Mit: Ryan Reynolds, Brianna Hildebrand, Morena Baccarin, T.J. Miller, Gina Carano u.a.
Kurzinhalt:
Der ehemalige Soldat der Special Forces Wade Wilson verdingt sich als Söldner und hat kein schlechtes Leben mit seiner Freundin Vanessa, als bei ihm Krebs im Endstadium diagnostiziert wird. Es taucht ein Anwerber auf, der ihm Heilung verspricht und darüber hinaus die Verleihung von Fähigkeiten. Er lässt sich auf das Experiment ein und wird zu Deadpool - lebending und mit beschleunigter Selbstheilung, aber entstellt…
Review:
Ich wollte mehr. "Deadpool" ist die Realisation eine Wunschtraumes von Ryan Reynolds und ich glaube, das sollte man im Hinterkopf behalten. Er spielt dauernd darauf an, dass sie "kein Geld" hatten, um den Film mit allem auszustatten und er übertreibt es in meinen Augen auch mit seinen Entschuldigungen. Sei es sein eigener erster Auftritt als Deadpool in "X-Men Origins: Wolverine" oder seinen Ausflug zu DC als "Green Lantern"; dieses Dauer-Mea-Culpa an die Zuschauer ging mir recht schnell auf den Keks. Wenn man das einmal kurz anbringt ist das noch witzig, aber irgendwie bestand der Film zur Hälfte daraus, sich über alles andere (inklusive sich selbst) lustig zu machen und zur anderen Hälfte daraus, sich selbst unfassbar geil zu finden. Durch die Brechung der vierten Wand, geht eben auch die Barriere zwischen der Figur und ihrem Darsteller verloren, was nur so halb funktioniert. "Deadpool" lebt natürlich davon, mit dem Zuschauer zu reden und über sich selbst als Figur im klaren zu sein und darüber, dass er gerade in einem Film (mit) sich selbst spielt, aber das trägt auch nur so weit.
Die Sprüche sind auch leider fast schon der gesamte Inhalt des Films und obwohl diese dann schon auch ziehen und unterhalten, laufen sie immer nach dem selben Muster ab und werden recht schnell alt. "Deadpool" fehlt leider eine eigentliche Geschichte. Es wurde versucht, das nicht als Origin-Story zu verkaufen, indem diese Expositionselemente in Rückblenden erzählt wurden, doch es läuft am Ende auf das Selbe hinaus. Leider passiert das ganz und gar ohne eine weitere sinnvolle Einbettung in das Fox-Marvel-Universum. Sicher, es schließen sich Deadpool zwei X-Men an, um gegen die Bösewichter - mit der unklarsten Motivation aller Superheldenverfilmungen ever - anzutreten, doch ist völlig unklar, zu welchem Zeitpunkt in der X-Men-Welt das überhaupt spielen soll. Vielleicht ist es auch egal. Leider befürchte ich, dass dieser Hang zur Gleichgültigkeit auf den Film zurückfällt: Er hat keine Konsequenz. Es bleibt blutiges Gemetzel auf Tarantino-Niveau, ohne die geringste Wendung oder Spannung. Ich konnte mich dem Eindruck nicht verwehren, dass man hier 108 Minuten lang Ryan Reynolds dabei zusieht, wie er sich einen runterholt. Was im Hinblick auf Deadpool schon auch wieder ironisch ist. Nichts gegen ein gesundes Maß an Selbstvertrauen, aber das war kaum von Arroganz zu unterscheiden, die bei mir einfach Sympathiepunkte kostet. Da hilft auch keine Nacktkampfszene.
Ich kenne die Comics nicht wirklich gut; alles was ich kenne ist mehr oder weniger über Bande, von Freunden, die Bescheid wissen und ich habe in Lets Plays von dem Videospiel (2013) geschaut, um etwas mehr über die Figur zu erfahren. Wer das Spiel kennt: Der Film ist genau so (nur ohne teleportieren und multiple Persönlichkeiten). Ich bin einfach zutiefst zwiegespalten was "Deadpool" betrifft. Ich mochte den als satirischen Ryan-Reynolds-Anti-Superheldenfilm super gerne und als Gegenentwurf zur Masse der sich ernst nehmenden "normalen" Superheldenfilme, die manchmal kaum mehr Inhalt haben und weit weniger lustig sind (siehe "Wolverine"). Man merkt, dass da viel Engagement hineingeflossen ist. Andererseits fehlt "Deadpool" ein roter Faden und eine irgendwie originelle Geschichte, die über wildes Geschnetzel im Videospielstil hinausgeht. Für all seine Abweichung von der Norm, ist die Geschichte nämlich einfach weder besonders interessant noch originell. Versteht mich nicht falsch, "Deadpool" unterhält schon - auf diese Schenkelklopf-College-Fratboy-Art. Was mich am meisten stört sind wieder einmal die beiden Baddies. Auch wenn sie "cool" sind, sind es wieder neue Gesichter die das Weapon-X-Projekt leiten (keine Spur von Colonel William Stryker) und ihre Motivation wird null erklärt, noch warum sie sich selbst ihrem Programm ausgesetzt haben. Die Mukke rockt.
Fazit:
"Deadpool" kommt dem Charakter aus den Comics wohl sehr nahe und sein berühmtes loses Mundwerk beherrscht den Film. Abseits davon haben wir eine Rache"geschichte", viel Blut und fliegende Körperteile, gepaart mit wenigen Mutanten aus der B-Riege und ihren Fähigkeiten. Die teils als solche deutlich zu erkennende CGI-lastige Kulisse (lustig der ausrangierte Helicarrier) ist austauschbar, so auch die Horden an Spießgesellen. "Deadpool" könnte tatsächlich als ebenso austauschbarer Superheldenfilm durchgehen, wäre da nicht das kleine Detail der verschwindenden vierten Wand zum Zuschauer, der Selbstwahrnehmung von Deadpool als Figur im eigenen Film und der sich daraus ergebenden Komik. Fans wird Ryan Reynolds' zweiter Versuch mit "Deadpool" garantiert gefallen, mir hingegen hatte der am Ende zu wenig Substanz unter dem immerhin großartigen Quatsch.