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Warcraft: The Beginning Drucken E-Mail
Duncan Jones' beherzte Videospiel-Verfilmung Kategorie: Filme - Autor: Tu Bacco - Datum: Dienstag, 21 Juni 2016
 
 
Warcraft
Originaltitel: Warcraft: The Beginning
Produktionsland/jahr: USA 2016
Bewertung:
Studio/Verleih: Blizzard Entertainment/Universal Pictures
Regie: Duncan Jones
Produzenten: U.a. Stuart Fenegan, Alex Gartner, Jon Jashni, Charles Roven & Thomas Tull
Drehbuch: Duncan Jones & Charles Leavitt
Filmmusik: Ramin Djawadi
Kamera: Simon Duggan
Schnitt: Paul Hirsch
Genre: Fantasy
Kinostart Deutschland: 26. Mai 2016
Kinostart USA: 10. Juni 2016
Laufzeit: 123 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Travis Fimmel, Paula Patton, Toby Kebbell, Ben Foster, Dominic Cooper, Ben Schnetzer, Robert Kazinsky, Clancy Brown, Daniel Wu, Ruth Negga u.a.


Kurzinhalt: Unter ihrem Zaubermeisten Gul'dan haben die Orks ihre Welt ausgebeutet und zum Tod verdammt. Nun öffnet ihnen dieser ein Portal, und bringt die Horde in die Welt der Menschen. Dort wird man sich zuerst im Königreich Stormwind der Gefahr gewahr. König Wrynn schickt seinen treuesten Ritter und Gefährten, Anduin Lothar, zum Wächter Medivh, der als Zauberer für den Schutz des Königreichs verantwortlich ist. Schon bald scheint es jedoch, als sei er der Magie der Orks nicht gewachsen. Die letzten Hoffnungen der Menschen, ihre Welt zu retten, ruhen nun auf einigen abtrünnigen Orks, angeführt von Durotan, die mit ihrem Anführer und dem von ihm eingeschlagenen Weg nicht einverstanden sind. Zusammen mit den Menschen hoffen sie, ihn stürzen zu können, ehe das Portal geöffnet wird, um auch die restliche Ork-Bevölkerung in die Welt der Menschen zu holen. Doch sie werden alle verraten…

Review: Szenenbild. Der Kinobesuch von "Warcraft" war für mich vor allem ein Nostalgietrip zurück in meine Kindheit. Ich hatte Ende 1996 gerade meinen ersten PC bekommen und das Echtzeitstrategiespiel "Warcraft: Orcs & Humans" der Spieleschmiede Blizzard Entertainment war dann auch das erste Computerspiel, mit welchem ich mich nicht nur intensiv beschäftigt habe, sondern auch der Titel, der mich als Videospieler für die nächsten Jahre maßgeblich geprägt hat (Sorry, Command & Conquer!). Nach dem exzellenten "Warcraft 3: Reign of Chaos" und der tollen Erweiterung "The Frozen Throne" hat die Reihe aber ihre Echtzeitstrategiewurzeln mit dem Onlinerollenspiel "World of Warcraft" hinter sich gelassen. Als das Massenphänomen WoW 2004 geboren wurde, hatte ich aber leider schon den Anschluss an die Reihe verloren. Nun, rund 12 Jahre später, ist Warcraft als Kinoblockbuster zurück und "Moon"-Regisseur Duncan Jones hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mit "Warcraft: The Beginning" die erste wirklich gelungene Videospielverfilmung abzuliefern und mit dem Film gleichzeitig auch das Fundament für eine ganze Reihe von möglichen Warcraft-Filmen zu legen, damit es nicht bei dem titelgebenden "The Beginning" bleibt. Dem fertigen Film merkt man zwar das in das Projekt gesteckte Herzblut der Macher und deren Begeisterung für das Warcraft-Universum an fast jeder Stelle an, "Warcraft: The Beginning" ist aber auch ein Beispiel dafür, warum gute Filme mit Videospielhintergrund weiterhin Mangelware sind und das wohl vorerst auch noch bleiben.

"Warcraft: The Beginning" folgt grob der Rahmenhandlung von "Warcraft: Orcs & Humans". Da diese sich aber im Spiel auf die Missionsbesprechungen und ein paar Absätze im Handbuch beschränkt und man sonst im Spiel überwiegend damit beschäftigt ist, seine Armeen aus der Vogelperspektive auf einer Karte zu verschieben um mit diesen letztendlich alle gegnerischen Einheiten und Gebäude zu vernichten, mussten die Autoren auf die Inhalte des Warcraft-Romans "Der letzte Wächter" von Jeff Grubb ausweichen, welcher die Handlung des Spiels vertieft und ausführlicher darstellt. Dabei hält sich der Film nicht lange mit Erklärungen auf, sondern wirft den Zuschauer in die Handlung. Bereits in den ersten 10 Minuten, in denen das muskelbepackte Kriegervolk der Orks unter der Führung des finsteren Hexenmeisters Gul’dan durch ein magisches Portal ihre sterbende Heimat verlassen und eine Invasion auf das friedliche Menschenreich Azeroth starten, treten gut ein halbes Dutzend wichtige Figuren auf, bevor der ganze Spaß anschließend auf der Menschenseite wiederholt wird. Der erratische Schauplatzwechsel im Minutentakt tut sein Übriges, um den Eindruck entstehen zu lassen, dass eine Entschlackung der Handlung oder zumindest ein ausführlicher Prolog im Stil von "Herr der Ringe" dem Film gut getan hätte. So aber bewegen sich die Figuren, noch ehe man sie als Zuschauer richtig einschätzen kann, insbesondere in der ersten Filmhälfte ohne großen Mehrwert für die Geschichte oft lediglich von Schauplatz zu Schauplatz.

