FilmRückblick 2015 - 11 denkwürdige Momente des Filmjahres
Die besten Szenen des Jahres 2015Kategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 08 Januar 2016
11 denkwürdige Momente des Filmjahres
Wie schon im Vorjahr fiel mir auch heuer die Auswahl in vielen Kategorien nicht leicht. Zwar hab ich auch 2015 wieder viele gute Filme gesehen, aber die meisten davon waren eher in ihrer Gesamtheit gut, als das einzelne Momente herausgestochen wären. Dementsprechend gab es nur sehr wenige Kategorien, wo ich bereits als ich mich hinsetzte einen klaren Favoriten hatte, und somit den Sieger im Prinzip von vornherein schon musste. Meistens musste ich vielmehr meine Filmliste durchgehen, und genau überlegen, welche beeindruckenden Momente es denn gegeben hat. Lediglich in einer Kategorie – der besten Action-Szene – war es so, dass mir die Wahl nicht etwa deshalb schwer fiel, weil mir im ersten Moment keine hervorstechende Szene eingefallen wäre, sondern weil es vielmehr deren zu viele gab – war doch 2015 ein ausgezeichnetes Jahr für Actionfilme, mit vielen tollen Vertretern und dementsprechend auch starken Szenen. Doch genug geschwafelt, legen wir lieber los.
Wie immer gilt, dass die nachfolgende Aufstellung – no na – einige Filmszenen beschreibt und demnach leichte Spoiler enthält. Wirklich große, überraschende Wendungen werden von mir aber natürlich wie gewohnt nicht verraten, bzw. entsprechend markiert, damit selbst den Neugierigen unter euch kein Film verdorben wird.
Sonderpreis der Jury – Die genial-absurdeste Szene 2015
Es gab heuer wieder gleich ein paar Momente, die mir noch lange nach dem Kinobesuch (positiv) in Erinnerung geblieben sind, die jedoch nicht so recht in eine der fixen Kategorien passen. Und auch wenn jede davon einen Preis verdient hätte, habe ich mich letztendlich dazu entschlossen, hier die genial-absurdeste Szene 2015 zu prämieren, und somit "Kingsman: The Secret Service" auszuzeichnen (nicht zuletzt, als der Film bei der besten Actionszene den Kürzeren ziehen wird; so sehr ich vermeintlich lange Einstellungen auch liebe, aber die Schießerei in der Kirche war mir dann leider doch zu künstlich, als das ich sie prämieren könnte). Ein Film, der ja einige hervorstechende Momente zu bieten hatte – aber jene Szene, die mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, sind mit Abstand die explodierenden Köpfe, wo es Matthew Vaughn gelungen ist, eine vom Inhalt her eigentlich entsetzliche Szene durch den bunten Pilzwolken und der musikalischen Untermalung zum Schreien komisch zu machen. Kudos! >> Zum Review von Michael Spieler
Runner-Up: "The Interview": King Jong Uns Tod in Zeitlupe, unterlegt mit "Fireworks".
Stimmungskanone des Jahres – die "Feel Good"-Szene 2015
Es beweist nur, was für ein wichtiger Teil von Filmen, und auch des Lebens, Musik ist, dass soweit ich mich erinnern kann meine Feel Good-Momente des Jahres eigentlich immer mit einem Lied in Verbindung standen. Und auch heuer wird diese Regel nicht gebrochen. Im letzten Jahr habe ich in meiner Einleitung zu diesem Artikel meines Jahresrückblicks ja noch darüber gejammert, dass ich meinen Favoriten bei der Feel Good-Szene mangels eines regulären Kinostarts nicht anführen konnte – heuer war und ist es aber nun endlich soweit: "Bande de Filles" – oder "Girlhood", wie er im amerikanischen Raum bekannt ist – war schon für sich genommen ein sehr gelungenes französisches Jugenddrama, dass ich jenen, die sich für das Genre interessieren, durchaus empfehlen kann. Jener Moment, der mir dabei ganz besonders in Erinnerung geblieben ist, war jedoch die Tanz- und Karaokeeinlage im Hotel zu Rihannas "Diamonds in the Sky". Wer da nicht mitgerissen wird, dem ist echt nicht mehr zu helfen.
