Mit: Chris Evans, Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Sebastian Stan, Anthony Mackie, Don Cheadle, Jeremy Renner, Chadwick Boseman, Paul Bettany, Elizabeth Olsen, Paul Rudd, Emily VanCamp, Tom Holland, Daniel Brühl u.a.
Kurzinhalt:
Während eines Einsatzes der Avengers in Lagos kommt es neuerlich zu schweren zivilen Verlusten. Zudem ist den Völker der Welt das völlig unabhängige und eigenmächtige Vorgehen der Heldentruppe zunehmend ein Dorn im Auge. In Wien soll daher ein UN-Beschluss ratifiziert werden, der die Avengers unter das Kommando der UN stellt. Sie sollen daher in Zukunft nur mehr auf Anordnung der Vereinten Nationen tätig werden. Alle Superhelden sind dazu angehalten, den Vertrag ebenfalls zu unterschreiben und damit zu bestätigen, diesen zu akzeptieren. Während Tony Stark dem Beschluss zustimmt, ist sich Steve Rogers unschlüssig. Was, wenn durch ihr Nichtstun noch mehr Menschen sterben? Just während jenes Termins, an dem der Beschluss unterzeichnet werden soll, kommt es dann zu einem Bombenanschlag auf das UN-Gebäude. Die Aufzeichnung einer Sicherheitskamera zeigt das Bild von Rogers altem Freund Bucky Barnes. Dieser behauptet jedoch, nichts damit zu tun zu haben, und Steve glaubt ihm. Als zuerst die Polizei und danach Iron Man anrücken, um den Winter Soldier gefangen zu nehmen, stellt sich Captain America gegen ihn – und wird zum Gesetzlosen. So kommt es unweigerlich zum Kampf zwischen den Superhelden…
Review von Christian Siegel:
"Civil War" trägt zwar in der Kinofassung den Titel "Captain America" (bzw. hierzulande nach wie vor "The First Avenger" – was ich immer noch so dämlich finde wie schon 2011), die Comicversion erschien jedoch eigentlich unter dem "Avengers"-Banner – und auch der Film vermittelt eher den Eindruck eines dritten Abenteuers der Heldentruppe als "lediglich" dem dritten Film mit Steve Rogers. Trotz aller auf- und gegeneinander antretenden Superhelden liegt der Fokus dabei allerdings ganz klar auf das Duell zwischen Steve Rogers und Tony Stark, aka Captain America und Iron Man. Und im Gegensatz zu einem anderen kürzlichen Superhelden-Duell macht "Civil War" dabei (fast) alles richtig. Was dabei für mich mit am deutlichsten und positivsten hervorstach war, dass die Motivation der jeweiligen Figuren jederzeit klar, deutlich und plausibel waren. Letztendlich konnte ich sowohl die Position von Tony Stark als auch von Steve Rogers jederzeit nachvollziehen. Und auch wenn die beiden bis zu einem gewissen Grad auch hier von einer dritten Kraft manipuliert werden (deren Motivation übrigens auch verständlich ist), wirkte alles hier deutlich glaubwürdiger und natürlicher, als bei "Batman v Superman". Davon, dass man uns einen Moment erspart, wo beide auf einmal draufkommen, dass sie beide einen besten Freund haben, der Bucky heißt (oder so), ganz zu schweigen…
"The First Avenger: Civil War" ist zudem mehr als das Aufeinandertreffen dieser beiden Superhelden (wenn diese auch ganz klar im Mittelpunkt stehen). So erhalten beide Seiten Unterstützung von zahlreichen Weggefährten. Einige davon wurden in den bisherigen Filmen, sei es bei "Avengers" oder auch in Einzel-Abenteuern, bereits etabliert, andere kommen hier nun zu ihrem ersten Auftritt (zumindest innerhalb des Marvel Cinematic Universe). Eben diese Historie gibt dem Geschehen hier genau jenes Gewicht, das "Batman V Superman" fehlte. Schade fand ich in dieser Hinsicht nur, dass sowohl die Frage, wer in "Civil War" mitkämpft, sowie, auf welcher Seite sie stehen, in der Werbekampagne (insbesondere den Trailern, aber selbst auf dem verdammten Poster ist schon zu erkennen, wer hinter wem steht) bereits vorweggenommen wurde. Ich hätte es vorgezogen, das erst im Verlauf des Films zu erfahren. Davon