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Project: Almanac Drucken E-Mail
Lahmer Found Footage-Zeitreise-Thriller Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 09 Dezember 2015
 
Advents-SPECiAL

 
Project: Almanac
Originaltitel: Project Almanac
Produktionsland/jahr: USA 2014
Bewertung:
Studio/Verleih: Platinum Dunes/MTV Films/Paramount Pictures
Regie: Dean Israelite
Produzenten: U.a. Michael Bay, Andrew Form & Bradley Fuller
Drehbuch: Jason Pagan & Andrew Deutschman
Filmmusik: -
Kamera: Matthew J. Lloyd
Schnitt: Martin Bernfeld & Julian Clarke
Genre: Science Fiction/Thriller
Kinostart Deutschland: 05. März 2015
Kinostart USA: 30. Januar 2015
Laufzeit: 106 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 6
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Jonny Weston, Sofia Black-D'elia, Sam Lerner, Allen Evangelista, Virignia Gardner, Amy Landecker, Gary Weeks, Macsen Lintz, Gary Grubbs, Michelle DeFraites u.a.


Kurzinhalt: David staunt nicht schlecht, als er eines Tages über alte Familienvideos stolpert, und sich darin auf einmal selbst sieht – jedoch nicht als Kind, sondern in dem Alter, in dem er jetzt ist. Wie ist das möglich? Eine erste Erklärung bietet sich an, als man im Keller die Anleitung zum Bau einer Zeitmaschine findet. Haben sie etwa eine solche tatsächlich gebaut, und sind damit in die Vergangenheit gereist? David und seine Freunde arbeiten daran, die Zeitmaschine anhand der Pläne zu konstruieren. Nach einem ersten erfolgreichen Test mit einem Spielzeugauto wagen sie den ersten Sprung in die Vergangenheit – vorerst nur für vierundzwanzig Stunden – der erfolgreich verläuft. Daraufhin schließen sie den Pakt, immer nur gemeinsam durch die Zeit zu reisen. Bei ihrem nächsten Sprung erfüllen sie sich ihrem Traum, an einem Musikfestival teilzunehmen. Ein paar weitere Sprünge dienen dann dazu, ihre Lebenssituation generell zu verbessern. Doch als David eines Tages die Regeln bricht und allein durch die Zeit reist, löst er damit eine verheerende Kettenreaktion aus…

Review: Szenenbild. Ok, ich geb's ja zu: Ich bin – vorsichtig ausgedrückt – nicht unbedingt der größte Found Footage-Fan, und stand "Project: Almanac" deshalb von vornherein skeptisch gegenüber. Viel zu oft hat dieser Zugang nämlich in erster Linie finanzielle, statt künstlerische, Gründe – nämlich, um das geringe Budget zu kaschieren. Dabei wollen die Filmemacher jedoch meist das beste beider Welten: Eine billige Produktion, und zugleich nicht auf die üblichen inszenatorischen Freiheiten verzichten müssen – weshalb fleißig die Regeln gebrochen werden, durch ständige Schnitte, Aufnahmen aus wechselnden Perspektiven obwohl es nur eine Kamera gibt, bearbeitetes Filmmaterial obwohl es doch angeblich genau so "gefunden" wurde, und so weiter. Und so sehr mich das auch immer wieder stört, beginne ich mich insofern langsam aber sicher damit abzufinden, als bedauerlicherweise so gut wie jeder Found Footage-Film diese Regeln bricht. Wenn ich allein deshalb jeden von ihnen verteufle, werde ich sie nie genießen können. Auch "Project: Almanac" fällt wieder in dieses Schema, wobei er zugegebenermaßen diesbezüglich nicht ganz so schlimm ist wie manch andere (ja, ich schau dich an, "The Visit"). Zugleich ist mir in seinem Fall der Found Footage-Zugang insofern unverständlich, als der ganze Film optisch so gut aussieht, dass man ihn genauso gut als stinknormalen Film präsentieren könnte. Finanzielle Gründe dürfte diese Entscheidung somit in diesem Fall keine gehabt haben. Bleibt nur die Frage: Warum denn dann?

