Originaltitel: Prototype Episodennummer: 2x13 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 15. Januar 1996 Erstausstrahlung D: 07. Februar 1997 Drehbuch: Nicholas Corea Regie: Jonathan Frakes Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Rick Worthy als 3947/Cravic 122,
Hugh Hodgin als 6263/Prototype u.a.
Kurzinhalt:
Die U.S.S. Voyager birgt einen beschädigten Roboter. B'Elanna Torres beginnt daraufhin mit den Versuchen, diesen zu reparieren und zu reaktivieren – was sie einige Zeit lang in Anspruch nimmt und ihr keine Ruhe lässt, ehe sie endlich erfolgreich ist. Rasch gelingt es dem Roboter, der sich als 3947 vorstellt, mit der Crew der Voyager in Kontakt zu treten und sich für seine Reparatur zu bedanken. Da er davon überzeugt ist, dass Torres über dieselben Fähigkeiten verfügt wie ihre einstigen Erbauer, wendet er sich mit einer weiteren Bitte an sie: Zur Zeit ist es den Robotern nicht möglich, sich "fortzupflanzen" – bzw. genauer gesagt, weitere Roboter zu erschaffen. Aufgrund von Verschleißerscheinungen, die mit der Zeit unweigerlich auftreten, sehen sich diese somit der unausweichlichen Auslöschung gegenüber. B'Elanna ist sich zwar nicht sicher, ob es ihr gelingen würde, einen Prototypen zu erbauen, den die Roboter danach replizieren und so den Fortbestand ihrer Zivilisation sichern können, ist jedoch sehr daran interessiert, es zu versuchen. Doch Captain Janeway weist sie auf die Oberste Direktive hin, die eine derart direkte Einmischung in die Angelegenheit eines anderen Volkes verbietet, und so muss Torres seine Bitte widerwillig ablehnen. Doch die Roboter sind nicht gewillt, dies einfach so hinzunehmen. Als man sich mit ihrem Schiff trifft, damit 3947 nach Hause kehren kann, entführen sie B'Elanna, und greifen die Voyager an…
Denkwürdige Zitate:"I'm sorry, B'Elanna, but two pots of Landras blend is the absolute limit." "You're cutting me off? Oh, I guess you're right. It was starting to taste almost palatable."
(Das ist wohl tatsächlich ein besorgniserregendes Warnzeichen.)
"Automated Personnel Unit 3947 is an extremely well designed machine." "Lieutenant B'Elanna Torres is an extremely proficient humanoid."
(Solche Komplimente gehen doch runter wie Öl!)
"Mister Kim, can you give me an estimate on repairing the dilithium matrix?" "How does seventy two hours sound?" "Like twenty four hours too long."
(Captain Janeway hat's mit den Reparaturen offenbar eilig.)
"According to my observations, there is now sufficient reason for greater optimism."
(Das hat der Roboter aber schön gesagt.)
Review:
Der Einstieg in die Folge ist so originell wie gelungen: So verfolgen wir die ersten paar Minuten – bis zum gewohnten Intro – aus der Sicht des geborgenen Roboters. Zuerst sehen wir, wie er im All schwebt und die Voyager sich auf ihn zubewegt, dann erleben wir den Transportereffekt, und schließlich finden wir uns – durch seine Augen gesehen – im Maschinenraum wieder, wo Torres und Kim an ihm herumdoktern. Daraufhin dreht sich die Kamera, und in der Reflexion einer Scheibe können wir zum ersten Mal einen Blick auf den Roboter erhaschen, der von der Voyager gerettet wurde. Mir persönlich hat dieser Einstieg jedenfalls sehr gut gefallen. Auch das Design des Roboters fand ich sehr gelungen – sehr schlicht, aber doch effektiv. Sehr schön fand ich zudem, dass man dabei durchaus auch Vorreitern wie z.B. "Metropolis" Tribut zu zollen schien. Was seine Persönlichkeit bzw. Sprechweise betrifft, erinnerte er mich – wohl nicht von ungefähr – an Data; was jedoch durchaus als Pluspunkt zu verstehen ist. Sehr nett war auch die Idee, die beiden unterschiedlichen Fraktionen unterschiedlich einzufärben, nämlich in silber und gold. Und auch das Design der fremden Schiffe hat mir sehr gut gefallen.
