Kurzinhalt:
Von einem Händler der soeben von einer Expedition aus dem Gamma-Quadranten zurückgekehrt ist, erwirbt Quark auf Kommission eine alte cardassianische Box. Diese ist mit einem Sicherheitsschloss versehen, von dem Quark behauptet, es als einer der wenigen in diesem Sektor knacken zu können. Odo hat bei den Verhandlungen mitgehört, und besteht darauf, dass die Box zuerst von Chief O'Brien und Julian Bashir auf gefährliche Inhalte gescannt wird. Als die Untersuchungen nichts ergeben, macht sich Quark an die Arbeit. Im inneren findet er ein mysteriöses Artefakt. Nachdem er dieses aktiviert, finden sich er und Odo plötzlich drei Tage in der Zukunft wieder. Nach ihrer kurzen Reise durch die Zeit bietet sich ihnen ein Bild des Grauens: Überall liegen Leichen herum, und während sie die Station durchsuchen, stoßen sie auf praktisch jedes Mitglied der Kommandocrew, die allesamt einen gewaltsamen Tod gestorben sind. Einzig Jake Sisko und Molly O'Brien, die sich vor den Angreifern versteckt hatten, haben überlebt. Logbuchaufzeichnungen sowie Rückschlüsse aufgrund der Lage der Leichen etc. geben Aufschluss darüber, was an Bord von Deep Space Nine vorgefallen ist: Offenbar bekam die Station kurz nach dem Zeitransfer von Quark und Odo Besuch von den Bekkir, die darauf beharrten, dass man ihnen "Den Einen, der so ist wie wir" aushändigen. Da mit dieser Nachricht jedoch niemand an Bord etwas anfangen konnte, wurden alle nacheinander hingerichtet. Doch als sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass das geheimnisvolle Artefakt nicht nur jemanden in die Zukunft, sondern auch wieder zurück in die Vergangenheit transportieren kann, schöpfen Odo und Quark Hoffnung, die Katastrophe doch noch abwenden zu können…
Review:
Ich versuche mich ja üblicherweise, von der Meinung anderer nicht beeinflussen zu lassen. Im Falle von "Gefallene Helden" war ich dann aber doch sehr überrascht, als ich angesichts der hohen Wertung ein paar amazon.de-Rezensionen überflogen habe, bzw. danach auf Memory Beta lesen musste, dass es sich hier um eines der beliebtesten DS9-Romane aus dem Kreis der nummerierten Veröffentlichungen (sprich: Die ersten Romane, die zur Serie veröffentlicht wurden, und die hierzulande noch durch Heyne auf den Markt gebracht wurden) handelt. Denn mein Eindruck war leider doch ein anderer. Das Grundkonzept war dabei noch ein vergleichsweise geringes Manko. Ja, natürlich war von vornherein klar, dass am Ende auf den Resetknopf gedrückt und nicht nur einfach alle wohlbehalten wieder in der Kommandozentrale stehen, sondern vielmehr die schlimmen Ereignisse die wir davor verfolgt haben zur Gänze ausgelöscht werden, und somit nie stattgefunden haben. Das allein muss allerdings nicht zwingend ein Beinbruch sein, wie ja auch "Ein Jahr Hölle" bewiesen hat. Und Autor Dafydd ab Hugh gelingt es durchaus, die sich daraus ergebende künstlerische Freiheit zu nutzen. Er hat sichtlich viel Spaß daran, fast sämtliche bekannte Figuren einen möglichst heldenhaften Tod sterben zu lassen – etwas, dass in der Serie nie möglich wäre.
Dass am Ende erwartungsgemäß auf den Resetknopf gedrückt wird, fand ich insofern in diesem Fall nicht ganz so tragisch, als a) die einzelnen Tode wenigstens sehr packend umgesetzt waren, wir b) durch die Art und Weise, wie sie sich in dieser Krisensituation verhalten haben, mehr über die Figuren erfahren bzw. eine andere Seite von ihnen kennengelernt haben, und c) da es dem Autor gelingt, zu unterstreichen, dass jeder einzelne von ihnen einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet hat, dass es Odo und Quark am Ende möglich war, wieder in die Vergangenheit zu reisen und die Katastrophe zu verhindern. Damit wirken die Opfer, welche die Crew erbringt, nicht etwa rückwirkend betrachtet völlig sinnlos. Natürlich, was die emotionale Wirkung betrifft haben die zahlreichen Todesfälle natürlich schon darunter gelitten, dass wir von vornherein wussten, dass diese letztendlich nie stattgefunden haben werden. K.o.-Kriterium war es für mich aber keines, und vor allem kann ich verstehen, wieso sich Dafydd ab Hugh für diesen Zugang entschieden hat. Nein, mein Hauptkritikpunkt betrifft vielmehr den Ton des Romans. Denn offenbar hatte der Autor Angst, dass dieser angesichts der tragischen Ereignisse und der teils grausamen Tode zu düster werden könnte – weshalb er "Gefallene Helden" mit einer ordentlichen Portion Humor würzt. Und genau das ist die Krux, denn eben diese amüsanten Momente wollten für mich überhaupt nicht zum Grundton des Romans passen, zerstörten die trostlose Stimmung, und waren vor allem Dingen teilweise auch extrem unpassend.
