Originaltitel: Defiant Episodennummer: 3x09 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 21. November 1994 Erstausstrahlung D: 24. Februar 1996 Drehbuch: Ronald D. Moore Regie: Cliff Bole Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Commander Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Jonathan Frakes als Thomas Riker,
Marc Alaimo als Gul Dukat,
Tricia O'Neil als Korinas,
Shannon Cochran als Kalita,
Robert Kerbeck als Cardassian soldier,
Michael Canavan als Tamal,
Majel Barrett als computer voice u.a.
Kurzinhalt:
Deep Space Nine erhält Besuch von William Riker, der beschlossen hat, der Station auf seinem Weg zu einem kleinen Urlaub auf Risa einen Besuch abzustatten. Von Major Kira lässt er sich sowohl die Raumstation an sich als insbesondere auch das neue Kampfschiff, die U.S.S. Defiant, zeigen. Als die beiden allein an Bord sind zückt er auf einmal einen Phaser, schaltet sie aus, und entführt das Schiff. Kurz darauf findet die Kommandocrew von DS9 heraus, dass sie nicht etwa von Will, sondern vielmehr von seinem Transporterunfall-Klon Tom Riker besucht wurden. Dieser hat sich vor kurzem dem Maquis angeschlossen und das Kommando über eine der Zellen übernommen. Damit ist eines der mächtigsten und stärksten Kriegsschiffe nun in der Hand von Terroristen. Gul Dukat ist über diese Neuigkeit – wenig überraschend – alles andere als erfreut. Um das cardassianische Zentralkommando zu besänftigen, erklärt sich Commander Sisko bereit, nach Cardassia Prime zu reisen und ihnen dabei zu helfen, die Defiant – die ja über Tarntechnologie verfügt – aufzuspüren. Währenddessen versucht Kira Tom davon zu überzeugen, dass er den falschen Weg eingeschlagen hat. Doch dieser ist von der Richtigkeit seiner Mission überzeugt…
Denkwürdige Zitate:"Are you telling me that one of the most heavily armed warships in this quadrant is now in the hands of Maquis terrorists?"
(Dukat ist über diese Neuigkeit verständlicherweise wenig erfreut.)
"Commander Sisko, you should be commended. I only wish we had someone with such keen tactical instincts who could have prevented this invasion of our territory."
(Die Agentin des obsidianischen Ordens lässt an Dukat kein gutes Haar.)
"Tough little ship."
(Will Riker beschreibt die Defiant in "Der erste Kontakt" mit ganz ähnlichen Worten.)
"When my son looks back on this day, the only thing he'll remember is that a Federation officer on a Federation ship invaded his home and kept his father away from him on his eleventh birthday. And he won't look back with understanding, he'll look back with hatred. And that's sad."
(Dukat zu Sisko, als sie nach einem Weg suchen, die Defiant aufzuspüren.)
"I guess we're different kinds of terrorists." "No, you're trying to be a hero. Terrorists don't get to be heroes."
(Eines der zahlreichen gelungenen Dialoge zwischen Tom und Kira in dieser Folge.)
"It's not the mission you're thinking about, is it, or even the colonists in the zone. This is about you, isn't it? You and that other Will Riker out there. The man with your face, your name, your career. You are looking for a way to set yourself apart. Some way to be different."
(Kira analysiert Toms Beweggründe.)
"Be a Starfleet officer one last time. Think of your crew. I know you want Tom Riker to go out in a blaze of glory that they'll talk about for the next ten years. Don't drag them along with you."
(Kira versucht Tom dazu zu überreden, aufzugeben.)
Review:
Es ist sicherlich eine der denkwürdigsten und beliebtesten Episoden der Serie: In "Defiant" liefern die Macher uns ein waschechtes, gelungenes Crossover zu "Next Generation" und präsentieren eine von Grundkonzept bis hin zur Ausführung praktisch makellose Folge. Schon allein die Idee dahinter finde ich großartig. Über den Auftritt von Will Riker hätte ich mich zwar auch gefreut, aber doch tatsächlich auf seinen Transporter-Klon Tom zurückzugreifen, verleiht "Defiant" gleich noch einmal zusätzlichen Reiz. Immerhin erfuhren wir in den TNG-Filmen ja, wie es Will in weiterer Folge ergangen ist. Von Tom hatten wir jedoch seit "Riker : 2 = ?" nichts mehr gehört – wohl nicht zuletzt, da die Macher von TNG gegenüber fortlaufenden Handlungen deutlich skeptischer waren als ihre DS9-Gegenstücke, und nicht direkt so direkt an frühere Ereignisse anknüpfte, die eine gewisse Vorkenntnis des Zuschauers voraussetzte. Insofern habe ich mich über das Wiedersehen mit Tom sehr gefreut. Wir bekamen so eine Idee davon, wie er sich seither weiterentwickelt hat – und auch die Tatsache, dass es ihn just zu Maquis verschlagen hat (wie z.B. auch schon Ro Laren, über deren Entscheidung Will ja alles andere als erfreut war; was er wohl zu seinem "Bruder" sagen würde?), hat mir sehr gut gefallen.
