Originaltitel: Meld
Episodennummer: 2x16
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 05. Februar 1996
Erstausstrahlung D: 12. Juli 1997
Drehbuch: Michael Sussman & Michael Piller
Regie: Cliff Bole
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Brad Dourif als Lon Suder,
Angela Dohrmann als Ricky,
Simon Billig als Hogan,
Majel Barrett als Computer Voice u.a.
Kurzinhalt:
Im Maschinenraum der Voyager wird eine Leiche gefunden. Glaubt man anfänglich noch, Darwin wäre einem Unfall zum Opfer gefallen, entdeckt der holographische Doktor bei seiner Autopsie Hinweise darauf, dass das Crewmitglied vielmehr ermordet wurde. Doch von wem, und warum? Tuvok befragt daraufhin mehrere Besatzungsmitglieder, darunter auch Lon Suder, ein Betazoid, der scheinbar die letzte Person an Bord ist, die Darwin lebend gesehen hat. Dieser weist zuerst jede Schuld von sich, doch als das MHN Spuren seiner DNA in den Wunden des Opfers findet, gesteht er ein, Darwin ermordet zu haben. Ein Motiv kann er Tuvok indes nicht nennen. Solange er lebt wird er von Mordgelüsten geplagt – Darwin ist nur der letzte, der diesen zum Opfer gefallen ist. Tuvok kann dies jedoch nicht akzeptieren – ein Mord ohne Motiv ist für ihn einfach unvorstellbar. Um den Grund für die Tat doch noch aufzudecken, wagt er mit Suder eine vulkanische Gedankenverschmelzung. Bald darauf zeigt sich jedoch, dass seine emotionale Kontrolle von dessen mordlüsternen, aggressiven und gewalttätigen Gedanken überfordert wird. Nachdem er erfolglos versucht hat, sie zu unterdrücken, und sie später dann sogar im Holodeck ausgelebt hat, sieht er schließlich keine andere Möglichkeit, als sich freiwillig in sein Quartier zu sperren. Doch Captain Janeway ist nicht bereit, ihren treuen Kameraden und Freund einfach so aufzugeben…
Denkwürdige Zitate:
"Why did you kill him, Mister Suder?"
"No reason."
"That is not a satisfactory answer."
(Tuvok tut sich mit Suders völlig willkürlichem, irrationalem Mord schwer.)
"Sitting here, attempting to meditate, I have counted the number of ways I know of killing someone using just a finger, a hand, a foot. I had reached ninety four when you entered."
(Tuvok warnt Captain Janeway davor, ihm besser nicht zu nahe zu kommen.)
"You know, Captain, I don't mind telling you something the other Tuvok never would: You are wrong. Sparing Suder's life is a sign of weakness. You disgust me. All you humans do."
(Seiner emotionalen Kontrolle beraubt, lässt Tuvok seiner Meinung freien Lauf.)
"I was most insulting to you."
"Don't worry about it. I've been insulted before."
(Kathryn Janeway nimmt ihrem Sicherheitsoffizier seine Ausfälligkeiten nicht übel.)
Review:
"Gewalt" verfügt durchaus über den einen oder anderen guten und interessanten Ansatz, holt meines Erachtens aber leider nicht wirklich das Optimum heraus. Positiv sticht in erster Linie die Idee eines soziopathischen Serienmörders an Bord eines Sternenflottenschiffes hervor – was dann ja doch eher ungewöhnlich ist. Hier schlägt man mal düsterere Töne an, und sowohl die Art und Weise, wie Suder geschrieben war, völlig kalt und emotionslos (ja fast vulkanisch), als vor allem auch, wie er von Brad Dourif dargestellt wurde, konnten mir sehr gut gefallen. So gut, dass ich von ihm gerne mehr gesehen hätte und es doch ein bisschen schade fand, dass man sich im weiteren Verlauf sehr auf Tuvok konzentrierte. Wobei auch dessen Darstellung hier, als seine "dunkle Seite" zum Vorschein kommt, mal etwas anderes war, und durchaus gefallen konnte. Wie schon bei Leonard Nimoy bei der klassischen Serie gibt man somit hier nun auch Tim Russ die Gelegenheit, auch mal Gefühle zeigen zu dürfen, was zweifellos für einen Schauspieler herausfordernder und interessanter ist, als wenn man ständig nur eine möglichst gefühlvolle Maske aufsetzen muss.
