Originaltitel: Future's End (Part 1) Episodennummer: 3x08 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 06. November 1996 Erstausstrahlung D: 19. Juni 1998 Drehbuch: Brannon Braga & Joe Menosky Regie: David Livingston Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Ed Begley Jr. als Henry Starling,
Sarah Silverman als Rain Robinson,
Allan G. Royal als Braxton,
Susan Patterson als Ensign Kaplan,
Barry Wiggins als Policeman,
Christian R. Conrad als Dunbar u.a.
Kurzinhalt:
Unmittelbar vor der U.S.S. Voyager entsteht eine Verwerfung im Raum-Zeit-Kontinuum, aus der ein Schiff hervortritt und sie angreift. Es gelingt ihnen, die erste Welle abzuwehren, woraufhin der Pilot mit ihnen in Kontakt tritt. Er stellt sich als Captain Braxton vor, der in seinem Zeitschiff aus dem 29. Jahrhundert in die Vergangenheit gereist ist, um eine in seiner Zeit stattfindende Katastrophe, die zahlreiche Leben auslöschen wird, zu verhindern. Und für eben dieses Desaster ist angeblich die Voyager verantwortlich. Ohne weitere Beweise ist Captain Janeway jedoch nicht bereit, einfach so das Leben ihrer Crew zu opfern. Sie schlagen zurück, und die Voyager wird zusammen mit dem Zeitschiff in die Vergangenheit geschleudert. Nicht nur das: Sie finden sich zudem im Orbit der Erde wieder. Jedoch schreibt man dort gerade mal das Jahr 1996. Als man in Los Angeles Signale des Schiffes aus der Zukunft empfängt, beamen sich Janeway, Chakotay, Tuvok und Paris hinunter, um danach zu suchen. Während Tuvok und Paris kurz darauf auf eine junge Astronomin und Computerexpertin namens Rain kennenlernen, die sie vor einem Attentäter retten, treffen Janeway und Chakotay auf den erfolgreichen Geschäftsmann Henry Starling, der anno 1967 auf das Zeitschiff gestolpert ist, und auf dessen fortschrittliche Technologie sein Imperium aufgebaut hat. Doch sein jüngster Test droht eben jene Katastrophe auszulösen, die Captain Braxton verhindern wollte…
Denkwürdige Zitate:"What will we need to pass as locals in this era?" "Simple. Nice clothes, fast car… and lots of money."
(Tom Paris weiht seine Kollegen in die Kultur des späten 20. Jahrhunderts ein.)
"We could have worn our Starfleet uniforms. I doubt if anyone would have noticed."
(Tuvok zu seinen Begleitern, nachdem er die bunte Mode der Bewohner aus L.A. erblickt.)
"Greetings from the people of Earth." "Shall I respond, sir?" "Absolutely not."
(Harry spricht sich dagegen aus, nach Hause zu telefonieren.)
"Orgy of the Walking Dead? That's a classic! Did you see the sequel, Bride of the Corpse?" "Let me guess: You minored in B movies."
(Rain Robinson ist über das Filmwissen ihres Besuchers positiv überrascht.)
"Time travel. Ever since my first day in the job as a Starfleet Captain I swore I'm never let myself get caught in one of these godforsaken paradoxes."
(Wenn sie nur wüsste!)
Review:
Zeitreisegeschichten zählen ja zu meinen absoluten Steckenpferden, und gerade auch bei "Star Trek" zähle ich so manche von ihnen zu den besten Episoden der Serien. "Vor dem Ende der Zukunft" ist zwar soweit auch ganz nett, konnte jedoch in meinen Augen nicht ganz an frühere diesbezügliche Highlights anknüpfen. Das beginnt schon dabei, dass die Episode ihren Hauptreiz daraus beziehen soll, dass die fortschrittliche, einer Utopie entstammende Voyager-Crew mit der Sonderbarkeit der damaligen Gegenwartskultur konfrontiert wird. Ein Spielchen, dass wir bereits in "Zurück in die Gegenwart" hatten, und welches dort um einiges treffender und zündender umgesetzt wurde. Ein Tuvok, der sich über die verrückte, vielfältige Mode wundert, ist halt längst nicht so witzig wie ein Russe, der während des Kalten Kriegs nach dem Standort eines Atom-U-Boots fragt. Letztendlich konnte ich mich halt des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Epoche eher aus Budgetgründen gewählt wurde, denn weil die Macher so tolle Ideen rund um den Clash der Kulturen zwischen dem 20. und dem 24. Jahrhundert hatten. Aber vielleicht kommt das ja auch noch in zweiten Teil.