Runner-Up: "Victoria" – die Feier nach dem Überfall (>> Zum Review von Björn Flügel)
Herzensbrecher des Jahres – die romantischste Szene 2015
Ja, natürlich ist "Dating Queen" genau genommen nur wieder eine romantische Komödie nach dem 08/15-Schrema. Was sie jedoch u.a. auszeichnet ist, dass sie bis zu einem gewissen Grad die üblichen Rollenklischees bei solchen Filmen auf den Kopf stellt. Eben dies zeigt sich dann auch beim großen Finale, und ist auch der Grund, warum diese Szene für mich so besonders hervorstach. Im Grunde genommen ist es einfach nur eine dieser typischen großen romantischen Gesten, mit der nach dem obligatorischen Streit das Herz des anderen erobert wird. Nur dass dieser Andere sonst üblicherweise eigentlich immer die Frau ist, und hier nun der Mann sein darf. Es gab noch einige weitere, sehr romantische Szenen im Jahr 2015, die sich den Sieg ebenfalls verdient hätten – aber eben aufgrund dieses Rollenwechsels stach "Dating Queen" unter ihnen allen nun mal ganz besonders hervor.
Runner-Up: "Carol" – Die Szene im Hotelzimmer
Schenkelklopfer des Jahres – die lustigste Szene 2015
Das Kinojahr 2015 war nicht gerade arm, was lustige Szenen betrifft. Es gab viele großartige Gags und lustige Einzeiler, die mir noch eine Weile in Erinnerung bleiben werden. Letztendlich geht der Sieg jedoch an eine etwas längere Szene, wo das Lachen nicht einfach nur nach ein paar Sekunden vorbei war, sondern sich mein Amüsement vielmehr kontinuierlich steigerte. "Krampus" konnte mir ja insgesamt gut gefallen, und hatte zahlreiche witzige Momente zu bieten. Aber am besten und genialsten fand ich ganz klar den Einstieg, der den typischen vorweihnachtlichen "Black Friday"-Konsumwahnsinn in einer genialen Zeitlupensequenz, untermalt mit dem schön kitschigen "It's beginning to look a lot like Christmas" aufs Korn nimmt. Hallelujah!
Runner-Up: "Into the Woods" – Der "Agony"-Song.
Schock des Jahres – der beste Twist 2015
Im Idealfall kommt ein richtig guter Twist nicht einfach nur unerwartet, sondern zeigt vielmehr, dass der Zuschauer genauso getäuscht wurde, wie die Figuren. Auftritt "Ex Machina" – und an dieser Stelle sei eine dicke fette Spoilerwarnung angebracht für alle, die ihn noch nicht gesehen haben: Am Ende zeigt sich nämlich, dass Ava Caleb die ganze Zeit über nur benutzt und manipuliert hat. Dabei ist es ihr gelungen, nicht nur ihn, sondern auch mich zu täuschen – weshalb mich ihr "Verrat" am Ende fast ebenso stark getroffen hat (nur dass ich nicht in einem hermetisch verriegelten, unterirdischen Labor eingesperrt und zurückgelassen wurde). Besser kann man's eigentlich nicht machen. >> Zum Review
Runner-Up: "Sicario" – Kate kommt aus dem Tunnel.
Augenöffner des Jahres – die imposanteste Szene 2015
Im letzten Jahr gab es nicht ganz so viele optisch beeindruckende Momente wie im Jahr davor. Zudem sind bestimmte Momente, die mir diesbezüglich aufgefallen sind, mangels eines regulären Kinostarts nicht zulässig (wie z.B. die Szene mit dem hereinschwebenden Nebel auf dem Berghang in "The Assassin"). Dank "Everest" kann ich aber nichtsdestotrotz einen sehr würdigen Sieger küren. Als jemand, der viel zu feig und unsportlich ist, eine solche Besteigung im echten Leben zu versuchen (ich wäre schon an dieser ersten, langen Hängebrücke gescheitert), war der IMAX-Besuch von "Everest" so nah, wie ich jemals in meinem Leben an das Gefühl kommen werde, den Gipfel zu erklimmen. Und auch wenn es zahlreiche optisch beeindruckende Momente im Film gab, aber – wohl genau deswegen stach für mich in erster Linie das Erreichen des Gipfels für mich ganz besonders hervor. Optisch imposant – und darüber hinaus auch noch ein erhebender Moment. Was will man mehr?
