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Star Wars: In the Shadow of Yavin Drucken E-Mail
Dark Horse Comics' Versuch eines Neustarts Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 14 Februar 2016
 
Titel: "Star Wars: In the Shadow of Yavin"
Bewertung:
Autor: Brian Wood
Zeichnungen: Carlos D'Anda
Tusche: Carlos D'Anda
Farben: Gabe Eltaeb
Lettering: Michael Heisler
Cover: Alex Ross/td>
Umfang: 152 Seiten
Verlag: Dark Horse (E)
Veröffentlicht: 18. September 2013 (E)
ISBN: 978-1-6155-170-4
Kaufen: Softcover (E), Omnibus (E)
 

Kurzinhalt: Nach der Zerstörung des Todessterns sind die Rebellen auf der Suche nach einem neuen Stützpunkt, von dem aus sie ihre Angriffe gegen das Imperium fortsetzen können. Als es diesem wiederholt gelingt, sie an jenen Orten die sie für eine mögliche Basis in Betracht ziehen würden aufzuspüren und in einen Hinterhalt zu locken, müssen sich Prinzessin Leia Organa und Mon Mothma der Möglichkeit stellen, dass ein Verräter unter ihnen weilt. Um herauszufinden, um wen es sich dabei handelt, sowie endlich eine neue Basis für die Rebellen zu finden, stellt Leia eine kleine Einsatztruppe von Leuten zusammen, denen sie uneingeschränkt vertraut. Doch immer noch scheint das Imperium ihre Schritte vorausahnen zu können. Währenddessen muss Lord Vader versuchen, nach der Schlappe bei Yavin IV die Gunst des Imperators wieder zu gewinnen. Zugleich lässt ihn der Name des Piloten, der den Todesstern vernichtet hat, nicht los. Han Solo und Chewbacca fliegen indes in einem geheimen Auftrag für Mon Mothma direkt in die Höhle des Löwen, nach Coruscant. Doch dort wartet bereits ein Hinterhalt auf sie…

Review: Kurz bevor ihnen die Lizenz zur Veröffentlichung neuer "Star Wars"-Comics entrissen wurde (eine Entscheidung, mit der Insider eigentlich rechneten, sobald sich Disney die Rechte an "Star Wars" von Lucasfilm kaufte), unternahm Dark Horse Comics noch den Versuch, von der Ankündigung der Fortsetzungstrilogie zu profitieren und an der entsprechenden Euphorie mitzunaschen. Um jene zu ködern, die sich dadurch plötzlich wieder für neue "Star Wars"-Unterhaltung zu interessieren begannen, jedoch das Erweiterte Universum aufgrund dessen Komplexität scheuten, entschloss man sich, diese neue Comicreihe von diesem quasi losgelöst zu betrachten. Man würde EU-Geschichten jetzt zwar nicht krampfhaft widersprechen, fühlte sich aber an den dort geschriebenen Worten jetzt auch nicht zwangsweise gebunden. Daraus entstand eine zwanzigteilige Comicreihe, die in vier Sammelbänden zusammengefasst wurde – die ich mir nun, bevor ich mich wieder voll und ganz um die "offiziellen" Werke aus dem Expanded Universe widme, kurz vorknöpfen will.

"In the Shadow of Yavin" macht hier den Anfang, und greift die Handlung aus "Eine neue Hoffnung" ein paar Wochen nach der Zerstörung des Todessterns wieder auf. Was dabei für mich in erster Linie hervorstach, ist, dass man Leia Organa eine deutlich aktivere Rolle zukommen lässt, und sie hier sogar als Kampfpilotin offenbart. Ob einen diese Änderung überzeugt, darüber kann man geteilter Meinung sein. Ich verstehe den Grund dahinter, und würde die Entscheidung ja auch grundsätzlich begrüßen, wenn es nur halt nicht so völlig aus dem Nichts käme und auch nicht im Geringsten aus den Filmen bestätigt wäre. Der Plot selbst, rund um einen möglichen Verräter innerhalb der Rebellen, war auch noch ein bisschen klischeehaft, bot aber insgesamt durchaus gute Unterhaltung. "In the Shadow of Yavin" profitiert dabei insbesondere auch davon, dass ständig zwischen mehreren Schauplätzen – bzw. Figuren – hin- und hergewechselt wird, was dem Comic von der Erzählstruktur her einen "filmreifen" Eindruck verleiht. Da ich nach Ende des ersten Sammelbands aber wohl gerade mal ein Viertel der Geschichte kenne, halte ich mich mit einem endgültigen Urteil noch zurück – einfach, da momentan noch zu viele Fragen offen sind.

