Kurzinhalt:
Das neue galaktische Imperium schickt sich an, die Galaxis zu erobern. Die Jedi-Bendu – eine Gruppe von Kriegern, die treu zum bisherigen Regenten stehen – versuchen zwar dagegenzuhalten, sind jedoch mittlerweile fast ausgestorben. Sie allein können den Krieg nicht gewinnen, doch noch zögert der Rat mit diesem Schritt. Bis eines Tages eine riesige Weltraum-Festung im Orbit von Aquilae – der Heimat des Regenten – erscheint und mit einem verheerenden Angriff beginnt, bei dem dieser zuletzt auch das Leben verliert. Nun gilt es, die anderen Mitglieder des Königshauses zu beschützen und sie in Sicherheit zu bringen. Der weise, altwürdige Jedi-Bendu Luke Skywalker erhält dabei Hilfe vom Sohn eines alten Weggefährten, Annikin Starkiller, der sich schon bald in die hübsche Prinzessin Leia verliebt. Auch ein Outlaw namens Han Solo schließt sich ihnen an. Doch General Darth Vader sowie Valorum, ein Ritter des dunklen Ordens der Sith, sind ihnen dicht auf den Fersen…
Review:
Über die Information, dass "Star Wars" in George Lucas ursprünglichem Drehbuchentwurf noch sehr anders ausgesehen hat, stolperte ich das erste Mal beim Durchforsten der "Making Magic"-CD-Rom, die wenn ich mich recht erinnere im Zuge der Veröffentlichung der "Special Edition" erschienen ist. Dort waren auch genauere Informationen zu diesem zu finden, und bereits damals fand ich die Unterschiede sehr interessant. J. W. Rinzler, dem geneigten "Star Wars"-Fan in erster Linie als Autor der großartigen Making Of-Bücher bekannt, machte es sich nun zur Aufgabe, den damaligen Entwurf zu nehmen und ihn in Comic-Form auszuarbeiten, quasi als Gegenentwurf zu jenem "Star Wars", dass dann schließlich das Licht der Kinowelt erblicken sollte. Das Ergebnis fand ich dann in erster Linie aus eben diesen Vergleichsgründen durchaus interessant. "The Star Wars" bietet damit einen plastischen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Films (wobei vor allem die Samurai als Vorlage für die Jedi hier noch einmal um einiges deutlicher werden, als es das im Film nicht ohnehin schon war), und zumindest ich fand es sehr faszinierend, diesem Erstentwurf den endgültigen Film gegenüberzustellen, und sowohl die teils deutlichen Unterschiede, aber eben auch die eine oder andere interessante Parallele, auszumachen. So ist Han Solo hier z.B. noch ein Echsenwesen, Annikin und Leia verlieben sich rasch ineinander und sind am Ende auch gleich schon ein Paar, die Planetennamen sind teilweise noch völlig durcheinander (so ist hier Alderaan der Sitz des neuen galaktischen Imperiums), Luke ist nicht der junge Jedi-Schüler sondern vielmehr der weise Lehrmeister (also praktisch Obi-Wan Kenobi), der Darth Vader aus den Filmen ist aus zwei Figuren verteilt, und so weiter. Zugleich gibt es aber auch schon ein paar interessante Parallelen und Ähnlichkeiten auszumachen. All dies fand ich jedenfalls sehr interessant.
Was mich ebenfalls begeistert hat, ist die visuelle Gestaltung des Comics. Genau so liebe ich das: Ungemein detaillierte Zeichnungen, satte Farben, starke Kontraste… als jemand, der eben einen solchen optisch schönen Stil einem "künstlerischeren" Zugang vorzieht, traf "The Star Wars" visuell genau meinen Geschmack. Sehr interessant fand ich auch die Designs, bei denen man teilweise auf denen des Films aufbaute, sie jedoch da und dort in entscheidenden Details veränderte. Solche Sachen gehen dann natürlich nicht auf das Konto von George Lucas – weil die Designs entstanden dann ja erst auf Basis des endgültigen Drehbuches – sind aber ein netter Einfall des künstlerischen Teams, der sowohl die Parallelen als auch die Unterschiede aber auch optisch noch einmal unterstreicht. Nett fand ich auch so – vermeintlich J. W. Rinzler zuzuschreibende – Details wie, dass Chewie hier – im Gegensatz zum Film – von Königin Leia seine Medaille erhält (die Droiden übrigens auch). Die Story selbst hat mir grundsätzlich zwar ebenfalls gut gefallen, und fühlte sich für mich irgendwie auch länger, voller und komplexer an als jene des Films, dennoch war diese letztendlich der einige markante Kritikpunkt – finde ich doch, dass es sehr gut ist, dass George Lucas an diesem Drehbuchentwurf noch einmal gefeilt hat. Vieles ist noch unnötig kompliziert, es fehlt eine klare narrative Struktur, die Figuren sind ihren filmischen Gegenparts teilweise unterlegen (was insbesondere für Leia gilt, die hier deutlich hilfloser rüberkommt und eher das "Fräulein in Nöten"-Klischee bedient), und auch der Spannungsaufbau kann nicht einmal ansatzweise mit jenem von "Eine neue Hoffnung" mithalten. Eine empfehlenswerte Kuriosität ist "The Star Wars" aber allemal!
Fazit:
"The Star Wars" präsentiert einen ungemein interessanten und teilweise sehr faszinierenden Gegenentwurf zu jenem Film, der letztendlich das Kino revolutionieren sollte. Dass es sich hier nur um die Adaptierung eines ersten Drehbuchentwurfs handelt, merkt man dem dabei durchaus an, und inhaltlich muss man im Vergleich zu diesbezüglich praktisch perfekten Film der aus diesem Entwurf schließlich entstand zweifellos Abstriche machen. Sehr gut unterhalten hat mich "The Star Wars" trotzdem, weniger wegen der Geschichte an sich (wenn diese auch durchaus gefällig war), als aufgrund des Reizes, sowohl so manche Parallelen als auch einige eklatante Unterschiede zu "Eine neue Hoffnung" zu entdecken. Und auch die wunderschöne optische Gestaltung traf genau meinen Geschmack; was das betrifft, reiht sich "The Star Wars" unter meine absoluten Top-Favoriten unter den "Star Wars"-Comics ein. Als eine Art "Was hätte sein können" sowie als Einblick in die Entstehungsgeschichte eines der wegweisendsten Filme der Kinogeschichte fand ich "The Star Wars" jedenfalls sehr interessant und erhellend!
Christian Siegel
Bewertung:
3.5/5 Punkten
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