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Der Kampf (2) Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) FOX

Originaltitel:My Struggle II
Episodennummer: 10x06
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 22. Februr 2016
Erstausstrahlung D: 14. März 2016
Drehbuch: Chris Carter
Regie: Chris Carter
Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner
Gastdarsteller: Joel McHale als Tad O'Malley, Lauren Ambrose als Agent Einstein, Robbie Amell als Agent Miller, Julian D. Christopher als Dr. Oscar Griffiths, Annabeth Gish als Monica Reyes, William B. Davis als Cigarette Smoking Man, Aliza Vellani als Nurse Sandeep, Sandy Da Costa als Morphing Alien, Mik Byskov als Accosting Man, Darren Dolynski als Man in Suit u.a.

Kurzinhalt: Nach sechswöchiger Abstinenz ist der Verschwörungstheoretiker Tad O'Malley mit seiner Internet-Show zurückgekehrt – und behauptet, dass ein besonders verheerender Masterplan kurz vor seiner Ausführung steht. Soll etwa fast die komplette US-Bevölkerung durch eine Milzbrand-Epidemie ausgelöscht werden, dessen Erreger ihnen zusammen mit der Pocken-Schutzimpfung verabreicht wurde? Als Dana Scully ihre eigene DNA von Agent Einstein untersuchen lässt, und während ihres Aufenthalts im Krankenhaus ein Patient nach dem anderen eintrifft, muss sie erkennen, dass an seinen verrückten Theorien vielleicht tatsächlich etwas dran ist. Kurz darauf setzt sich zudem Monica Reyes mit ihr in Verbindung, und offenbart Scully, dass die ihr injizierte Alien-DNA sie gegen den Anthrax-Erreger immun macht. Aufgrund dieser Information schöpft Dana Scully neue Hoffnung: Ließe sich daraus eventuell ein Heilmittel synthetisieren? Während Scully und Einstein im Wettlauf gegen die Zeit eben daran arbeiten, trifft Fox Mulder auf einen alten Bekannten…


Review: Episodenbild (c) FOX Bevor ich mit meiner zweiten Schimpftirade in Folge loslege (ich werde mich bemühen, dass es nicht wieder ganz so ausartet wie letzte Woche, kann aber nichts versprechen), will ich zuerst auf die – wenigen – positiven Aspekte eingehen, die immerhin auch dafür gesorgt haben, dass "Der Kampf (2)" kein ganz so großer Reinfall war wie die Folge zuvor. So war insgesamt betrachtet deutlich mehr (man könnte sogar sagen, zu viel) los, und bewegte sich die Episode insgesamt mit einem Tempo, das keine Zeit zum Verschnaufen bot und damit auch keine Langeweile aufkommen ließ. Zu meiner eigenen Überraschung habe ich mich über die Rückkehr von Monica Reyes (die jedoch deutlich besser gewirkt hätte, wenn sie das nicht schon im Vorfeld vorweggenommen hätten) sehr gefreut. Und auch wenn ich mir nach wie vor nicht sicher bin, wie glaubwürdig ich die Rückkehr des Rauchers halten soll, so liefern sie doch zumindest eine halbwegs plausible Erklärung, die ich zu schlucken bereit bin. Zumal man ihn wenigstens wirklich sehr schwer verwundet zeigt und damit deutlich macht, dass sein Leben wirklich auf der Kippe (geistreiches Wortspiel ahoi) stand.

Trotz dieser positiven Aspekte freut es mich (?) verkünden zu können, dass meine Befürchtung, meine Abrechnung mit der Miniserie im Review zu "Babylon" wäre verfrüht gekommen – da ja theoretisch noch die Chance bestanden hätte, dass "Der Kampf (2)" das Ruder doch noch herumreißt – nicht eingetreten ist. Im Gegenteil, einige Wendungen, auf die ich hier eigentlich gehofft hatte, und die so manche Fehlentwicklung noch hätten ausmerzen können, ließen hier leider auf sich warten. Dies betrifft insbesondere alles rund um Tad O'Malley. Äußerte ich im ersten Teil dieser quasi-Doppelfolge noch die Hoffnung, dass er sich als Strohmann des Rauchers erweisen würde, der Mulder ablenken und auf eine falsche Fährte führen soll, werden seine wilden Theorien hier vielmehr neuerlich bestätigt. Dies schließt mittlerweile nun übrigens auch gefährliche Mikrowellen und – ich traute meinen Ohren kaum – die berühmt-berüchtigten Chemtrails mit ein. Womit wir wieder bei einem Problem dieses Revivals wären, das ich in meinem Review zur letzten Folge (aka meiner Abrechnung mit der Miniserie) angesprochen hatte: In den 90ern machten die Verschwörungstheorien der Serie Spaß, einfach weil sie nicht ernst zu nehmen waren. Im verzweifelten – und meines Erachtens fehlgeleiteten – bemühen, zeitgemäß zu sein, greift Chris Carter nun die allgemeinen aktuellen Verschwörungstheorien auf – das allein wäre schon problematisch – und – und das ist die Krux an der Sache – gibt diesen Aluhut-Spinnern dann auch noch recht. Dass er zudem hier auf den Anti-Impf-Zug aufspringt – eine Entwicklung, die ich aus gesellschaftlicher Sicht für bedenklich und gefährlich halte – setzt dem ganzen dann die Krone auf. Die Alien-Verschwörung aus dem guten, alten "Akte X" war lustig, aber das? Eher nicht so.

