Originaltitel: Paradise Episodennummer: 2x15 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 13. Februar 1994 Erstausstrahlung D: 16. September 1994 Drehbuch: Jim Trombetta, James Crocker, Jeff King, Richard Manning & Hans Beimler Regie: Corey Allen Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Commander Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Gail Strickland als Alixus,
Julia Nickson als Cassandra,
Steve Vinovich als Joseph,
Michael Buchman Silver als Vinod,
Erick Weiss als Stephen,
Majel Barrett als Computer Voice u.a.
Kurzinhalt:
Während sie unerforschte Planeten in der Nähe des Wurmlochs erforschen, die sich zur Kolonialisierung eignen würden, stoßen Commander Sisko und Chief O'Brien auf dem Planeten Setlik III auf eine unbekannte Siedlung der Menschen. Vor zehn Jahren sind diese auf dem Planeten abgestürzt, und da auf diesem ein duonetisches Feld herrscht, dass jegliche fortschrittliche Technologie unbrauchbar macht, waren sie seither dort gestrandet. Sisko und O'Brien würden sie gerne aus ihrer Isolation befreien, stehen nun aber vor dem Problem, dass ihre eigenen Geräte – inklusive der Kommunikatoren – auch nicht mehr funktionieren. Vorerst sind demnach auch die beiden auf Setlik III gestrandet. Kurz nach ihrer Ankunft machen sie die Bekanntschaft der Anführerin der Siedler, Alixus. Diese regiert mit strenger Hand, und schreckt auch nicht vor Folter zurück, um dafür zu sorgen, dass die Disziplin gewahrt wird. Vor allem Benjamin Sisko, der sich partout nicht damit abfinden will, von nun an für immer auf dem Planeten gestrandet zu sein, ist ihr zunehmend ein Dorn im Auge. Während Chief O'Brien nach der Ursache des duonetischen Feldes sucht, wird Commander Sisko ohne Wasser in einem kleinen Container in brütender Hitze gesperrt…
Denkwürdige Zitate:"She says she's spent her life examining the human condition." "What's her prognosis?" "Not very good. She says we've become fat and lazy and dull." "My wife told me something along those lines just last week."
(Miles O'Brien nimmts wenigstens mit Humor.)
"You got a better idea?" "I'm the science officer. It's my job to have a better idea."
(Amüsanter Dialog zwischen Kira und Dax im Shuttle.)
Review:
In "Das Paradiesexperiment" geht es – für "Star Trek" jetzt nicht unbedingt ungewöhnlich – um ein trügerisches Paradies. Die Ansätze der Folge konnten mir dabei grundsätzlich gut gefallen – und jedenfalls besser, als die letztendliche Umsetzung. So setzt sich die Episode kritisch mit Sekten auseinander, und zeichnet ein ziemlich erschreckendes Bild der Kolonie auf Setlik III und ihrer Anführerin Alixus. Diese wird von Gail Strickland phantastisch dargestellt, gelingt es ihr doch, trotz allem auch ihre menschliche Seite immer wieder durchscheinen zu lassen. Sehr gefreut habe ich mich zudem über den Auftritt von Julia Nickson (Commander Sinclairs Freundin bei "Babylon 5"). Und auch Benjamin Sisko profitiert von dieser Folge, durfte er mit seinem stillen, passiven Protest doch seine Entschlossenheit und zugleich aber auch seine Friedfertigkeit unter Beweis stellen. Davon abgesehen war der Höhepunkt der Folge für mich aber das kleine Intermezzo mit Kira und Dax, und wie die beiden das Runabout mit einem geschickten Manöver aus dem Warp ziehen. Das war mal etwas neues, wirklich sehr gut gemacht, und auch nett inszeniert.
Leider aber gab's auch so manches, was für mich an "Das Paradiesexperiment" nur bedingt funktioniert hat. Das beginnt schon bei der hier gewählten Betrachtung des Sekten- und/oder Kult-Phänomens. Diese operieren ja normalerweise so, dass sie "verlorene Seelen" aufsammeln, ihnen Trost spenden und/oder einen Platz geben. Genau daraus beziehen sie für manche ihren Reiz. In diesem Fall ist es aber so, dass einfach eine willkürlich zusammengestellte Gruppe auf dem Planeten abgestürzt ist. Dass die sich alle so freiwillig Alixus' Führung unterwerfen, erschien mir höchst unplausibel – vor allem auch angesichts ihres teilweise ja alles andere als freundlichen Führungsstils. Generell gelang es "Das Paradiesexperiment" nicht wirklich, mir den Reiz ihrer Lebensweise bzw. dieser Kommune dort zu vermitteln, so dass ich nachvollziehen könnte, warum die sich das alles von Alixus gefallen lassen. Mein größter Kritikpunkt war dann aber der Ausklang des Geschehens. Versteht mich nicht falsch: Grundsätzlich bin ich durchaus ein Anhänger von nicht allzu glücklichen Enden – nicht zuletzt habe ich erst gestern jenes aus "Radioaktiv" kritisiert, das mir einfach entschieden zu ungetrübt verlief. Und gerade bei "Star Trek", das für "Friede Freude Eierkuchen"-Enden prädestiniert ist, freue ich mich grundsätzlich, wenn man eine andere, düsterere Richtung einschlägt. Hier wollte es für mich aber insofern nicht passen, als es ungemein verkrampft, konstruiert und überhaupt nicht glaubwürdig wirkte – nicht zuletzt, da man völlig übers Ziel hinausgeschossen hat. Wenn ein paar der Kolonisten auf dem Planeten bleiben und ihren einfachen Lebensstil fortsetzen wollen – von mir aus. Aber alle? Sorry, das konnte ich einfach nicht schlucken. Zumal einige von ihnen unmittelbar nach der Ankunft von Sisko und O'Brien ihrer potentiellen Rettung ja noch in freudiger Erwartung entgegensahen. Das war einfach aufgesetzt, und absolut nicht überzeugend. Die unfreiwillig komische Einstellung mit den beiden Kindern, die auf die Kiste schauen, gab dem Ende dann schließlich den Rest.
Fazit:
"Das Paradiesexperiment" hat durchaus gute Ansätze, bot soweit nette Unterhaltung, und auch die eine oder andere starke Szene. Vor allem Benjamin Sisko profitierte in meinen Augen von dieser Folge enorm, durfte er mit seinem friedlichen Protest doch seine Beharrlichkeit zeigen, und wie weit er bereit ist, für seine Überzeugungen zu gehen. Sehr gut gefallen hat mir zudem die kleine Einlage rund um das einzufangende Shuttle. Und auch schauspielerisch gab es absolut nichts zu bemängeln, wobei für mich neben Avery Brooks in erster Linie noch Gail Strickland als Sekten-Anführerin Alixus hervorstach. Jedoch: Alles rund um den Kult hat für mich nur bedingt funktioniert. Weder konnte ich nachvollziehen, warum sie alle dieser repressiven Anführerin so bedingungslos folgen, noch ist es der Folge gelungen, mir verständlich zu machen, was an dieser Gesellschaft so toll sein soll. Der größte Kritikpunkt ist aber zweifellos das Ende. Zwar mag ich es ja gerade auch bei "Star Trek" grundsätzlich, wenn man sich ein übertriebenes Happy End verkneift, aber da schoss man für meinen Geschmack wiederum in die andere Richtung übers Ziel hinaus. Zumal mir die Entscheidung der Siedler einfach nicht einleuchten wollte – weshalb der Ausklang auf mich leider sehr konstruiert, erzwungen und vor allem auch unglaubwürdig wirkte.