Letztendlich ist die Found Footage-Thematik aber ohnehin noch das kleinste Problem des Films. Deutlich schwerer wiegt, dass er in eine klassische Zeitreisethriller-Falle tappt und mit seinen eigenen Regeln bricht, bzw. sich scheinbar nie für welche entscheiden kann. Ich bemühe mich, mich so kurz und zugleich verständlich wie möglich auszudrücken: Letztendlich hat man bei Zeitreisefilmen zwei mögliche Szenarien: a) die Geschichte ist nicht änderbar, alles was passiert ist schon immer genau so passiert, es schließt sich somit lediglich ein Kreis. Oder b) jeder Zeitsprung löst eine neue Zeitlinie aus, und wenn ich wieder in die Gegenwart zurückreise, lande ich nicht mehr dort von wo aus ich gestartet bin, sondern in der Gegenwart dieser neuen Zeitlinie. Du kannst – nein, musst – dich für einen dieser beiden Zugänge entscheiden, aber beides zugleich geht nicht, weil es einfach keinen Sinn ergibt. Und genau das ist eines der zentralen Probleme des Films: Denn die meiste Zeit über folgt man Szenario B – ansonsten könnten die Dinge ja auch nicht in bester "Butterfly Effect"-Manier zunehmend eskalieren und alles immer schlimmer werden. Was zwar wenig originell, aber grundsätzlich noch ok wäre – wenn man dies dann auch durchziehen würde. Blöd nur, dass es den gesamten Film dann eigentlich gar nicht hätte geben dürfen, weil man zwar in weiterer Folge weitestgehend dem Szenario B folgt, aber für das Familienvideo dass die gesamte Geschichte erst ins Rollen bringt, Szenario A notwendig war. Und sorry, aber so einen zentralen Fehler kann ich dem Film nicht verzeihen, denn her steckt der Teufel nicht etwa im Detail, sondern vielmehr im Grundkonzept. Und entweder, das ist den Drehbuchautoren gar nicht aufgefallen, oder es war ihnen schlicht und ergreifend wurscht. Ich kann gar nicht sagen, was davon ich schlimmer finden würde, aber gut ist jedenfalls keines von beiden.

Szenenbild. Generell fühlen sich die Filmemacher nicht an ihre eigenen Regeln gebunden, bzw. machen diese teilweise keinen Sinn. So gibt es z.B. einen Moment, wo eine Figur auf ihr früheres Ich trifft, und daraufhin beide aus beiden Zeitlinien ausgelöscht werden. Check ich zwar nicht, aber wenn das eine Regel ist, welche die Filmemacher aufstellen und verfolgen wollen, von mir aus. Nur leider gibt es davor und danach auch noch andere Momente, wo Figuren auf ihr früheres Ich treffen, wo es nicht zu so etwas kommt. Völlig unverständlich ist auch, warum sie, wenn sie mehrmals hintereinander an die gleiche Stelle – sei es ein Musikkonzert, ein Test in der Schule, oder was auch immer – springen, nicht auf immer mehr Inkarnationen von sich selbst treffen. Und ich bin mir sicher, aufmerksame und halbwegs intelligente Zuschauer könnten noch einige weitere logische Ungereimtheiten finden, aber ich muss gestehen, irgendwann war es mir zu blöd, sie noch länger zu notieren bzw. darauf zu achten. Ein zweiter "Primer" ist "Project: Almanac" jedenfalls vorsichtig ausgedrückt nicht gerade, und wäre ich gemein, würde ich festhalten, dass er ein Zeitreisethriller ist, der sich an erster Linie an Leute richtet, die beim Filmschauen für gewöhnlich ihr Hirn nicht benutzen.

