Thron zu ersteigen, zahlen, als sie Daario zurücklässt, um in ihrer Abwesenheit über die Stadt zu wachen. Während mich diese Szene – so wie Dany – emotional eher kalt gelassen hat, gab es kurz darauf beim Gespräch zwischen ihr und Tyrion für mich einen der bewegendsten Momente der Staffel; auch wenn ich selbst nicht genau erklären kann, was genau mich daran so berührt hat. Aber wie sich Daenerys, Mutter der Drachen, vor Tyrion hinkniet und ihn mit einer Anstecknadel offiziell zu ihrer rechten Hand beruft, fand ich sehr ergreifend. Tyrion ist nun mal eine meiner Lieblingsfiguren, und diese Art der Wertschätzung wärmte einfach mein Herz. Zumal der Moment von den beiden, insbesondere natürlich Peter Dinklage, phantastisch gespielt war, und auch Ramin Djawadis Musik die Emotionalität der Szene wieder unterstrich. Gänsehaut! Sehr interessant ist zweifellos auch das Bündnis zwischen Daenerys, den Sandschwestern sowie den Tyrells (wo man Diana Rigg eine weitere phantastische Szene geschenkt hat; wenn es auch nett gewesen wäre, ihre unmittelbare Reaktion auf die Neuigkeit des Todes ihrer Enkeltochter mitzuerleben). Zusammen mit Theon und Yara Greyjoy – die ihren Anspruch auf den Thron der Eisenlande jedoch erst gegen ihren Onkel durchsetzen müssen – hat sie hier schon ein ganz ein nettes Bündnis zusammen (und im übrigen ist es schon interessant, wie viele Königreiche mittlerweile von Frauen regiert werden. Yara, Dany, Ellaria, Cersei… und vermutlich auch Olenna?). Jedenfalls ist es zweifellos sehr lobenswert und ungemein befriedigend, am Ende mitzuerleben, wie sie mit ihrer Flotte sowie natürlich den drei Drachen endlich Richtung Westeros aufbricht. Abseits von Tyrion und Varys war ihr Handlungsstrang bislang von den Ereignissen in Westeros fast gänzlich abgeschnitten. Nun endlich ihre ersten Szenen mit vielen etablierten Figuren zu erleben, und generell zu sehen, wie sich das Ganze rund um ihre Rückkehr nach Westeros entwickeln wird, ist etwas, auf das ich mich jetzt schon riesig freue.
Vor allem natürlich auf das Treffen mit einer bestimmten Person – die für mich eigentlich auch die logische Wahl für eine politische Allianz erscheint – freue ich mich dabei schon besonders: Jon Snow. Wie von mir schon erwartet und erhofft haben die Macher im Staffelfinale (und ich hatte übrigens auch recht damit, dass sie sich wenn schon nicht mit seiner Wiederbelebung so doch zumindest damit ebenso lange Zeit lassen würden) die Frage seiner Herkunft nun endlich wieder thematisiert, und dabei wohl die gängigen Theorien (Stichwort R+L=J) bestätigt. Auch wenn man seinen richtigen Namen nicht gehört hat, deutete doch vieles darauf hin, dass es sich bei ihm um den Sohn von Rhaegar Targaryen handelt. Auf jeden Fall ist er aber nicht, wie bislang von ihm und allen anderen (innerhalb der Serie) vermutet Neds Sohn, sondern vielmehr jener von Lyanna (deren Beziehung zu Rhaegar ev. auch freiwilliger war, als man uns dies bislang glauben machen wollte). Man darf jedenfalls davon ausgehen, dass Jon Snow über kurz oder lang auf irgendeine Art und Weise (Bran? Sam?) die Wahrheit über seine Herkunft erfahren wird – und was dann passiert, auf das bin ich wirklich schon gespannt.
Wie übrigens auch, was den weiteren Verlauf in Winterfell betrifft. Denn neben der (halben) Antwort nach Jon Snows Herkunft wurde dort auch eine andere langjährige Frage beantwortet: Was genau will Littlefinger eigentlich? In einem für ihn ungewöhnlich offenen Moment (wobei ich mir noch nicht 100%ig sicher bin, ob er hier wirklich die reine Wahrheit gesagt hat, oder es ihm nicht vielmehr in erster Linie darum ging, sie zu manipulieren) sagt er Sansa geradeheraus, was er will: Den Eisernen Thron, mit ihr an seiner Seite. Zwar lehnt sie sein Angebot vorerst dankend ab, aber noch bin ich unschlüssig, ob der Machthunger nicht doch noch die Oberhand gewinnen wird. Erstmal trug sie jedenfalls die Tatsache, dass nicht sie zur Königin des Nordens ausgerufen wurde, mit Fassung. Interessant auch die Szene davor, wo sie sich bei Jon dafür entschuldigt, ihn nicht früher über die Reiter der Vale informiert zu haben. Wie in einem der Reviews zur sechsten Staffel erwähnt haben die Macher ja dadurch, dass die gesamte Staffel schon abgedreht ist bevor auch nur die erste Folge ausgestrahlt wurde, nicht die Möglichkeit, noch kurzfristig auf Kritik zu reagieren – und gerade daran, dass Sansa ihren Bruder diesbezüglich im Unklaren ließ (was die Opferzahlen seiner Armee deutlich in die Höhe getrieben hat), störten sich ja einige. Insofern war das wohl ein glücklicher Zufall, dass sie das zumindest in der nächsten Episode gleich thematisierten. Jedenfalls, um noch einmal auf seine zuvor bereits kurz angesprochene Krönung zu kommen: Das war zweifellos ein weiterer ganz großer Höhepunkt. Es war ungemein erhebend, zu sehen, wie sich die kleine Lady Mormont (Bella Ramsey hat sich jetzt schon in das Herz vieler Fans – meins eingeschlossen – gespielt) als eine seiner wichtigsten Verbündeten herausstellt, und alle anderen darauf einschwört, Jon Snow zum König des Nordens zu krönen. Und das gerade ihm, dem Bastard. Ein absolut wundervoller Moment, dem einzig Littlefingers wenig erfreute Reaktion einen bitteren Beigeschmack verschaffte. Eben dies lässt mich auch vermuten, dass dieser Jon Snows ganz großer Gegner in der siebenten Staffel sein wird – und sein möglicherweise letztes Hindernis, ehe er endlich gegen den Night King in die Schlacht ziehen kann, um sein (vermeintliches) Schicksal zu erfüllen.
