Originaltitel: Second Skin Episodennummer: 3x05 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 24. Oktober 1994 Erstausstrahlung D: 20. Februar 1996 Drehbuch: Robert Hewitt Wolfe Regie: Les Landau Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Commander Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Lawrence Pressman als Legate Tekeny Ghemor,
Gregory Sierra als Corbin Entek,
Andrew Robinson als Elim Garak,
Tony Papenfuss als Yeln,
Cindy Katz als Yteppa,
Christopher Carroll als Benil,
Freyda Thomas als Alenis Grem,
Billy Burke als Ari u.a.
Kurzinhalt:
Kira Nerys staunt nicht schlecht, als Alenis Grem von zentralen Archiv auf Bajor mit ihr Kontakt aufnimmt, um sie zu ihrer Zeit in einem cardassianischen Straflager zu befragen – kann sie sich doch an einen eben solchen Aufenthalt nicht erinnern. Mehr noch, weiß sie doch noch ganz genau, wo sie in der besagten Woche war, und was sie getan hat. Doch Alenis behauptet, einen Zeugen zu haben, der ihren Aufenthalt im Gefangenenlager bestätigen kann. Kira bricht nach Bajor auf, um die Angelegenheit aufzuklären – kommt jedoch nie dort an. Während Sisko & Co. versuchen herauszufinden, was mit ihr passiert ist, erwacht Kira in einem Quartier auf Cardassia Prime. Sie wird von Entek, einem Mitglied des Obsidianischen Ordens willkommen geheißen. Dieser behauptet, dass es sich bei ihr nicht um Kira Nerys, sondern vielmehr um Iliana Ghemor, eine cardassianische Spionin handeln würde, die aufgrund ihrer optischen Ähnlichkeit ausgewählt wurde, um – nach einem entsprechenden kosmetischen Eingriff – den bajoranischen Widerstand zu unterwandern. Nun wurde ihr altes, echtes Aussehen wiederhergestellt – und Kira kann ihr Grauen kaum im Zaum halten, als ihr beim Blick in den Spiegel das Gesicht einer Cardassianerin entgegenstarrt. Zuerst weigert er sich standhaft, Entek sowie Tekeny Ghemor, Ilianas Vater, Glauben zu schenken, doch mit der Zeit kommen ihr Zweifel…
Denkwürdige Zitate:"You're as stubborn as your mother."
(Tekeny ist davon überzeugt, dass Kira in Wahrheit seine Tochter ist.)
"I'll go along on your fool's errand, but I want one thing to be perfectly clear. I have no intention of sacrificing my life to save yours. If it looks like we're in danger of being captured, if there's any signs of trouble at all, you're on your own." "Mister Garak, I believe that's the first completely honest thing you've ever said to me."
(Das ist gut möglich.)
"Garak, what are you doing here?" "I got homesick."
(Entek zu Garak angesichts dessen überraschenden Auftritts auf Cardassia Prime.)
"Major, I don't think I've ever seen you looking so ravishing."
(Garak gefällt Kiras neuer Look.)
Review:
"Die zweite Haut" ist eine jener Episoden, denen es sehr gut gelingt, früh einen Köder auszulegen, mit dem mich die Folge praktisch von Beginn an am Haken hatte. Bevor ich zu den positiven Aspekten kommen möchte ich jedoch zuerst jene Dinge erwähnen, die mich weniger überzeugt haben. So litt "Die zweite Haut" in erster Linie darunter, das zumindest ich als Zuschauer – schon damals bei der Erstausstrahlung – keine Sekunde in Betracht gezogen habe, dass Kira tatsächlich in Wahrheit eine cardassianische Spionin sein könnte. Dies ist nicht nur deshalb bedauerlich, weil es die Spannung der Episode etwas reduzierte – da man nur mehr auf die Auflösung wartet, was genau es mit dieser Intrige auf sich hat – sondern auch, weil ich diese Wendung eigentlich genial gefunden hätte. Auf diese Weise hätte "Deep Space Nine" eine Aussage darüber treffen können, dass es völlig egal ist, wo man herkommt, und die eigene Herkunft keine Rolle spielt – sondern nur, wie man lebt, was man macht, und welche Rolle man spielt. Zugleich hätte sich Kira der Tatsache stellen müssen, dass ihr Leben auf einer Lüge aufgebaut war, und sich entscheiden müssen, ob sie den als Kira eingeschlagenen Weg weitergeht. All das hätte sehr faszinierend sein können.