Episodenbild (c) FOX Auch abseits solcher Subtexte fand ich "Der Kampf II" teilweise eher misslungen. Besonders enttäuscht war ich dabei von der Interaktion zwischen Mulder und dem Raucher. William B. Davis und David Duchovny haben in ihren gemeinsamen Szenen in der Vergangenheit für einige der besten Momente der Serie gesorgt. Ihr Dialog hier war hingegen nichts als Schall und Rauch, ein Austausch sinnloser Plattitüden, ohne jegliches Gewicht, ohne Spannung, ohne Chemie. Zumindest für mich war ihre gemeinsame Szene hier ein voller Reinfall. Generell bin ich von der Funktion, die der Raucher hier spielt, sehr enttäuscht, lässt man ihn doch tatsächlich in die klischeehafte Rolle eines typischen, klassischen, größenwahnsinnigen 007-Schurken schlüpfen, der die Welt vernichten will. Worunter "Der Kampf II" ebenfalls wieder leidet, ist, dass Mulder und Scully praktisch die komplette Episode getrennt voneinander verbringen und die Serie somit eine ihrer größten Stärken, das Zusammenspiel von Anderson und Duchovny, hier nicht ausspielen kann. Zumindest was das betrifft, hätte ich eigentlich angenommen und gehofft, Carter hätte aus dem Debakel der späteren "Akte X"-Staffel gelernt.

Worauf ich ebenfalls verzichten musste, ist eine Wendung, mit der man die rückwirkende Auslöschung der Alien-Verschwörung wieder rückgängig macht. Dass – und warum – mich diese nicht überzeugt, hatte ich ja schon im Review zur ersten Folge dieses Revivals (oder, alternativ, dem Finale der vierten Staffel "Gethsemane") erwähnt. Was die aktuelle Verschwörung betrifft, versucht er zwar wieder, da und dort auf Informationshäppchen aus der Serie aufzubauen, begeht dabei jedoch den schon von früheren Folgen bekannten "Fehler", sich aus der verworrenen, chaotischen und aufgeblähten Mythologie nur jene Elemente herauszupicken, die zu seiner aktuellen Theorie passen. Der Rest wird geflissentlich ignoriert und soll vom geneigten Zuschauer im Idealfall mittlerweile auch schon wieder vergessen worden sein. Und, wie zuvor schon erwähnt, zwar war diesmal wenigstens etwas los, aber insgesamt ist diese Folge viel zu vollgepackt, weshalb die vermeintliche, weltumspannende Apokalypse überhaupt nicht zur Geltung kam. Denn um eine Atmosphäre aufzubauen, brauchst du Zeit – im Gegensatz zur reinen Informationsvermittlung, die sich recht rasch erledigen lässt. Damit macht sich "Der Kampf (2)" aber dem Bruch der guten alten "Show, don't tell"-Leitregel für Film- und Fernsehen schuldig. Mein letzter Kritikpunkt ist dann der Cliffhanger, den ich in dieser Form regelrecht als Frechheit empfand. Wie gesagt, meine ursprüngliche Hoffnung an diese Miniserie war, dass Chris Carter die Gelegenheit nutzen würde, um die Alien-Mythologie nachdem er uns neun Jahre lang vertröstet hat endlich zu einem Abschluss zu führen. "Der Kampf (2)" hätte gar nicht deutlicher machen können, dass er daran nicht das geringste Interesse hat.

Episodenbild (c) FOX Tatsächlich konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Carter hier in erster Linie Arbeitsplatzsicherung betreibt, und "Akte X" so lange als möglich am Leben erhalten will. Die Interessen der Zuschauer scheinen für ihn dabei nicht von Belang zu sein – Hauptsache, seine Gehaltsschecks trudeln auch weiterhin ein. Angesichts der Tatsache, dass er in seiner Karriere außer "Akte X" nichts auf die Reihe gebracht hat, zwar grundsätzlich verständlich – aber nichtsdestotrotz auch sehr egoistisch. Insofern wirkt der Cliffhanger auf mich nicht einfach nur ungemein dreist, sondern auch wie reines Kalkül – welches bis zu einem gewissen Grad wohl leider auch aufgegangen ist. Denn unmittelbar nach der Folge raunten die X-Philes auch schon, dass das doch bitte nicht das Ende sein kann, sondern es unbedingt weitergehen muss. Zumindest was seine eigenen Interessen betrifft, scheint Chris Carter seine Mission somit erfüllt zu haben. Die anfängliche Einblendung "This is the End" war jedenfalls höchst irreführend – "The Show Must Go On" wäre treffender gewesen.

