Mit: Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Ben Wishaw, Monica Belucci, Dave Bautista, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen u.a.
Kurzinhalt:
Nachdem James Bond bei einem nicht genehmigten Einsatz in Mexico eine Spur der Verwüstung hinterlässt, wird er nicht nur vorläufig vom Dienst suspendiert, er gibt damit auch dem Chef des neu gegründeten Zentrums für Nationale Sicherheit, Max Denbigh, die perfekte Munition für sein Bestreben, das Doppelnullprogramm einzustellen. Statt die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen, setzt 007 jedoch unbeirrt seine Ermittlungen fort, die ihn über ein Begräbnis in Rom und einen alten Bekannten in Altaussee bis in ein Hotelzimmer in Tanger führen, wo er in Begleitung der bezaubernden Madeleine Swann endlich den entscheidenden Hinweis auf eine geheimnisvolle Organisation findet, die seit Jahren im Hintergrund die Fäden zieht. Denn wie sich herausstellt, stecken SPECTRE sowohl hinter Le Chiffre, Dominic Greene als auch Raoul Silva. In Rom nahm Bond an einem geheimen Treffen der Organisation bei, wo er auch auf deren Oberhaupt Franz Oberhauser traf. Nun versucht er diesen ausfindig zu machen, um die teuflischen Pläne von SPECTRE zu vereiteln. Mit Hilfe von M, Moneypenny und Q führen ihn seine Ermittlungen schließlich in ein abgelegenes Versteck in der afrikanischen Wüste…
Review:
Bevor wir uns meiner Meinung zu "Spectre" zuwenden halte ich es für angemessen, zuerst einen kurzen Blick zurück auf die bisherigen Craig-Bonds zu werfen, damit ihr mein Review besser einordnen könnt (heißt auch, alle denen meine Meinung soweit noch geläufig ist, dürfen diesen Absatz gerne überspringen). "Casino Royale" war ein toller Agententhriller, dem ich dank der packenden Action, der spannenden Geschichte und generell dem tollen Drehbuch gerne und verdienterweise eine 8/10 gegeben habe – allerdings war er für mich nur bedingt ein Bond-Film, und erinnerte mehr an Bourne. In "Ein Quantum Trost" nahm die Bournifizierung von 007 dann endgültig unvertretbare Ausmaße an. In Kombination mit einem schwachen Drehbuch und der teilweise erschreckend schlecht inszenierten Action machte dies einen Film, bei dem ich die von mir vergebenen 5/10 rückwirkend betrachtet als zu großzügig erachte. "Skyfall" war dann einfach nur phantastisch; er kombinierte den neuen, härteren und bodenständigen Stil der ersten beiden Craig-Bonds mit dem Flair der alten 007-Filme – und damit genau jenem Aspekt, der diese Filme für mich schon immer von den ganzen anderen Agentenfilmen da draußen abgrenzte. Meine Drittsichtung einen Tag vor meinem "Spectre"-Besuch bestätigte meine 9/10-Wertung voll und ganz.
