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Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten Drucken E-Mail
Gelungener Mix aus Einwanderer- und Liebesdrama Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 23 Februar 2016
 
Oscar-SPECiAL

 
Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten
Originaltitel: Brooklyn
Produktionsland/jahr: IRL|UK|CAN 2015
Bewertung:
Studio/Verleih: Wildgaze Films/20th Century Fox
Regie: John Crowley
Produzenten: U.a. Finola Dwyer & Amanda Posey
Drehbuch: Nick Hornby, nach dem Roman von Colm Tóibín
Filmmusik: Michael Brook
Kamera: Yves Bélanger
Schnitt: Jake Roberts
Genre: Romanze/Drama
Kinostart Deutschland: 21. Januar 2016
Kinostart USA: 04. November 2015
Laufzeit: 111 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 0
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD, Romanvorlage
Mit: Saoirse Ronan, Emory Cohen, Domhnall Gleeson, Jim Broadbent, Julie Walters, Fiona Glascott u.a.


Kurzinhalt: Das junge Mädchen Eilis ist mit ihrem Leben in Irland nicht wirklich glücklich. Ihrer großen Schwester Rose gelang es nun, ihr die Überfahrt nach Amerika zu ermöglichen, so dass sie in Brooklyn ein neues Leben beginnen kann. Die ersten Wochen nach ihrer Ankunft fallen Eilis jedoch überaus schwer, fühlt sie sich in ihrer neuen Heimat doch nicht wirklich wohl, und wird zudem von Heimweh geplagt. Dann lernt sie jedoch den charmanten italienischen Einwanderer Tony kennen, in den sie sich schon bald verliebt. Als sie eine familiäre Krise dazu zwingt, für ein paar Wochen nach Irland zu reisen, ist Tony in Sorge, dass sie vielleicht nie wieder nach Brooklyn – und damit auch zu ihm – zurückkehren wird. Eine Befürchtung, die sich zu bestätigen scheint, als Eilis kurz nach ihrer Rückkehr den attraktiven Junggesellen Jim Farrell kennenlernt, der sie zunehmend umschwärmt. Zerrissen zwischen ihrem alten und ihrem neuen Leben, steht Eilis die schwerste Entscheidung ihres noch jungen Lebens bevor…

Review: Szenenbild. Obwohl als Mann Mitte 30 wohl kaum die Hauptzielgruppe, war ich auf "Brooklyn" durchaus schon gespannt (nicht zuletzt war er auch in meiner KinoVorschau fürs heurige Jahr im Mittelfeld platziert). Skeptisch war ich in erster Linie wegen des Liebesdreiecks, einem Plotkonstrukt, das gerade auch bei Liebesromanzen die aus Sicht einer Frau erzählt werden ja immer wieder gerne aufgegriffen wird, und gerade auch in den letzten Jahren meinem Empfinden nach etwas gar inflationär Verwendung fand. Im Falle von "Brooklyn" hat dieses aber nun insofern für mich funktioniert, als sich Eilis letztendlich nicht einfach "nur" zwischen diesen beiden Männern per se entscheiden musste, sondern vielmehr, wo sie den Rest ihres Lebens verbringen will. Kehrt sie in ihre Heimat zurück, zu ihrer Familie, in jenes Land, wo sie aufgewachsen ist – und das ihr als sie zu einer jungen Frau heranreifte einfach nichts mehr zu bieten hatte, was sich nun jedoch geändert hat? Oder bleibt sie ihrem zuvor gefassten Entschluss, sich in Brooklyn ein neues Leben aufzubauen, treu? Beide Optionen haben, ganz unabhängig von den Männern, die damit verbunden sind, ihren jeweiligen, ganz eigenen Reiz, und zumindest ich war mir im Falle von "Brooklyn" absolut nicht sicher, wie sich Eilis am Ende entscheiden würde – mit dieser Wahl jedoch letztendlich sehr zufrieden, wobei ich insbesondere das allerletzte Bild einfach nur als wunderschön – und perfekten Abschluss der Geschichte – empfand.

