Mit: James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Nicholas Hoult, Oscar Isaac, Sophie Turner, Rose Byrne, Evan Peters, Tye Sheridan, Lucas Till, Kodi Smit-McPhee, Josh Helman, Ben Hardy, Alexandra Shipp, Lana Condor, Olivia Munn u.a.
Kurzinhalt:
Vor tausenden von Jahren rebellierten die Ägypter gegen ihren "Gott", gerade als dieser sein Bewusstsein in einen neuen, unsterblichen Mutanten übertragen wurde. Seine treuen Gefolgsleute retten ihm zwar das Leben, jedoch wird er in den Ruinen seiner Pyramide begraben. Im Jahr 1983 gibt es immer noch einen Kult, der ihn verehrt, und auf seine Rückkehr hofft. Als Sonnenstrahlen auf sein Grab fallen, ist es dann schließlich so weit, und Apocalypse erwacht wieder zum Leben. Er scharrt vier mächtige Mutanten, die Reiter der Apokalypse – Magneto, Psylocke, Angel und Storm – um sich, um gemeinsam mit ihnen die Welt zu vernichten. Aus der Asche soll dann ein neues Reich unter seiner Führung entstehen. Die Hoffnungen der Menschheit ruhen nun auf den X-Men. Professor X, Hank McCoy und Raven führen eine Gruppe von jungen Mutanten – darunter u.a. Jean Grey (Phoenix), Scott Summers (Cyclops), Kurt Wagner (Nightcrawler) und Peter Maximoff (Quicksilver) – in den Kampf, um Apocalpyse aufzuhalten…
Review:
Bei den Kritikern in Übersee geriet "X-Men: Apocalypse" teilweise etwas unter Beschuss, und auch wenn ich die Gründe dafür teilweise verstehen kann und sicherlich nicht blind gegenüber seinen Schwächen bin, halte ich die Reaktionen teilweise für überzogen. Stimmt schon, der Film leidet zweifellos etwas unter dem Überangebot an Superheldenfilmen, dass gerade auch heuer deutlich bemerkbar ist. Zudem fehlt ihm, im Vergleich zu vielen Konkurrenten (oder auch dem unmittelbaren Vorgänger "Zukunft ist Vergangenheit", mit seinem Treffen der Generationen), der Hauch des Besonderen bzw. ein Alleinstellungsmerkmal (wie die Gewalt und der Humor in "Deadpool", oder auch das Duell ikonischer Helden in "Batman v Superman: Dawn of Justice" bzw. "Captain America: Civil War"). "Apocalypse" ist zweifellos Superheldenfilm-Ware von der Stange. Jedoch bin ich nicht der Ansicht, dass dies zugleich automatisch bedeutet, dass er schlecht sei. Nun mag mein positiver Eindruck eventuell mit meiner sehr geringen Erwartungshaltung zusammenhängen, da mich die Trailer irgendwie so überhaupt nicht angesprochen hatten. Jedenfalls fand ich "Apocalypse" deutlich unterhaltsamer und gelungener, als im Vorfeld vermutet.
