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Der Ausgesetzte PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: The Abandoned
Episodennummer: 3x06
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 31. Oktober 1994
Erstausstrahlung D: 21. Februar 1996
Drehbuch: D. Thomas Maio & Steve Warnek
Regie: Avery Brooks
Hauptdarsteller: Avery Brooks als Commander Benjamin Sisko, Rene Auberjonois als Odo, Nana Visitor als Major Kira Nerys, Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax, Colm Meaney als Chief Miles O'Brien, Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir, Cirroc Lofton als Jake Sisko, Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller: Bumper Robinson als Teenage Jem'Hadar, Jill Sayre als Mardah, Leslie Bevis als Rionoj, Matthew Kimbrough als Alien High Roller, Hassan Nicholas als Jem'Hadar boy u.a.

Kurzinhalt: Quark kauft einer Händlerin ein verlassenes Schiffswrack aus dem Gamma-Quadranten ab. Auf diesem findet er ein kleines Baby, welches daraufhin von Dr. Bashir näher untersucht wird. Binnen weniger Stunden wächst dieses zuerst zu einem kleinen Jungen und dann zu einem Mann heran. Die betreffende Entwicklung ist jedoch nicht natürlich, sondern vielmehr auf gentechnische Manipulation zurückzuführen – handelt es sich bei ihm doch um einen Jem'Hadar. Als die Sternenflotte davon Wind bekommt, weist sie Commander Sisko an, ihn gleich zu einer Sternenbasis zu bringen, wo man diesen erforschen kann. Odo spricht sich jedoch aus zweierlei Gründen dagegen aus. Einerseits fühlt er sich, als einer der Formwandler des Dominion, für das Schicksal des jungen Jem'Hadar verantwortlich. Andererseits war er selbst jahrelang das Testsubjekt bajoranischer und cardassianischer Wissenschaftler – etwas, dass er ihm lieber ersparen würde. Commander Sisko gibt ihm dann schließlich ein paar Tage, um zu erforschen, inwiefern die Jem'Hadar zu ihrer aggressiven Lebensweise herangezüchtet werden, oder aber über die Fähigkeit verfügen, selbst über ihr Schicksal zu bestimmen und einen anderen Weg einzuschlagen. Anfänglich kann Odo ein paar kleine Erfolge verzeichnen. Doch die gewaltbereite Natur des Jem'Hadar tritt immer stärker an die Oberfläche…

Denkwürdige Zitate: "Wait a minute there. My name is Okalar. What's yours?"
"Busy."
(Dieser Witz funktioniert leider nur im englischen Original so richtig.)

"What the Founders did to the boy, to all the Jem'Hadar, is not your fault."
"Maybe not, but I feel an obligation to undo some of the damage that my race has done to this boy."
(Odo fühlt sich dem Jem'Hadar-Jungen verpflichtet.)

"I want to fight." … "Is that wrong?"
"Let's just say we need to find other interests for you to pursue."
(Odo bleibt möglichst diplomatisch.)

"Seems a pretty cold-blooded thing to do."
"My people don't even have blood, Chief."
(Guter Punkt.)


Review: Episodenbild (c) CBS In der ersten knappen Viertelstunde wusste ich mit "Der Ausgesetzte" noch nicht so recht etwas anzufangen. Das ist etwas, dass mich bei DS9 doch immer wieder überrascht. Bei den frühen TNG-Episoden kam es zwar auch immer wieder mal vor, dass die Teaser – also die kurzen Szenen vor dem Intro – nichtssagend waren, in späteren Seasons gelang es aber immer besser, möglichst früh einen Haken auszuwerfen und dem Zuschauer zumindest mal eine Idee zu geben, worum es in der Episode denn gehen soll. Bei DS9 scheint man diese Lektion teilweise erst wieder neu lernen zu müssen. Insofern fand ich den Einstieg noch wenig berauschend – zumal hier auch wieder die sehr persönlichen, "menschelnden" Stories wie die Romanze zwischen Jake und Mardah, Bens diesbezügliche Skepsis, sowie Odo's neues Quartier (wenn dort auch immerhin seine tiefgehende Freundschaft mit Kira wieder thematisiert wurde), im Mittelpunkt standen. Allesamt Handlungsstränge, die für mich wieder eher seifenopernartig rüberkamen und meinen entsprechenden Kritikpunkt an der Serie neuerlich bestätigten. Davon, dass ich von Siskos ablehnenden Haltung gegenüber dem Dabo-Mädchen nicht viel hielt, und er hierfür bei mir, selbst wenn er es sich dann eh anders überlegt, wieder Sympathiepunkte eingebüßt hat.

