Originaltitel: Tuvix
Episodennummer: 2x24
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 06. Mai 1996
Erstausstrahlung D: 27. März 1998
Drehbuch: Kenneth Biller, Andrew Shepard Price & Mark Gaberman
Regie: Cliff Bole
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Tom Wright als Tuvix,
Simon Billig als Hogan,
Bahni Turpin als Swinn u.a.
Kurzinhalt:
Als man Tuvok und Neelix von einer Außenmission wieder an Bord beamt, verschmelzen die beiden zu einer einzigen, gemeinsamen Lebensform. Als das MHN andeutet, nicht zu wissen, wann, wie und ob überhaupt es gelingen wird, die beiden DNA-Sequenzen wieder erfolgreich voneinander zu trennen, nimmt das fusionierte Lebewesen den Namen Tuvix an, und beginnt, sich wieder in die Besatzung zu integrieren. Tuvix verfügt sowohl über das Wissen als auch die Persönlichkeit von Tuvok und Neelix, und nimmt schon bald abwechselnd derer beider Aufgaben wahr. Dennoch braucht die Crew eine Weile, um sich mit dem neuen Crewmitglied anzufreunden – insbesondere Kes, die ihren Neelix vermisst, und sich eine – romantische – Beziehung mit Tuvix, trotz dessen diesbezüglichen Antrags (verfügt er doch auch über Neelix Gefühle für sie) nicht vorstellen kann. Zwei Wochen später hat der Doktor dann gute Neuigkeiten: Es ist ihm gelungen, eine Möglichkeit zu finden, um die beiden DNA-Stränge zu isolieren, so dass sie in weiterer Folge mittels des Transporters voneinander getrennt werden können. Doch Tuvix hat sich mittlerweile an sein neues Leben gewöhnt, und will nicht wieder zurückverwandelt werden. Trotz aller Einwände besteht er auf sein Recht, zu existieren – und zwingt Captain Janeway damit zu einer schwierigen Entscheidung…
Denkwürdige Zitate:
"I've been studying Vulcan music. Do you know that lovely tune that starts 'Oh starless night of boundless black…'"
"That 'lovely tune' is a traditional funeral dirge."
"I know, but it was the most cheerful song I could find in the Vulcan database."
(Das sagt wohl einiges über Vulkanier aus.)
"Do you think you could possibly behave a little less like yourself?"
(Neelix geht Tuvok mit seiner Art etwas auf die Nerven.)
Review:
"Tuvix" hat eine interessante Prämisse, es gab jedoch ein paar Aspekte, die für mich verhinderten, dass sie mich so richtig begeistern konnte. Hier ist zuallererst das Problem zu nennen, dass der Zuschauer von Anfang an weiß, dass die Verschmelzung von Tuvok und Neelix am Ende wieder rückgängig gemacht werden wird, was die diesbezügliche Spannung auf Null reduziert, und sowohl die pessimistische Diagnose des Doktors als auch die erschütterten Reaktionen der Crew (insbesondere Kes) bei mir wirkungslos verpuffen ließ. Zudem verbringen wir als Zuschauer einfach viel zu wenig Zeit mit ihm, um am Ende mit ihm so richtig sympathisieren zu können. Hätte man Tuvix' Entstehung als B-Story präsentiert und ihn tatsächlich ein paar Episoden lang an Bord der Voyager bleiben lassen, wäre das Finale um einiges dramatischer geworden, und wäre ich vielleicht eher dazu geneigt gewesen, beim Dilemma am Ende auf Tuvix' Seite zu stehen. Kritisch sehe ich auch sein etwas gar dick aufgetragenes, märtyrerisches "Ich vergebe euch" am Ende. Und zu Beginn der Folge, bei seinem Eindringlingsalarm, wirkt Harry doch etwas gar begriffsstutzig.
Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass für lange Zeit nicht klar ist, was die Macher mit ihr bezwecken, und wozu das Ganze eigentlich gut sein soll. Wir verfolgen Tuvix dabei, wie er sich auf der Voyager einlebt, aber zumindest in meinem Fall halfen die betreffenden Momente nicht wirklich, um ihn als echten, eigenen und eigenständigen Charakter zu akzeptieren – und nicht einfach als Transporterunfall. Der plötzliche Sprung zwei Wochen in die Zukunft, so verständlich er aus dramaturgischer Sicht auch gewesen sein mag (um dem Ende mehr Gewicht zu verleihen), riss mich auch eher aus der Handlung, als dass er mich stärker hineingezogen hätte. Und generell passiert in den ersten 3/4 der Folge noch nicht wirklich viel. Erst als der Doktor einen Weg findet, die beiden wieder voneinander zu trennen, und Tuvix feststellt, dass er dies nicht will, ist endlich klar, worum es den Machern hier eigentlich geht. Bis es soweit ist, braucht der geneigte Zuschauer aber doch einiges an Geduld. Immerhin: Wenn es dann mal soweit ist, dreht die Folge wirklich auf, und macht vieles richtig, was man bei vielen ähnlichen Gelegenheiten innerhalb der "Star Trek"-Geschichte, wo die Figuren eine schwierige Entscheidung hätten treffen müssen, ihnen diese dann aber doch noch abgenommen wurde, falsch gemacht hat. Denn in diesem Fall macht man tatsächlich mal keinen Rückzieher, und zwingt Captain Janeway dazu, diese schwierige Entscheidung zugunsten der Crew – und zu Ungunsten von Tuvik (dessen Tuvok-Teil damit aber eigentlich angesichts des vulkanischen Credos "Das Wohl von Vielen wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen, oder eines Einzelnen" einverstanden sein müsste) – zu treffen. Das rechte ich den Drehbuchautoren hoch an.
Generell waren die letzten paar Minuten zweifellos das Prunkstück dieser Folge. Wie Tuvix Kes darum ersucht, für ihn bei Captain Janeway zu intervenieren, sie sich dazu jedoch nicht durchringen kann. Wie Janeway die Entscheidung nicht länger aufschiebt, zu Tuvix auf der Brücke geht und ihn dazu zwingt, sie in die Krankenstation zu begleiten. Der wunderbare, charakterlich absolut stimmige und wichtige Moment, als sich der Doktor weigert, Tuvix das Mittel zu verabreichen, da er damit gegen den Willen seines Patienten verstoßen würde. Sowie die wunderbare, stille letzte Szene, als Janeway die Krankenstation verlässt, und wir dank Kate Mulgrews toller Leistung die zwiespältigen Gefühle, die in ihrem Innern toben, in ihrem Gesicht ablesen können. Generell zählen die schauspielerischen Leistungen zu den ganz großen Stärken der Folge, wobei es mir neben Mulgrew insbesondere auch noch Jennifer Lien angetan hat. Und auch die Leistung von Tom Wright als Tuvix konnte mir gefallen – nicht zuletzt, da es ihm sehr gut gelingt, zwischen Tuvoks und Neelix' Manierismen zu alternieren. Regie und Musik gaben sich ebenfalls keine Blöße – das Drehbuch hätte aber halt in meinen Augen noch etwas Arbeit vertragen.
Fazit:
Mangels einer klaren Erinnerung an diese Episode fragte ich mich zwei Drittel lang, was das denn nun eigentlich soll, und was genau die Macher mit dieser Übung bezwecken. Klar wird dies nämlich erst in den letzten rund zehn Minuten, als der Doktor eine Möglichkeit findet, Neelix und Tuvok wieder herzustellen, Tuvix diese Prozedur jedoch ablehnt, da sie zugleich das Ende seiner persönlichen Existenz bedeuten würde. Diese Idee fand ich dann zugegebenermaßen auch wirklich klasse – nicht zuletzt auch, weil man uns eine klischeehafte Szene, mit der man Captain Janeway die schwierige Entscheidung quasi abnimmt (z.B. ein schwerwiegender Fehler von Tuvix, der Neelix und/oder Tuvok nicht unterlaufen wäre), erspart. Stattdessen ist es tatsächlich an ihr, diese Entscheidung zum Wohle der Crew – und ihrer früheren Kameraden – zu treffen, auch gegen Tuvix' Willen. Das war großartig. Nicht minder gelungen waren die schauspielerischen Leistungen, und auch von Regie und Musik war ich wieder einmal durchaus angetan. Schade nur, dass die erste halbe Stunde auf mich noch sehr ziellos wirkte, und die Handlung dort noch sehr unaufregend vor sich hinplätscherte.
Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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