Originaltitel: Innocence
Episodennummer: 2x22
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 08. April 1996
Erstausstrahlung D: 13. März 1998
Drehbuch: Anthony Williams & Lisa Klink
Regie: James L. Conway
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Tiffany Taubman als Tressa,
Sarah Rayne als Elani,
Tahj D. Mowry als Corin,
Marnie McPhail als Alcia,
Richard Garon als Ensign Bennet u.a.
Kurzinhalt:
Tuvok ist mit einem Shuttle auf einem bewohnbaren Mond abgestürzt. Ein weiteres Crewmitglied hat dabei sein Leben verloren. Als der Vulkanier um diesen herum ein Stasisfeld erzeugt, um ihn sobald das Shuttle repariert ist an Bord der Voyager bringen zu können, wo er dann gemäß seinem Glauben bestattet werden kann, bemerkt er, dass er von einem kleinen Mädchen beobachtet wird. Kurz darauf kommen zwei weitere kleine Kinder aus dem Gebüsch hervor. Sie flehen ihn an, sie schon schnell als möglich vom Mond fortzuschaffen – haben sie doch Angst, in der Nacht von einem in einer nahegelegenen Höhle lebenden Monster geschnappt zu werden. Tuvok hält ihre diesbezügliche Furcht für unbegründet, kann sein Tricorder doch keine anderen Lebenszeichen ausmachen. Als jedoch in der darauffolgenden Nacht tatsächlich zwei der Kinder verschwinden, muss er die Möglichkeit in Betracht ziehen, vorschnell geurteilt zu haben. Als er die Höhle durchsucht, stößt er schließlich auf leere Kleidung. Doch was ist mit den Kindern selbst passiert? Im Wettlauf gegen die Zeit und verfolgt von den lokalen Behörden, die Tressa aus unbestimmten Gründen verfolgen, versucht Tuvok, das Shuttle wieder flugtauglich zu machen und den Mond rechtzeitig zu verlassen, um ihr Leben zu retten…
Denkwürdige Zitate:
"I don't want to stay here any more. I don't like it here!"
"Your displeasure doesn't change our situation. Nor does it bring us any closer to a solution ."
(Ob Tuvok mit Logik gegen die Unzufriedenheit der Kinder ankommen wird?)
"I have four children. Now you must concentrate."
"What are they like?"
"Well-behaved."
(Höre ich da etwa gar einen kleinen Seitenhieb heraus?)
"I never understood the practice in some cultures of describing ferocious creatures in an attempt to lull children to sleep."
(Das könnte man in der Tat hinterfragen.)
"I cannot protect you from the natural conclusion of life, nor would I try. Vulcans consider death to be the completion of a journey. There is nothing to fear."
(Tuvok versucht, Tressa zu beruhigen.)
"I know it's time. My only regret is leaving my family. My grandson. You remind me of him."
"You will still be with them, in their thoughts. As you will be in mine."
(Am Ende der Folge spendet Tuvok Tressa tröstende Worte.)
Review:
In der kurzen Inhaltsangabe nicht erwähnt ist die B-Story rund um den Erstkontakt zwischen Captain Janeway und Alcia, der Anführerin der Drayaner – jenem Volk, dem auch die Kinder angehören, auf die Tuvok auf dem Mond stößt (was bereits früh vermuten lässt, dass die beiden Handlungsstränge im weiteren Verlauf zusammengeführt werden). Diese ist zwar nett, wobei ich vor allem den Einstieg gelungen fand, mit der Ankunft an Bord der Voyager (vor allem ihr Gruß am Anfang hatte es mir angetan; und auch ihre optische Umsetzung war dann der schleierartigen Kopfbedeckung interessant), sowie der amüsanten Szene in der Krankenstation, wo das MHN mit seiner Freundlichkeit überrascht. Die weiteren Treffen waren dann vom Konflikt rund ums abgestürzte Shuttle sowie dem Missverständnis bezüglich der "Kinder" auf dem Planeten geprägt, und litten ein bisschen darunter, dass ich früh vermutete, dass nicht alles so ist, wie es nach der Schilderung der Kinder den Anschein hatte. Dass ich die Auflösung an sich noch von der Erstsichtung im Hinterkopf hatte, kann ich in diesem Fall insofern ausschließen, als meine Vermutung war, dass sich die Kinder in der Höhle irgendwie verwandeln, bzw. einen Entwicklungsschritt (ev. in Richtung Pubertät?) machen – und die auf dem Mond verlorenen Kinder, ohne Anleitung ihrer Eltern, eben davor Angst haben.