Fazit: In der Pilotfolge von "Akte X", "Gezeichnet", versicherte Mulder sowohl seiner neuen Partnerin Scully als auch den Zuschauern: "Die Wahrheit ist irgendwo da draußen". 207 Episoden, zwei Filme und eine Mini-Serie später wartet sie nun immer noch darauf, gefunden zu werden – und angesichts dieses enttäuschenden Revivals, dass qualitativ genau dort weitergemacht hat, wo die letzten "Akte X"-Staffeln aufgehört hatten, habe zumindest ich mit "Akte X" – wieder einmal – die Geduld verloren, und eigentlich wenig Lust dazu, noch länger nach ihr zu suchen. Denn abseits einer einzigen guten Folge, welche das klassische, alte "Akte X"-Feeling für mich einfangen konnte, hatte dieses Revival abseits eines gewissen, unbestreitbaren nostalgischen Charmes nichts zu bieten. "Der Kampf (2)" erwies sich dabei als besonders enttäuschender Ausklang der Mini-Serie. Anstatt – endlich –einen gewissen Abschluss zu bieten, macht Chris Carter vielmehr klar, dass er seit dem Ende der Serie nichts dazugelernt hat, und nach wie vor nicht daran interessiert ist, Antworten zu liefern, sondern an seinem "Erfolgskonzept", den Zuschauer vielmehr mit ständig neuen Fragen, Wendungen und Offenbarungen zu bombardieren, festhält. Für einige mag dieses ewige, vermeintlich endlose Verwirrspiel nach wie vor funktionieren – ich bin es mittlerweile einfach nur mehr leid. Anno 1993 war "Akte X" mit der (vermeintlichen) fortlaufenden Handlung eine Revolution – über 20 Jahre später stelle jedoch zumindest ich an Serien höhere Ansprüche, und erwarte ich mir mehr, als ständig nur geteast und vertröstet zu werden. "Akte X" scheint hingegen immer noch im gleichen, aus den 90ern bekannten Mustern, festzustecken. Und zumindest mir ist das im Jahr 2016 ganz einfach zu wenig. Generell empfand ich die Mini-Serie als (bisher?) schwächste Staffel der Serie. Ganz ehrlich: Wenn diese sechs Episoden tatsächlich das Beste waren, zu dem Chris Carter und sein Team noch imstande sind, dann wäre es wohl besser gewesen, die X-Akten wären geschlossen geblieben.

Episodenbild (c) FOX Aber auch, wenn man "Der Kampf (2)" davon unabhängig, und einfach nur als normale Episode der Serie betrachtend, bewertet, fand ich sie leider wenig gelungen. Als Doppelfolge wäre die Handlung an sich zwar immer noch genauso wenig überzeugend – und die Bestätigung wilder Verschwörungstheorien rund um Chemtrails etc. immer noch genauso fragwürdig – gewesen, aber dann hätte die Geschichte wenigstens halbwegs Luft zum Atmen gehabt, wäre alles nicht so überhastet gewesen, hätte man eine gewisse Atmosphäre aufbauen können. Stattdessen hudelt man hier durch das vermeintliche Ende der Welt, als gäbe es kein Morgen mehr. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass Mulder und Scully während der Folge überwiegend wieder getrennt voneinander agieren, und "Der Kampf (2)" somit auf eine wesentliche Stärke der Serie verzichten muss. Und auch von der Rückkehr des Rauchers war ich sehr enttäuscht – zumindest für mich verpufften seine gemeinsamen Szenen mit Mulder nämlich gänzlich wirkungslos. Und in diesem Revival nun nicht einfach nur keinen Abschluss der Mythologie zu bieten, sondern diese vielmehr in einem Cliffhanger münden zu lassen, ist ja wohl an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten – auch wenn die nun lautstark nach einer Fortsetzung schreienden Fans wohl dafür sorgen werden, dass Chris Carters Rechnung aufgeht. Ob das jedoch wirklich eine gute Idee ist, da bin ich nach dieser für mich insgesamt sehr enttäuschenden Miniserie doch sehr skeptisch. Ja, die Wahrheit mag immer noch irgendwo da draußen sein. Aber für die Zukunft wäre es vielleicht besser, sie bleibt auch dort.

Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder ©FOX)




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