Originaltitel: Blood of My Blood Episodennummer: 6x06 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 29. Mai 2016 Erstausstrahlung D: 30. Mai 2016 Drehbuch: Bryan Cogman Regie: Jack Bender Hauptdarsteller:
Nikolaj Coster-Waldau als Ser Jaime Lannister,
Lena Headey als Queen Mother Cersei Lannister,
Emilia Clarke als Queen Daenerys Targaryen,
Natalie Dormer als Queen Margaery Tyrell,
Maisie Williams als Arya Stark,
Jonathan Pryce als the High Sparrow,
John Bradley als Samwell Tarly,
Isaac Hempstead-Wright als Bran Stark,
Michiel Huisman als Daario Naharis,
Tom Wlaschiha als Jaqen H'ghar,
Dean-Charles Chapman als King Tommen Baratheon,
Hannah Murray als Gilly.
Gastdarsteller:
Diana Rigg als Lady Olenna Tyrell,
Richard E. Grant als Izembaro,
David Bradley als Lord Walder Frey,
Essie Davis als Lady Crane,
Joseph Mawle als Benjen Stark,
Tobias Menzies als Lord Edmure Tully,
Ellie Kendrick als Meera Reed,
Faye Marsay als the Waif,
Roger Ashton-Griffiths als Lord Mace Tyrell,
Ian Gelder als Ser Kevan Lannister,
Hannah Waddingham als Septa Unella,
James Faulkner als Lord Randyll Tarly,
Samantha Spiro als Lady Melessa Tarly,
Eugene Simon als Lancel,
Tim Plester als Walder Rivers,
Daniel Tuite als Lothar Frey,
Kevin Eldon als Camello,
Leigh Gill als Bobono,
Eline Powell als Bianca,
Rob Callender als Clarenzo,
Freddie Stroma als Dickon Tarly,
Rebecca Benson als Talla Tarly u.a.
Kurzinhalt:
Bran und Meera werden gerade von den White Walkern eingeholt, als sie von einem vermummten Reiter gerettet werden. Später am Lagerfeuer offenbart ihnen dieser schließlich seine Identität. Währenddessen trifft der Karren mit Sam und Gilly bei Horn Hill ein, wo seine Familie ihren Wohnsitz hat. Das Wiedersehen mit seiner Mutter verläuft recht harmonisch, doch die gute Stimmung wird beim ersten gemeinsamen Abendessen mit seinem Vater ordentlich getrübt. Lässt er bereits an Sam kein gutes Haar, reagiert er dann noch einmal um einiges ungehaltener, als er erfährt, dass es sich bei Gilly um eine Wildlingsfrau handelt. Nun kommen Sam große Zweifel daran, ob es wirklich so eine gute Idee war, Gilly und ihren Sohn zu seiner Familie zu bringen. In King's Landing steht indes Königin Margaerys Weg der Schande bevor. Doch die Tyrells denken gar nicht daran, diesen einfach so zuzulassen, und stürmen mit ihrer Armee King's Landing. Doch der Hohe Spatz lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen, und überrascht die Anwesenden vielmehr mit einer unerwarteten Ankündigung. Aufgrund seiner Rolle beim verhinderten Angriff wird Jaime Lannister aus seinem Dienst bei der Königswache entbunden, und nach Riverrun geschickt, wo er Walter Frey dabei helfen soll, dieses von den Stark-getreuen Familien zurückzuerobern. In Braavos muss sich Arya nun endgültig entscheiden, ob sie ein Niemand werden und sich in den Dienst der Gesichtslosen Männer stellen, oder doch weiterhin Arya Stark werden will. Und auf ihrem Weg nach Meereen schwört Daenerys die Dothraki ein weiteres Mal darauf ein, ihr treu zu dienen…
Zitate:
"You're nervous. You're a nervous talker." … "That's not any better, being a nervous mute."
(Gilly kann man's aber auch nicht recht machen.)
"I've had lots of time to think about how good I was at seeming good."
(Margareys Einsicht – doch meint sie das auch wirklich ernst?)
"What's happening?"
"He's beaten us. That's what's happening."
(Lady Tyrell hat die Lage erfasst.)
