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The Witch Drucken E-Mail
Eine Horrorgeschichte aus dem 17. Jahrhundert Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 20 Mai 2016
 
 
The Witch
Originaltitel: The Witch
Produktionsland/jahr: USA 2015
Bewertung:
Studio/Verleih: Code Red Productions/UPI
Regie: Robert Eggers
Produzenten: U.a. Daniel Bekerman, Lars Knudsen & Jodi Redmond
Drehbuch: Robert Eggers
Filmmusik: Mark Korven
Kamera: Jarin Blaschke
Schnitt: Louise Ford
Genre: Horror
Kinostart Deutschland: 19. Mai 2016
Kinostart USA: 19. Februar 2016
Laufzeit: 92 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: noch nicht erhältlich
Mit: Anya Taylor-Joy, Ralph Ineson, Kate Dickie, Harvey Scrimshaw, Ellie Grainger, Lucas Dawson u.a.


Kurzinhalt: Neuengland um 1630: Nachdem William an der dortigen Kirche Kritik geübt hat, werden er und seine Familie aus ihrem Dorf verbannt. Daraufhin versuchen sie, sich in einer Farm, die nahe eines finsteren Waldes liegt, allein durchzuschlagen. Doch irgendwie scheint ihre neue Existenz verflucht zu sein. Ihre Ernte bringt kaum etwas ein, und eines Tages verschwindet dann plötzlich auch noch ihr jüngster Sohn, noch ein kleines Baby, spurlos. Treiben finstere Mächte im nahegelegenen Wald ihr Unwesen? Wurden sie etwa von Gott verflucht? Oder befindet sich der Teufel vielleicht direkt unter ihnen? In ihrer Verzweiflung suchen die gottesfürchtigen Christen nach einer Erklärung für ihre missliche Lage – und hegen schon bald einen schrecklichen Verdacht…

Review von Christian Siegel: Szenenbild. Zuerst einmal: Nein, ich werde diesen Film nicht als "The VVitch" bezeichnen, bloß weil ein paar Leute im Marketing zu viel geraucht haben und sich für ach-so-clever hielten. Zweitens: Nicht nur das allgemeine Kinopublikum in den USA, sondern auch die Besucher des österreichischen /slash-Filmfestivals, wo der Film als Ö-Premiere gezeigt wurde, reagierten auf "The Witch" sehr gespalten. Während ihn einige ungemein spannend und als eines der Highlights des Ende April veranstalteten /slash-1/2-Festivals erachteten, fanden andere einfach keinen Zugang in den Film, und lachten an einigen – eindeutig nicht lustig gemeinten – Stellen, da sie das Geschehen unfreiwillig komisch fanden. Auch die Diskussionen im Foyer nach dem Film zeigten, wie umstritten der Film war, und wie sehr er selbst innerhalb des Horror-affinen Publikums polarisierte. Womit wir auch schon zu Drittens kommen: Erfreulicherweise zählte ich mich zu jenen, denen er sehr gut gefallen konnte – aufgrund der gespalteten Reaktionen rate ich allerdings dazu, meine Reaktion mit Vorsicht zu genießen.

Jedenfalls ist es definitiv nicht so, dass ich jene, die mit ihm nichts anfangen konnten, nicht verstehen könnte. Er ist zweifellos ein sehr eigener und teils ungewöhnlicher Film. Schon allein mit dem Setting im 17. Jahrhundert setzt er sich klar und deutlich ab – was sich neben der damaligen, sehr christlich-religiös geprägten Gesellschaftsordnung u.a. auch in der teils altertümlichen Sprache zeigt (zumindest in der Originalfassung; die Synchronisation kann ich nicht beurteilen). Insofern kann ich verstehen, wenn man mit diesen extrem gläubigen Figuren nichts anfangen kann und sich ihnen daher nicht verbunden fühlt (wobei ich persönlich als Atheist im Kontext des Films kein Problem hatte). Auch die christlich-religiöse Thematik muss man aushalten (können), wobei das natürlich genauso gut für klassische Exorzisten-Filme gilt. Nachdem ich in jüngeren Jahren hier sehr skeptisch war, sehe ich es heutzutage etwas lockerer. Ich meine, wenn ich im Kontext eines Films an Vampire, Werwölfe, Zombies, Geister und andere Monster glauben kann, sollte es mir auch möglich sein, an Hexen, Dämonen, den Teufel, und vielleicht sogar Gott zu glauben. Womit wir auch schon beim letzten Punkt sind: Die Hexen-Thematik ist aufgrund der damaligen Verfolgung zweifellos eine extrem schwierige und vorbelastete. Wer es nicht schafft, den historisch-grausamen Kontext auszublenden, wird es mit "The Witch" sicherlich sehr schwer haben. Aber, auch hier wieder, der Film erzählt eine fiktive Geschichte, weshalb ich es in diesem Fall akzeptieren konnte. Zumal sich aus meiner Sicht im weiteren Verlauf einige überaus interessante und faszinierende (psychologische) Interpretationen anbieten, die weit von einer schlichten Legitimation der damaligen Hysterie entfernt sind. Aber dafür müsste ich spoilern.