Die Offenbarung am Ende kam somit für mich auch (wieder) überraschend – aber das nicht alles so ist, wie es aus Sicht von Tuvok und Janeway erscheint, und wir hier vielmehr Opfer unserer eigenen "Vorurteile" werden (da wir menschliche Vorstellungen auf außerirdisches Leben übertragen), hatte ich früh vermutet, weshalb die Folge zumindest bei mir nicht mit ihrem Versuch erfolgreich war, die Drayaner als Bösewichte aufzubauen. Trotz dieser Vermutung meinerseits muss ich gestehen, dass ich die Offenbarung am Ende dann sehr schön fand. Denn daran, dass die Drayaner Benjamin Button-mäßig umgekehrt altern, und somit die "Kinder" auf dem Mond das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben, auf das wäre ich nie gekommen. Ich fand diesen Gedanken jedenfalls wunderschön, und sehe daher auch die entsprechende klärende Szene auf der Mondoberfläche (wo Alcia auch erklärt, dass die Drayaner somit ihr Leben aus einer Position der Reinheit und Unschuld verlassen, was ich sehr nett fand – und auch den Episodentitel erklärt), zusammen mit dem nachfolgenden durchaus emotionalen Abschied zwischen Tuvok und Tressa, als die größte Stärke der Folge an. Nichtsdestotrotz konnte mir auch bereits davor alles rund um Tuvok und die Kinder sehr gut gefallen. Tuvok funktioniert als Figur einfach dann am besten, wenn man ihn in eine für ihn ungewohnte Situation bringt, die ihn – wie im vorliegenden Fall – vielleicht auch unbehaglich fühlen lassen würde (wenn Vulkanier ihre Empfindungen nicht ohnehin immer unter Kontrolle hätten). Dass diese sich sehr unlogisch verhaltenden, aufgeweckten Kinder gerade auch für den Vulkanier eine Herausforderung darstellen, war jedenfalls leicht nachvollziehbar, und eben aus diesem Kontrast bezog "Unschuld" fiel an Humor und Unterhaltungswert. Die dennoch langsam entstehende, nachvollziehbare emotionale Verbindung zwischen Tuvok und Tressa sorgte aber dann nicht nur dafür, dass man mit ihr angesichts der vermeintlichen Bedrohung mitfieberte (was sich klarerweise auch positiv auf die Spannung auswirkte), sondern machte auch den Ausklang des Geschehens ansatzweise berührend.
Fazit:
Die größte Stärke von "Unschuld" waren für mich die letzten paar Minuten, mit der wirklich schönen und auch faszinierenden Offenbarung rund den Lebenszyklus der Drayaner, sowie dem berührenden Abschied zwischen Tuvok und Tressa. Davor überzeugte mich die Folge in erster Linie mit dem netten Zusammenspiel zwischen Tuvok und den Kindern, die den Vulkanier mit ihrer aufgeweckten Art doch ordentlich forderten. Aber genau in solchen herausfordernden Situationen funktioniert Tuvok für mich am besten – nicht zuletzt, da ihm gerade auch diese eben auch erlauben, einmal eine neue Seite von sich zu zeigen. Jedenfalls konnte mir alles rund um das Geschehen auf dem Mond sehr gut gefallen. Die Handlung rund um den ersten Kontakt zwischen der Voyager-Crew und den Drayanern fiel im direkten Vergleich merklich ab, was vor allem auch daran lag, dass mir früh bewusst war, dass rund um das Verschwinden der Kinder nicht alles so ist, wie es scheint, und hier vielmehr irgendetwas vor sich geht, dass wir – und die Kinder – einfach nicht verstehen. Dementsprechend haben sie für mich als Bösewichte/Bedrohung nie so recht funktioniert. Davon abgesehen fand ich "Unschuld" aber sehr gelungen.
Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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