Originaltitel: Flashback
Episodennummer: 3x02
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 11. September 1996
Erstausstrahlung D: 08. Mai 1998
Drehbuch: Brannon Braga
Regie: David Livingston
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
George Takei als Captain Sulu,
Grace Lee Whitney als Janice Rand,
Jeremy Roberts als Dmitri Valtane,
Boris Krutonog als Lojur,
Michael Ansara als Kang u.a.
Kurzinhalt:
Die U.S.S. Voyager stößt auf einen großen, blauen Weltraumnebel. Während man diesen untersucht, erinnert sich Tuvok plötzlich an den Tod einer Schwester, die er nie hatte, und bricht zusammen. Der Doktor stellt Symptome einer Panikattacke fest, und glaubt, dass diese durch unterdrückte Erinnerungen ausgelöst wurde. Wenig später kommt es dann neuerlich zu einem ganz ähnlichen Zwischenfall – wieder, als Tuvoks Blick auf den Weltraumnebel fiel. Doch worin könnte die Verbindung bestehen? Um dies herauszufinden, willigt Captain Janeway ein, mit Tuvok eine Gedankenverschmelzung einzugehen. Sie soll ihm, als unbeteiligte Beobachterin, dabei Halt geben, wenn er seine eigenen Erinnerungen durchforstet, auf der Suche nach jenem angeblich unterdrückten Ereignis. Doch statt an einer Klippe finden sich die beiden vielmehr an Bord der U.S.S. Excelsior unter dem Kommando von Captain Hikaru Sulu wieder. Dabei handelte es sich um seine erste Stationierung als Fähnrich, damals bei seiner ersten Starfleet-Karriere – ehe er der Organisation für mehrere Jahrzehnte den Rücken kehrte. Aus irgendeinem Grund führen seine Erinnerungen ihn zur Zerstörung von Praxis und dem nachfolgenden Versuch der U.S.S. Excelsior zurück, Captain Kirk und Doktor McCoy vom klingonischen Gefängnisplaneten Rura Penthe zu befreien. Zusammen mit Captain Janeway versucht er, den Zusammenhang zwischen diesen Erinnerungen und jener des von der Klippe stürzenden Mädchens herauszufinden…
Denkwürdige Zitate:
"Anthraxic citrus peel, orange juice with just a hint of papalla seed extract. An experimental blend."
"The success rate of your culinary experiments has not been high."
(Tuvok ist ob Neelix' neuester Frühstückskreation skeptisch.)
"If you were human, I'd say you had a severe panic attack."
"I am not human."
"No kidding."
(Da verrät Tuvok dem MHN wohl in der Tat nichts Neues.)
"You've never brought me tea."
(Janeway zu Tuvok, nachdem dieser Captain Sulu Tee serviert hat.)
"Ensign, you're absolutely right. But you're also absolutely wrong. You'll find that more happens on the bridge of a starship than just carrying out orders and observing regulations. There is a sense of loyalty to the men and women you serve with. A sense of family. Those two men on trial, I served with them for a long time. I owe them my life a dozen times over, and right now they're in trouble, and I'm going to help them. Let the regulations be damned."
(Eine wunderschöne Ansprache von Captain Sulu an Fähnrich Tuvok.)
Review:
"Tuvoks Flashback" war weder die erste noch die letzte Episode einer späteren "Star Trek"-Serie, in der man der klassischen Serie durch den Auftritt eines alten Veteranen Tribut zollte. Bei TNG traten z.B. im Verlauf der Serie DeForest Kelley ("Der Mächtige"), Leonard Nimoy ("Wiedervereinigung") und James Doohan ("Besuch von der alten Enterprise") auf. Bei DS9 hatten zu diesem Zeitpunkt schon die drei klingonischen Kommandanten aus der klassischen Serie, John Colicos, William Campbell und Michael Ansara, der Station einen Besuch abgestattet; etwas später sollte es dann Sisko, Worf und O'Brien in die Vergangenheit verschlagen, wo sie Kirk & Co. dann unmittelbar begegneten (wobei in diesem Fall nur mit Archivmaterial gearbeitet wurde). Und bei "Enterprise" lieferte man mit "Die dunkle Seite des Spiegels" zugleich sowohl ein Prequel als auch ein Sequel zu TOS-Episoden ("Ein Parallel-Universum" und "Das Spinnennetz") ab. All diese Episoden haben für mich als großen Fan von "Star Trek" im Allgemeinen und der klassischen Serie im Besonderen einen ganz eigenen Reiz – und das gilt natürlich gleichermaßen auch für "Tuvoks Flashback", welche uns ein Wiedersehen mit Captain Sulu, Commander Rand und der U.S.S. Excelsior verschafft.
