Mit: Kevin Costner, Jeanne Tripplehorn, Tina Majorino, Dennis Hopper, R.D. Call u.a.
Kurzinhalt:
In einer fernen Zukunft sind die Polkappen geschmolzen, und die gesamte Erde wurde überflutet. Die letzten Überlebenden rotten sich entweder in schwimmenden Städten zusammen, oder schlagen sich – so wie der Mariner – als umherziehende Seefahrer durch. Und dann gibt es da noch die Smoker, eine Bande von Plünderern unter der Führung des ruchlosen Deacon. Eines Tages verschlägt es den Mariner in eine Stadt, wo man jedoch herausfindet, dass es sich bei ihm um einen Mutanten handelt – sind ihm doch Kiemen gewachsen – woraufhin er eingesperrt wird. Kurz nachdem man beschlossen hat, ihn hinzurichten, fallen die Smoker über die Stadt her, und dem Mariner gelingt mit Hilfe von und zusammen mit Helen sowie einem kleinen Mädchen namens Enola die Flucht. Hinter eben dieser ist Deacon her, denn eine Zeichnung auf ihrem Rücken verheißt den Weg zum sagenumwobenen trockenen Land. Obwohl der Mariner eben dieses für einen Mythos hält, lässt er sich von Helen dazu überreden, mit ihnen loszusegeln. Doch so leicht gibt Deacon nicht auf…
Review:
Lange bevor er ins Kino kam, schlug "Waterworld" bereits hohe Wellen – ging er doch anno 1995 als der damals teuerste Film aller Zeiten ein. Diverse Filmmagazine überschlugen sich förmlich mit Hiobsbotschaften ob der problemgebeutelten Produktion, vermuteten in "Waterworld" ein Fass ohne Boden, und prophezeiten einen veritablen Flop. Seine – für damalige Verhältnisse – horrenden Produktionskosten sollte "Waterworld" zwar tatsächlich nicht einspielen, und vor allem an den US-Kinokassen ging er ehe runter, aber so schlecht wie er damals im Vorfeld von der Presse gemacht wurde, war und ist er auch wieder nicht. Was ihn dabei für mich nach wie vor am meisten hervorstechen lässt, ist da originelle Setting. Ja, natürlich gab es auch damals schon solch dystopische Zukunftsvisionen wie Sand am Meer, und vor allem die Ähnlichkeiten zu "Mad Max" sind teilweise frappant. Dass (fast) der komplette Film auf dem Meer spielt, verleiht ihn in meinen Augen aber dennoch einen ganz eigenen Charme und Reiz.
Die zweite wesentliche Stärke von "Waterworld" ist Enola, die sich für mich mit ihrer frechen, aufgeweckten und feurigen Art schnell als die Geheimwaffe des Films entpuppte. Toll geschrieben und von Tina Majorino (die später Veronica Mars mit ihren Hacker-Künsten dabei helfen sollte, Fälle zu lösen) phantastisch gespielt, erwacht der Film gerade auch bei ihren Szenen erst so recht zum Leben. Was man dem Film ebenfalls zugutehalten muss, dass man ihm – so teuer er auch gewesen sein mag – sein hohes Budget wenigstens auch ansieht. Die ganzen, teils riesigen Sets – wobei insbesondere die schwimmende Stadt besticht – waren bestimmt nicht billig, und sehen auch heute noch sehr eindrucksvoll aus (wenn nicht gar noch eindrucksvoller, da man heutzutage da einfach eine CGI-Stadt hinklatschen würde). Und auch die Action macht überwiegend einen guten Eindruck. Zwar droht vor allem der Angriff auf die Stadt teilweise zu einer wilden und planlosen Kakophonie aus Explosionen zu werden, dennoch gab es den einen spektakulären Moment, und vor allem der Showdown auf dem Tanker konnte mir dann gut gefallen – und wartete mit dem auf einem Haken über ein Seil gleitenden Mariner, hinter dem gerade eine riesige Explosion hochgeht, auch für eines der denkwürdigsten Bilder des Films. Und der nachfolgende Bungee Jump mit ebenfalls großer Explosion im Hintergrund mag zwar doch eher trashig und übertrieben gewesen sein, zählt aber wenigstens zu den Momenten des Films, die einem in Erinnerung bleiben. Die Inszenierung von Kevin Reynolds ist soweit solide, wobei vor allem so nette Einfälle wie die Umsetzung des Kampfes zwischen dem Mariner und dem verrückten Drifter hervorstechen, wo wir zuerst nur Kampfgeräusche hören, und dann der Bösewicht aus der Koje hervorsteigt. Natürlich glaubt man nicht wirklich daran, dass er den Mariner umgebracht haben könnte, aber dennoch war das clever gemacht. Noch mehr als die Inszenierung sticht jedoch der gelungene und teils mit außergewöhnlichen Klängen aufwartende Score von James Newton Howard hervor, der den Film definitiv aufwertet.
