Originaltitel: Sacred Ground Episodennummer: 3x07 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 30. Oktober 1996 Erstausstrahlung D: 12. Juni 1998 Drehbuch: Geo Cameron & Lisa Klink Regie: Robert Duncan McNeill Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Becky Ann Baker als Guide,
Harry Groener als The Magistrate,
Estelle Harris als Old Woman,
Parley Baer als Old Man #1,
Keene Curti als Old Man #2 u.a.
Kurzinhalt:
Die Crew der Voyager wurde zu einem Landurlaub auf dem Planeten der Nechani eingeladen. Während ihres Besuchs nehmen sie auch an einer Führung religiöser Orte teil. Als sich Neelix und Kes von der Gruppe ablösen, stoßen sie auf einen Schrein. Als sich Kes diesem nähert und ihn damit unbewusst entweiht, wird sie von einem Energiefeld getroffen, und fällt in ein tiefes Koma. Der Doktor kann ihr nicht helfen, und die Nechani meinen einfach nur, dass sie durch ihre Tat ihr Leben verwirkt hätte. Immerhin handelt es sich um eine höchst religiöse Stätte, die nur von ausgewählten Nechani nach Absolvierung eines vorbereitenden, spirituellen Rituals betreten werden darf – und unbeschadet betreten werden kann. Captain Janeway bittet nun darum, sich ebenfalls diesem Ritual unterziehen zu dürfen, um vor den Göttern der Nechani für Kes fürsprechen und um ihre Heilung zu ersuchen. Zur Vorbereitung darauf wird sie mehreren Tests unterzogen. Die größte Herausforderung ist es jedoch für sie, ihr wissenschaftliches Selbst auszublenden und sich dem Glauben an eine höhere Macht hinzugeben…
Denkwürdige Zitate:"Everything you've gone through is meaningless."
(Den Eindruck hatte ich als Zuschauer leider auch.)
"If you can explain everything, what's left to believe in?"
(Und was genau soll daran schlecht sein?)
Review:
An der Produktionsnummer, die im DVD-Menü angezeigt wird, erkannte ich, dass es sich bei dieser Folge um ein weiteres – und genauer gesagt das letzte – Überbleibsel aus der zweiten Staffel handelt. Dass man sich dabei so lange Zeit gelassen bzw. sie als letztes aufgehoben hatte, erfüllte mich nicht unbedingt mit Zuversicht. Nun kann ich natürlich nicht mit Gewissheit sagen, ob die Sendeverantwortlichen diese Episode ganz bewusst so lange hinausgeschoben hatten, weil sie von ihr nichts hielten – aber ich könnte es verstehen. Denn zumindest ich konnte mir "Das Ritual" leider wenig bis gar nichts anfangen, und halte sie insgesamt für die bisher schwächste Folge der Serie. Wer meine Reviews zu "Star Trek" – und insbesondere "Deep Space Nine" verfolgt hat, den dürfte dies wohl nicht allzu sehr überraschen, habe ich doch auch dort gerade auch jene Episoden, die stark auf Religion, Spiritualismus und Mystizismus setzten, immer wieder stark kritisiert. Dabei habe ich gegen die Behandlung von Religion und Glauben für sich genommen nichts – wenn man es richtig macht. "Babylon 5" ist für mich ein perfektes Beispiel dafür, wie man sich auf respektvolle Art und Weise mit diesen Themen auseinandersetzen kann, ohne zu predigen.
