Originaltitel: AKA 1,000 Cuts Episodennummer: 1x10 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 20.11.2015 (Netflix) Drehbuch: Dana Baratta & Micah Schraft Regie: Rosemary Rodriguez Hauptdarsteller:
Krysten Ritter als Jessica Jones,
David Tennant als Kilgrave,
Rachael Taylor als Trish Walker,
Wil Traval als Will Simpson,
Erin Moriarty als Hope Shlottman,
Eka Darville als Malcolm Ducasse,
Carrie-Anne Moss als Jeryn Hogarth.
Gastdarsteller:
Susie Abromeit als Pam,
Robin Weigert als Wendy Ross-Hogarth,
Colby Minifie als Robyn,
Clarke Peters als Detective Oscar Clemons,
Michael Siberry als Albert Thompson,
Danielle Ferland als Clair,
Gillian Glasco als Emma,
Paul Pryce als Donald,
Ryan Farrell als Jackson,
Lisa Emery als Louise Thompson u.a.
Kurzinhalt:
Kilgrave ist aus seiner Zelle entkommen. Dabei ist Jessica jedoch bewusst geworden, dass sie gegenüber seinem Einfluss mittlerweile immun ist. Bei diesem handelt es sich, wie sie von seinem Vater erfährt, um einen Virus, der sich ins Hirn der Opfer einnistet, dort jedoch immer nur für zwölf Stunden aktiv ist. Er nimmt einen Blutprobe von Jessica, in der Hoffnung, den Grund für ihre Immunität herauszufinden und so ein "Heilmittel" zu erschaffen, mit dem sich auch andere für Kilgraves Einfluss schützen können. Dieser stößt auf seiner Flucht indes zufälligerweise auf Hogarth, und zwingt sie dazu, sie zu einem Arzt zu bringen, dem sie traut. Die beiden landen daraufhin bei ihrer Exfrau Jerry – doch als ihre Verlobte Pam eintrifft, gerät die Lage außer Kontrolle. Nachdem seine Verletzungen behandelt wurden, wartet Kilgrave in Jessicas Wohnung schon auf sie. Dort schlägt er ihr dann schließlich einen Handel vor: Seinen Vater gegen Hopes Freiheit…
Review:
Was zum Vorhof zur Hölle war das denn bitte? Bereits das Finale der letzten Folge hatte mich ja aufgrund der Konstruiertheit sehr enttäuscht – aber diese Episode schoss ja wohl wirklich den Vogel ab. Da reihte sich eine dumme Aktion, ein blöder Zufall, eine konstruierte Wendung auf den/die nächste. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Eine der dümmsten Wendungen war zweifellos alles rund um Will Simpson. In dem Moment wo er zur Zelle kommt und auf den Detective trifft war einfach sooooo klar dass er diesen nun erschießen wird. Und ich bin sogar bereit im Zweifel für den Angeklagten zu sprechen und davon auszugehen, dass sie einen guten Grund dafür haben, der wohl irgendwie mit der geheimen Organisation rund um den Doktor der ihn geheilt hat in Verbindung zu stehen scheint – wobei ich schon hoffe, dass man es nicht allein mit seiner Zugehörigkeit zu dieser abtut sondern die genaue Motivation für diesen Mord und die Vernichtung des Beweismaterials noch nachliefert. Dessen ungehindert kann ich verkrampft-schockierende Wendungen, die nicht überraschend sind, nun mal nicht ausstehen. Insofern war das schon das erste große Minus für die Folge.
Oder eigentlich das zweite, weil bereits davor erfuhren wir ja, dass Kilgraves Fähigkeiten nicht geistiger Natur sind, sondern es sich um eine Art Virus handelt. Nun wurde dies zwar mit der Tatsache, dass seine Kräfte übers Telefon und durch den hermetisch versiegelten Raum hindurch nicht funktionieren, schon angedeutet, dennoch halte ich von dieser Offenbarung nicht viel, hätte ich telepathische bzw. empathische Kräfte einer solchen biologischen Erklärung vorgezogen. Zumal sich nun die Frage ergibt, wo Jessicas plötzliche Immunität (plötzlich im Sinne von damals auf einmal auftretend, und nicht im Sinne von jetzt) herkam. Ich hätte hier nämlich eigentlich sehr wohl die psychologischen Gründe des Traumas nach dem Mord an Lukes Frau dafür verantwortlich gemacht. Insofern ist mir auch nicht klar, wie man hofft, ein Heilmittel aus ihrer DNA zu gewinnen, denn ihre Immunität ist ja nicht genetisch bedingt – sonst hätte er sie von Anfang an nicht kontrollieren können. Etwas überrascht war ich zudem, dass Jessica dies erst jetzt bewusst wird – ich hatte das ja schon bei der betreffenden Rückblende vermutet, wo wir sahen, dass sie sich von Kilgrave trotz seines anderslautenden Befehls entfernt hat. Hier wirkt die sonst so clevere Privatdetektivin leider nicht sonderlich intelligent. Ziemlich konstruiert war auch alles rund um Jeri, Wendy und Pam. Einerseits kommt hier einerseits der Kritikpunkt auf, dass mir nicht ganz klar war, inwieweit Hogarth ihn freiwillig zu ihrer Exfrau gebracht hat – dachte sie doch, sie hätten einen Handel abgeschlossen. Wenn ja, traue ich ihr eine derart dämliche Tat nicht zu, sorry. Oder sie war ständig unter seiner Kontrolle – dann hat mir dies die Folge aber nicht gut (genug) vermittelt. Überhaupt, die ganze Eskalation der Ereignisse. Warum zur Hölle taucht Pam bei Wendy auf, was wollte sie dort? Dass sie just zu diesem Zeitpunkt dort eintrudelt war enorm erzwungen, und für mich persönlich ein zu großer Zufall, als dass ich es hätte schlucken können. Da waren die Drehbuchautoren einfach schlampig und faul.
