Originaltitel: AKA I've Got the Blues Episodennummer: 1x11 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 20.11.2015 (Netflix) Drehbuch: Scott Reynolds & Liz Friedman Regie: Uta Briesewitz Hauptdarsteller:
Krysten Ritter als Jessica Jones,
David Tennant als Kilgrave,
Rachael Taylor als Trish Walker,
Wil Traval als Will Simpson,
Mike Colter als Luke Cage,
Eka Darville als Malcolm Ducasse.
Gastdarsteller:
Elizabeth Cappuccino als Young Jessica Jones,
Catherine Blades als Young Trish Walker,
Rebecca De Mornay als Dorothy Walker,
Colby Minifie als Robyn,
Ryan Farrell als Jackson,
Paul Pryce als Donald,
Nichole Yannetty als Nicole,
Thomas Kopache als Doctor Kozlov,
P.J. Griffith als McManus,
Keilyn Durrel Jones als Male EMT,
Daniel Marcus als Maury Tuttlebaum u.a.
Kurzinhalt:
Nach Hope Schlottmans Selbstmord setzt Jessica alles daran, den geflohenen Kilgrave wieder aufzuspüren und ihn ein für alle Mal zur Strecke zu bringen. Davon ausgehend, dass dieser seinen Vater umbringen wird, klappert sie ein Leichenschauhaus nach dem anderen ab, in der Hoffnung, bei dessen Leiche einen Hinweis auf Kilgraves Aufenthaltsort zu finden. Doch statt auf Albert Thompson stolpert sie vielmehr über die Leiche von Detective Clemons. Währenddessen erhält Trish Besuch von Will Simpson, der versucht, mit ihrer Hilfe Jessica aufzuspüren. Diese vermutet jedoch schon bald, dass nicht Kilgrave, sondern vielmehr Will für Clemons Tod verantwortlich ist. In ihrem Apartment kommt es dann schließlich zum Showdown – doch aufgrund ihrer Übermüdung sowie ihrer Rippenverletzung, nachdem sie in einen LKW gelaufen ist, droht Jessica gegenüber dem gedopten Will den kürzeren zu ziehen. Im Badezimmer eingesperrt, sieht Trish schließlich nur mehr einen Weg, ihre Freundin vor ihrem (Ex-)Freund zu retten: Selbst eine der roten Pillen einzuwerfen…
Review:
Nach der meines Erachtens katastrophalen letzten Folge ist es in erster Linie die Aufgabe von "Die Blauen", sich in Schadensbegrenzung zu üben. Und auch wenn ich auch dieser Episode ebenfalls wieder das eine oder andere auszusetzen hatte, war sie insgesamt ein Schritt in die richtige Richtung. Am besten haben mir dabei die Rückblenden zur Jugend von Jessica und Trish gefallen. Ich kann nur neuerlich betonen, wie phantastisch ihre beiden jüngeren Varianten gecastet wurden. Sie sehen ihren älteren Pendants nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sondern spielen bzw. imitieren diese auch großartig. Insofern noch einmal ein ganz großes "Kudos" ans Casting sowie Elizabeth Cappuccino und Catherine Blades. Aber auch von ihrer Leistung abgesehen haben mir diese Einblicke in die Vergangenheit der Figuren sehr gut gefallen. Insbesondere die Szene, in der Jessica ihre gesteigerten Kräfte entdeckt, und plötzlich das Marmor-Waschbecken aufhebt, fand ich gelungen. Und generell überzeugen diese Momente mit einer netten Mischung aus Drama (Trishs Misshandlung durch ihre Mutter) und Humor ("I got hit with a People's Choice Award.").
Die Handlung in der Gegenwart gefiel mir zwar ebenfalls wieder wesentlich besser als in der vorangegangenen Folge, war aber für mich immer noch kein sonderlich großes Highlight. So unterhaltsam die Szenen auch waren, in denen sich Jessica auf der Suche nach Kilgraves totem Vater in Leichenschauhäuser schleicht, aber die Beweggründe dafür (nämlich die Hoffnung, bei der Leiche dann einen Hinweis auf Kilgraves Aufenthaltsort zu finden – echt jetzt?) haben mich nicht wirklich überzeugt. Der Fund von Detective Clemons macht dann schließlich den wahren Grund für diesen Plotpunkt deutlich, was das Ganze jedoch erst recht wieder sehr konstruiert erscheinen lässt. Auch alles rund um Will Simpsons hat mich neuerlich nicht sonderlich überzeugt. So ist mir seine Motivation nach wie vor völlig unklar – und nachdem sich diese Folge bezüglich der Hintergründe seines Mordes an Clemons ebenfalls als wenig aufschlussreich erwies glaube ich mittlerweile nicht mehr, dass die Macher noch einmal einen entsprechenden Erklärungsversuch starten werden. Damit bleibt dies in meinen Augen eine extrem konstruierte Wendung, die nur des Schocks wegen enthalten war. Und auch, warum er hier nun auf einmal Jessica töten will, leuchtet mir gerade auch wenn es ihm ernst damit sein sollte, Kilgrave ausschalten zu wollen, absolut nicht ein. Auch hier wieder: Das schien in erster Linie deshalb da bzw. notwendig gewesen zu sein, damit Trish und Jessica in vermeintlich aussichtsloser Situation im Badezimmer landen können, wo Trish dann dazu gezwungen ist, die rote Pille einzuwerfen. Eben diese Szene, sowie ihr kurzer Einsatz als Superheldin, können dann noch so gelungen und unterhaltsam gewesen sein ("Without the blues, you'll die!" -> sie sticht ihn mit einem Schraubenzieher -> "Worth it."), aber auch diese wirkte eben wieder sehr konstruiert und erzwungen. Und auch der Cliffhanger am Ende hat ob Lukes bekanntlicher Unkaputtbarkeit für mich nur bedingt funktioniert. Was die Episode aber, neben den gelungenen Rückblenden und dem wieder deutlich höheren Unterhaltungswert, herausreißt, war die optisch eindrucksvolle und sehr hochwertige Inszenierung durch Uta Briesewitz. Das Drehbuch hätte hingegen (wieder einmal) noch einiges an Feinschliff vertragen.
Fazit:
Mit "Die Blauen" gelingt es "Jessica Jones" nach der meines Erachtens katastrophalen Folge "1000 Schnitte" wieder so halbwegs, sich zu rehabilitieren. Highlight war sie aber auch keins, zumal mein größter Kritikpunkt an der vorangegangenen Episode – konstruierte Wendungen – auch hier wieder zum Tragen kam (wie z.B. beim zufälligen Leichenfund von Clemons, oder auch Wills unverständlichem Wunsch, Jessica zu töten). Und angesichts der Tatsache, dass uns Lukes Unverwundbarkeit wohlbekannt ist, verfehlte auch der Cliffhanger am Ende bei mir die gewünschte Wirkung (aus diesem Gesichtspunkt wäre es vielleicht besser gewesen, wenn man mit der Offenbarung bis zu dieser Folge gewartet hätte). Gut gefallen haben mir in erster Linie die Rückblenden, die toll geschrieben und von den beiden jungen Darstellerinnen auch phantastisch gespielt waren, sowie die Szene rund um Trishs kurzzeitigen Einsatz als Superheldin. Und auch die Inszenierung stach für mich bei "Die Blauen" wieder einmal überaus positiv hervor. Gegen das wieder einmal nur bedingt überzeugende Drehbuch kamen diese positiven Aspekte aber leider nicht gänzlich an.