Zum Abschluss noch zwei ergänzende Gedanken: Die Szene, in der Davos Melisandre wegen Shireens Schicksal konfrontierte, ging friedlicher vonstatten als ich das im Vorfeld erwartet hatte. Auch dies war ein starker Moment, wo "Game of Thrones" eine der wesentlichen Stärken der Serie, nämlich den Handlungsaufbau über mehrere Staffeln hinweg, ausspielen konnte. Zumal auch hier eine Figur, in diesem Fall Melisandre, mit den Konsequenzen ihrer früheren Entscheidungen und Taten konfrontiert wurde (auch dies ist ein starkes Thema der Serie, und gerade auch wieder dieser Episode). Und zuletzt sei auch noch mein Eindruck erwähnt (wohl u.a. durch die Länge der Episode beeinflusst), dass die Macher mit dieser Episode "Die Rückkehr des Königs" nacheifern wollten, was die Anzahl der Enden betrifft. Sowohl die Rückblende zu Jon Snows Geburt, dessen Krönung, sowie auch die Kröning von Cersei, wären allesamt tolle, passende Endpunkte gewesen. Stattdessen schließt man wieder einmal mit Dany, und auch wenn das schon ein bisschen abgedroschen ist, passte es insofern, als die Überblendung von Cersei zu ihr deutlich machte, dass ihre Zeit auf dem Thron von vornherein begrenzt erscheint. Jedenfalls: Mit ähnlich viel freudig-gespannter Erwartung habe ich einer "Game of Thrones"-Staffel schon lange nicht mehr entgegengefiebert!
Fazit:
Spätestens mit der großartigen letzten Folge ist es der sechsten Staffel von "Game of Thrones" geglückt, zumindest meine Bedenken hinsichtlich der ersten Season ohne GRRM-Vorlage zu zerstreuen. Nach einem noch etwas gemächlichen Beginn kam gerade auch in den letzten Episoden wieder zunehmend Schwung in die Handlung hinein, und insgesamt stehen die Figuren eigentlich allesamt am Ende ganz wo anders, als noch zu Beginn der Staffel. Man merkt zudem, wie sich die Handlungsstränge zunehmend verdichten, und dass alles langsam aber sicher auf das – hoffentlich große – Finale zusteuert. Vor allem auch mit "Die Winde des Winters" machte man einen riesigen Schritt in diese Richtung. Cersei schaltet in einer meisterlich inszenierten Sequenz, die ich für eine der Bestleistungen aus der TV-Unterhaltung halte, ihre Gegner aus, wobei sie auch den Tod zahlreicher unschuldiger Zivilisten in Kauf nimmt – jedoch mit dem Selbstmord ihres Sohnes auch einen Preis für ihre Rache zahlen muss. Dafür krönt sie sich am Ende kurzerhand zur Königin, und auch wenn ihre Herrschaft nur von kurzer Dauer sein könnte dräut zumindest mir davor, was den Bewohnern von King's Landing bzw. Westeros während dieser blühen konnte. In Winterfell wird indes Jon Snow zum König des Nordens gekrönt, während sich Lord Baelish zum vermeintlich ersten Mal was seine Ambitionen betrifft in die Karten schauen lässt. Arya rächt sich in einer weiteren phantastischen Szene an Walder Frey, Daenerys sorgt mit ihrer Ernennung für Tyrion zur Hand der Königin für einen der berührendsten und erhebendsten Momente der Folge, in Brans Vision wird die Frage nach Jon Snows Herkunft nun endlich (fast) geklärt, und am Ende segelt die neuerdings mit Ellaria Sand und Olenna Tyrell verbündete Daenerys mit ihrer Armee unaufhaltsam gen Westeros, um ihr Erbrecht einzufordern. Das Spiel der Throne scheint nun also endgültig in die entscheidende Phase zu treten – und ich für meinen Teil kann die Rückkehr der Serie jetzt schon nicht mehr erwarten.