Dies gilt insbesondere für das Gezanke zwischen Odo und Quark. Die beiden sind drei Tage in die Zukunft gesprungen, und finden – mit Ausnahme von Jake und Molly – die gesamte Besatzung der Station tot vor. Und dennoch ziehen sie sich gegenseitig auf und reißen blöde Witzchen – und das wollte mir sowohl zu den Figuren als auch zur Situation, in der sie sich befinden, einfach überhaupt nicht passen. Und eben deshalb kann ich den Lobeshymnen, die sich teilweise zu "Gefallene Helden" finden lassen, leider irgendwie so überhaupt nicht zustimmen. Weitere Kritikpunkte waren die zahlreichen Shakespeare-Anspielungen, die ich angesichts der Tatsache, dass sie von zwei Außerirdischen – Quark und Odo – kamen, ebenfalls sehr unpassend und unglaubwürdig fand. Der eine oder andere Dialog wollte nicht so recht Sinn ergeben (so sagt man z.B. Jake zwischendurch, dass sein Vater tot sei, und nichts was er tut daran noch etwas ändern kann. Allerdings geschieht dies zu einem Zeitpunkt, wo man ja gerade daran arbeitet, etwas daran ändern zu können. Dafuq?). Und vor allem auch Jakes Einwand "Aber wenn ihr das tut und in der Zeit zurückspringt und alle rettet dann wird es mich (meinend: Den Jake der letzten drei Tage) nie gegeben haben" war einfach nur zum Kopfschütteln. Er relativierte bzw. revidierte es zwar eh kurz darauf, aber dennoch dachte ich da nur, das kann doch bitte schön nicht sein erst sein?!
Fazit:
Trotz des von vornherein absehbaren Resetknopfs, der sich zumindest ansatzweise negativ auf die emotionale Wirkung der zahlreichen Heldentode ausgewirkt hat, die in "Gefallene Helden" gestorben werden, fand ich das Grundkonzept soweit interessant – und kann vor allem anerkennen, warum Dafydd ab Hugh dies getan hat, bzw. was er damit bezweckte. Denn diese Grundidee erlaubt es ihm, deutlich tragischere Szenen zu zeigen, als dies im Verlauf einer gewöhnlichen Episode möglich wäre. Wobei wir einerseits durch die Art und Weise, wie die Crew mit ihrer ausweglosen Situation umgeht, etwas neues über sie erfahren und sie so wieder ein bisschen besser kennenlernen, und der Autor andererseits darauf achtet, uns am Ende bewusst zu machen, dass ohne den Beitrag eines jeden einzelnen von ihnen die Umkehr der Ereignisse nicht möglich gewesen wäre – wodurch ihre Opfer nicht sinnlos erscheinen. So gesehen hätte mir "Gefallene Helden" eigentlich recht gut gefallen. Wo Dafydd ab Hugh in meinen Augen aber einen ordentlichen Bock geschossen hat, ist beim Ton des Romans. Wohl in der Befürchtung, dieser könnte ansonsten so düster werden, schmückte er ihn mit einer ordentlichen Dosis Humors – für den in erster Linie Odo und Quark mit ihren neckischen gegenseitigen Kommentaren verantwortlich sind – den ich in diesem Kontext völlig unpassend fand, weshalb mich die betreffenden Einlagen doch ziemlich gestört haben. Es wollte für mich einfach weder zu den Figuren noch zur Situation passen, in der sie sich befanden. Angesichts der Lobeshymnen vermute ich, dass ich so ziemlich der Einzige zu sein scheine, der sich daran gestört hat – aber so gut und interessant und außergewöhnlich er inhaltlich auch gewesen sein mag, aber… tonal ging "Gefallene Helden" in meinen Augen teilweise leider gar nicht.
Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Roman im SpacePub!
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