Kurzinhalt:
Durch den Absturz von Droiden, die wichtige Unterlagen über die neuste Kampfstation des Imperiums in sich tragen, auf seinen abgelegenen Heimatplaneten Tatooine wird der Farmerjunge Luke Skywalker in die Rebellion gegen das galaktische Imperium hineingezogen. Schon bald lernt er einen alten, ehrwürdigen Jedi-Ritter namens Obi-Wan Kenobi, den Weltraumpiraten Han Solo und dessen treuen Kopiloten Chewbacca, sowie die schöne Prinzessin Leia Organa kennen. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen das böse galaktische Imperium und dessen jüngstem Schrecken, eine Kampfstation in der Größe eines Mondes, auf – und gewinnen. Die Zerstörung des Todessterns ist jedoch nicht etwa das Ende, sondern vielmehr erst der Beginn ihres großen, gemeinsamen Abenteuers…
Review:
Lange bevor Dark Horse die Comic-Lizenz von "Star Wars" erwarb, lag diese (wie sie das mittlerweile ja auch wieder tut) bei Marvel. Diese veröffentlichten zwischen Juli 1997 und September 1986 insgesamt 107 monatliche Comics, beginnend mit einer Adaption des ersten Kinofilms. Danach erhielten die Comic-Autoren jedoch überwiegend freie Hand; ein möglichst schlüssiges, von George Lucas abgesegnetes Erweitertes Universum war damals noch ein weit entfernter Traum. Die hier sowie in den vier weiteren Omnibus-Editionen gesammelten Comics entstammen aus einer Zeit, als man auf Kontinuität noch keinen sonderlich großen Wert legte (also jener Epoche, der z.B. auch Alan Dean Fosters Fortsetzung "Skywalkers Rückkehr" oder auch die Brian Daley-Abenteuer von Han Solo entstanden), und man zudem noch keine Ahnung hatte, ob, wann und vor allem wie die Geschichte aus dem Film weitergehen wird. Dementsprechend muss man sich mit dem einen oder anderen Kontinuitätsfehler (siehe z.B. ein früheres Abenteuer von Obi-Wan Kenobi) abfinden, und ist "A Long Time Ago…" insgesamt generell sowohl außerhalb des Erweiterten Universums als auch der neu geschaffenen Kontinuität zu betrachten. Schafft man es, über dieses Manko hinwegzusehen, gibt es hier jedoch einige interessante und vor allem sehr phantasievolle Geschichten zu entdecken.
Den Anfang macht dabei die Marvel-Adaption des Kinofilms, die auf dem Drehbuch basiert, und teilweise noch einige Szenen beinhaltet, die dort fehlen (wie z.B. Lukes Besuch in Anchorhead, wo es ein Wiedersehen mit Biggs Darklighter gibt, oder auch Hans Begegnung mit Jabba, der hier seinem späteren Gegenstück noch überhaupt nicht ähnelt). Optisch zwar modernen Comics bzw. auch späteren Adaptionen haushoch unterlegen, konnte sie mir inhaltlich aber insofern weitaus besser gefallen als die spätere, auf der Special Edition basierende Adaption von Dark Horse, als dort die Geschichte in lediglich vier Einzelausgaben erzählt und somit durch die Handlung gehetzt werden musste. Die hier enthaltene Adaption gibt nicht nur die Geschichte des Films vollständig wieder, und beinhaltet eben sogar ein paar Momente, die es in diesen nicht geschafft haben, sondern nimmt sich generell ausreichend Zeit, um die Handlung zu erzählen, weshalb deutlich mehr Spannung und Stimmung aufkommt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass man es mit den Beschreibungen und Erklärungen, was denn gerade passiert, teilweise etwas übertreibt, anstatt die Bilder die Handlung erzählen zu lassen (wofür diese bei einem Comic ja eigentlich gedacht wären). Davon abgesehen fand ich die hier enthaltene Adaption des ersten "Star Wars"-Films aber wirklich gelungen.