abgesehen machte dieser Superhelden-Mashup aber wahnsinnig viel Spaß. Es ist erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit es den Drehbuchautoren sowie den Regisseuren gelingt, so viele Figuren zu schultern, ihnen dabei allen gerecht zu werden, jedem mindestens einen Moment im Rampenlicht zu gönnen, und dabei dennoch nie den klar auf dem Konflikt zwischen Captain America und Iron Man liegenden Fokus zu verlieren. Für mich persönlich erwiesen sich dabei vor allem die Szenen rund um den neuen Spider-Man als Highlight (wenn ich auch einer der wenigen bin, der die beiden Filme mit Andrew Garfield durchaus mochte); letztendlich dürfte sich aber wohl jeder seine eigenen Favoriten und Höhepunkte heraussuchen – Auswahl gibt es jedenfalls genug.
Zugegeben, der Einstieg in den Film verläuft noch etwas gemächlich. Die erste Actionsequenz in Lagos mag zwar notwendig sein, um als Katalysator für den Rest der Handlung zu dienen, ist für sich genommen aber wieder eine dieser typischen Zerstörungsorgien, an denen man sich innerhalb der Marvel-Filme mittlerweile doch ein wenig satt gesehen hat. Auch die Verfolgungsjagd in Berlin hätte man kürzen können. Zumal sich die Action zwar durch einzelne Zeitlupeneinlagen auszeichnet, davon abgesehen für meinen Geschmack aber einen Hauch zu schnell geschnitten war (wenn auch nie so rasch, dass es zu unübersichtlich wurde; Ich ziehe halt nur persönlich längere Choreographien vor). Sobald die Figuren in Stellung gebracht wurden und die Teams aufgestellt sind, geht es aber so richtig rund. Der Kampf zwischen den Avengers auf einem deutschen Flughafen bietet die wohl beste, packendste und spektakulärste Comic-Action, die bislang auf der Leinwand zu sehen war. Jeder setzt seine individuellen Fähigkeiten ein, und die Figuren kämpfen sowohl mit- als eben auch gegeneinander. Geschätzte 10 Minuten dauert diese ausgedehnte Action-Sequenz, die für mich klar das bisherige Highlight aus dem Marvelverse darstellt – und nun der Maßstab ist, an dem sich alle zukünftigen Superhelden-Mashups messen werden müssen (und ich glaube, das könnte er auch über eine längere Zeit noch bleiben).
Nicht minder gelungen, jedoch deutlich intimer – und zugleich persönlicher und emotional aufgeladener – verläuft dann der eigentliche Showdown in Sibirien. Was diesen Kampf am Ende so auszeichnet ist, dass wir auch zu diesem Zeitpunkt beiden Figuren immer noch verbunden sind, sie sympathisch finden, und ihre jeweiligen Standpunkte nach wie vor nachvollziehen und nachempfinden können. Wir wollen daher eigentlich gar nicht, dass sie sich bekämpfen, sondern vielmehr, dass sie sich versöhnen und wieder zusammenarbeiten. Dies verleiht dem Showdown ein Gewicht und eine innewohnende Tragik, die dafür sorgt, dass der Kampf über reine, hohle Coolness hinausgeht. Sehr gelungen fand ich auch alles rund um Zemo (dargestellt von Daniel Brühl), der einmal eine andere Art von Bösewicht darstellen darf, die sich als überaus – und erschreckend – effektiv herausstellt. Wunderbar fand ich auch eine der letzten Szenen, zwischen ihm und einem der neuen Superhelden. So sehr ich die zynisch-brutaleren Helden (wie z.B. den Punisher) auch schätzen mag, hin und wieder ist es schön, wenn unsere Vorbilder in Filmen moralisch agieren, und eben nicht ihren persönlichen Rachegelüsten nachgeben. Wenn man an "Civil War" überhaupt etwas kritisieren kann, dann das am Ende die ganz großen Auswirkungen dieses "Bürgerkriegs" – und damit die zuvor noch von einer der Figuren angekündigt-befürchtete Katastrophe – ausbleiben. Langfristige Konsequenzen dieses Aufeinandertreffens hätten dem ganzen auch über den Film hinaus Gewicht verleihen können. So offenbart sich das Geschehen hier doch ein bisschen als Schall und Rauch.