Runner-Up: "Lost River" – Das brennende Haus. (>> Zum Review)
Ohrenöffner des Jahres – der beste Dialog 2015
Ok, angesichts der Fülle an grandiosen Dialogszenen bestand in dieser Kategorie insofern am Sieger kaum ein Zweifel, als mir recht bald klar war, dass dieser Preis nur an "Birdman" gehen kann. Schwerer war dann jedoch schon die Frage, welche Szene ich auszeichnen soll. Kurz hatte ich den Gedanken, mir aufgrund der Tatsache, dass "Birdman" ja scheinbar nur aus einer einzigen langen Einstellung (und somit, so könnte man argumentieren, einer einzigen Szene) besteht, den Gag zu machen, einfach den ganzen Film zur besten Dialogszene des Jahres zu küren – aber auch wenn das ganz witzig (und nicht mal grundsätzlich falsch) gewesen wäre, so würde es doch nicht dem eigentlichen Sinn dieser Kategorien entsprechen. Und so picke ich schweren Herzens aus all den phantastischen Gesprächen jenes zwischen Riggan und seiner Tochter heraus, wo diese ihn bezüglich seiner Karriere belehrt, und ihrem Frust einmal freien Lauf lässt. (>> Zum Review)
Runner-Up: Runner-Up: "Inherent Vice" – Shasta "entschuldigt" sich bei Doc. (>> Zum Review von Michael Spieler)
Nägelbeißer des Jahres – die spannendste Szene 2015
Es dauerte zwar – Flucht nicht eingerechnet – glaub ich nicht mal eine ganze Minute, aber… keine andere Szene verstand es im abgelaufenen Jahr, mich ähnlich zu packen, wie der Banküberfall. Die nachfolgende Flucht oder dann auch die Szenen beim Wohnhaus (ich bleibe bewusst vage, um nicht zu viel zu verraten) waren ja ebenfalls noch sauspannend, aber diese eine Minute war einfach echt ein Wahnsinn. Nicht zuletzt aufgrund des Gimmicks mit der (vermeintlichen?) einen Einstellung war der ganze Film im Allgemeinen und dieser Moment im Besonderen einfach ungemein intensiv, da es sich eben so anfühlte wie das echte Leben (wo es nun mal auch keine Schnitte gibt). Zumal mir zu diesem Zeitpunkt die Figuren teilweise auch schon richtig ans Herz gewachsen waren. Das war jedenfalls echt phantastisch. >> Zum Review von Björn Flügel
Runner-Up: "Ich seh ich seh" – die Zwillinge traktieren ihre Mutter. (>> Zum Review)
Adrenalinlieferant des Jahres – die beste Actionszene 2015
Was für ein Jahr für Action-Filme! Aus so vielen guten Kandidaten mit großartigen, packenden und teils auch sehr beeindruckenden Actionszenen (siehe auch die ausnahmsweise mal etwas längere Liste bei den "Runners-Up") einen Sieger zu küren, war alles andere als leicht. Letztendlich geht der Sieg an das insgesamt wohl beeindruckendste – und wahnwitzigste – Actionspektakel des vorangegangenen Jahres. "Mad Max: Fury Road" mag mich als Film insgesamt nicht gar so begeistert haben wie viele andere (weshalb ihr ihn auch in meiner Top 25-Liste vergeblich suchen werdet), aber die Action war in der Tat ein Hammer. Und während schon allein die erste Flucht und die Szene mit dem Sandsturm sehr beeindruckend war, stach für mich der Showdown dann insofern nochmal ganz besonders hervor, als dieser nicht nur spektakulär war, sondern ich darüber hinaus auch endlich wusste, worum es denn überhaupt geht, bzw. was auf dem Spiel steht. Weshalb er mich von allen Actionszenen des Films mit Abstand am meisten gepackt hat. >> Zum Review von JackoXL und Michael Spieler
Runners-Up: Der Angriff auf die Hydra-Festung am Anfang von "Avengers: Age of Ultron", der Kampf in John Wicks Haus ("John Wick"), der Mexico-Einstieg in "James Bond 007: Spectre", die Befreiung von Ramsey in "Fast & Furious 7", die Schießerei in der Kirche bei "Kingsman: The Secret Service", der Flugzeug-Stunt in "Mission Impossible: Rogue Nation", der Kampf auf der Golden Gate Bridge aus "Terminator: Genisys", der Angriff in der Kanalisation bei "The Hunger Games – Mockingjay Teil 2", der "Mini"-Showdown aus "Ant-Man", der T-Rex-Kampf aus "Jurassic World", die Flucht mit dem Millennium Falken vom Planeten Jakku ("Star Wars – Episode VII: Das Erwachen der Macht")… sucht euch eine aus!