Die nachfolgenden, neuen Geschichten sind erwartungsgemäß ein bisschen eine gemischte Angelegenheit. Nett fand ich die Idee, der Quasi-Adaption von Akira Kurosawas "Die verborgene Festung" eine Quasi-Adaption von "Die sieben Samurai" nachfolgen zu lassen, als Han und Chewie sechs weitere intergalaktische Kämpfer um sich scharren, um ein Bauerndorf vor Piraten zu beschützen. Generell gibt es in den nachfolgenden Geschichten einige interessante Idee, wie z.B. eine Siedlung auf einem Wasserplaneten, die aus zusammengeketteten Schiffsüberresten besteht. Inhaltlich boten die Geschichten auch überwiegend gute Unterhaltung, und machten einen guten Job dabei, jedem der drei zentralen Helden – Luke Skywalker, Leia Organa und Han Solo – interessante Abenteuer erleben zu lassen, teils voneinander getrennt, und teils gemeinsam. Mit am besten gefiel mir aber der Einfallsreichtum sowie die Phantasie, welche die Autoren einerseits bei den neu geschaffenen Welten, teilweise den Geschichten generell, und insbesondere bei neuen Figuren – egal ob Verbündete oder Widersacher – zur Schau stellte. Einzig die männerhassende Amazone wirkt aus heutiger Sicht etwas unglücklich gewählt. Und natürlich, mit dem aus den weiteren Filmen – oder auch dem Erweiterten Universum – bekannten "Star Wars"-Universum hat das ganze oftmals nicht wirklich viel zu tun. Als Ergebnis von Autoren, welche die weit, weit entfernte Galaxis als freie Spielwiese benutzen können, hat aber zumindest "Volume 1" dieser Sammelreihe einiges an Charme und Reiz.
Neben der angesprochenen mangelnden Kontinuität muss man sich dabei jedoch im Vorfeld darauf einstellen, dass die hier enthaltenen Comics natürlich optisch mit modernen Comics überhaupt nicht mithalten können. Die Abenteuer hier entstammen halt nun mal noch aus einer Zeit, als weder die Paintbrush-Technik noch der Computer Einzug in die Comicwelt erhalten hatten, und wirklich noch alles von Hand entstanden ist, über die Zeichnung bis hin zur Koloration. Am besten schlagen sich dabei noch die Zeichnungen an sich. Aufgrund unterschiedlicher Künstler schwankt die Qualität da und dort zwar ein bisschen, allzu große Stilbrüche gibt es innerhalb der Reihe jedoch nicht, und im Gegensatz zu so manch jüngerer Adaption waren die Figuren immer klar und deutlich zu erkennen. Die Raumschiffe sehen teilweise zwar anders aus, als aus den Filmen bekannt, zumindest ich konnte darüber aber hinwegsehen. Die Farbgebung ist hingegeben leidet tatsächlich etwas unter dem damals geläufigen Stil. Farbübergänge sind praktisch nicht vorhanden, stattdessen nimmt immer genau eine bestimmte Farbe einen gewissen Umriss (wie ein Gesicht, ein Kleidungsstück usw.) ein. Die Hintergründe sind wenig detailliert und oftmals nur einfarbig, wobei die entsprechende Farbe noch dazu teilweise nach dem Motto der künstlerischen Freiheit gewählt ist. So mag der Himmel des Planeten eigentlich blau sein, aber dem Zeichner gefällt an dieser Stelle ein rein weißer oder auch mal gelber Hintergrund besser. Ganz besonders auffällig ist das bei den Weltraumaufnahmen, wo die Farbe hinter dem Cockpitfenster oftmals nicht, wie man das erwarten würde, schwarz, sondern vielmehr blau oder sogar rosa ist. Aber: Das war damals halt so. Wirklich kritisch sehe ich eigentlich nur den besagten blau-rosa Weltraum, den Blauton bei Vader, sowie das oftmals orangefarbene, statt braune, Gesicht bei Chewbacca, dass ihn ein schimpansenartiges Aussehen verleiht. Der Rest mag mich zwar auch nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen haben, aber ich konnte damit leben.
Fazit:
Insgesamt hat mir der erste von fünf Sammelbänden zu den alten Marvel-Comics besser gefallen, als ich das im Vorfeld gedacht hatte. Natürlich, optisch darf man sich keine Wunder erwarten; die Comics sehen hier nun mal genau so aus, wie Comics damals ausgesehen haben. Und inhaltlich fällt der eine oder andere Kontinuitätsfehler auf, da eine eben solche damals nun mal noch nicht existierte, und die Autoren ziemlich freie Hand dabei hatten, wenn es darum geht, sich neue Abenteuer für Luke, Leia und Han auszudenken. Als dies sollte sich der geneigte "Star Wars"-Fan vor der Anschaffung bewusst machen. Schafft man es jedoch, über diese Punkte hinwegzusehen, wird man nicht nur mit einer sehr gelungenen Adaption des ersten "Star Wars"-Film, sondern noch einigen weiteren unterhaltsamen und vor allem auch sehr phantasievollen Geschichten belohnt, die sich zwar nicht immer stimmig und schlüssig ins bekannte "Star Wars"-Universum einfügen mögen, dieses aus meiner Sicht jedoch durchaus bereichern.
Christian Siegel
Bewertung:
3.5/5 Punkten
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