Was hingegen voll und ganz überzeugen kann, sind die schauspielerischen Leistungen. Comic-Filme haben definitiv was das betrifft einen langen Weg hinter sich, und neben der Qualität der Performances finde ich vor allem auch die Quantität an namhaften Darstellern, die sich bei Marvel mittlerweile die Klinke in die Hand geben, erstaunlich. Wenn das MCU so weiterwächst, wird es nicht lange dauern, bis praktisch jeder größere Star irgendeine Rolle darin übernommen hat. Wenn man bedenkt, dass Superheldenfilme vor 15 Jahren noch eher belächelt wurden, ist das schon eine erfreuliche Entwicklung. Auch die Produktionsqualität ist natürlich wieder makellos, wobei mich die Effekte diesmal auch wieder mehr überzeugen konnten als beim diesbezüglich leicht enttäuschenden "Age of Ultron". Und auch der Soundtrack von Henry Jackman war klasse – wenn ich es auch immer noch schade finde, dass Alan Silvestris tolles Captain America-Thema (eines der wenigen erkennbaren aus dem MCU) in Pension geschickt wurde. Abschließend noch eine Randbemerkung: Als Wiener freute ich mich sehr darüber, dass nun auch meine Heimatstadt im Marvel Cinematic Universe angekommen ist – wenn sich dies auch auf eine fünfsekündige Luftaufnahme des UN-Gebäudes beschränkte. Aber he – immer noch besser, als wenn wir auf der MCU-Landkarte gar nicht vorkommen würden.
Fazit:
Da schaut's her, Warner/DC, so geht das! Zugegeben, auch "The First Avenger: Civil War" mag nicht ganz perfekt sein. Die Action ist zwar solide inszeniert und kann immer wieder mit kurzen Glanzmomenten aufwarten, hätte für meinen Geschmack aber noch eine Spur ruhiger inszeniert werden dürfen. Der Einstieg ist noch wenig begeisternd, zumal es sich dabei um eine typische Marvel-Actionsequenz handelt – wenn sie sich diesmal auch immerhin auf einen klaren emotionalen Höhepunkt hochschaukelt. Die Verfolgungsjagd in Berlin hätte man auch deutlich kürzen können. Das Promo-Material nahm im Vorfeld in meinen Augen schon zu viel vorweg. Und vor allem auch die mangelnden, langfristigen Konsequenzen lassen das Spektakel letztendlich doch etwas hohl erscheinen. Wohlgemerkt: Nur rückwirkend. Denn was "Civil War" in seinen ungemein unterhaltsamen 150 Minuten unter anderem so auszeichnet ist, wie man sich hier neuerlich nicht einfach auf oberflächliche Action verlegt, sondern ihr moralisches Gewicht verleiht. Dieses ergibt sich einerseits aus der Historie der Figuren, die wir nun schon über mehrere Filme hinweg verfolgen, in denen sie uns zunehmend ans Herz gewachsen sind, und andererseits aus der schlichten – aber nun einmal so ungemein wichtigen und oftmals übersehenen – Tatsache, dass die Motivationen der Figuren immer verständlich, schlüssig und nachvollziehbar bleiben. Eben dies macht es dem Zuschauer schwer bis unmöglich, sich für eine Seite zu entscheiden, da sie beide bis zu einem gewissen Grad im Recht und zugleich im Unrecht sind, wir beide Positionen verstehen. Das absolute Highlight des Films war jedoch der ausgedehnte Kampf zwischen den beiden Teams auf dem Flughafen, die für mich ganz klar zu den besten Actionsequenzen gehört, die wir bislang in einem Comicfilm zu Gesicht bekommen haben. Wie sie hier ihre Kräfte sowohl für- als auch gegeneinander einsetzen, war ungemein mitreißend. Diese Actionszene wird in meinen Augen, zumindest was solche Superhelden-Duelle betrifft, für eine lange Zeit das Nonplusultra darstellen – was durchaus auch für den gesamten Film an sich gelten könnte.