Szenenbild. Auch Fans des "Achterbahnhorrors" mit vielen Schockeffekten und nachfolgenden amüsanten Momenten, in denen sich die angestaute Spannung entladen kann, werden mit "The Witch" wohl nicht viel Freude haben. Ähnlich wie einige andere Indie-Horrorfilme der letzten Zeit, wie "Der Babadook" und "It Follows", folgt er eben nicht diesem typischen, modernen Schema, der gerade auch in den letzten Jahren den Horrorsektor zu dominieren scheint, sondern setzt vielmehr auf eine ungemein düster-freudlos-trostloste Stimmung und eine dichte Atmosphäre. Vereinzelte Schockeffekte, die für meinen Geschmack allesamt sehr gut eingesetzt wurden, gab es zwar auch, diese sind aber definitiv in der Minderheit. In erster Linie bezieht "The Witch" seine Spannung vielmehr von der bedrückenden Stimmung, der mitreißenden Geschichte, dem Mysterium rund um die Frage, wer oder was für die Ereignisse denn nun verantwortlich ist, einigen verstörenden Momenten und Entwicklungen, sowie der langsamen Eskalation der Ereignisse. Was aber eben natürlich nur dann funktioniert, wenn man von der Geschichte in Beschlag genommen wird. Bei wem das nicht gelingt, der wird sich wohl eher langweilen.

Und dann ist da noch das – nicht minder umstrittene – Ende. Auch hier wieder: Ich will ja nicht spoilern, weshalb ich nicht zu viel verraten kann. Für mich hat es prima funktioniert und für einen erhebenden (höhö; wer den Film gesehen hat, wird den Witz verstehen) Ausklang gesorgt. Ich verstehe aber auch jeden, auf den das irgendwie störend, aufgesetzt oder gar lächerlich wirkte. Ohne zu viel zu verraten sei jedoch noch erwähnt, dass das Ende doch recht stark eine übernatürliche Erklärung für die Ereignisse andeutet. Dies etwas offener zu halten, wäre zwar auch mir lieber gewesen, aber einerseits gibt es erste recht eindeutige Szenen in diese Richtung bereits nach wenigen Minuten (es kommt somit also nicht völlig aus dem Nichts), und andererseits ließe sich mit gutem Willen selbst das Ende auch noch mit Wahnvorstellungen und/oder eine Psychose erklären. Sprich: Wer unbedingt an eine psychologische, bodenständige Erklärung glauben will, kann das auch. Insofern hat mir das Ende ziemlich gut gefallen. Was hoffentlich selbst bei den Kritikern des Films über jeden Zweifel erhaben sein sollte, sind die schauspielerischen Leistungen. Die aus "Game of Thrones" bekannte Kate Dickie sowie ihr Film-Ehemann Ralph Ineson stechen dabei zwar durchaus hervor, die beeindruckendsten Leistungen kommen aber vermutlich von den jungen Darstellern. Bei Harvey Scrimshaw sticht vor allem ein Moment hervor, mit dem selbst deutlich erfahrenere Schauspieler ihre liebe Mühe gehabt hätten. In erster Linie gehört der Film aber Anya-Taylor Joy mit einer grandiosen, zentralen Performance, die sie als neuen, jungen Star am Schauspiel-Himmel etabliert. Was für mich ebenfalls hervorstach, war die Inszenierung von Robert Eggers, die nicht nur mit der dichten, düsteren Atmosphäre besticht, sondern zudem die Trostlosigkeit der Handlung auch perfekt in den tristen Landschaftsaufnahmen widerspiegeln lässt. Und auch die Musik von Mark Korven – die an einer Stelle recht deutlich "2001: Odyssee im Weltraum" zitiert – trägt viel zur bedrückenden Stimmung bei.

Fazit: Szenenbild. Angesichts der sehr divergierenden Meinungen zu "The Witch", selbst unter Fans des Horror-Genres, bin ich mit einer Kino-Empfehlung vorsichtig. Zwar gilt auch hier, wie bei so vielen anderen Filmen, dass man sich am besten selbst ein Bild macht; ob dies jedoch unbedingt im Kino erfolgen muss, muss jeder für sich selber wissen. Für mich persönlich hat sich der Kinobesuch jedenfalls absolut gelohnt. Besonders gut gefielen mir an dem Film das außergewöhnliche Setting, die trostlose Optik, die deprimierend-bedrückende Atmosphäre, die düster-stimmungsvolle Musik, sowie die schauspielerischen Leistungen, wobei für mich vor allem Newcomerin Anya Taylor-Joy hervorstach. Zudem hat der Film zumindest bei mir genau das geschafft, was man sich von einem Horror-Film erwartet, nämlich, mich in Angst und Schrecken zu versetzen. Konsumenten von vornehmlich modernem Horror seien dabei gewarnt, dass Regisseur Robert Eggers eher auf eine dichte Stimmung denn auf Schockmomente setzt (auch wenn diese ebenfalls sporadisch vorhanden sind), und einem gemächlichen Spannungsaufbau mit einer zunehmenden Eskalation der Ereignisse der heutzutage dominierenden Achterbahnstruktur mit Höhen und Tiefen vorzieht. Ganz perfekt fand "The Witch" zwar auch ich zugegebenermaßen nicht. So wäre es mir lieber gewesen, wenn die Frage, ob sich denn hier nun wirklich übernatürliche Dinge zutragen, oder die Familie langsam dem Wahnsinn anheimfällt, offen(er) geblieben wäre. Und die eine oder andere Szene war mir dann doch etwas zu laut und hysterisch. Dank der ungemein dichten Atmosphäre, einigen verstörenden Momenten sowie denkwürdigen Szenen, und dem für mich funktionierenden, düsteren Ausklang des Geschehens, wird mir "The Witch" jedoch noch lange in sehr guter Erinnerung bleiben.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 UPI)


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