Bereits davor gefiel mir bezüglich Tuvok auch, wie völlig perplex er wegen Suders Tat ist. Ein Mord ohne ein Motiv, das will einfach nicht in sein vulkanisches Gehirn hineingehen. Einerseits verständlich, handelt es sich dabei doch um eine gänzlich unlogische Tat, andererseits zeigt es aber auch die Grenzen seines Denkens auf. Auch der eine oder andere Moment stach für mich hervor, wie z.B. Janeways Besuch in Tuvoks Quartier, oder auch dessen Holo-Simulation, in der er seinen Hass auf Neelix freien Lauf lässt und ihn erwürgt (ein Moment, bei dem dessen Gegner wohl laut gejubelt haben dürften). Schade fand ich hingegen, dass einer der interessantesten Aspekte kaum beleuchtet wurde: Was tun mit Suder? Es handelt sich ja nicht "nur" um jemanden, der sich mal im Affekt zu einem Mord hat hinreißen lassen, sondern um einen Soziopathen, der mordet, weil es ihm Spaß macht. Ich bin absolut kein Vertreter der Todesstrafe und fand es auch richtig, dass Captain Janeway diesen Weg nicht einschlagen wollte, aber… die Lösung, ihn in seinem Quartier einzusperren, erschein mit doch eher naiv und weltfremd. Was, wenn das Schiff angegriffen wird oder die Versiegelung seines Quartiers aufgrund eines Energieverlusts deaktiviert wird? Mir persönlich war diese Entscheidung jedenfalls nicht wirklich nachvollziehbar, und ich fragte mich, warum man nicht andere Lösungsansätze z.B. eine Verbannung in Erwägung gezogen hat. Ich will damit nicht behaupten, dass eine solche der Weisheit letzter Schluss wäre, aber etwas mehr Diskussion und/oder Überlegung bezüglich dieses Themas, auch über den Kreis Tuvok und Janeway hinaus, hätte ich schon gern gesehen. Für Tuvok sehr untypisch erschien es mir auch, die Gedankenverschmelzung mit Suder einzuleiten ohne vorher mit seinem Captain darüber gesprochen zu haben. Wie oben schon kurz erwähnt hätte ich mir zudem mehr Suder und weniger Tuvok gewünscht, fand ich ihn von der Figur und Darstellung her doch sehr gelungen. Mein letzter Kritikpunkt ist dann der Nebenplot rund um die Wetten, der irgendwie ins Nichts läuft, und eher wie ein Lückenfüller wirkt, für sich genommen aber wenig interessant ist.
Fazit:
"Gewalt" hat einige gute Ansätze, aber ich persönlich hätte mir da und dort einen anderen Zugang bzw. andere Schwerpunkte gewünscht. So nett der "böse" Tuvok auch gewesen sein mag, Suder fand ich von der Figur her eigentlich deutlich interessanter. Darüber hinaus hätte ich mir eine stärkere Auseinandersetzung mit der Frage gewünscht, wie man mit diesem soziopathischen Serienmörder nun verfahren will, anstatt mal rasch zu entscheiden, ihn in sein Quartier zu sperren – was mir offen gestanden wie einer eher suboptimale Lösung erscheint. Und auch der eher nichtssagende Nebenplot rund um Paris und seine Wetten wertete die Folge jetzt nicht gerade auf. Gut gefallen konnte mir in erster Linie die Grundidee eines solchen Serienmörders an Bord eines Sternenflottenschiffes – und noch dazu unter der Crew! – sowie die Portraitierung von Suder, sowohl was das Drehbuch als auch die Performance von Brad Dourif betrifft. Nicht zuletzt auch deshalb hätte ich von ihm eben gerne mehr gesehen. Aber auch Tim Russ liefert eine sehr gute Leistung ab, und wusste es offensichtlich zu schätzen, endlich mal auch als Vulkanier Gefühle zeigen zu dürfen. Zudem hatte "Gewalt" die eine oder andere gute Szene zu bieten, und war zudem von Cliff Bole wieder einmal sehr gut inszeniert. Letztendlich fand ich die Folge aber leider doch etwas nichtssagend und banal.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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