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Discworld: The Truth Drucken E-Mail
Die Presse erhält Einzug in die Scheibenwelt Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 28 November 2015
 
Titel: "The Truth"
Deutscher Titel: "Die volle Wahrheit"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 444 Seiten
Verlag: Corgi Books
Veröffentlicht: 2000
ISBN: 978-0-552-14768-2
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Bislang hat William de Worde ein Mitteilungsblatt über die wichtigsten Ereignisse, die sich in Ankh Morpork zugetragen haben, an einige wichtige Kunden im In- und Ausland verschickt. Doch als die Zwerge die Druckpresse erfinden, ändert dies alles. Auf einmal ist es möglich, in kürzester Zeit den gleichen Text wieder und wieder zu drucken. De Worde gründet daraufhin mit der Ankh Morpork Times die erste Zeitung der Scheibenwelt, und lässt diese von Obdachlosen auf der Straße verkaufen. Während die erste Ausgabe noch recht banal ist, gibt es gleich für die zweite Edition einiges zu berichten – hat die Stadtwache doch den Patrizier, Lord Vetinari, festgenommen. Er wird verdächtigt, seinen eigenen Diener ermordet zu haben. Anstatt sich mit den wenigen Informationsschnipseln, die er Commander Vimes und dem Rest der Stadtwache zu begnügen, beginnt William de Worde daraufhin, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Mit Bleistift und Notizblock bewaffnet, begibt er sich auf die Suche nach der Wahrheit – und deckt die Verschwörung eines Konsortiums auf, das Lord Vetinari "abwählen" und durch einen neuen Patrizier ersetzen will…

Review: Die letzten drei "Scheibenwelt"-Romane fand ich zwar nett, aber nicht überragend. Mit "The Truth" legte Terry Pratchett jedoch pünktlich zum Jubiläum – war dies doch der 25. Roman der Reihe – ein weiteres "Discworld"-Highlight vor. Dies liegt aus meiner Sicht in erster Linie daran, dass er hier wieder einmal mehr als nur amüsante Unterhaltung bietet, und "The Truth" ein durchaus ernster Kern zugrunde liegt. So beschäftigt er sich hier mit so Themen wie Journalismus, der Presse, der öffentlichen Meinung, Verschwörungen usw., und auch wenn er dies wie gewohnt auf sehr satirisch-witzige Art und Weise macht, ist doch anzumerken, dass ihm diese Themen teilweise sehr am Herzen liegen. Gerade auch, wenn er die Regenbogenpresse anprangert – wie z.B. in Form des Ankh Morpork Inquirers, der einfach über jeden Mist berichtet, egal ob wahr oder gelogen, nur um die Auflagenzahl zu steigern – oder sich in Gesellschaftskritik übt. Letzteres insbesondere, wenn er die Tatsache anprangert, dass der Ottonormalbürger der Stadt an den – frei erfundenen – Sensationsnachrichten aus dem Inquirer mehr interessiert ist, als an der Aufdeckung des Skandals rund um die Verschwörung, mit der Lord Vetinari ins Gefängnis geschickt werden sollte. Sehr gut gefiel mir auch die Stelle, dass die Mehrheit der Bevölkerung nicht daran interessiert ist, Neuigkeiten zu lesen, sondern sich von Zeitungen vielmehr das, was sie ohnehin schon wissen (oder meinen zu wissen), bestätigt haben wollen. Jedenfalls haben mir die nachdenklichen und/oder anprangernden Töne, die "The Truth" teilweise anschlägt, sehr gut gefallen.

Trotz dieses ernsten Kerns ist "The Truth" aber natürlich auch wieder ungemein unterhaltsam. Einerseits ist der Roman gewohnt grandios geschrieben, und strotzt nur so vor Wortwitzen, amüsanten Dialogen und lustigen Momenten. Was für mich diesmal ebenfalls hervorstachen waren die zahlreichen Anspielungen auf die Popkultur, wie z.B. "prints of darkness", "Say hello to my little friend" oder die an Vincent Vega und Jules Winnfield aus "Pulp Fiction" angelehnten Killer (trägt doch einer von ihnen eine Geldbörse mit der Aufschrift "überhaupt keine nette Person" – wohl das Scheibenwelt-Äquivalent für "Bad Motherfucker" – mit sich herum; vom ständigen Tarantino-würdigen "-ing" ganz zu schweigen). Wunderbar fand ich auch wieder einmal die Figuren, wobei sich vor allem Vampir Otto sehr schnell in mein Herz geblitzt hat. Bei allen Humors, die der im besten Fall bei jedem Photo einen Schlag abbekommende und sich schlechtestenfalls in Staub verwandelnde Vampir in den Roman einbringt, lässt sich darüber hinaus darin auch eine positive Message finden, nie die eigenen Träume aufzugeben, bzw. dass man alle Widrigkeiten überwinden kann. Auch William de Worde bereichert die Scheibenwelt in meinen Augen. Vor allem seine Überzeugung, entgegen aller Widerstände für die Wahrheit einzutreten, machte ihn mir schnell sympathisch. Wunderbar fand ich darüber hinaus auch die Anspielungen auf reale Ereignisse, wie z.B. die Watergate-Affäre (Gaspode nennt sich wohl nicht von ungefähr "Deep Bone"). Und auch die Handlung selbst hat mir sehr gut gefallen. Die Verschwörung war gut durchdacht, und auch wenn man als Leser den Figuren teilweise voraus war, hat zumindest für mich der zugrundeliegende Fall sehr gut funktioniert. Und gerade auch das Ende, eigentlich angefangen beim Showdown in der Druckerpresse, fand ich dann einfach nur grandios.

Fazit: "The Truth" gelingt es auf phantastische Art und Weise, das ernste mit den komödiantischen zu verbinden. Auf der einen Seite setzt sich Terry Pratchett nämlich auf sehr satirische Art und Weise mit Journalismus, Presse, Verschwörungen usw. auseinander, wobei dem teils köstlichen Humor dabei durchaus auch immer wieder ein wütender Kern innewohnt, wenn er sich über die Boulevardpresse oder auch das mangelnde Interesse der Bevölkerung für die wirklich wichtigen Neuigkeiten echauffiert. Eben dieser ernste Kern ist jedoch verpackt in eine ungemein amüsante Erzählung voller witziger Figuren, köstlicher Anspielungen auf die Popkultur und/oder unsere Welt, vielen lustigen Dialogen, sowie generell Terry Pratchetts gewohnt amüsant-gehobenem Schreibstil. Zusammen mit einer großartigen Handlung, der es gelungen ist, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu packen, macht dies "The Truth" insgesamt für mich ganz klar zu einem der besten "Scheibenwelt"-Romane überhaupt.

Bewertung: 5/5 Punkten
Christian Siegel






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