Angesichts der Tatsache, dass "Spectre" – mit Ausnahme von Roger Deakins (dessen Fehlen sich für mich schmerzlicher bemerkbar machen sollte, als ich dies im Vorfeld vermutet hatte; aber dazu später mehr) – sowohl vor als vor allem auch hinter der Kamera alle wesentlichen an "Skyfall" Beteiligten wieder vereinen konnte – inklusive Regisseur Sam Mendes (wobei die Produzenten sogar extra darauf warteten, bis er für die Dreharbeiten zur Verfügung stand, nachdem er "Spectre" ursprünglich abgelehnt hatte) sowie den Drehbuchautoren Neal Purvis, Robert Wade und John Logan (die für "Spectre" noch zusätzliche Unterstützung durch Jez Butterworth erhielten) – standen die Vorzeichen gut, dass es dem Nachfolger gelingen würde, das Niveau von "Skyfall" zu erreichen, wenn nicht gar noch einmal zu übertreffen. Zumal man in der Zwischenzeit nach einem jahrelangen Rechtsstreit endlich die Rechte an Bonds bekanntester gegnerischer Organisation, SPECTRE – und allen damit verbundenen Figuren – zurückgewonnen hatte. Fügt dazu jetzt noch die Besetzung von Christoph Waltz als Bösewicht hinzu, und ihr versteht hoffentlich, warum sich im Vorfeld ein Teil von mir die Hoffnung machte, dass uns hier vielleicht doch tatsächlich der bisher beste Bond-Film aller Zeiten bevorstehen könnte. Ein Anspruch, dem "Spectre" dann, trotz aller positiven Aspekte, leider doch nicht ganz gerecht wurde. So bleibt Daniel Craigs vierter Einsatz als 007 sowohl hinter "Skyfall" als letztendlich auch hinter "Casino Royale" zurück. Doch auch wenn "Spectre" am hohen Niveau zweier Craig-Vorgänger zerbricht, sollten gerade auch Fans und Verfechter des klassischen Bonds mit ihm einiges an Freude haben.
Als einer der wesentlichen Pluspunkte erweist sich dabei die Rückkehr von SPECTRE, die nicht nur aus rein nostalgischen Gründen das Herz des langjährigen 007-Fans erfreut, sondern zudem auch sehr gut umgesetzt wurde. Auf geschickte Art und Weise gelingt es, die Ereignisse der bisherigen Craig-Filme miteinander in Verbindung zu setzen und so das Gefühl zu geben, dass die Offenbarung hier von Anfang an geplant war (was, so traue ich mich zu behaupten, nicht der Fall war). Auch Christoph Waltz als Oberbösewicht des Films konnte alle von mir gehegten Erwartungen erfüllen. Ok, zugegeben, er spielt im Prinzip nur (wieder) Hans Landa, aber einerseits mochte ich diese Figur damals ungemein gern, und andererseits finde ich, dass sie auch perfekt zu einem Bond-Schurken passt. Vor allem auch seine süffisante Art und seine oftmals spöttischen Kommentare stachen für mich hervor. Zudem gelingt es den Drehbuchautoren sowie Regisseur Sam Mendes, seine Offenbarung grandios umzusetzen. Denn wenn wir ihn zum ersten Mal erblicken, befindet er sich gänzlich im Schatten. Doch auch wenn er aus diesem endlich mal hervortritt, fand ich seine Figur sehr gelungen. Denkwürdiger vielleicht eher aufgrund der Rolle, die er bei Spectre innehat, sowie der Geschichte der Bond-Filme generell, als seiner Darstellung hier, aber gerade auch sein Zusammenspiel mit Craig fand ich sehr gelungen.
Ein Aspekt bei dem sich die Geister wohl scheiden werden ist der Ton des Films. Die Craig-Bonds begannen ja mit "Casino Royale" als bodenständiger und ernster Gegenentwurf zur heillos überzogenen, fast zur Eigenparodie verkommenen Abschlussvorstellung der Brosnan-Ära ("Stirb an einem anderen Tag"). Meines Erachtens schoss man dabei jedoch übers Ziel hinaus, und verlor genau den Flair und Charme, der diese Filme für mich schon immer so auszeichnete, und sie von der Konkurrenz unterschieden. Anstatt Bond also als klaren Gegenentwurf zu Bourne zu präsentieren, schien man vielmehr deren Stil und Ausrichtung zu imitieren. So großartig "Casino Royale" in vielerlei Hinsicht auch war, aber damit traf man leider nicht wirklich meinen Geschmack. "Skyfall" machte nun erste Ansätze, um wieder zur "guten alten Zeit" (?) der Bond-Filme zurückzukehren, und vermischte auf gelungene und großartige Art und Weise den emotionaleren, ernsthafteren Bond aus den ersten beiden Craig-Filmen mit dem Charme und Flair der Klassiker. Es gab wieder mehr Gags, und Bond selbst war wieder deutlich lockerer und cooler als in den Vorgängern. "Spectre" schreitet diesen Weg nun konsequent weiter – was all jene freuen wird die so wie ich mit dieser Neuausrichtung der Figur nicht wirklich glücklich waren, aber zugleich wohl jene, die eben diesen Wandel begrüßten, enttäuschen dürfte. "Spectre" ist wieder deutlich mehr "campy" als die vorangegangenen Filme, setzt mehr Wert auf Humor und coole Sprüche, und Craig war als Bond wohl noch nie so charmant und auch locker wie hier. Generell orientiert man sich sehr stark an den Klassikern, was sich z.B. auch daran zeigt, dass die klassische Pistolenlauf-Sequenz – wie von vielem, mir eingeschlossen, seit langem gefordert – endlich wieder an den Anfang des Films gestellt wurde. Und auch danach gibt es zahlreiche Anspielungen auf die Bond-Historie, was gerade langjährige Fans der Reihe, wie meiner einer, erfreuen durfte. Den Geschmack eines jeden dürfte dies aber wohl nicht treffen.
