Mit: Christian Bale, Steve Carell, Ryan Gosling, Brad Pitt, Marisa Tomei u.a.
Kurzinhalt:
Immobilienkredite, -anleihen und -fonds… es gibt, so ist der allgemeine Konsens, an der Börse keine Veranlagungen, die sicherer wären. So lange es die Börse gibt, der betreffende Markt ist noch nie eingebrochen, und gilt als sichere Bank. Eben deshalb sind die Investoren des Scion Capital Hedgefonds, der vom Zahlengenie Michael Burry in Eigenregie verwaltet wird, auch so schockiert, als dieser plötzlich Optionen gegen den Immobilienmarkt kauft – ein Produkt, dass es so noch gar nicht gab, und dass er sich von gleich mehreren Banken für seine Zwecke erschaffen lässt. Als Jared Vennett davon Wind bekommt, riecht er eine Gelegenheit, und lässt den Fondsmanager Mark Baum an seinem Verdacht teilhaben, da er selbst nicht über das nötige Kapital verfügt. Dieser bildet zusammen mit seinem Team einen unabhängigen Nebenstrang von Morgan & Stanley. Hellhörig geworden, analysieren sie den Markt der Immobilienfonds – und müssen erkennen, dass die betreffenden Wertpapiere deutlich überbewertet sind, da die Kredite auf denen sie basieren zu einem Großteil nichts mehr wert sind. Eine Erkenntnis, die sie mit einem lachenden und weinenden Auge zur Kenntnis nehmen. Denn auf der einen Seite ermöglicht ihnen dies, auf Kosten der Banken ein Vermögen zu machen. Andererseits würde ein Platzen der betreffenden Immobilienblase den kompletten Finanzmarkt – und in weiterer Folge auch die Weltwirtschaft – in eine Krise stürzen, wie man sie seit Jahrzehnten nicht gesehen hat…
Review:
"The Big Short" ist zweifellos ein sehr guter Film, der sich der Immobilienblase und der daraus resultierenden Finanzkrise in den USA, welche die gesamte Weltwirtschaft ins Chaos stürzen sollte, auf ungewöhnliche und teils überraschend unterhaltsame Art und Weise nähert. Was mich betrifft, hatte er dabei jedoch in erster Linie zwei Probleme, nämlich, dass er mich einerseits teilweise stark an "The Wolf of Wall Street" erinnert hat, dessen Dekonstruktion der Finanzwelt und ihrer Player für mich aber irgendwie besser funktioniert hat, und zweitens, dass ich kurz vor ihm "99 Homes" gesehen hatte, der sich mit der gleichen Krise auseinandersetzt, jedoch auf Seiten der von ihr Betroffenen, die ihre Hypotheken nicht mehr zahlen und deshalb aus ihren Häusern ausziehen müssen – was bei mir irgendwie mehr Wirkung hatte und daher auf mich insgesamt besser und stärker gewirkt hat. Zudem muss ich gestehen, dass ich mich mit dem pseudo-dokumentarischen Stil, inklusive Voice Over-Kommentar, teilweise etwas schwer getan habe. Und auch die Erklärungen komplexer Begriffe durch Prominente fand ich insofern ein bisschen problematisch, als mein Eindruck war, dass man diese – zumindest teilweise – ohne ein Basiswissen in diesem Bereich wohl erst recht nicht verstehen wird; was für mich dann die Sinnfrage aufwirft.
Das soll's dann aber auch gewesen sein an Kritik. Was an "The Big Short" am meisten besticht, ist, wie unterhaltsam er geraten ist. Trotz der durchaus ernsten Thematik und einzelner nachdenklicher Momente zwischendurch greift Adam McKay die abstrakte Absurdität des gesamten Finanzmarktes, solcher Spekulationen wo im Sekundentakt mit Millionen gehandelt wird etc., und macht sie insofern greifbar, als er den gesamten Film als Komödie inszeniert. Angefangen von der bewussten Überzeichnung der Figuren über zahlreiche amüsante Momente bis hin zu den schähenden Kommentaren des Erzählers, sorgt "The Big Short" mit seinem Humor beim geneigten Zuschauer für beste Unterhaltung. Der wahre Geniestreich des Films ist aber, dass all diesem Witz nicht nur ein ernster, sondern ein regelrechter wütender Kern zugrundeliegt, der immer wieder mal zum Vorschein kommt, und gerade auch am Ende wenn man uns quasi die Moral von der Geschichte präsentiert unübersehbar ist. "The Big Short" ist das Ergebnis von sehr angefressenen Leuten, die über zynischen Humor ihren Ärger verarbeiten, und dabei den gesamten Finanzmarkt, ihre Player, und insbesondere natürlich auch die Hintergründe der Immobilienkrise, aufs Korn nehmen. Zumindest mir blieb dadurch teilweise das Lachen im Halse stecken – und genau so war es von Adam McKay bzw. Michael Lewis, auf dessen Buch dieser Film basiert, wohl auch gedacht. Unterstützt werden sie bei ihrer Mission von einem hochkarätigen Starensemble, das von Christian Bale, Steve Carell, Ryan Gosling und Brad Pitt angeführt wird, darüber hinaus aber auch noch den einen oder anderen Gastauftritt eines Stars (als er bzw. sie selbst) zu bieten hat. Momentan mag Europa zwar gerade mit einer Krise der ganz anderen Art konfrontiert sein – doch wer sich für die Hintergründe der Finanzkrise Mitte-Ende der letzten Dekade interessiert, dem sei dieser zynisch-satirische Film wärmstens empfohlen.
Fazit:
"The Big Short" war der wohl frustrierendste unterhaltsame Film, den ich je gesehen habe – und das ist in diesem Fall als Kompliment gemeint. Denn so amüsant Adam McKays jüngster Film auch sein mag, so macht er einen nichtsdestotrotz immer wieder fassungslos. "The Big Short" macht deutlich, dass wir die Krise einer Mischung aus bewusstem Betrug und kollektiver Fahrlässigkeit zu verdanken haben, und rückt jene in den Mittelpunkt, welche die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannten – und sich dabei, das soll auch nicht vergessen werden, auf dem Rücken des Kollaps des Finanzsystems eine goldene Nase verdienten. Helden sehen anders aus – und doch wirken sie im Vergleich zu einigen anderen Personen, die uns hier ihre Aufwartung machen, wie Hechte in einem Piranhateich. Den thematisch und vom Ton her ähnlich gelagerten "Wolf of Wall Street" fand ich zwar noch etwas aussagekräftiger, und was die Krise selbst betrifft empfehle ich quasi zur Vervollständigung des Bildes das Drama "99 Homes", welches statt der Verursacher bzw. der Profiteure vielmehr die Betroffenen in den Mittelpunkt rückt. Dennoch ist Adam McKay mit "The Big Short" ein empfehlenswerter, ungewöhnlicher, informativer, und so unterhaltsamer wie aufwühlender Film gelungen, der die Absurdität von zumindest Teilbereichen des Finanzmarkts aufzeigt, und die dahinterstehenden Institutionen an den Pranger stellt.