"Defiant" lebt jedoch nicht einfach nur von der Idee, halt Tom Riker auftreten zu lassen, sondern macht auch tatsächlich etwas daraus. In der Haupthandlung rund um seinen Diebstahl der Defiant wechseln sich in weiterer Folge die Szenen rund um seine Mission gelungen mit Charaktermomenten ab, die sein Innenleben in den Mittelpunkt rücken. Inwiefern unterscheidet sich Tom vom "Original"? Bezeichnend ist in dieser Hinsicht Kiras Analyse, dass Tom – neben dem Unrecht des Vertrages zwischen Cardassia und der Föderation, dass ja auch schon ganz andere zum Maquis geführt hat – unter anderem auch vom Wunsch angetrieben ist, einen anderen, jedoch letztendlich nicht minder bemerkenswerten Weg einzuschlagen wie sein Gegenstück, und er somit bis zu einem gewissen Grad mit Will Riker konkurriert. Sehr positiv auch, dass sich Tom seitdem wir ihn das letzte Mal gesehen haben – oder auch im Vergleich zu Will – nicht zu sehr verändert hat. Wills grundsätzliche Persönlichkeit, sein taktisches Geschick, die Sorge um seine Crew, und so weiter… all das ist auch in Tom zu finden. Ähnlich wie bei Ro und deutlich mehr als damals bei Siskos altem Freund, mit dem uns nichts verband, wird damit der Maquis wieder einmal legitimiert. Zumal die Episode am Ende – im Vergleich zu "Der Rachefeldzug", wo nie aufgeklärt wurde, ob Maxwell mit seinem Verdacht recht hatte – auch sein Vorgehen durch die Offenbarung legitimiert, dass der Obsidianische Orden im betreffenden Sektor tatsächlich eine Flotte bauen lässt, von denen selbst das Zentralkommando nichts weiß. Was übrigens, so mich meine Erinnerung nicht trügt, in weiterer Folge auch noch einmal eine wichtige Rolle spielen wird. Insofern erzählt "Defiant" einerseits eine tolle, eigenständige Geschichte, bietet jedoch auch wieder ein kleines Puzzlestück fürs größere Ganze rund um den Krieg mit dem Dominion.
Nicht minder gut als die Szenen auf der Defiant konnte mir auch alles rund um Sisko und Dukat gefallen. Der Commander ist, um den Frieden zu bewahren, durch Rikers Aktion dazu gezwungen, die Cardassianer in militärische Geheimnisse rund um die U.S.S. Defiant, wie z.B. dessen Tarnvorrichtung oder auch ihre Schwachpunkte, einzuweihen – was sich in weiterer Folge noch rächen könnte. Letztendlich bleibt ihm jedoch keine andere Wahl, und diesen Wettstreit zwischen Sisko und Riker, bzw. die taktischen und strategischen Überlegungen rund um die Jagd auf die Defiant fand ich sehr interessant, und auch ansatzweise spannend. Fast noch besser als das konnten mir jedoch die gemeinsamen Szenen von Sisko und Dukat gefallen, wo wieder einmal die ganz besondere Beziehung zwischen den beiden deutlich wurde. Sie mögen auf unterschiedlichen Seiten stehen, dennoch erkennt man hier einen gewissen gegenseitigen Respekt. Und Dukats wurde über seinen Sohn (die ihn auch wieder deutlich sympathischer machten und wieder ein Stück weit aus dem Bösewicht-Eck hervortreten ließen) machten zudem deutlich, dass die beiden mehr gemein haben bzw. sich ähnlicher sind, als beide denken.