Auch Henry Starling als Widersacher überzeugt mich (noch?) nicht so recht. Ich meine, ok, er fand also damals als er bekifft war diese fortschrittliche Technologie, und hat sie genutzt, um ein Firmenimperium aufzubauen. Jedoch: Um fremde Technologie auszuschlachten, muss man noch kein Genie sein. Insofern hielt ich ihn ursprünglich als Bedrohung für die Voyager-Crew heillos unterlegen – ehe er dann plötzlich hergeht, das Herausbeamen des Schiffs verhindert und sich zudem über den Transporterstrahl in den Computer der Voyager hackt. Was? Ich weiß nicht. Kurz gestutzt habe ich zudem, als der Doktor auf einmal in seinem Büro stand. Dass Starling über einen holographischen Emitter in seinem Büro verfügt, würde mich zwar überraschen, aber ich vermute, da kommt in der nächsten Folge nochmal eine Erklärung, insofern will ich da vorerst mal ein Auge zudrücken. Als letzter Kritikpunkt sei zudem noch festgehalten, dass ich es schon ziemlich schräg fand, dass man die Geschichte rund um Starling und seine Firma in "unserer" Gegenwart bzw. Vergangenheit verankert hat (davon ausgehend, dass "Star Trek" auch nach wie vor in unserer "Zeitlinie" spielen soll). Ich denke, es wäre mir lieber gewesen, wenn man eine Art Zeitschleife erfunden und die Voyager somit in einem alternativen 1996, ausgelöst durch den Absturz des Zeitschiffes in 1967, gelandet wäre. Oder von mir aus auch nach 1986, das sich jedoch aufgrund der Änderungen auf dem technologischen Stand von 1996 befand, oder so. Aber dass sich dieser Absturz des Zeitschiffes schon immer so zugetragen hat, und wir eben diesem – und nicht etwa unserem eigenen Erfindergeist – die Computerrevolution der letzten 50 Jahre verdanken, gefiel mir dann doch weniger.
Insgesamt klingt das allerdings schon wieder deutlich dramatischer, als es das ist. "Vor dem Ende der Zukunft – Teil 1" war durchaus unterhaltsam – zumal sich die Handlung recht flott fortbewegte – und hatte auch ein paar sehr gelungene Momente zu bieten. Bereits das erste Bild von Montana im Jahr 1967 hatte es mir dabei angetan, und auch danach stach die Inszenierung teilweise hervor (wie z.B. bei den ungewöhnlichen Winkeln während der Schießerei). In weiterer Folge konnte mir in erster Linie alles rund um Rain Robinson sehr gut gefallen. Was habe ich nicht geschaut, als da auf einmal Sarah Silverman saß. Damals war mir die amerikanische Komikerin noch nicht bekannt, nun habe ich mich über ihren Auftritt aber sehr gefreut. Sowohl die Figur als gerade auch ihre sehr energiegeladene und lebendige (dabei aber zugleich auch immer natürliche) Performance zählten für mich jedenfalls zu den größten Stärken der Episode. Gut fand ich zudem den einen oder anderen amüsanten Kommentar (siehe Zitate) sowie Moment, wie z.B. wenn Neelix und Kes Seifenopfern kucken, und von diesen völlig verzaubert werden. Und auch wenn man humoristisch aus dem Setting in der ersten Episode noch nicht viel herausgeholt hat, so boten die Aufnahmen aus dem (damals) gegenwärtigen L.A. eine nette (optische) Abwechslung im Vergleich zu den üblichen Korridoren und sonstigen Innen-Sets, welche die Serie bestimmen. Let the sunshine in!
Fazit:
"Von dem Ende der Zukunft – Teil 1" war schon ganz nett, konnte jedoch in meinen Augen weder mit dem ähnlich gelagerten TOS-Film "Zurück in die Gegenwart", geschweige denn mit den besten "Star Trek"-Zeitreisegeschichten, mithalten. Einerseits, da die Idee halt nicht mehr sonderlich originell ist, und es zudem "Star Trek IV" um so viel besser gelang, den diesem Clash der Kulturen innewohnenden Humor auszuschöpfen. Und andererseits, da für mich Henry Starling als Widersacher der Voyager-Crew zumindest in diesem ersten Teil nicht so recht zur Geltung kam (wobei ich generell nicht der größte Fan von Ed Begley Jr. bin und ihn gerade auch als Bösewicht fehlbesetzt halte). Kritisch sehe ich zudem, dass der Absturz dieses Zeitschiffs schon immer Teil unserer Vergangenheit gewesen sein soll. Eine dadurch ausgelöste, eigene Zeitschleife, die am Ende des zweiten Teils aufgehoben wird, hätte ich da vorgezogen. Abseits dieser Kritikpunkte verstand es die Episode aber durchaus, gut zu unterhalten. Neben der Inszenierung durch David Livingston, die mit der einen oder anderen auffällig-schönen Einstellung besticht, stach dabei für mich in erster Linie Sarah Silverman mit ihrer ungemein lebendigen und aufgeweckten Performance hervor. Ihre Figur war für mich, sowohl von ihrer Performance als auch dem Drehbuch her, das Highlight der Folge. Aber auch davon abgesehen gab es den einen oder anderen gelungenen und/oder amüsanten Moment. Echte Spannung vermisste ich im ersten Teil der Doppelfolge aber noch ebenso, wie die ganz großen, zündenden Ideen. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.