Review:
Zugegeben, gerade auch nach einer so spektakulären und hochdramatischen Episode wie "Das Tor" tut sich eine deutlich gemäßigtere und gesetztere Folge wie "Blut von meinem Blut" natürlich besonders schwer. Dennoch denke ich, dass sie mir letztendlich an anderer Stelle in der Staffel auch nicht besser gefallen hat. Fakt ist einfach: Wo "Das Tor" voller Höhepunkte und starker Handlungsstränge war, fehlen diese hier weitestgehend. Hätte man die starken Momente aus der Folge zuvor auf jene und nun diese hier aufgeteilt, hätten wir zwar auf ein solches Überdrüber-Highlight verzichten müssen, dafür hätte aber halt auch "Blut von meinem Blut" insgesamt besser abgeschnitten. So war sie nämlich leider doch überwiegend sehr ereignislos. Am meisten stach für mich noch alles rund um Arya in Braavos hervor. Das Theaterstück, dass die aus der Serie bekannten Ereignisse auch weiterhin überaus verzerrt wiedergibt, war wieder höchst gelungen, und mir gefiel auch, wie deutlich war, wie sehr Arya mit ihrem Auftrag hadert (vor allem auch, als sie ihr Gesicht im Spiegel erblickt). Nett fand ich zudem die forth wall-Anspielung bezüglich ihrer ausdrucksstarken Augen (was ja schon einige bezüglich Maisie Williams behauptet haben), sowie die Frage, ob sie sich gerne als andere Leute ausgibt (was sie in diesem Moment ja tut).
Letztlich trifft Arya was ihre Ausbildung betrifft nun endlich eine vermeintlich endgültige Entscheidung, und auch wenn die Folgen daraus noch auf sich warten lassen, war es dennoch ein starker Moment. Zugleich wird im letzten Satz aber auch schon eines der größten Probleme der Episode deutlich. Sie ist wieder eine jener "Tischlein deck dich"-Folgen, wo in erster Linie die nächsten Folgen vorbereitet werden – wie eben auch beim Auftrag an The Waif, Arya zu töten (ich gehe zwar nicht davon aus, dass ihr dies gelingen wird, denke aber, dass sie den Kampf nicht unbeschadet überstehen wird – müsste ich raten würde ich sagen, dass sie einen Scheintod sterben wird [ertrinken im Meer?] so dass die Faceless Men sie für tot halten und vorerst mal nicht länger verfolgen). Normalerweise erwartet man sich solche Vorbereitungsfolgen aber eher zu Beginn der Staffel, und nicht in deren Mitte. Unweigerlich musste ich beim Betrachten der Episode auch wieder an Gandalfs berühmten Ausspruch aus "Die Rückkehr des Königs" bezüglich des tiefen Luftholens vor dem Sprunge denken. Es ist so, als würde die Serie vor dem hoffentlich spektakulären und hochdramatischen Staffelfinale noch einmal durchatmen. Das mag notwendig sein, macht eben dieses Luftholen aber halt um nichts besser bzw. interessanter. Wohlgemerkt: Die Folge war ja deshalb nicht schlecht. Alle Handlungsstränge boten soweit ganz gute Unterhaltung. Aber es passierte halt einfach nicht viel – oder zumindest, nicht viel Interessantes. Beispiel: Sam und Gilly in Horn Hill. Alles soweit ganz nett, sei es die Ankunft, das Dinner mit seinem Vater (der wohl nicht unbedingt der heißeste Kandidat für die Auszeichnung "Daddy of the Year"-Award ist), oder auch seine letztendliche Entscheidung, Gilly und ihren Sohn doch wieder mitzunehmen. Nur: Davon abgesehen, dass er jetzt noch ein Schwert im Gepäck hat – und ich bin mir sicher, dieses wird im kommenden Kampf gegen die White Walker noch eine große Rolle spielen – hat diese ganze Reise den Status Quo nicht im Geringsten verändert.
Zumindest das kann man den Szenen in King's Landing nicht vorwerfen. Diese leiden eher darunter, dass das Geschehen sehr unspektakulär auf. Jaime und die Armee der Tyrells marschieren auf – und ziehen dann unverrichteter Dinge wieder ab, da sich der Hohe Spatz ihnen vermeintlich ergibt, vielmehr jedoch vorerst insofern gewonnen zu haben scheint, als er Tommen vollständig auf seine Seite ziehen konnte. Bei Margaery bin ich indes vorerst noch skeptisch. Alles, was sie in dieser Episode zum Besten gegeben hat, erfolgte im Beisein eines Spatz-Getreuen. Ich gehe daher davon aus, dass sie hier allen nur etwas vorgespielt hat. Wenn nicht, wäre dies ein weiterer Kritikpunkt, weil ihre Wandlung dann völlig off-screen passiert hätte – aber davon gehe ich aktuell mal nicht aus. Jedenfalls scheint der Hohe Spatz seine Macht in King's Landing nun noch weiter gefestigt zu haben, und man darf gespannt sein, wie bzw. ob es der "unheiligen" Allianz der Lannisters und Tyrells gelingen wird, ihn doch noch kalt zu stellen. Interessant wird es zweifellos auch sein, zu sehen, wie Cerseis "Prozess" (vielmehr: Kampf) ausgehen wird – vor allem auch, wenn ihr Jaime nicht zur Rückendeckung bei der Seite steht. Ob sie vielleicht etwas zu viel Vertrauen in den Berg setzt?