Die hervorstechendste Eigenschaft von "In the Shadow of Yavin" ist in meinen Augen aber ganz klar die optische Gestaltung, mit der man aber sowas von meinen Geschmack traf. Die Zeichnungen sind sehr detailliert, die Farben sehr kräftig und teilweise auch leuchtend, der Kontrast angenehm hoch, die Bilder selbst sehr dynamisch, und die Panele von Anzahl und Anordnung her sehr abwechslungsreich. Die klassische, statische "9 Bilder pro Seite"-Einteilung hat hier jedenfalls ausgedient. Mal wird eine Seite von einem einzigen Bild dominiert, dann wieder sind mehrere vorhanden, doch deren Anordnung ist von Seite zu Seite unterschiedlich. Visuell würde ich "In the Shadow of Yavin" jedenfalls zweifellos zu den schönsten und hochwertigsten "Star Wars"-Comics zählen, die ich mir bislang vorgeknöpft habe. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich dann aber bezüglich er Zeichnungen doch noch vorzubringen: So sind die Figuren anhand der Gesichter nicht immer deutlich zu erkennen. Vor allem Prinzessin Leia erinnerte mich da und dort eher an Amidala. Grund dafür dürfte sein, dass man hier eher Portraits der Figuren statt einer möglichst photorealistischen Wiedergabe der Gesichter der SchauspielerInnen präsentiert. Nach ein paar Seiten hatte ich mich darauf eingestellt, und es störte mich auch nicht mehr weiter, aber es schadet wohl nicht, sich dessen im Vorfeld bewusst zu sein.

Fazit: "In the Shadow of Yavin" stellt den Versuch von Dark Horse Comics dar, ihre eigene "Star Wars"-Comic-Linie quasi zu rebooten. Zwar widerspricht man nicht zwangsläufig dem Erweiterten Universum, Autor Matthew Wood hatte jedoch die Vorgabe, sich nicht unbedingt an dieses gebunden fühlen zu müssen, und sein eigenes Ding durchzuziehen. Das hat Vor- und Nachteile. Wer das EU gemieden hat, bekommt hier davon unabhängige Geschichten aus der Zeit der Original-Trilogie, ohne die Befürchtung haben zu müssen, zahlreiche Referenzen nicht zu verstehen. Dem EU-Kenner wiederum fehlt die Verknüpfung zu jenen Erzählungen, die er kennt (und hoffentlich auch mag). Abseits dessen fand ich die Geschichte aus "In the Shadow of Yavin" jedenfalls mal durchaus solide, aber nicht unbedingt überragend. Vor allem an die in einem Kampfflieger herumbrausende Leia musste ich mich erst gewöhnen. Wo der Comic jedoch besticht, ist bei der Optik. Was die Gesichter betrifft muss man zwar akzeptieren, dass hier eher freie Portraits der Figuren verwendet werden, statt eine möglichst photorealistische Wiedergabe der Gesichter ihrer DarstellerInnen, davon abgesehen war "In the Shadow of Yavin" optisch aber eine absolute Wucht, und zählt mit zum Allerbesten, was mir im Bereich der "Star Wars"-Comics bislang vor die Augen gekommen ist. Wer sich mit der noch etwas belanglosen Geschichte sowie dem mangelnden Bezug zum Erweiterten Universum anfreunden kann, bekommt hier somit insgesamt einen mehr als soliden Comic geliefert.
Christian Siegel

Bewertung: 3.5/5 Punkten




Kommentare (8)
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1. 14.02.2016 19:47
 
"eine Entscheidung, mit der Insider eigentlich rechneten, sobald sich Disney die Rechte an "Star Wars" von Lucasfilm kaufte" 
 
Ist es nicht so, das der Lucasverein noch immer die Rechte hat, aber Disney sich jederzeit gemütlich einmischen kann, weil ersterer heutzutage bloß ne Unterfirma ist?
 
2. 15.02.2016 23:51
 
Die genauen Details kenne ich natürlich nicht. Disney hat von Lucasfilm jedoch AFAIK die Star Wars-lizenz gekauft, das heißt, die können damit jetzt letztendlich machen was sie wollen. Wie die genaue Firmenkonstruktion aussieht und welche Rolle LucasFilm genau spielt, keine Ahnung.
 
3. 16.02.2016 13:48
 
Allerdings soll es bei "A New Force" jedoch kein Disney-Logo gegeben haben...
 
4. 16.02.2016 14:51
 
Stimmt; aber das war wohl, um den Nostalgie-Effekt so weit als möglich aufrecht zu erhalten (wenn man eh schon aufs 20th Century Fox-Logo verzichten muss ;) )
 
5. 16.02.2016 16:06
 
Wie weit war beim Film denn der Einfluss von Disney bemerkbar? 
 
Allerdings muss man dabei fair bleiben. Denn das ganze wurde ja schon unter Lucas übelst disneyfiziert, weswegen auch locker Sprüche kommen können, dass diese Marke perfekt zu Disney passt.
 
6. 16.02.2016 16:34
 
Für mich persönlich war weniger der Einfluss von Disney direkt bemerkbar, als einfach generell jener eines Investors, der für die Lizenz viel Kohle hingelegt hat, und der am liebsten den gesamten Aufwand gleich im ersten Film wieder refundiert hätte. :grin Sprich: Alles sehr risikolos, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner ausgerichtet, und gleichermaßen die von den Prequels-entäuschten Fans wie den Ottonormalkinobesucher im Auge. Anders gesagt: Wo die Original-Star Wars-Trilogie die klassische BLockbuster-Formel erschaffen bzw. geprägt hat, folgt man ihr hier nun fast 1:1, jedoch ohne neue Impulse zu setzen. Ich persönlich fand "Guardians of the Galaxy" (wenn wir schon bei Disney sind), obwohl letztendlich auch stark von "Star Wars" beeinflusst, wesentlich frischer als Episode VII selbst.
 