Bei DS9 und hier nun auch VOY vermischt man aber teilweise solchen Spiritualismus mit tatsächlichen übernatürlichen und/oder unerklärlichen Ereignissen, und legitimiert diesen dadurch – und genau darin liegt die Krux für mich. Genau das ist der Punkt, wo ich aussteige, bzw. das, womit ich einfach nichts anfangen kann. "Das Ritual" geht nun in eine ähnliche Richtung, und schien mir teilweise einfach viel zu sehr zu predigen. So soll der Zuschauer mit der ebenfalls sehr wissenschaftsorientierten und gegenüber jeder Form von Spiritualismus skeptischen Janeway abgeholt und "bekehrt" werden. Beides wollte in meinem Fall einfach nicht funktionieren. Erschwerend kommt nun noch der Mittelteil hinzu, wo Janeway psychische Prüfungen erduldet, die sich dann – angeblich, wenn man ihrer Führerin glauben darf – als unnötig herausstellen. Heißt halt nur auch, dass letztendlich auch der Zuschauer rund 15 Minuten mit diesen unnötigen Prüfungen verbracht hat. Wenn es tatsächlich so sinnlos war wie ihre Helferin meint – warum uns dies dann überhaupt erst zeigen? Sehr kritisch sehe ich letztendlich auch, wie der Zuschauer über Janeway dazu bekehrt werden soll, tatsächlich an ein übersinnliches und/oder unerklärliches Phänomen in Bezug auf Kes' Rettung zu glauben. Fast noch schlimmer ist aber, dass die Macher dies letztendlich, möglicherweise aus Angst, dass dies bei den doch eher wissenschaftlich orientierten Zuschauern nicht gut ankommen könnte, selbst nicht durchziehen, und uns dann in letzter Sekunde mit der Erklärung des Doktors doch noch eine potentielle wissenschaftliche Erklärung bieten. Ich zitiere an dieser Stelle kurz die Drehbuchautorin Lisa Klink: "Die Aussage der Episode ist, dass du nicht alles erklären kannst. Genau darum geht es beim Glauben." Nur wird am Ende ja alles erklärt! Somit scheitert die Episode selbst an den eigenen Ansprüchen.
Jedenfalls: Da ich mit der Thematik der Folge leider wenig bis gar nichts anfangen konnte, empfand ich sie als entsprechend schnarchig. Zumal dadurch, dass Kes vom Tod bedroht war, insofern keiner Spannung aufkam, als man ihr Ableben natürlich nicht ernsthaft in Betracht zog. Kritisch sehe ich auch die Ausgangssituation, die für mich einen sehr konstruierten Eindruck machte. Ich meine, warum ist da kein Warnschild, keine Absperrung oder ähnliches? Warum hat man sie vorher nicht diesbezüglich gewarnt? Warum lässt man wenn der Schrein so heilig und gefährlich ist einen Teil der Delegation unbeaufsichtigt? Und auch den ersten Warte-Test fand ich eher schräg. Dass die Episode angesichts all dieser Kritikpunkte nicht noch tiefer abstürzt liegt einerseits an der guten Inszenierung durch "Tom Paris" Robert Duncan McNeill (vor allem die Szene mit dem leuchtenden Schrein waren nett gemacht), sowie sehr vereinzelten netten und/oder interessanten Szenen, wobei da für mich in erster Linie das zweite Gespräch mit den drei Wartenden hervorstach. Hier wurden tatsächlich ein paar nette Gedanken ausgetauscht. Davon abgesehen war "Das Ritual" aber nichts für mich.
Fazit:
Ich persönlich konnte mit "Das Ritual" leider wenig bis gar nichts anfangen. Mir liegt so ein spiritueller Hokuspokus halt einfach nicht, weshalb die Episode überhaupt nicht meinen Geschmack getroffen hat – und das, obwohl man versucht hat, mit der ebenfalls skeptischen Janeway alle so wie ich denkenden Zuschauer quasi "abzuholen" und zum Umdenken zu bewegen. Hat nur halt leider bei mir überhaupt nicht funktioniert. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass man es ja nicht einmal ordentlich durchzieht, und am Ende einerseits sehr wohl eine wissenschaftliche Erklärung liefert – was aber wiederum mir unverständlich machte, warum Janeway nach wie vor so von ihrer Erfahrung beeindruckt zu sein schien. Weitere Probleme sind die mangelnde Spannung, die konstruiert wirkende Ausgangslage, sowie der gesamte Mittelteil, der selbst von den Figuren als "sinnlos" bezeichnet wird. Gut gefallen konnten mir eigentlich nur ein oder zwei Szenen zwischendurch; davon abgesehen war "Das Ritual" aber leider überhaupt nicht meins.