Eine der besten (wenn nicht gar die beste) Szenen des Films bekommt man gleich zu Beginn, unmittelbar nach der gun barrel sequence, zu Gesicht. In einem mehrere Minuten langen "tracking shot" – eine meiner absoluten Vorlieben, wenn es um Filme geht – verfolgen wir James Bond, wie er sich während des Tags der Toden in Mexico durch die Menge mischt, eine hübsche junge Frau in ein Apartment begleitet, und dieses daraufhin durchs Fenster verlässt, um einen Auftrag zu erledigen. Auch nach dem ersten Cut ist der Einstieg in Mexico sicherlich eine der besten und einprägsamsten Stellen des Films, vom Attentat über die Verfolgung durch die Parade bis hin zum finalen Kampf in einem abhebenden Hubschrauber. An die besten Actionszenen der Bond-Geschichte kam leider auch diese Sequenz nicht ganz heran – wir haben einfach in der Vergangenheit schon weitaus beeindruckendere Stunts gesehen – und im direkten Vergleich würde ich den Einstieg aus "Skyfall" doch noch stärker einschätzen (die Verfolgung auf einem Zug hatte einfach einen gewissen, klassisch Hollywood-typischen Charme). Dennoch war dies ein packender, gefälliger Einstieg, an dem man actionmäßig, trotz einzelner netter Momente, auch nicht mehr herankommen sollte.
Das soll jedoch nicht heißen, dass "Spectre" danach nichts mehr zu bieten hätte. So konnten auch die Autoverfolgungsjagd durch das nächtliche Rom, die Jagd durchs österreichische Gebirge, der Kampf mit Mr. Hinx im Zug oder auch das Finale mit dem Countdown durchaus noch gefallen. Dennoch sehe ich die Stärken des Films letztendlich eher in den Interaktionen denn der Action. Dominique Swann und James Bond bekommen einige nette Szenen geschenkt, und auch sein Besuch bei Mr. White konnte mir gefallen. In erster Linie sticht aber natürlich alles rund um 007 und Oberhauser hervor. Das waren für mich mit Abstand die besten Szenen des Films, wobei für mich vor allem ihre letzten beiden Konfrontationen im Film – zuerst durch eine Scheibe getrennt, und dann auf der Brücke – hervorstachen. Positiv auch, dass sich die Action nicht nur auf Bond – und Swann – konzentriert, sondern auch M, Moneypenny und Q ihren Beitrag leisten (was mich wiederum an die "Mission: Impossible"-Filme mit Tom Cruise denken ließ, wo das Team aber im direkten Vergleich noch eine gewichtigere Rolle spielt als hier, und noch einmal um einiges besser zur Geltung kommt). Was die Besetzung und/oder die schauspielerischen Leistungen betrifft, gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Daniel Craig scheint sich in "Spectre" zum ersten Mal so richtig wohl in Bonds Haut zu fühlen, und mit der Rolle seinen Spaß zu haben (umso verwunderlicher seine kürzlichen Kommentare). Christoph Waltz habe ich eh zuvor schon gelobt. Leá Seydoux gibt ein sehr gutes und bezauberndes Bond-Girl ab. Monica Bellucci bleibt als verführerische Witwe ebenfalls in Erinnerung. Und auch Dave Bautista, Naomi Harris, Ben Wishaw und Ralph Fiennes konnten mir wieder durchaus gefallen. Die letzten lobenden Worte gehören – wie es bei mir ja des Öfteren der Fall ist – wieder einmal dem Komponisten des Films. Thomas Newman baut teilweise auf seine Kompositionen des Vorgängers auf, und setzt vor allem das klassische Bond-Thema wiederholt und sehr geschickt ein. Einzig ein etwas wiedererkennbareres Motiv für Spectre hätte ich mir gewünscht. Davon abgesehen fand ich seine Filmmusik wieder sehr gelungen.