Szenenbild. Ich rechne es den Drehbuchautoren Duncan Jones und Charles Leavitt hoch an, beide Seiten des Konflikts in gleichermaßen beleuchten zu wollen und die Parteien nicht einfach in ein simples Gut-Böse-Schema zu stecken, sonderlich Tiefe können Handlung und Figuren trotzdem nicht entwickeln. Zugegeben, nach dem teils unnötigen Hin und Her am Anfang steigert sich der Film mit dem Aufeinandertreffen der Protagonisten der Orks und der Menschen in der Schlucht und vor allem in der zweiten Filmhälfte gibt es durchaus ein paar kleinere Aha-Momente, aber selbst wenn zum Ende hin das gewaltigste Spektakel tobt, hat mich das Schicksal der meisten Figuren ziemlich kalt und an einigen entscheidenden Stellen die Dramaturgie zu wünschen übrig gelassen. Wenn König Llane und die Halborksklavin Garona im Schlachtengetümmel gefühlt minutenlang Zeit haben, über das zu reden, was getan werden muss, anstatt sich dies organisch aus der bisherigen Handlung ergibt, dann wirkt das schon etwas unbeholfen in Szene gesetzt. Davon abgesehen können sich die Scharmützel mit den Orks und auch die Endschlacht sehen lassen. Jones geht anfangs mit viel Zurückhaltung an die Konfrontationen heran und zeigt zu Beginn ohnehin nur die Folgen der Orküberfälle, lockert die Zügel aber schrittweise im Laufe des Films, sodass es in diesem Punkt nicht zu Abnutzungserscheinungen kommt. Wenn dann aber Menschen auf knapp 3 Meter großen Muskelberge treffen scheppert es gewaltig. Da werden Rüstungen mit riesigen Kriegshämmern eingedrückt, Köpfe abgehackt oder gar mit Pferden geworfen. So macht das Spaß! Der Stärkeunterschied zwischen den beiden Rassen ist jederzeit sichtbar und die Menschen müssen sich auf ihre Agilität und ihre technologische Überlegenheit (Schusswaffen) oder ihre Magier verlassen, um überhaupt eine Chance gegen die Orks zu haben.

Technisch ist "Warcraft" ein zweischneidiges Schwert. Während die meisten Orks aus dem Computer eine Augenweide sind und mir bei den ruhigen Szenen aufgrund der Detailverliebtheit und des überzeugenden Performance Capture-Verfahrens das ein oder andere Mal die Kinnlade heruntergeklappt ist, beißt sich der Look der Vorlage mit den Realschauspielern und der doch oft künstlich aussehenden Szenerie. Selbst wenn diese nicht aus dem Rechner stammt, sehen die menschlichen Figuren oft wie ein Fremdkörper und in die Umgebung hineingeklebt aus. Auch die Kostüme verströmen den billigen Plastiklook eines Fanfilms. Ben Schnetzer als junger Magier Khadgar könnte glatt einem LARP entsprungen sein. Paula Patton versucht unter dem grünen Makeup ihr Möglichstes um ihrer Figur Menschlichkeit zu verleihen, das Orkgebiss lässt ihr aber oft genug den Speichel im Mund zusammenlaufen. Das Performance Capture wie beim Rest der Orks wäre die sinnvollere Wahl für die Halborkfrau Garona gewesen. Der Rest der Darsteller der menschlichen Figuren bleibt überwiegend blass. Travis Fimmel spult seinen Ragnar Lothbrok aus "Vikings" hier als König Llanes Heerführer Anduin Lothar herunter. Besser sieht es bei den Orks aus. Sowohl Toby Kebbell als nobler Kriegshäuptling Durotan als auch Daniel Wu als der wunderbar fiese Hexenmeister Gul’dan verleihen ihren Figuren die nötige Ausdruckskraft.

Fazit: Szenenbild. "Warcraft: The Beginning" ist ein Film von Warcraft-Fans für Warcraft-Fans. Wer nicht von Anfang an von den wuchtigen Orks umgehauen wird, wird das Phänomen Warcraft als Außenstehender nur schwer nachvollziehen können und in der Verfilmung nur selten mehr als einen bunten Flickenteppich aus Fantasyklischees und irritierenden Szenen sehen. Ein Director’s Cut oder eine Extended Edition kann zwar die teils unzureichende Exposition und ein paar Versäumnisse im Worldbuilding nachholen, nicht aber das eigentliche Problem: So gut die Spiele der Vorlage auch sind, ihre Geschichten reichen auch in ihren besten Momenten kaum an die Qualitäten eines mittelmäßigen Fantasyromans oder –films heran. Es ist der Spieler, der durch seine Handlungen und Entscheidungen im Spiel mehr aus diesen Geschichten macht. Duncan Jones "Warcraft: The Beginning" ist zwar ein ehrlicher und aus Fansicht auch ehrbarer Versuch, aber auch Jones schafft es meiner Meinung nach nicht, dieses "Mehr" aus der Vorlage auf die Leinwand zu transportieren.

Wertung:5 von 10 Punkten
Tu Bacco


(Bilder © 2016 Universal Pictures)


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