Eine nicht ganz so starke, aber auch noch überraschende Wendung wäre es auch gewesen, die Frage, ob Kira denn nun wirklich sie selbst oder nicht doch Iliana ist, zumindest offen geblieben wäre. Oder auch, wenn sich herausgestellt hätte, dass wir die ganze Folge über (vorausgesetzt, man hätte die erste Szene auf DS9 gestrichen) nicht mit Kira, sondern vielmehr mit der wirklichen Iliana verbracht haben, die zurückgeholt wurde. Aber die Offenbarung, dass es letztendlich nicht einmal um Kira selbst ging, sondern der Obsidianische Orden lediglich Ilianas Vater eine Falle stellen wollte, fand ich schon etwas enttäuschend – nicht zuletzt, da man sie damit zu einer Nebenfigur in einer vermeintlich auf sie fokussierten Episode macht. Weitere kleine Kritikpunkte: Der grundlegende Plot erinnerte mich etwas an die TNG-Folge "Das Gesicht des Feindes". Eine Antwort darauf, woher Eltek jene Geschichte kennen konnte, die Kira ihrer eigenen Aussage nach nie jemandem erzählt hat, bleibt die Folge bis zuletzt schuldig. Und so nett es grundsätzlich auch ist, dass man ab der dritten Staffel merklich darauf setzte, den Eindruck einer stärker zusammenhängenden Folge zu erwecken, aber… wenn sich eben dies auf eine beliebig wirkende, beiläufige Erwähnungen des Dominion beschränkt, ist das doch eher halbherzig, aufgesetzt und heuchlerisch. Letztendlich sind diese Kommentare eher dazu da, es dem Zuschauer wiederholt in Erinnerung zu rufen, bringen die entsprechende Handlung aber keinen Millimeter voran. Damit habe ich jetzt aber auch mehr als genug Zeit mit den weniger gelungenen Aspekten verbracht. Denn trotz dieser Punkte hat mir "Die zweite Haut" insgesamt gut gefallen. Dass es sich bei Kira tatsächlich um Iliana handelt, mag ich zwar keine Sekunde lang in Betracht gezogen haben, das ändert aber nichts an ihrem nachvollziehbaren Schock, mit dieser Behauptung konfrontiert zu werden. Die Szenen, in denen Kira langsam beginnt, ihre eigene Identität zu hinterfragen, und sich der Möglichkeit stellen muss, dass ein Großteil ihres Lebens eine Lüge ist, waren zweifellos sehr gelungen – was neben dem Drehbuch auch der schauspielerischen Leistung von Nana Visitor zu verdanken ist.
Bei aller Kritik daran, dass die Wendung am Ende Kira ein bisschen zur Nebendarstellerin in ihrer eigenen Episode macht, sei zudem festgehalten, dass die Erklärung wenigstens voll und ganz Sinn macht. Wie ich des Öfteren erwähne, ist jedes Mysterium letztendlich nur so gut wie seine Auflösung, und was das betrifft, liefert "Die zweite Haut" definitiv eine überzeugende und befriedigende Antwort auf alle offenen Fragen. Zudem waren die Ereignisse hier, obwohl sich das meiste letztendlich als Lüge herausstellt, insofern nicht für die Katz, als man bei Kiras letzten Szene mit Tekeny merkt, wie viel Respekt sie vor ihm hat, und wie stark sie sich ihm nach dieser Erfahrung verbunden fühlt. Für eine Person, die bislang alle Cardassianer ausnahmslos gehasst hat, eine erstaunliche, wichtige und positive Entwicklung. Die letzte wesentliche Stärke war dann wieder einmal der größere Auftritt von Garak. Sei es die Szene, in der Sisko ihn "überredet", sie zu begleiten, er die Defiant durch die cardassianische Patrouille bringt, sein großartiges Gespräch mit Eltek, oder auch, wie er diesen am Ende ohne mit der Schulter zu zucken erschießt ("Pity. I rather liked him" – was macht der dann bitte schön mit den Leuten, die er nicht leiden kann?), damit wir nicht zu bedenkenlos ins Herz schließen – Garak sorgte wieder für einige der besten Momente der Folge. Diese war zudem von Les Landau optisch überaus nett inszeniert, und konnte zudem mit einem gelungenen Score von David Bell aufwarten.
Fazit:
"Die zweite Haut" hat mir insgesamt gut sehr gut gefallen, hätte jedoch auch noch eine Spur besser sein können. Neben der Ähnlichkeiten mit "Das Gesicht des Feindes" und der Tatsache, dass die Auflösung Kira Nerys ein bisschen wie die Nebenfigur in ihrer eigenen Episode wirken ließ störte ich mich insbesondere daran, dass man leider für keine Sekunde lang wirklich glaubte, dass es sich bei ihr tatsächlich um Iliana Ghemor handeln könnte. Und da drängt sich mir die Frage auf: Warum eigentlich nicht? Ich finde, das wäre eine sehr coole Wendung gewesen – aber dafür (oder auch nur, es zumindest offen zu lassen) fehlte den Machern leider (erwartungsgemäß) der Mut. Davon abgesehen war "Die zweite Haut" aber überaus gelungen, und überwiegend sehr unterhaltsam. Trotz des erwartbaren Ausgangs konnte ich mit Kira insofern mitfiebern, als allein die Art und Weise, wie hier ihre eigene Identität und alles an das sie glaubt auf den Kopf gestellt wird, erschreckend war. Eine weitere wesentliche Stärke waren die Szene rund um Garak, der wieder einmal für einige der besten Momente der Folge sorgte. Wenn schon nicht sonderlich schockierend, so ergab die Auflösung am Ende dann wenigstens Sinn, und erklärte schlüssig und nachvollziehbar, warum die Cardassianer sich all diesen Aufwand angetan haben. Und vor allem auch die Freundschaft, die Kira am Ende mit Tekeny – einem Cardassianer! – zu verbinden scheint, stach für mich hervor. Angesichts dieser positiven Aspekte fiel es mir auch leichter, über die nichtsdestotrotz eben auch vorhandenen Kritikpunkte hinwegzusehen.