Was war sonst noch los? Ach ja, in den Riverlands trafen wir nach langer Zeit wieder einmal auf Walder Frey. Nicht unnett, aber wenn man so wie ich die Serie immer nur zur Erstausstrahlung verfolgt und seither noch keinen Rerun zur Gedächtnisauffrischung gemacht hat, kann die Vielzahl an Gruppierungen im Norden auch mal verwirrend sein, bzw. verfehlen halt so Wendungen wie z.B. rund um den immer noch dort gefangenen Edmure Tully die gewünschte Wirkung, weil wer der Typ war, daran konnte ich mich nun echt nicht mehr erinnern. Gleiches gilt übrigens für Brans wackeren Retter. Wenn sie sagen, er wäre zu Beginn der ersten Staffel dabei gewesen, glaube ich ihnen das zwar, aber das ist mittlerweile schon wieder so viele Jahre her – und der Schauspieler ist dann doch eher ein Unbekannter – dass diese Offenbarung bei mir keine Wirkung hatte. Das sind sicherlich so Punkte, wo die Folge, so vermute ich, bei Buchkennern die noch tiefer mit der Materie vertraut sind und die eine oder andere Figur besser kennen, doch besser ankommen dürften. Jedenfalls lag das Highlight dieses Handlungsstrangs für mich eher wieder in den – wenn auch diesmal sehr sprunghaft-kurzen – Visionen von Bran. Eine Antwort, wer denn nun Jon Snow in die Welt gesetzt hat, bleibt man uns zwar auch nach wie vor schuldig (mittlerweile rechne ich nicht mehr damit, dass wir das vor dem Staffelfinale erfahren), aber wenigstens bekamen wir zum ersten Mal den sagenumwobenen Mad King zu sehen. Wenigstens das war nett. Und auch der Angriff der Zombie- bzw. Skelett-Armee war wieder gut gemacht. Zuletzt werfen wir dann auch nochmal einen Blick nach Dothraki, zu einer der unnötigsten Daenerys-Szenen ever. Emilia Clarke hat mittlerweile einfach schon sehr viele eindrucksvolle Reden in einer fiktiven Sprache gehalten. Das ist zweifellos etwas, was sie sehr gut kann, und wo sie immer wieder glänzt. Im Falle von "Blut von meinem Blut", wo sie zu einer Armee spricht, die ihr nach "Das Buch des Fremden" ja ohnehin schon treu ergeben ist, wirkte es aber doch ziemlich überflüssig und hohl – wie der verzweifelte Versuch der Macher, eine unspektakuläre Episode doch noch mit einem Highlight abschließen zu können. Wirklich funktioniert hat das in meinen Augen aber nicht; dafür haben wir ähnliches mittlerweile einfach schon zu oft – und deutlich eindrucksvoller – gesehen.
Fazit:
Ereignislos. Das ist in meinen Augen das beste Wort, um "Blut von meinem Blut" zu beschreiben. Die Episode war ja nicht unbedingt schlecht – und selbst die schlechtesten "Game of Thrones"-Episoden bewegen sich aufgrund des starken und großen Ensembles, der bestechend hohen Produktionsqualität, einem soliden Unterhaltungswert, der vielen abwechslungsreichen Schauplätze, der tollen Figuren etc., immer noch im gehobenen Durchschnitt der TV-Unterhaltung – aber gerade auch zur Mitte einer Staffel ist man doch besseres, spektakulärerer uns dramatischeres gewohnt, als solch eine Vorbereitungs-Folge, in der die Figuren erst recht wieder für die nächsten großen, packenden Ereignisse in Stellung gebracht werden. Dies verlieh "Blut von meinem Blut" ein bisschen den Eindruck eines zwar notwendigen, aber nichtsdestotrotz wenig begeisternden Lückenfüllers – oder auch wie ein Durchatmen vor dem dann hoffentlich wieder packenden und spektakulären Finale der Staffel. Höhepunkt war dabei für mich Aryas Entscheidung, auf deren Folgen ich schon sehr gespannt bin. Auch Brans Visionen, wenn auch sehr zerrissen, boten den einen oder anderen interessanten Einblick. Nett, wenn auch etwas belanglos, war zudem alles rund um Sams kurzfristige Rückkehr in seine Heimat. Und in King's Landing nahm das Geschehen eine zwar nicht völlig überraschende, aber in dieser Form dennoch unerwartete Wendung, die mich schon wieder auf die Fortsetzung gespannt macht. Aber genau das ist eben der Punkt: "Blut von meinem Blut" wirkte in erster Linie wie ein Aperitif für die nun hoffentlich folgenden höhepunktreichen Episoden – war aber halt für sich genommen wenig nahrhaft.