7. 16.02.2016 17:29
 
4 Milliarden haben sie verbraucht, und mit dem Film selbst "nur" die Hälfte wieder eingenommen (hatte mit 2,2 gerechnet). 
 
Ein Teil der Disneyfizierung ist ja die Vermarktung, in welcher so viele Gruppen wie nur möglich abgeholt werden sollen. Bei StarWarsUnion gab es mal einen passenden Kommentar bei dieser News: 
 
http://www.starwars-union.de/nachrichten/13590/Disney_und_seine_lange_Zusammenarbeit_mit_George_Lucas/ 
 
Hier der Kommentar: 
 
"Die Meldung, dass Lucasfilm an Disney verkauft wurde, hat die meisten heftig überrascht, mich natürlich auch. Angesichts der langen Verbindung zwischen George Lucas und Disney war dieser Schritt, rückblickend, allerdings schon beinahe eine logische Konsequenz.  
 
Ich freue mich auf die Zukunft von Star Wars, aber der Disney-Faktor macht mir immer noch Sorgen. Ich habe keine Zweifel, dass Abrams und sein Team eine zumindest solide Episode VII abliefern werden; gleichzeitig habe ich Angst, dass die Verdisneysierung von Star Wars jetzt, wo Disney offiziell Star Wars besitzt, ungezügelt voranschreitet. Ich weiß, dass ich diese Sorge mit vielen anderen teile, möchte aber hinzufügen, dass diese nicht erst seit Oktober 2012 besteht. Der Einfluss von Disney in der Ästhetik von Star Wars war schon lange vorher spürbar, und zwar schon bei Episode VI. Ich meine damit nicht nur die Ewoks, sondern auch das ausufernde Kreaturendesign in Jabbas Palast, die mehr oder weniger subtile Gestaltung von Orten und Figuren mit einem gewissen Schielen auf die vermarktungsfähgikeit derselben... sieht man sich Disneys "John Carter" an, sind die optischen Paralellen zu Star Wars ja unverkennbar; und auch wenn das Original eine der Inspirationsquellen von Star Wars war, so ist die Vermischung im Erscheinungsbild beider Filme ja dennoch kein Zufall. Dazu kommt eine cartoonartige Verniedlichung von Außerirdischen (war schon in "John Carter" deutlich zu beobachten, findet mit Jar Jar Binks oder den Ewoks aber auch in Star Wars statt) und eine Zunahme an kindischen Albernheiten (die betreffenden Episoden muss ich ja nicht nennen, aber auch Episode III ist bei aller Düsternis davon betroffen). Ich sehe einen deutlichen Bruch im Umgang mit der Marke Star Wars nach Episode V. Episode IV war noch das originäre Produkt eines Science-Fiction- und Fantasy-Fans; Episode V vertraute dieser neuen Autoren und einem neuen Regisseur an, die neue Facetten an der Saga fanden; und mit Episode VI übernahm er wieder die Kontrolle. Daher sind die Prequels vielleicht nicht ein so großer Bruch mit der OT, wie es zunächst schien, sondern eine konsequente Weiterführung dessen, was sich in Episode VI 1983 schon angedeutet hatte. Die Fremdartigkeit der PT, die viele verspürten, die mit der OT aufgewachsen waren, ist vielleicht auf den langen Zeitraum zwischen den beiden Trilogien zurückzuführen. 
 
Was bedeutet das für die kommende Trilogie? Wie groß wird der Einfluss von Disney sein, wieviel Freiraum bietet man Abrams und möglichen weiteren Regisseuren? Ich denke, wir sollten nicht davon ausgehen, dass Disney sich zurückzieht und einfach nur sein Logo dem Film voranstellt. Ich möchte nicht wieder in die gleichen Kerben schlagen. Star Wars ist eine Marke, die Umsatz macht, war es schon von Anfang an. Aber als Fan ist Star Wars für mich etwas Besonderes, und deshalb möchte ich nicht, dass sich die Filme in die undefinierte Masse generischer und nach Marktgesetzen geschaffener Blockbuster einreiht."
 
8. 22.02.2016 10:13
 
Dass sie nicht gleich die gesamte Investition beim ersten Film hereinbringen würden, war eh klar - lieber wäre es ihnen aber wohl trotzdem gewesen ;). Außerdem muss man da natürlich auch noch Produktion- und Marketingkosten abziehen. Auf lange Sicht wird sich der Deal für Disney aber schon bezahlt machen.  
 
Na ja, Merchandising war bei "Star Wars" schon immer eine große Sache, das würde ich jetzt nicht unbedingt Disney zum Vorwurf machen. Dass die bei ROTJ etwas zu sagen hatten, war mir übrigens neu. Ist bekannt, was der Autor dieses Kommentars von Episode VII hielt? Das wäre durchaus interessant...
 

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