Was für mich dabei besonders hervorstach, und Bryan Singer im Vergleich zu einigen anderen Regisseuren von der Konkurrenz sehr gut gelingt ist, trotz allen Spektakels, dem drohenden Untergang der Welt und der damit einhergehenden CGI-Vernichtungsorgie nie die Figuren aus den Augen zu verlieren, und selbst beim (etwas gar generisch wirkenden) bombastischen Finale immer wieder kurze, stille, langsame und vor allem emotionale Momente einzubauen. Eben dadurch verhindert er, im Vergleich zu anderen Filmen, den Eindruck eines seelenlosen Effektspektakels, dass mit der Zeit ermüdend wirkt. Daran sollten sich jedenfalls einige andere ein Beispiel nehmen. Sehr gut gemacht und eingesetzt fand ich zudem das 3D, welches für mich hier – auch z.B. im Gegensatz zum insgesamt natürlich überlegenen "Civil War", wo dieses sehr unnötig schien – nach langer Zeit einen solchen, klassischen Blockbuster wieder aufwertete. Da waren einige nette Kamerafahrten und/oder Szenen drin, die sich die zusätzliche Dimension effektsteigernd zunutze machten. Eines der Highlights des Films war auch wieder die Quicksilver-Sequenz, wo man meinem Empfinden nach sogar im Vergleich zu "Zukunft ist Vergangenheit" noch einmal eins draufsetzen konnte. Diese Szene war einfach nur wundervoll inszeniert, und sprudelte nur so über vor Witz und originellen Einfällen. Das war wirklich phantastisch – und brachte vor allem auch einiges an Humor in einen ansonsten doch eher ernsten Film. Und auch die Besetzung muss an dieser Stelle lobend erwähnt werden, wobei für mich vor allem auch wieder Michael Fassbender und Jennifer Lawrence hervorstachen – während James McAvoy diesmal nicht ganz so viel zu tun bekam. Auch der größte und wichtigste Neuzugang Sophie Turner schlug sich wacker; zwar verfügt sie längst nicht über die unvergleichliche und unwiderstehliche Ausstrahlung einer Famke Janssen, macht ihre Sache rein schauspielerisch betrachtet aber sehr gut. Generell ist beachtlich, wie viele mehr oder weniger bekannte Gesichter sich hier mittlerweile tummeln.
Angesichts der Fülle an Figuren ist im Prinzip von vornherein klar, dass er eine oder andere auf der Strecke bleiben muss. So fand ich es z.B. bedauerlich, dass die Romanze zwischen Charles und Moira sehr im Hintergrund verläuft, und letztendlich auf 2-3 Szenen beschränkt wird. Auch Raven hatte schon mal mehr zu tun, als hier. Davon profitieren aber wiederum "Neuzugänge" wie Scott und insbesondere Jean. Den besten persönlichen Arc hat man aber wieder einmal Erik Lehnsherr geschenkt. Zwar ist einem ab dem ersten Moment, wo wir ihn sehen klar, dass irgendetwas schlimmes passieren muss, um ihn in die Hände von Apocalypse zu treiben. Und keine fünf Minuten später weiß man dann im Prinzip auch schon, was das sein wird. Die Art und Weise, wie dies dann genau vonstattenging, hat mich aber nichtsdestotrotz positiv überrascht. Vor allem aber: Die Emotionalität dieser Wendung hat zumindest in meinem Fall durch die Vorhersehbarkeit nichts an Wirkung eingebüßt. Jedenfalls gab man Magneto damit ein weiteres Mal eine nachvollziehbare Motivation mit, und blieb dem Prinzip der Reihe treu, ihn eher zu einem Antihelden statt einem klassischen, klischeehaften und eindimensionalen Bösewicht zu machen.