Recht interessant und gut ausgearbeitet fand ich auch die Gesellschaftsstruktur dieser Dystopie, mit den Driftern, ihrem Kodex, den Tauschgeschäften usw. Durchaus gelungen fand ich auch die Entwicklung des Mariner während des Films, bzw. generell der Beziehung zwischen ihm, Helen und Enola. Unter seiner rauen Schale offenbart sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr der weiche Kern. Nicht unbedingt schockierend – da nach der Einleitung keine Überraschung mehr – aber dennoch irgendwie erschreckend war dann auch jener Moment, wo der Mariner mit Helen in die frühere Stadt abtaucht. Und auch wenn man die Wendung am Ende durchaus kritisch sehen kann (Wir haben die Erde zerstört, und landen trotzdem im Paradies), gefällt mir, dass der Mariner sich dort einfach nicht so recht wohl fühlt, und den beiden schließlich den Rücken kehrt. Spätestens hier offenbart sich dann auch recht eindeutig, dass es sich bei "Waterworld" letztendlich um einen auf dem Wasser angesiedelten Western handelt, mit dem Mariner als einsamen Cowboy.
Verkanntes Meisterwerk ist "Waterworld" aber sicherlich keins. Dies liegt in meinen Augen – so leid es mir tut, dies schreiben zu müssen – unter anderem an Kevin Costner, den ich in der Hauptrolle als doch eher fehlbesetzt empfand. Nun gebe ich unumwunden zu, dass es sicherlich nicht geholfen hat, mir "Waterworld" im O-Ton angeschaut zu haben, wo ich zum ersten Mal seine richtige Stimme gehört hat – was, wenn man so wie ich Frank Glaubrecht für ihn verinnerlicht hat, doch ein ziemlicher Schock war – aber auch davon abgesehen fand ich ihn in der Rolle eher lasch, und kaufte ihm den raubeinigen, kaltherzigen Typen auch nur bedingt ab. Nicht, dass sich Dennis Hopper so viel besser schlagen würde, wobei ich im Falle seines arg überzeichneten und vor allem extrem klischeehaften Bösewichts mehr dem Drehbuch als seiner Leistung einen Vorwurf machen würde. Zumal man sich am Ende fragt, warum Deacon Enola nicht einfach tötet – immerhin braucht er sie ja nicht wirklich, geht es ihm doch im erster Linie um die auf ihrem Rücken tätowierte Karte. So nett ausgearbeitet manches an dieser Wasserwelt auch sein mag, anderes wollte auf mich nicht so recht Sinn ergeben. Wie z.B.: Wenn die aus Urin trinkbares Wasser gewinnen können – warum dann nicht auch aus Meerwasser? Etwas unplausibel erschien es mir auch, dass selbst so viele Jahrhunderte (vermeintlich; immerhin ist das versunkene Land mittlerweile ja nur mehr eine Legende) später immer noch Öl, Benzin, Patronen, Schießpulver usw. existieren. Auch das mit den Kiemen hinter den Ohren fand ich eher schräg. Ein ordentlicher WTF-Moment war es zudem, als wir erfuhren, dass Enola nicht schwimmen kann – auf einem WASSERPLANETEN. Wollt ihr mich veräppeln?
Das CGI-Viech war zwar glücklicherweise nur wenige Sekunden zu sehen, leider hat aber selbst das gereicht, und zu erkennen, dass es sich hier nicht gerade um Animationen auf "Jurassic Park"-Niveau handelte. Wo wir grade bei den Tricks sind: Die Flugszenen waren ebenfalls mehr schlecht als recht umgesetzt. Das wäre selbst mit dem technologischen Stand Mitte der 90er schon besser und überzeugender gegangen. Zudem gab es den einen oder anderen Moment, der als sehr unpassend und störend hervorstach, wobei dies insbesondere die extrem schräge "Peter Gunn Theme"-Einlage betrifft. Der letzte wesentliche Kritikpunkt ist dann, dass sich "Waterworld" teilweise mit dem behäbigen Tempo eines Segelboots bei Flaute fortbewegt. Ne Viertelstunde hätte man aus meiner Sicht ruhig kürzen können, um den Film etwas flotter und knackiger zu machen. Wenn ich daran denke, dass sogar eine um 40 Minuten längere TV-Schnittfassung existiert, schaudert mir. 135 Minuten auf dieser Wasserwelt waren meines Erachtens nämlich bereits mehr als genug.
Fazit:
"Waterworld" lässt sich mit der Bezeichnung "Mad Max auf hoher See" sehr treffend beschreiben – wobei das Endprodukt leider der durchwachsenen Qualität von "Jenseits der Donnerkuppel" näher ist als "Der Vollstrecker". So erweist sich Kevin Costner leider nur bedingt als würdiger Mel Gibson-"Ersatz", und auch Bösewicht Deacon kommt leider sehr überzeichnet und klischeehaft rüber. So wohlüberlegt die hier vorgestellte Welt grundsätzlich auch wirkt, so gab es doch ein paar Aspekte, die auf mich wenig(er) Sinn machen wollten. Vor allem aber bewegt sich "Waterworld" da und dort mit eher schleichendem Tempo voran. Gut gefallen ha tmir in erster Linie das Setting, das den Film auch heute noch aus der Masse hervorstechen lässt. Die Sets waren teilweise sehr beeindruckend, die Action teils sehr spektakulär, die Inszenierung solide, und der Soundtrack von James Newton Howard phantastisch. Als größte Stärke erwies sich für mich aber die nette Entwicklung der Vater-Tochter-artigen Beziehung zwischen dem Mariner und Enola, wobei letztere generell die Geheimwaffe des Films ist, da wunderbar geschrieben und von Tina Majorina sehr feurig, frech und sowohl natürlich als auch mit viel Elan gespielt. So schlecht wie er bereits im Vorfeld gemacht wurde ist "Waterworld" jedenfalls nicht. Ob dies jedoch zugleich bedeutet, dass er das damalige Rekordbudget wert war, muss jeder für sich selbst beantworten.