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Discworld: A Hat Full of Sky Drucken E-Mail
Ein Schwärmer hat es auf Tiffany abgesehen Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 18 Juni 2016
 
Titel: "Discworld: A Hat Full of Sky"
Deutscher Titel: "Ein Hut voller Sterne"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 333 Seiten
Verlag: Doubleday
Veröffentlicht: 29. April 2004
ISBN: 978-0-552-55144-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Etwa zwei Jahre nachdem sie die Feenkönigin besiegt hat, soll Tiffany Achings Ausbildung zur Hexe so richtig beginnen. Dafür hat Miss Tick, die Hexe des Nachbarorts, eine Lehre bei Miss Level arrangiert. Miss Level verfügt über zwei Körper, die sich beide einen Geist teilen, und verbringt ihre Zeit in erster Linie damit, alten Menschen beizustehen und sich um eher belanglose Angelegenheiten zu kümmern. Tiffany ist deshalb ein bisschen enttäuscht – das soll Hexerei sein? Eben dieses Gefühl macht sich ein sogenannter Schwärmer zunutze, der die finsteren Triebe von Menschen – und Tieren – die er befällt verstärkt, und die schlimmsten Gedanken und düstersten Wünsche in den Vordergrund drängt. Nachdem Tiffany ein paar junge Hexen kennengelernt hat, darunter die arrogante Annagramma, sowie die schüchterne Petulia, ist es dann schließlich soweit. Als sie ihren Körper wieder einmal verlässt, um sich selbst zu betrachten, ergreift er von ihr Besitz. Nun ist sie neben ihrer eigenen Stärke auch auf die Hilfe ihrer Freunde, den Nac Mac Feegles, sowie der wohl größten Hexe der Scheibenwelt, Granny Weatherwax, angewiesen, um den Schwärmer wieder zu vertreiben…

Review: Ok, lasst mich gleich die zwei – marginalen – Kritikpunkte vorwegschicken: Ich persönlich bräuchte die Nac Mac Feegles insofern nicht, als ich ihre Textstellen nach wie vor sehr schwer zu lesen finde (wobei es aufgrund ihres kleineren Auftritts hier nicht mehr so schlimm war wie bei "The Wee Free Men"). Und am Ende hätte ich es denke ich doch vorgezogen, wenn Tiffany ihren Weg aus dem Reich des Todes allein gefunden und somit die Aufgabe auch wirklich allein und ohne fremde Hilfe bewältigt hätte. Aber davon abgesehen war "A Hat Full of Sky" einfach nur wundervoll, und einer der besten "Scheibenwelt"-Romane (und Kinderbücher), die ich bislang gelesen habe (und langsam aber sicher nähere ich mich diesbezüglich ja dem Endspurt). Nun war ich zwar zugegebenermaßen nie ein junges Mädchen, und kann somit nur von einer jungen Person generell sprechen, aber meines Erachtens gelingt es Terry Pratchett grandios, sich in eine solche hineinzuversetzen, und so manche die Konflikte, die am Rande der Pubertät wohl alle von uns mehr oder weniger plagen, in den Vordergrund zu bringen. Tiffanys Unsicherheit, ihre Wünsche und Bedürfnisse, die Unzufriedenheit mit der Ausbildung, das Streben nach etwas höherem und besserem, Freund- und Bekanntschaften mit anderen Jugendlichen… all dies findet sich hier – wenn auch teilweise auch verzerrt- bzw. überhöhte Art und Weise – wieder.