Interessant wird es dann allerdings, als sich herausstellt, dass es sich beim gefundenen Baby um einen Jem'Hadar handelt. Dies erlaubt uns einerseits, wieder mehr über den "Feind" in Erfahrung zu bringen. Wir erfahren, dass die Jem'Hadar vom Dominion gentechnisch optimiert sind, mit Hilfe eines Enzyms kontrolliert werden, und zudem zu Kriegern gezüchtet werden – was sich unter anderem an der gesteigerten Aggressivität zeigt. Bemerkenswert auch, dass ihnen selbst die treue Ergebenheit gegenüber dem Dominion genetisch eingepflanzt zu sein scheint – wie auch die Überzeugung, dass alle anderen Völker minderwertig sind. Da diese Werte eben nicht anerzogen oder -erlernt, sondern vermeintlich genetisch bedingt sind, ist Odo letztendlich mit seinen Bemühungen, ihm einen anderen Weg aufzuzeichnen, zum Scheitern verurteilt. Eben dieses unglückliche Ende unterstreicht auch wieder den Anspruch der Serie, düsterer zu sein als z.B. TNG (wo eine ähnliche Geschichte bei "Ich bin Hugh" zwar auch auf tragische Weise geendet hat, die Crew jedoch damit erfolgreich waren, der ehemaligen Borg-Drohne ihre Individualität wieder zurückzugeben). Neben unserem Verständnis gegenüber dem Dominion und seinen Methoden profitiert aber in erster Linie Odo von dieser Episode. Sein Wunsch, dem jungen Jem'Hadar helfen zu wollen, ist ob der Offenbarung, ja genau genommen Teil des Dominion zu sein, sowie seiner eigenen Erfahrungen als Laborratte, so verständlich wie lobenswert.

Episodenbild (c) CBS Umso tragischer ist dementsprechend auch sein Scheitern, welches er am Ende Kira gegenüber eingestehen muss. Eben dieses Ende fand ich dann allerdings ein bisschen überhastet. So gesehen hätte ich es besser gefunden, den wenig interessanten Einstieg zu kürzen, und sich dafür mehr Zeit für den dramatischen Ausklang des Geschehens zu nehmen. Und generell vermochte die Episode nur sporadisch, mich so richtig zu packen – was auch daran lag, dass ich zum jungen Jem'Hadar keine Verbindung aufbauen konnte, und weniger sein Konflikt, als Odos Dilemma, im Mittelpunkt stand. Und selbst am Ende, als Odo ihn von der Station bringen will, wollte bei mir keine Spannung aufkommen (immerhin konnte mir die blaue Beleuchtung im Gang wieder einmal sehr gut gefallen). Zu den besten DS9- oder gar Star Trek-allgemein-Episoden würde ich "Der Ausgesetzte" somit nicht zählen, aber insgesamt hatte die Folge durchaus ihre Momente, und lieferte uns vor allem auch wieder einen besseren Eindruck davon, welcher Gegner die DS9-Crew jenseits des Wurmlochs erwartet.

Fazit: Der Einstieg in "Der Ausgesetzte" war mir persönlich wieder einmal zu gemächlich und uninteressant. Im Gegensatz zu den späteren TNG-Staffel und auch den meisten VOY-Episoden kommt es bei DS9 – so auch im vorliegenden Fall – einfach immer wieder vor, dass man ein bisschen braucht, um wirklich zum Punkt zu kommen. Zumal ich alles rund um Ben und Jake Sisko sowie das Dabo-Mädchen eher entbehrlich fand; das ist einfach jene dieser typischen und sehr klischeehaften seifenopernartigen Einlagen, wegen denen ich "Deep Space Nine" nicht in bester Erinnerung hatte. Nachdem sich das gefundene und schnell alternde Baby allerdings als Jem'Hadar herausstellt, dreht die Folge dann zunehmend auf. Punkten konnte sie dabei einerseits mit einem interessanten Einblick und einigen neuen Erkenntnissen gegenüber diesem Feind, der im Gamma-Quadranten lauert, sowie mit dem tragisch-düsteren Ausgang des Geschehens. Und vor allem auch Odo, für den es eine Herzensangelegenheit war, den Schaden, den sein Volk angerichtet hat, zumindest in diesem einen, kleinen Fall wiedergutzumachen, profitierte stark von dieser Episode. Wirklich spannend fand ich das Geschehen zwar nie, und es wäre auch nett gewesen, hätten sie es geschafft, dass ich mich nicht nur mit Odo, sondern auch dem Jem'Hadar hätte stärker identifizieren und somit mit ihm mitfühlen können. Und dann ist da eben noch der langsame und uninteressante Einstieg. Von diesen Punkten abgesehen war "Der Ausgesetzte" aber in Ordnung.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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