Was diese Episode aber nun von den oben genannten abhebt ist, dass sie uns nicht einfach in die Zeit der klassischen Serie zurückbringt, sondern uns vielmehr einen seltenen Einblick in die erzählerisch vergleichsweise wenig erschlossene Film-Ära beschert – ja genauer gesagt sogar direkt in die Handlung des sechsten "Star Trek"-Films "Das unentdeckte Land" zurückbringt. Da wir diese Ära in einer Serie noch nie zu Gesicht bekommen haben, fand ich das ganz besonders interessant. Davon abgesehen habe ich mich aber auch einfach über das Wiedersehen mit Captain Hikaru Sulu sehr gefreut. Unmittelbar nach der Episode gab es ja Gerüchte über eine eigene Excelsior-Serie, und bis heute finde ich es ungemein schade, dass eine solche nie umgesetzt wurde – denn ich finde, in dieser Idee steckte viel Potential (deutlich mehr als in "Enterprise", meiner bescheidenen Meinung nach). Wenn schon sonst nichts, bekommen wir hier aber wenigstens ein weiteres kurzes Abenteuer mit der U.S.S. Excelsior unter seinem Kommando, was uns auch ein Wiedersehen mit Janice Rand sowie dem klingonischen Kommandanten Kang beschert. In erster Linie war aber natürlich Sulus Auftritt, und dabei insbesondere seine Worte über Loyalität zu seinen früheren Kollegen und Freunden, der Höhepunkt dieser Episode. Zudem fand ich es interessant, hier zu erfahren, dass Hikaru Sulu ebenfalls schon einen Versuch unternahm, McCoy und Kirk von Rura Penthe zu befreien, dabei jedoch von den Klingonen aufgehalten wurde (da er halt keine Uhura an der Kommunikationsstation sitzen hat). Zumindest ich fand die Art und Weise, wie man uns hier praktisch wieder direkt in die Handlung aus "Das unentdeckte Land" zurückgeholt hat, ungemein cool.
Was bei "Tuvoks Flashback" ebenfalls besticht, ist die Produktionsqualität. Diese ist zwar bei "Voyager" ja generell sehr hoch, dennoch hatte ich den Eindruck, dass man für diese spezielle Episode zum 30. Geburtstag von "Star Trek" noch einmal zusätzliche Geldmittel locker machte, um so richtig aus den Vollen schöpfen zu können. Dies macht sich einerseits bei den Effekten bemerkbar, die sich nicht nur auf Archivausnahmen aus dem Film beschränken (auch wenn diese zugegebenermaßen ebenfalls zu finden sind – andererseits, warum auch nicht?), sondern uns auch einige neue, eindrucksvolle Aufnahmen bescheren. In erster Linie natürlich von der U.S.S. Excelsior – wobei vor allem ihr Kampf gegen die klingonischen Kreuzer hervorsticht – aber auch die Einstellung der U.S.S. Voyager vor dem blauen Weltraumnebel konnte mir sehr gut gefallen. Ein großes Lob muss zudem den Setdesignern und -bauern für die Rekonstruktion der Excelsior-Brücke ausgesprochen werden. Und auch, dass man so viele aus den Excelsior-Szenen aus "Star Trek VI" bekannte Gesichter wie möglich zurückgeholt hat, verdient Anerkennung. Letztendlich fügen sich die Szenen hier überwiegend stimmig in die Excelsior-Szenen aus dem Film ein.