Wie kommt es dann also nun, dass ich insgesamt von "Spectre" doch ein wenig enttäuscht war, und er meines Erachten "Skyfall" und "Casino Royale" nicht ganz das Wasser reichen konnte? Eines der größten Probleme des Films ist die zugrundeliegende Romanze. So charmant sie von Léa Seydoux auch gespielt wird, und so gut mir ihre Rolle grundsätzlich auch gefallen konnte, aber… Madeleine Swann ist nun mal keine Vesper Lynd, und kann dieser keine Sekunde lang das Wasser reichen (dass wir an diese mehrmals erinnert werden, half auch nicht gearde, diese offenkundige Tatsache zu verschleiern). Zwar nicht gänzlich nutz- und hilflos, ist sie letztendlich ein klassisches Fräulein in Nöten, dass ihre hilfesuchenden Hände in Richtung Bond ausstreckt. Auch wenn zwischen Craig und Seydoux die Chemie vor der Kamera stimmt – dass sich die beiden dermaßen schnell und intensiv mit Haut und Haaren verfallen, dass binnen der wenigen Tage die hier vergehen Madeleine auch schon ein betörendes "Ich liebe dich" von den Lippen kommt, war mir persönlich nicht glaubhaft. Dementsprechend kam für mich auch Bonds Entscheidung am Ende eher aus dem nichts. Insgesamt ist es ihnen jedenfalls nicht wirklich gelungen, Bond mit Frau Swann eine würdige Partnerin zur Seite zu stellen, und war für mich die Entwicklung ihrer Romanze – gerade auch in dieser Geschwindigkeit – nur schwer zu schlucken.
Keinen Gefallen hat man sich in meinen Augen auch mit dem Bond-Song getan. Zugegeben, "Writing on the Wall" ist weit davon entfernt, zu den schlechtesten Titelliedern der Reihe gezählt zu werden. Und zugegebenermaßen wäre es wohl schwer bis unmöglich gewesen, dem Adele-Kracher ein ebenbürtiges Lied nachfolgen zu lassen, aber "Writing on the Wall" gab mir das Gefühl, als hätten sie es gar nicht erst versucht. Was "Spectre" auch nicht bekommt, ist die Filmlänge von 148 Minuten, was ihn, wenn ich jetzt nichts übersehen habe, zum bisher längsten Bond-Film macht. Denn so viel gab die Story dann doch auch nicht her, weshalb sich der Film da und dort doch ein bisschen zu ziehen beginnt. Gute zehn Minuten hätte man ruhig kürzen können, ohne Wesentliches zu verlieren, und hätte dadurch das Tempo und die Dramatik erhöht. Wie oben bereits kurz erwähnt, fand ich auch die Action – auch im Vergleich zu "Skyfall" – nicht sonderlich beeindruckend. Gerade auch im heurigen Jahr, das an Actionszenen nicht gerade arm war, habe ich da schon deutlich besseres und imposanteres gesehen. Angesichts der Tatsache, dass die Bond-Filme gerade auch in diesem Bereich früher oftmals Vorreiter waren, fand ich das schon etwas schade. Nicht falsch verstehen, die Action ist solide – insgesamt aber halt leider nichts Besonderes. Wo "Spectre" im Vergleich zum direkten Vorgänger ebenfalls leider sehr deutlich abfällt, ist bei der Optik. Roger Deakins bescherte "Skyfall" einige visuell bestechende Szenen, wie die Neonlichter in Shanghai, das Casino in Macau, oder auch das großartige Finale mit dem brennenden Anwesen, dass alles in ein rötlich-oranges Licht tauchte. Sein Nachfolger hinter der Kamera, Hoyte Van Hoytema, wählt eine deutlich bodenständigere und natürlichere Farbpalette, weshalb man auf ähnlich imposante und/oder stylische Bilder diesmal leider verzichten muss. Stattdessen dominieren eine lebensechte Farbgebung, natürliches Licht, sowie Braun- und Erdtöne. Ok, aber im Vergleich zu "Skyfall" schon ein deutlicher Rückschritt in meinen Augen.