Zugegeben, an den unmittelbaren Vorgänger, der mit dem Treffen der X-Men-Generationen aufwarten konnte, kommt "Apocalypse" nicht ganz heran. Zudem muss man ihm, wie schon erwähnt, definitiv vorwerfen, eher nur Genre-Standardkost zu bieten. Wem die ganzen Superheldenfilme langsam eh schon zu viel werden, der dürfte mit ihm somit wenig Freude haben. Zudem gelang es den "Avengers"-Filmen bzw. auch "Civil War" in meinen Augen etwas besser, so viele Figuren bzw. Superhelden zu schultern, und ihnen allen dennoch eine wichtige Rolle im Geschehen zukommen zu lassen. Ein Schwachpunk ist auch Apocalypse selbst, der sich als überaus uninspirierter und einfallsloser Bösewicht der Marke "Die Welt vernichten!" erweist. Schon schade, wie der überaus talentierte Oscar Isaac (wie übrigens schon bei "Das Erwachen der Macht") hier verheizt wird. Besser keine Gedanken machen sollte man sich zudem darüber, wie die beiden Zeitlinien denn eigentlich genau zusammenpassen, bzw. inwiefern sie sich voneinander unterscheiden. Wurde Apocalypse in der alten etwa auch erweckt? Wenn ja, wie ist es dort gelungen, ihn aufzuhalten, und wenn nein, warum nicht? Auch das Alter der Figuren passt teilweise nicht wirklich zusammen. Sie wirken definitiv keine 10 Jahre älter im Vergleich zum letzten Film, und vor allem im Vergleich zu ihren Alter Egos aus der alten Trilogie will ihre Darstellung hier nicht immer zusammenpassen. So wirken Jean, Scott und Ororo in diesem Film, der in etwa 20 Jahre davor angesiedelt ist, fast schon wieder etwas zu alt, und Erik und Charles im Vergleich zu Patrick Stewart und Ian McKellen zu jung. Und lasst mich erst gar nicht mit Nightcrawler anfangen, der in "X-Men 2" kaum weniger jugendlich wirkte, als hier. Und dann ist da natürlich noch der Kritikpunkt, dass wir es am Ende mit einem typischen CGI-Overkill zu tun bekommen, wo die x-te Stadt in Schutt und Asche gelegt wird, ohne das einen dies sonderlich kümmern würde. Derartiges bekamen wir in den letzten Jahren definitiv zu oft zu sehen. Zuletzt kann ich mich nicht entscheiden, ob der Kommentar bezüglich der schlechten dritten Teile einer Trilogie selbstironisch oder vielmehr als weiterer diss von Ratners "Der letzte Widerstand" gemeint war. Ersteres wäre charmant, letzteres eher weniger. Das aber nur als Randnotiz.
Fazit:
Zugegeben, "X-Men: Apocalypse" erfindet das Rad nicht neu, und bietet doch eher Standardkost – was ihn gerade auch in einem Jahr, wo es an Comic-Unterhaltung eh nicht mangelt und sich viele der Konkurrenten durch ein bestimmtes Alleinstellungsmerkmal auszeichnen, wenig herausragen lässt. Ich verstehe auch jeden, dem die routinierte Kost, die "Apocalypse" bietet, beim aktuellen Überangebot einfach zu wenig ist. Allerdings ändert das letztendlich alles nichts daran, dass ich mich vom Film trotzdem sehr gut unterhalten fühlte. Ja, im Vergleich zu "Zukunft ist Vergangenheit" fällt der dritte Teil der Prequel-Trilogie bzw. der achte X-Men-Film insgesamt ("Deadpool" nicht mitgerechnet) wieder etwas ab, und bezüglich der Kontinuität innerhalb der Reihe sollte man sich besser auch keine allzu großen Gedanken machen, wenn man den Film genießen will. Zudem bleiben angesichts der vielen – sowohl alten als auch "neuen" – Figuren unweigerlich der eine oder andere Charakter etwas auf der Strecke. Und vor allem auch die Zerstörungsorgie am Ende wirkt sehr generisch. Zugleich macht Bryan Singer hier aber auch einiges richtig, was andere Superhelden-Regisseure falsch machen. So reichert er das Finale um viele kleine, ruhige und emotionale Momente an, welche die Monotonie der x-ten CGI-Zerstörungsorgie erfolgreich durchbrechen, und verliert generell trotz allen Spektakels nie die Figuren aus den Augen, und stellt ganz klar die Charaktere und ihre jeweiligen Notlagen in den Mittelpunkt des Geschehens. Der Film ist insgesamt sehr glatt und routiniert inszeniert, von John Ottman musikalisch sehr gut untermalt, die SchauspielerInnen liefern allesamt gute Leistungen ab, und das 3D ist sehr gut genutzt. Und vor allem auch die Quicksilver-Szene muss wieder positiv hervorgehoben werden – wie schon bei "Zukunft ist Vergangenheit" war sie wieder eines der absoluten Highlights des Films. Fans der X-Men sollten jedenfalls auch mit dem jüngsten Mutantenabenteuer wieder ihre Freude haben.