Neben all den tollen Gesprächen und netten Charaktermomenten hatte "Defiant" aber auch wieder eine ansprechende Dosis an Spannung und Action zu bieten. Vor allem jene Sequenz, in der das Schiff von einem cardassianischen Kreuzer verfolgt wird, stach dabei für mich positiv hervor In diesem gab es auch eine deutlich dynamischere Kameraführung zu bestaunen, als dies damals bei "Star Trek" Gewohnheit war, immerhin fliegt die Kamera quasi von einer Seite des Schiffes zur nächsten. Zumindest mein Eindruck war dabei, dass hier nicht CGI (wo sich ähnliches recht leicht bewerkstelligen lässt), sondern tatsächlich das Modell verwendet wurde. Möglicherweise war dies ein erster Gehversuch bzw. Test der Macher, die Weltraumkampfszenen dynamischer zu gestalten (analog zur damaligen CGI-Konkurrenz "Babylon 5") – eine Entwicklung, die mit der zunehmenden Verwendung von CGI auch bei "Star Trek" verstärkt wurde. Jedenfalls hatte es mir diese kurze Einstellung wirklich angetan. Sehr gut fand ich auch wieder die Inszenierung vom immer verlässlichen Cliff Bole, die schauspielerischen Leistungen (vor allem Jonathan Frakes arbeitete die kleineren Unterschiede zu seinem Standard-Charakter Will ganz gut heraus), sowie die Musik von Jay Chattaway. Echte, markante Kritikpunkte gibt es keine; lediglich ein paar Kleinigkeiten. So erweist sich der Einstieg rund um die überlastete Kira rückwirkend betrachtet als eher unnötig. Nicht wirklich überzeugt hat mich auch die Offenbarung, Sisko hätte bereits am Konzept der Defiant mitgewirkt. Immerhin war er gerade mal drei Monate oder so weg. Soll das Schiff etwa wirklich in dieser kurzen Zeit zuerst am Reißbrett entstanden und dann gebaut worden sein? Und das, obwohl es ursprünglich als Antwort auf die Bedrohung durch die Borg gedacht war? Und warum baut man eigentlich ein Kriegsschiff ohne eine Brigg? Der Moment, in dem sich Tom die angeklebten Koteletten runterreißt (wo man sich schon fragen muss, wozu? Will hätte sich die ja auch abrasieren können) wirkte ein bisschen unfreiwillig komisch. Und auch wenn es insgesamt sehr gut umgesetzt war, konnte "Defiant" doch nicht 100%ig darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Kämpfe symbolhaft über Grafiken auf einem Schirm abgewickelt wurden, was jetzt nicht übertrieben dramatisch war. Angesichts der restlichen Stärke der Folge sind all diese Kritikpunkte jedoch vernachlässigbar.
Fazit:
"Defiant" ist eine großartige Folge. Einerseits liegt das natürlich am Auftritt von Jonathan Frakes, der dieser Episode einen gewissen, ganz eigenen Crossover-Flair verleiht. Toll fand ich zudem, dass dieser nicht einfach nur als Will, sondern vielmehr als Thomas Riker auftritt, und wir somit einen Einblick erhalten, wie es ihm nach den Ereignissen aus "Riker : 2 = ?" ergangen ist. Zudem fand die Episode eine sehr gute Mischung aus auf seine Mission fokussierte Szenen, sowie Charaktermomenten, die seine Entwicklung in den Mittelpunkt stellten. Vor allem seine Gespräche mit Kira stachen hier hervor. Auch die Handlung auf Cardassia Prime hatte das eine oder andere Highlight zu bieten, und bestach in erster Linie mit der unfreiwilligen Zusammenarbeit zwischen Sisko und Dukat. Gerade auch die Szene wo letzterer von seinem Sohn erzählt hielt ich dabei für die Entwicklung der Figur für sehr wichtig. Die Action selbst beschränkte sich zwar auf einige wenige Momente – während die restlichen Kämpfe in erster Linie, etwas distanziert, über Symbole auf einem Schirm verfolgt wurden – diese hatten es dafür aber in sich, wobei für mich vor allem die dynamische(re) Kameraführung hervorstach. Jedenfalls: Angesichts dieser tollen Episode finde ich es eigentlich sehr schade, dass an das Versprechen am Ende nie mehr angeknüpft wurde, und dies somit Toms einziger DS9-Auftritt bleiben sollte. Aber das ist natürlich nichts, dass man "Defiant" vorhalten kann.
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zur Episode im SpacePub!
Kommentare (1)
1. 28.05.2018 08:35
Zu dem Kritikpunkt um Siskos Beteiligung an der Konstruktion der Defiant möchte ich nur anmerken, dass bereits im Pilotfilm erklärt wurde, dass Sisko in der Zeit zwischen Wolf 359 und "Der Abgesandte" auf der Sternflottenwerft Utopia Planitia stationiert war, während man in "Die Suche Teil 1" erfuhr, dass er in diesen zwei Jahren (und nicht während der Pause zwischen Staffel 2 und 3) vor allem mit der Konstruktion der Defiant beschäftigt war. Angesichts seiner Hintergrundgeschichte mit den Borg machte das ja auch durchaus Sinn.