Was mir dabei mit am besten gefallen hat ist, dass der Gegner, dem sich Tiffany diesmal stellen muss, nur bedingt von außen kommt. Ja, natürlich ist der Schwärmer eine phantastische, erfundene Kreatur, die von Tiffany Besitz ergreift. Jedoch kann und darf dieser sehr wohl als Analogie verstanden werden. Sei es auf neue Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse, die in der Pubertät über uns Herfallen, oder auch allgemeine Triebe und Sehnsüchte, wie das Streben nach Erfolg usw. Was ja auch alles grundsätzlich nichts Schlechtes ist – so lange man sie in Schach hält. Viele große Errungenschaften und große Leistungen der Menschheitsgeschichte sind auf Zielstrebigkeit zurückzuführen. Was Pratchett hier anprangert bzw. als mahnendes Beispiel anführt, ist vielmehr der unkontrollierte Ehrgeiz ohne jeglichen moralischen Kompass, dem kein Preis zu hoch ist, um die eigenen Ziele zu erreichen. Jedenfalls fand ich diesen Aspekt des Romans einfach nur phantastisch. Wie der Schwärmer die düstersten Gedanken und Wünsche, die man sich sonst oftmals selbst nicht so recht eingestehen mag, in den Vordergrund bringt, sie quasi befreit. Und das Beste an der Sache ist, dass sich am Ende herausstellt, dass selbst der Schwärmer nicht im klassischen Sinne "Böse" ist, sondern eigentlich Angst hat, und dies nur macht, um sich in anderen Wesen verstecken zu können. Weitaus klügere Menschen als ich könnten über mögliche (psychologische) Interpretationen dieses Romans wohl ganze Bücher schreiben! Das war jedenfalls absolut faszinierend.

Aber auch davon abgesehen hat mir "A Hat Full of Sky" sehr gut gefallen. Wie für Pratchett üblich hatten es mir dabei vor allem auch die Figuren wieder angetan. Seien es die altbekannten bzw. bereits etablierten, wie Tiffany Aching (die ich nach wie vor für eine absolut phantastische Hauptprotagonistin halte) und Granny Weatherwax, oder auch die wieder einmal großartig erdachten neuen Figuren, wie Miss Level, oder auch die jungen Hexen, die Tiffany kennenlernt. Keine Ahnung, wie es Pratchett immer wieder schafft, neue interessante Figuren, die sich deutlich von den bisher bekannten unterscheiden, aus dem Hut zu zaubern, aber ich finde diese Leistung von Buch zu Buch beeindruckender. Nicht minder hervorstechend ist natürlich sein wieder einmal vor Humor nur so strotzender Schreibstil. Ein bisschen vermisse ich zwar die Erzähler-Kommentare aus früh(er)en Scheibenwelt-Romanen, aber die Gedanken, Dialoge usw. waren wieder sehr gewitzt und unterhaltsam geschrieben. Und auch die Story selbst konnte mir sehr gut gefallen, angefangen von Tiffanys Abschied, über ihren Kampf mit dem Schwärmer (wobei es mir insbesondere jene Stelle angetan hatte, wo sie sich beim alten Mann dafür entschuldigt, sein Geld gestohlen zu haben; auch das war wieder eine jener Stellen, wo sich wohl viele wiederfinden werden – oder gibt es etwa einen unter uns, der in seiner Jugend keinen Blödsinn angestellt hat, der ihm anschließend leid tat?) bis hin zum Hexen-Wettbewerb am Ende. Und auch der Abschluss, mit Tiffanys Besuch bei Granny (sowie generell ihrer ganz eigenen und eigenartigen Beziehung zueinander) sowie dem titelspendenden Hut voller Sterne, war wunderbar.

Fazit: Ich finde gar nicht genug lobende Worte für diesen Roman. Von den Figuren über die Handlung bis hin zum Schreibstil war "A Hat Full of Sky" einfach nur phantastisch und absolut wundervoll. Vor allem das Konzept rund um den Schwärmer hatte es mir dabei angetan. Generell lässt sich die Geschichte teilweise vielfältig interpretieren und als Analogie auf die Pubertät uvm. Verstehen. U.a. auch deshalb, sowie aufgrund von zahlreicher Momente, die mich an mein eigenes, jüngeres ich erinnerten, war ich von "A Hat Full of Sky" absolut fasziniert. Selbst der neuerliche Auftritt der Nac Mac Feegles, den ich persönlich nicht unbedingt gebraucht hätte, und deren Szenen ich aufgrund ihres starken (geschriebenen) Akzents wieder mal schwer zu lesen fand, konnte da nichts mehr ausrichten. Für mich ist "A Hat Full of Sky" ganz klar einer der besten "Scheibenwelt"-Romane und zugleich eines der besten Kinderbücher, die ich bislang in meinem Leben gelesen habe.

Bewertung: 5/5 Punkten
Christian Siegel






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