Der wahre Star von "Prototyp" war in meinen Augen jedoch die Story. Am besten fand ich dabei die moralische Frage, die nach dem ersten Drittel der Folge aufkommt. Vor kurzem habe ich ja in meiner Besprechung der TNG-Folge "Die oberste Direktive" besagte titelspendende Direktive ja scharf kritisiert – zumindest so, wie sie dort ausgelegt wurde, wo eine komplette Zivilisation vor der Auslöschung stand. Die Anwendung hier fand ich ungleich gelungener, konnte ich Captain Janeways Bedenken – die sich letztendlich als völlig berechtigt herausstellen sollten – voll und ganz nachvollziehen. Natürlich ist es aus Sicht der Roboter höchst unerfreulich, dass sie keine eigenen Roboter erschaffen und so den Fortbestand ihrer Zivilisation sichern können. Jedoch stehen sie eben nicht gerade kurz vor ihrer Auslöschung; es bleibt ihnen ehe es soweit ist noch einige Zeit, um eine Lösung für das Problem zu finden. Zudem kann niemand beurteilen, wie eine entsprechende Hilfe die Kräfteverhältnisse in diesem Raumsektor verändern könnten. Auf der anderen Seite konnte man aber natürlich auch Torres' Sichtweise voll und ganz nachvollziehen. Einerseits scheint sie in erster Linie auch die Herausforderung zu reizen, sowie die Frage, ob es ihr denn überhaupt gelingen würde, einen entsprechenden Prototypen zu entwickeln. Zugleich macht die Folge aber auch deutlich, dass sie sich 3947 rasch verbunden fühlt, und ihm und seinem Volk dementsprechend auch helfen will. Insofern fand ich in dieser Diskussion beide Standpunkte nachvollziehbar, was eben diese für mich ungemein interessant machte. Die weiteren Offenbarungen fand ich dann ebenfalls sehr gelungen. Dass die Roboter ihre Erbauer selbst ausgelöscht haben, kam zwar zugegebenermaßen wenig überraschend – und ist auch nicht unbedingt mehr eine sonderlich neue Idee – gefiel mir aber dennoch sehr gut. Wie auch die Wendung rund um die feindlichen Roboter, sowie die Auflösung, dass diese dazu geschaffen wurden, um Krieg zu führen – und diesen nun fortsetzen, obwohl die jeweiligen Zivilisationen schon lange untergegangen sind – was auch Erinnerungen an einige frühere kriegs-kritische "Star Trek"-Folgen wie z.B. "Bele jagt Lokai" weckt.
Neben dieser größeren Story steht aber natürlich in erster Linie B'Elanna Torres hier wieder einmal im Zentrum. Zu Beginn dient ihre Besessenheit mit dem Roboter noch eher der amüsanten Auflockerung, nachdem es ihr aber gelungen ist diesen wieder zu reaktivieren wird in ihrer zunehmenden Freundschaft schließlich die Basis für die Tragik der weiteren Entwicklungen gelingt, wie z.B. seinen Verrat, der eben dadurch sowohl sie als auch den Zuschauer ganz besonders hart trifft. Sehr interessant ist natürlich auch die Tatsache, dass sie selbst 3947 liebend gerne helfen würde, sie sich jedoch dazu gezwungen sieht, Janeways Befehl Folge zu leisten (was wiederum zeigt, dass die Figur seit der Pilotfolge durchaus gewachsen ist; die frühere B'Elanna hätte sich wohl herzlich wenig um das Verbot des Captains geschert). Eben dies verleiht dann auch ihrer Arbeit am Prototypen eine interessante Mischung aus Ablehnung und Freude, da sie auf der einen Seite diese Herausforderung herbeigesehnt, andererseits jedoch dazu erpresst wurde. Am schwersten wiegt dann aber natürlich der tragische Ausgang des Geschehens, als sie zuerst erfolgreich ist, sich dann aber letztendlich dazu gezwungen sieht, ihre eigene Schöpfung zu vernichten. Nett auch, dass dieser Moment nicht einfach unter dem Tisch gekehrt sondern in der letzten Szene zwischen Janeway und ihr noch einmal thematisiert wird. Mit diesen beiden dramaturgischen Höhepunkten sorgt man bei "Prototyp" dann auch für einen tollen Abschluss.
Fazit:
An "Prototyp" konnte mir in erster Linie das Drehbuch enorm gut gefallen, sei es die zunehmende Freundschaft zwischen Torres und 3947, das phantastische zentrale moralische Dilemma (wo ich beide Seiten der Argumentation verstehen konnte), wo die Oberste Direktive endlich wieder einmal vernünftig und nachvollziehbar dargestellt wird, bis hin zum tragischen Finale, als B'Elanna zuerst erfolgreich ist, sich dann jedoch dazu gezwungen sieht, ihre eigene Schöpfung – ihr "Kind", wenn man so will – zu töten. Zusätzlich aufgewertet wurde die Folge zudem durch die nette – wenn auch vorhersehbare Auflösung rund um das Schicksal der Erbauer sowie dem Ursprung der Roboter (wo sich auch eine nette Antikriegsmessage finden lässt), dem netten Design der Roboter und ihrer Schiffe, sowie dem originellen Einstieg, wo wir das Geschehen aus der Sicht von 3947 selbst verfolgen. Der eine oder andere auflockernd-amüsante Moment sowie der ruhige Ausklang, der sowohl dem Zuschauer als auch den Figuren Gelegenheit gibt, das erlebte zu verdauen, runden das überaus positive Gesamtbild ab. Lediglich das Fehlen dieses gewissen "Wow"-Effekts steht einer noch höheren Wertung im Weg.