Noch hirnrissiger war jedoch alles rund um Robyn (ein Handlungsstrang, den ich obwohl ich die Folge erst vor vier Tagen gesehen habe schon wieder verdrängt hatte. Zum Glück/leider habe ich Notizen). Wie sie Malcolm zum Meeting der Selbsthilfegruppe verfolgt und dort mithört, und der dann just bei diesem Meeting und in diesem Moment vom Tod ihres Bruders erzählt – ich bitte euch! Auch ihre Reaktion fand ich extrem schräg – keine einzige Sekunde der Trauer oder des Schocks? Das wollte mir auch zur Darstellung ein paar Folgen zuvor, wo sie erfahren hat dass ihr Bruder weg ist, überhaupt nicht passen. Und dann schafft sie es auch noch, die anderen gegenüber Jessica aufzustacheln. Auch das wollte für mich überhaupt keinen Sinn ergeben und war nur deshalb da, weil die Drehbuchautoren es halt so wollten. Und dann geht natürlich von allen Figuren die Jessica überfallen haben gerade die eine einzige hinein, die Kilgrave nicht kennt, und befreit ihn. Echt, mir gehen langsam aber sicher die negativen Attribute aus, um all den Scheiß zu beschreiben, der sich in dieser lausigen Ausrede einer TV-Episode zugetragen hat.
Doch selbst damit war der Gipfel der Dummheit noch nicht erreicht. Denn natürlich, wie es der Zufall so will die Drehbuchautoren so wollten, kommt Jessica – wie hätte es nach ihrem Versprechen zuvor auch anders sein können? – zu spät, um Hope vom Gefängnis abzuholen. Stattdessen gerät sie nun wieder in die Fänge von Kilgrave, der Jessica zusammen mit seinen anderen Opfern bereits erwartet. Die Konfrontation selbst war ja schon "na ja" genug, aber dass sich Hope selbst umbringt… ne, sorry, aber das war mir entschieden zu dämlich. Ich weiß natürlich, dass wir es mit einer enorm gebrochenen Figur zu tun haben, der der Silberstreifen am Horizont – nämlich dass sie aus dem Gefängnis kam – durch die Gefangennahme durch Kilgrave quasi gleich wieder genommen wurde, aber COME ON! Nicht nur lässt es Jessicas Mühen aus den letzten 9 Folgen rückwirkend betrachtet völlig sinn- und nutzlos erscheinen, ich fand die Idee, dass Hope hier versucht Jessica quasi über ihren Todeswunsch dazu zu verpflichten, Kilgrave umzubringen, einfach nur… dämlich ist ein zu schwaches Wort dafür. Echt, mir fehlen die Worte, welche meiner Meinung dazu gerecht werden würden. Das einzig Gute an dieser Folge, was sie ansatzweise retten konnte, waren die gemeinsamen Szenen von Kilgrave und Jessica in ihrer Wohnung. Insbesondere wie sie sich an die 18 Sekunden, in denen sie kurz einmal frei war, ganz anders erinnern, sowie die entsprechenden Rückblenden, das fand ich sehr gelungen. In einem anderen Rahmen hätte dies ein weiteres ganz großes Highlight der Staffel werden können. Umgeben von all diesem Mist verblasste aber selbst der Glanz von dieser Perle.
Fazit:
"1000 Schnitte" ist die wohl schlechteste Folge einer neuen Serie/Staffel, die mir in diesem Jahr untergekommen ist (und ich hab "Fear the Walking Dead" gesehen, also will das was heißen!). Alles war einfach viel zu konstruiert und erzwungen, mit zahlreichen dämlichen Wendungen und/oder Aktionen Angefangen beim "bösen" Will über die Idee rund um den Virus, die Szenen bei Wendy, die blödsinnige Entwicklung rund um Robyn, bis hin zu Hopes völlig bescheuertem Selbstmord, kam ich beim Anschauen der Folge abwechselnd aus dem Kopfschütteln und verzweifelt den Kopf in den Händen versinken nicht mehr heraus. Hätte die Serie nicht so stark gestartet und wäre sie nicht bis zuletzt überwiegend gelungen gewesen, wäre das für mich vielleicht sogar ein echter "Jump the Shark"-Moment, wo ich darüber nachdenken würde, ihr den Rücken zu kehren. Mein Interesse daran, zu erfahren, wie es weitergeht, befindet sich jedenfalls nach dieser Folge, die tatsächlich so weh tat wie 1.000 Schnitte, auf dem Nullpunkt.