Kurzinhalt:
Der Gott Horus soll die Nachfolge seines Vaters Osiris antreten und Ägypten als neuer König beherrschen. Sein Onkel und Osiris' Bruder Set jedoch unterbricht die Krönungszeremonie und erklärt sich selbst zum Herrscher. Er ist es leid über die dürre Einöde der ägyptischen Wüste zu wachen und hat sein Heer im Schlepptau. Nach einem Kampf mit seinem Neffen Horus wird dieser seines Augenlichts beraubt und verbannt. Der junge Dieb Bek, der seine Freundin Zaya aus den Diensten des Baumeisters von Horus befreien will, muss sich mit Horus zusammentun, um sie aus der Unterwelt zu befreien, und Ägypten von Sets Terror. Zusammen begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise durch das Reich…
Review:
Im Vorfeld – seltsamerweise erst mit den ersten Trailern - wurden Vorwürfe gegen die Produktion, um ein wenig diverses Casting, laut. Das Casting würde einem Film, der im alten Ägypten spielt, offensichtlich nicht gerecht und das ist noch milde formuliert. Tatsächlich ist es aber so, dass "Gods of Egypt" sich großzügig bei Namen und Orten aus der ägyptischen Mythologie bedient und damit eine ganz eigene Fantasy-Sciencefiction-Geschichte erzählt, die mit dem echten Ägytpen wenig zu tun hat. Durch die von der Realität abgehobenen Art des Films, würde ich "Gods of Egypt" weit mehr Freiheit – gerade beim Casting – zugestehen als allen anderen "Historienfilmen". Sei es "Gladiator" oder "300", die sich nicht einer Welle der Empörung ausgesetzt sahen. Tatsächlich ist der Cast gar nicht durchgehend weiß, selbst die Götter nicht, die tatsächlich aussehen könnten, wie sie wollen.
Die Götter sind eine Rasse von Wesen, die ca. 1,5x so groß sind wie Menschen und die in ihrer wahren Form eher Maschinen entsprechen. Sie können ohne wesentliche "Organe" überleben, die auch nach Gutdünken zusammengesteckt werden können – ein Ziel von Set ist es z.B., sich die Eigenarten seiner Geschwister anzueignen, um mit der Kombination ihrer "Gaben", im Leben unsterblich zu werden und nicht erst im Jenseits. Es gibt genug Whitewashing in Filmen, denen der Umstand wirklich anzuzählen ist, bei "Gods of Egypt" ist es ziemlich egal, da hier nichts historisch korrekt ist oder sein will. "Gods of Egypt" ist Sciencefiction, was ziemlich deutlich daran zu erkennen ist, dass Ra (Geoffrey Rush) als Göttervater auf einem Weltraumboot, die Sonne an einer Kette um die Erde zieht und diese Erde eine Scheibe ist. Auf der Oberseite liegt das Ägypten des Films und auf der Unterseite die Unterwelt, in der Anubis herrscht und die Seelen der Toten zum Tor zum Jenseits geleitet. Weiterhin kämpft Ra täglich mit Apophis, der großen Schlange, um das sterbliche Reich. All das geschieht vor ausgedehnten CGI-Landschaften, die natürlich besonders künstlich wirken, wenn sie einen Greenscreen hinter gedrehter Live-Action ersetzen, aber auch gleichzeitig den Film als künstliches Objekt steigern. Das sieht eben alles viel zu phantastisch aus, als dass es glaubhaft wäre. "Gods of Egypt" ist pompöser Quatsch und dabei wirklich ziemlich pompös und ganz schön großer Quatsch. Aber mir hat das trotzdem alles Spaß gemacht, wie seinerzeit "Die Mumie" oder eben "300", dass ja graphisch auch von der realen Welt abgehoben ist. "Kampf der Götter" als "griechisches Pendant" kann man hier auch noch nennen. "Gods of Egypt" ist einfach kolossal "over the top". Sei es die Kulisse oder das eher theatralische Spiel der Darsteller, dass hier meiner Meinung nach, tatsächlich hervorragend passt.
Jamie Lannister gucke ich eh sehr gern zu und so gefällt mir Nikolai Coster-Waldau auch als Horus gut, der einen Tritt in den Hintern braucht. Gerard Butler darf endlich mal einfach nur archetypisch böse sein und der junge Brenton Thwaites bringt den Witz mit, den "Gods of Egypt" nötig hat. Auch konnte man hier Elodie Yung als Hathor sehen, die ihren großen Auftritt als Elektra gerade in der zweiten Staffel von Netflix' "Daredevil" hatte. "Gods of Egypt" ist ein klassisches Action-Abenteuer mit sehr klarer Struktur und geradlinigen Figuren. Das ist vielleicht eine in die Tage gekommene, wenig originelle Art und Weise einen Film zu machen, aber er ist immerhin kein Sequel oder Prequel und kann für sich allein stehen. Er macht Spaß. Natürlich auf diese "raus aus dem Kino und wieder vergessen"-Art, aber er unterhält zweifelsohne. Eskapismus ist glaube ich das Wort. Es spricht die 11-Jährigen in uns an und wer das mal gern zulässt, wird auch hier Vergnügen haben.
Fazit:
"Gods of Egypt" ist eine einfache Geschichte von Gut und Böse. Es ist keine treue Darstellung der ägyptischen Mythologie und erst recht keine historische korrekte Darstellung des antiken Ägyptens. Sie wird über eine klassische Abenteuer-Suche erzählt und es steht die Liebe und das Leben selbst auf dem Spiel. Mit diesen Maximaleinsätzen spielt sich ein locker-flockiger Cast durch zwei Stunden mit mythischen Fallen und dämonischen Gegnern. Es ist wie ein auf Leinwand gebanntes Kinderzimmer mit ordentlicher Tollerei und richtig großer Quatsch.