Es hilft dem Film auch nicht, dass die eskalierenden Folgen der Zeitsprünge teilweise sehr weit hergeholt und nicht logisch wirken. Es soll halt einfach immer alles mit jedem Sprung schlimmer werden, schlüssig ergeben tut sich dies aus den vorgenommenen Änderungen nur halt leider – im Gegensatz zu "Butterfly Effect" – nicht. Und auch die Protagonisten sind dem Film überwiegend keine große Hilfe, was vor allem auch für die Hauptfigur David gilt, der mich mit seiner feigen Art –was seine Avancen in Richtung Jessie betrifft – zunehmend zur Weißglut brachte. Da bezeugt sie eh schon offenkundig Interesse, und er kann sich immer noch nicht dazu durchringen, den ersten Schritt zu machen. Wie blöd kann man sein? Ach ja, und sich selbst bei einem Diebstahl zu filmen, wirkt auch nicht gerade intelligent. Dies war einer jener Momente, wo das hier willkürlich gewählte Found Footage-Konzept dem Film geschadet hat. Wenig bis gar nichts anfangen konnte ich auch mit dem klischeehaften "Es ist noch nicht vorbei!"-Ende. Das letzte wesentliche Problem des Films ist dann, dass es nach der coolen Offenbarung mit dem Familienvideo einfach viel zu lange dauert, bis sie die Zeitmaschine fertig gestellt haben und endlich zum ersten Mal in die Vergangenheit reisen. Dementsprechend fand ich das erste Drittel noch sehr langweilig. Immerhin, alles ist an "Project: Almanac" dann auch wieder nicht schlecht. Gut gefallen hat mir z.B., was die Teenager als erstes mit ihrer neu gewonnen Fähigkeit, in die Vergangenheit zu springen, anstellen. Nach einem Musikfestival (ich glaub es war Coachella, aber nagelt mich nicht fest) auf Ebay billig VIP-badges abzustauben und mit diesen dann in die Vergangenheit zu reisen, um an ihm teilnehmen zu können, war eine coole Idee, und ich glaub sofort, dass das etwas ist, was Teenager mit so einer Zeitmaschine anstellen würden. Abseits der teils viel zu verwackelten Kamera (ein weiteres typisches Found Footage-Problem) sah "Project: Almanac" zudem sehr gut aus. Und vor allem auch die Elektromagnetismus-Effektszenen waren sehr gut gemacht. Und die Besetzung besteht aus halbwegs talentierten, vor allem aber hübsch anzuschauenden jungen Menschen. Zu mehr als verhaltenem Lob kann ich mich bei diesem überwiegend missglückten Projekt aber leider nicht durchringen.

Fazit: Szenenbild. "Project: Almanac" leidet einerseits unter dem Found Footage-Konzept, dessen Grund sich mir hier auch überhaupt nicht erschloss (das Budget schien groß genug gewesen zu sein, um den Film auch ohne diese Sparmaßnahme umzusetzen), und andererseits darunter, dass er sich bezüglich Zeitreisen nicht für einen Zugang entscheiden kann, sondern alle möglichen Theorien durcheinanderwirft, und teilweise auch mit den selbst aufgestellten Regeln bricht. Das Ergebnis ist ein Durcheinander an logischen Ungereimtheiten und Zeitparadoxa, dass nur mit ausgeschaltenem Hirn zu genießen ist – was ich gerade auch im Subgenre der Zeitreise-Thriller für sehr bedauerlich halte. Die teils zu extreme Wackel-Cam helfen dem Film darüber hinaus genauso wenig wie der teils unerträgliche Hauptprotagonist. Und zu allem Überfluss dauert es dann auch noch viel zu lange, ehe die Zeitmaschine endlich mal fertig gebaut ist und das erste Mal durch die Zeit reist. Als einzig rettende Elemente verbleiben die nett gemacht Effektszenen, die eine oder andere nette Idee (wie die Zeitreise zu einem Musikfestival), sowie die solide – und hübsche – Darstellerriege. Aber, ganz ehrlich: Als mir zur Mitte des Films bewusst geworden ist, dass es eigentlich den ganzen Film nicht geben dürfte, da die Ausgangssituation mit dem gewählten Zeitreisezugang nicht übereinstimmt, hat mich der Film verloren – und danach nie wieder zurückgewonnen. Letztendlich erweist sich "Project: Almanac" als recht einfallslose "Butterfly Effect"-Kopie für Dummies, die dessen enttäuschenden Fortsetzungen weitaus näher ist, als dem vermeintlich angestrebten (und immer noch empfehlenswerten) Original.

Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Paramount Pictures)


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Weiterführende Links:
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