Tränendrücker des Jahres – die berührendste Szene 2015
In keiner anderen Kategorie habe ich mir heuer so leicht getan wie hier. Im letzten Jahr musste sich ja ein Film um krebskranke Teenager ("Das Schicksal ist ein mieser Verräter"), knapp geschlagen geben, heuer jedoch führte an "Ich und Earl und das Mädchen" (der zwar in vielerlei Hinsicht ein ganz anderer Film ist, trotz aller unterschiedlichen Ansätze aber neben dem Grundkonzept vor allem noch die emotionalen Momente mit diesem gemein hat) kein Weg vorbei. [Spoiler-Warnung!] Was jenen aus "Ich und Earl und das Mädchen" dann noch einmal besonders verheerend gemacht hat, ist meine Gutgläubigkeit. Bei "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" war ich von vornherein darauf eingestellt, dass einer von ihnen nicht überleben und das Ganze dementsprechend nicht gut ausgehen würde. Aber trotz des englischen Originaltitels versichert uns Greg mehrmals, dass Rachel überleben würde – dieser verfickte, lügende Bastard! Und ich glaub ihm das auch noch. Eben deshalb traf mich die entsprechende Szene im Krankenhaus dann auch wie ein echter Schlag in die Magengrube, und ich konnte die Tränen nur mehr schwer zurückhalten.
Runner-Up: "Carol" – Der Brief.
Gänsehautszene des Jahres – der Magic Moment 2015
Als ich endlich bei dieser, der Königskategorie angekommen war, wurde mir endlich ein weiterer Grund dafür bewusst, warum mich das Kinojahr 2015 ein bisschen unterwältigt hat. So gab es nicht nur keinen einzigen Film, der so perfekt und/oder besonders gewesen wäre, mir die Höchstwertung wert zu sein – es gab auch sehr wenige dieser wirklich hervorstechenden, großartigen, unvergesslichen magischen Gänsehaut-Momente, die für mich die Königsdisziplin darstellen, was Filmszenen betrifft. Tatsächlich hatte ich sogar kurzfristig in Betracht gezogen, quasi aus Protest die "Tears in Rain"-Szene auszuzeichnen, habe ich "Blade Runner" doch im letzten Jahr dank einer Sonderprogrammierung im Gartenbaukino ein weiteres Mal auf der großen Leinwand gesehen; aber das wäre (Selbst-)Betrug. Und so muss letztendlich jene Szene herhalten, die a) dem Grundgedanken hinter dieser Kategorie am nächsten kommt und b) mir dabei auch gefallen konnte. Letzteres schließt einen der heißesten Kandidaten für diese Auszeichnung aus – hat mir doch die allerletzte Szene aus "Birdman" mit dem Blick nach oben eher gestört. Und so geht der Preis vielmehr an "Der Marsianer" und Mark Watneys Flucht vom Roten Planeten. Gratulation! >> Zum Review
Runner-Up: "Lost River": Bones fährt in der Nacht auf den Fluss.. (>> Zum Review)
Welche Filmmomente sind euch im abgelaufenen Kinojahr besonders positiv in Erinnerung geblieben? Wir freuen uns über eure ganz persönlichen Lieblingsszenen 2015 in den Kommentaren und/oder im SpacePub!