Inhalt & Review:
Noch bevor sie damit begangen, eigene Comic-Geschichten zu erzählen, veröffentlichten Topps Comics Mitte der 90er erst mal Adaptionen von TV-Episoden – um zu sehen, inwiefern für "Akte X" denn überhaupt ein Comic-Markt da ist. Im Oktober 2014 brachte dann IDW Publishing den ersten von zwei Sammelbänden zu eben diesen Veröffentlichungen heraus, der insgesamt fünf TV-Adaptionen zusammenfasst. Den Anfang macht dabei – no na – der Pilotfilm "Gezeichnet". Inhaltlich – so wie auch die Folge an sich – zweifellos sehr solide; wobei es Roy Thomas in meinen Augen wirklich sehr gut gelang, die wichtigsten Momente bzw. die Handlung der Episode beim Übertragen ins Comic-Medium zu bewahren. Wovon ich jedoch leider nicht unbedingt angetan war, ist der künstlerische Stil. Dieser ist nämlich in der Tat sehr künstlerisch bzw. eigenwillig. Kunststudenten könnten wohl auf Anhieb einige Einflüsse benennen – ich bin darin jedoch leider nicht gut genug bewandert, und genau sagen zu können, an welche Stile mich das erinnert hat. Mir persönlich war es jedenfalls zu malerisch und zu wenig comic-haft bzw. auch photorealistisch. Gerade auch bei der Einstiegsszene war aufgrund des Zeichenstils fast nicht auszumachen, was da denn eigentlich vor sich geht. Die Gesichter waren teilweise ebenfalls recht schwer zu erkennen, da nur sehr skizzenhaft gezeichnet. Gut, Mulder und Scully kennt man natürlich immer heraus, bei den Nebenfiguren tat ich mir da schon wesentlich schwerer. Objektiv schlecht kann ich die visuelle Gestaltung zwar nicht nennen, dafür steckte zweifellos zu viel Aufwand darin, bzw. ist ein ganz eindeutiger, überlegter Stil erkennbar. Und insgesamt fand ich die Optisch durchaus interessant. Aber meinen Geschmack traf es leider nicht.
Deep Throat ergeht es ähnlich. Inhaltlich eine tolle Adaption der Episode, optisch hingegen eher na ja. Zwar war der Stil längst nicht mehr so künstlerisch, und insgesamt fand ich die Zeichnungen – abseits der manchmal etwas missglückten Gesichter – sehr schön. Aber die Farbgebung hat mich nicht wirklich überzeugt. Es gab ja mal eine "Akte X"-Parodie bei den Simpsons, wo Mulder und Scully in Gelb auftraten. Ziemlich genau so schauen sie hier auch aus. Wobei das zugegebenermaßen von Seite zu Seite schwankt – mal sind sie gelber, mal doch eher hautfarben – und möglicherweise eher auf den Druck als den Künstler an sich zurückzuführen sein könnte. Ändert aber halt auch nichts am Endergebnis. "Squeeze" war dann für mich ganz klar der schönste der hier enthaltenen Comics. Tolle Zeichnungen, wunderschöne Farbgebung; echt ein Augenschmaus. Und auch inhaltlich war der Comic – wie ja auch die Episode – ein Highlight, wobei ich neuerlich hervorstreichen will, wie großartig es Roy Thomas gelingt, die Handlung aus der Folge so herunter zu destillieren, dass sie zwar in einen knapp 50 Seiten langen Comic passt, dabei jedoch a) nichts wesentliches verloren geht und b) trotzdem noch genug Platz bleibt, um nicht einfach durch die Handlung zu hetzen, sondern wirklich eine Atmosphäre aufzubauen. "Conduit" war dann auch ganz ok, wobei ich die Farbgebung recht gelungen, dafür aber die Zeichnungen nur eher durchschnittlich fand. Vor allem die Schattierungen, mit schwarzen Strichen über den Gesichtern etc., fand ich etwas eigenwillig. So wie die Episode auf die er basiert somit nur solide. Den Abschluss bildet dann eines der Highlights aus der ersten Staffel, "Ice". Inhaltlich sticht auch die Adaption zweifellos heraus, wenn ich auch in diesem Fall lang, dass es leider nicht so recht gelang, die dichte-paranoide Atmosphäre der Vorlage aufs Papier zu bannen. Visuell zeigt sich hingegen – da gleicher Künstler – dasselbe "nett, aber nicht mein Geschmack"-Bild wie beim ersten Comic. Gerade auch für diese Folge hätte ich einen anderen Stil vorgezogen.
Fazit:
Für sich genommen weiß der erste Sammelband zu den Comic-Adaptionen von "Akte X"-Episoden der ersten Staffel durchaus zu gefallen. Vor allem die inhaltliche Adaptierung durch Roy Thomas hatte es mir dabei angetan. Was die künstlerische Gestaltung betrifft, zeigt sich hingegen ein etwas durchwachsenes Bild, wobei vor allem der erste und der letzte hier enthaltene Comic – vom gleichen Künstler – meinen persönlichen Geschmack nicht wirklich getroffen hat. Mir war's irgendwie zu "malerisch" bzw. pseudo-künstlerisch. Und generell leidet der Band natürlich ein bisschen darunter, dass hier letztendlich nur die TV-Folgen nacherzählt werden, und wir die Geschichte somit schon kennen. Wer eben solchen Adaptionen hingegen jedoch offen oder gar neugierig gegenübersteht, wird mit einer inhaltlich überzeugenden und künstlerisch zumindest interessanten Sammlung belohnt, bei der für mich vor allem die herausragende Umsetzung von "Squeeze" hervorstach.
Bewertung:
3.5/5 Punkten
Christian Siegel
Artikel kommentieren
Kommentar schreiben
Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