Ob die Sprüche dumm sind, ist natürlich Ansichtssache. Aber ja, wie die meisten Marvel-Filme steckt auch in "Civil War" wieder viel Humor - der jedoch in meinen Augen nie auf Kosten der Dramatik ging. Ich habe grundsätzlich nichts gegen den anderen, düsteren Ansatz, den Warner/DC bei BvS verfolgten - aber "Civil War" ist in meinen Augen der lebende Beweis, dass Filme nicht zwingend schwermütig sein müssen, um einer ernsten Thematik gerecht zu werden.
Allerspätestens seit Ultron, dem du ne 8 gabst (Hilfe, viel zu hoch), geht es mir nur noch aufn Sack. Der Anfang, Hulks Klopperei mit dem Buster sowie das Finale waren teilweise richtig übel in der Hinsicht. Dann macht die Widow aufn Motorrad den Road Runner nach und hockt im Finale in der Karre grade so, als wären die und Hawkeye auf den Weg zur Farm und befänden sich grade auf einer Zementstraße unter freiem Himmel, welche von nem Wald umgeben ist.
Oder Ant-Man, wo Pym grade über seine Braut trauert, darauf awesome rausgehauen wird und das ganze so endet, dass der Lang die Zeigefinger rausstreckt, anfängt zu grinsen und mitteilt, das er jetzt Tee macht.
Und bitte, bitte hör auf, diese Blockbuster als düster zu bezeichnen. Das ist bloß die Hollywood-Düsternis:
-Farben werden runtergedreht -Bild verdunkelt -Hauptcharaktere glotzen, als würden die gleich anfangen zu heulen
Wenn die mal wirklich düster sein wollen würden, würden die mal irgendwas in der Richtung einbauen:
Ja, die 8 war zu hoch, da gebe ich dir recht. Unter 7 würde ich ihn aber selbst heute nicht bewerten, da ich ihn trotz aller Schwächen immer noch sehr unterhaltsam fand. Wobei ich Civil War als nicht ganz so auf Humor getrimmt einschätzen würde wie die beiden Avengers. Ist halt Whedon. ^^
Von Ant-Man war ich in der Tat ebenfalls weniger begeistert, dem gab ich "nur" ne 5. (Mir fällt übrigens auf, irgendwann muss ich mal die Marvel-Filme die ich hier noch nicht besprochen habe nachholen sollte.)
Na ja, BvS war schon düster, und das eben nicht nur optisch . Und ich finde mit Verlaub nicht, dass düster unbedingt brutal (oder umgekehrt brutal zwingend düster; siehe Deadpool oder Kick-Ass) bedeuten muss.
"Unter 7 würde ich ihn aber selbst heute nicht bewerten, da ich ihn trotz aller Schwächen immer noch sehr unterhaltsam fand"
Ich fand den teilweise richtig langweilig.
"Ist halt Whedon"
Und bestimmt hatte auch Disney das ein und andere Wörtchen mit zu quatschen gehabt.
Düster definiert sich zwar nicht nur durch Blut, aber es ist trotzdem bloß die Hollywood-Düsternis. Aber was erwartet man von ner Welt, in der Dark Knight als Muster Beispiel dient, was ein düsterer Film ist?
Was wäre denn für dich ein gutes Musterbeispiel für einen düsteren Film, wo du dir wünschen würdest, dass sich auch Comic-Filme näher daran orientieren?