Wohlgemerkt: Überwiegend, aber nicht vollständig. So mögen sich kritische Gemüter daran stören,
dass die Episode den Eindruck vermittelt, zwischen der Explosion von Praxis und der Verurteilung von Kirk und McCoy wäre kaum Zeit vergangen, wenn in Wahrheit einige Wochen dazwischenlagen. Hier musste man die Handlung ein bisschen verbiegen, um die Episode wie gewünscht umsetzen zu können. Angesichts der Freude, die ich mit dem Besuch auf der U.S.S. Excelsior hatte, bin ich jedoch ausnahmsweise darüber bereit, über diese Inkonsistenz hinwegzusehen. Dass "Tuvoks Flashback" auch für mich kein gänzlich ungetrübtes Highlight ist, liegt vielmehr daran, dass die beiden Geschichten für mich ein bisschen im Widerstreit standen. So fand ich zwar alles rund um die U.S.S. Excelsior grandios – die Handlung rund um Tuvok konnte hier jedoch nicht so recht mithalten; und eben diese stand nun mal genau genommen eigentlich im Mittelpunkt des Geschehens, und nahm auch den Löwenanteil der Laufzeit in Anspruch. Statt einen Tuvok beim Frühstück hätte ich viel lieber noch 1-2 Szenen auf der Excelsior gehabt (es sei erwähnt, dass besagte Szene nachgedreht werden musste, als Nichelle Nichols ihrem geplanten Gastauftritt in dieser Episode aufgrund dessen Winzigkeit eine Absage erteilte). Generell fällt rückblickend auf, dass die Handlung auf der Excelsior selbst eigentlich keine Rolle spielt. Es gibt keine echte Mission für Sulu & Co., wo wir mitfiebern können – da wir ja ohnehin schon wissen, wie die Geschichte rund um den klingonischen Friedensvertrag ausgegangen ist. So gesehen wäre ein gänzlich neues Abenteuer vielleicht doch besser – und vor allem einträglicher – gewesen. Last but not least: Der ganze Plot rund umd en Parasiten hat mich nur bedingt überzeugt. Was genau hat dieser davon, wenn er sich als unterdrückte Erinnerung festsetzt? Immerhin war er jahrzehntelang inaktiv, und wurde nur dadurch, dass Tuvok einen ähnlichen Weltraumnebel gesehen hat wie damals (was übrigens der nächste Kritikpunkt, da schon etwas konstruiert, ist), reaktiviert. Das hätte man ruhig noch etwas besser ausarbeiten können. Letztendlich freute ich mich aber über das Wiedersehen mit Captain Sulu viel zu sehr, als dass diese Kritikpunkte meine Begeisterung maßgeblich trüben konnten.
Fazit:
"Tuvoks Flashback" bringt uns auf die U.S.S. Excelsior während der Ereignisse aus "Star Trek VI – Der erste Kontakt" zurück. Eben darin, und dem damit einhergehenden Auftritt von Captain Sulu, aber auch Janice Rand und Kang, liegt für mich die mit Abstand größte Stärke der Episode. Als großer Fan der klassischen Serie – und der dazugehörigen Filme (na ja, der meisten zumindest) – verfügen einfach alle Folgen von "Star Trek"-Ablegern, die auf eben diese zurückgreifen, einen ganz eigenen Reiz. Und auch wenn "Tuvoks Flashback" weder die erste noch die letzte entsprechende Episode war, so darf sie doch zumindest für sich als Alleinstellungsmerkmal in Anspruch nehmen, uns zur Film-Ära zurückzubringen. Das einzige, was für mich die Höchstwertung verhinderte, ist dass sich die beiden Handlungsstränge nur bedingt zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen. Vor allem aber, dass die Story rund um Captain Sulu nicht im Mittelpunkt steht, sondern vielmehr nur den Rahmen bzw. die Zierde für die eigentliche – in meinen Augen deutlich weniger faszinierende und interessante – Geschichte rund um den Gedächtnis-Parasiten liefert. Davon abgesehen hatte ich mit "Tuvoks Flashback" – insbesondere natürlich bei den Szenen auf der U.S.S. Excelsior – einen Heidenspaß.
Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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