"Brooklyn" ist aber weitaus mehr als nur eine Liebesgeschichte. Er ist darüber hinaus das Portrait einer mutigen jungen Frau, die das ihr bekannte Leben und alle, die sie kennt, hinter sich lässt, um sich "in der Ferne" ein neues Leben aufzubauen. Das daraus resultierende Aus- bzw. Einwandererdrama verstand es, ganz abseits der Love Story, mich so richtig zu packen. Für mich persönlich wäre selbst heutzutage solch ein Schritt unvorstellbar – und heute haben wir immerhin Handys, Internet, und so weiter. Aber damals, wo die "Heimat" mehrere Wochen, welche die Briefe für den Weg hin und zurück brauchten, entfernt war? Es fiel mir jedenfalls leicht, ihr Heimweh nachzufühlen und somit auch mit ihr zu sympathisieren. Davon abgesehen wirft "Brooklyn" aber natürlich auch einen Blick auf die damalige Zeit, die damals geltenden gesellschaftlichen Konventionen, die Rolle der Frau, und so weiter. Auch diesen Teil des Films fand ich sehr interessant. Zumal die Umsetzung des alten Brooklyn, was Kostüme, Sets, digitale Hintergründe etc. betrifft, sehr gut gelungen ist, und überaus stimmig, glaubwürdig und mühelos erscheint. Und auch die schauspielerischen Leistungen stachen für mich überaus positiv hervor. Auf Saoirse Ronan ist ja ohnehin Verlass, und auch hier erwies sie sich wieder als großes, junges Talent, stellte sie Eilis doch sehr überzeugend und gefühlvoll dar, und schaffte es mühelos, den Film zu tragen. Domhnall Gleeson sowie der mir bislang gänzlich unbekannte (mich jedoch vom Aussehen her enorm an einen anderen Schauspieler erinnernde) Emory Cohen machten ihre Sache auch sehr gut, und auch sonst gab sich niemand aus dem Ensemble eine Blöße. Mein einziger Kritikpunkt ist eine zufällige Begegnung zum Ende des Films hin. Dabei geht es mir weniger um den Zufall an sich – denn a) solche passieren nun mal, und b) konnte man es sich zuvor schon fast denken – als darum, dass Eilis dadurch praktisch sofort zu einer Entscheidung gezwungen wird, statt diese von selbst – und in ihrem eigenen Tempo – zu treffen. Davon abgesehen erwies sich "Brooklyn" jedoch als überaus gelungenes und teilweise überaus berührendes Drama.

Fazit: Szenenbild. Auch wenn der deutsche Nebentitel dies andeutet, und dem Liebesdreieck zwischen Eilis, Tony und Jim natürlich einiges an Bedeutung zukommt, sollte man "Brooklyn" meines Erachtens nicht auf ein reines Liebesdrama reduzieren – ist er doch so viel mehr. So betrachtet er die damaligen historischen Verhältnisse, begleitet diese couragierte junge Frau auf ihrem beschwerlichen Weg in ein neues Leben, und dient sowohl als interessantes Charakterportrait als auch faszinierendes Einwandererdrama. Nach noch etwas behäbigem Start gelang es dem Film mit der Zeit zunehmend, mich in seinen Bann zu ziehen. Und obwohl ich als Mann Mitte Dreißig nicht die Hauptzielgruppe sein mag, hat auch die Liebesgeschichte für mich sehr gut funktioniert. Nicht zuletzt, da sich Eilis eben nicht einfach "nur" zwischen diesen beiden jungen Männern entscheiden muss, sondern hinter dieser Wahl eben so viel mehr steht. Eine bestimmte Entwicklung gegen Ende hin, die auf eine zufällige Begegnung zuvor aufbaut, mag zwar etwas konstruiert erscheinen; zudem gefällt mir nicht, wie Eilis hier quasi zu einer Entscheidung gedrängt wird. Ein Kritikpunkt, der für mich aber durch Eilis (für mich) zufriedenstellende Wahl sowie die wunderschöne, perfekte letzte Einstellung, die ungemein viel Emotion in einem einzigen Bild vermittelt, wieder ausgeglichen wurde.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 20th Century Fox)


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Weiterführende Links:
Oscar-SPECiAL 2016





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