Spoilerwarnung! Ich rate dringend, nur weiterzulesen, wenn ihr den Film schon gesehen habt!
Mein letzter Kritikpunkt betrifft die Auflösung rund um Oberhauser. Und nein, damit meine ich nicht, dass er sich als Blofeld herausstellt. Zwar fand ich es schade, dass die Filmemacher hier einen auf Khan machen, und halte dies rückwirkend betrachtet für völlig unnötig, da die Offenbarung da wie dort keine schockierende Wendung, sondern vielmehr die Bestätigung einer ohnehin bereits im Vorfeld gehegten Vermutung des Publikums war. Da ich jedoch von Anfang an hoffte, dass Waltz auch wirklich Blofeld spielt, und nicht einfach nur irgendeinen Oberhauser, kann ich mich darüber nicht ernstlich beschweren. Aber… dass man aus ihm auch gleich seinen Adoptivbruder machen musste, ging mindestens einen Schritt zu viel. Mal ganz abgesehen davon, dass dies aufgrund der Ähnlichkeit zu "Goldständer" unfreiwillig komisch wirkte (es ist halt immer problematisch wenn du als Filmreihe deiner eigenen Parodie hinterherrennst), war es einfach nur eine dämliche Idee, die den Film für mich nicht auf- sondern vielmehr abwertete. Blofeld ist so und so eine Art Gegenentwurf zu Bond; da braucht es keine persönliche Verbindung, damit ich seine Motivation nachvollziehen kann. Für mich war das der wohl größte Fehltritt des Films – und auch der Hauptgrund, warum "Spectre" letztendlich, trotz des klassischen, alten Bond-Flairs, auch hinter "Casino Royale" zurückbleibt ("Skyfall" wäre für ihn hingegen eh auch ohne diesen Fauxpas nicht zu erreichen gewesen).
Fazit:
Meine hohen Erwartungen konnte "Spectre" zwar nicht ganz erfüllen, dennoch verstand es Daniel Craigs jüngster Einsatz als 007, mich sehr gut zu unterhalten. Mein positiver Gesamteindruck hängt dabei zweifellos auch stark damit zusammen, dass mir die ersten beiden Craig-Bonds zu ernst und trocken waren, und die Coolness, den Charme und das Flair der klassischen Bond-Filme vermissen ließ. Eben diese Elemente sind, nachdem man bei "Skyfall" mit ihnen geflirtet hat, bei "Spectre" nun mit voller Gewalt wieder zurück (einschließlich der von mir lange und schmerzlich vermissten Pistolenlauf-Sequenz), und zumindest ich habe mich darüber sehr gefreut. Weitere positive Aspekte sind die Besetzung – insbesondere natürlich Christoph Waltz als Bösewicht – die großartige Einstiegssequenz in Mexico, der tolle Score von Thomas Newman, die größere Rolle von Bonds Verbündeten im MI-6, die Schauplätze (wobei für mich – verständlicherweise – insbesondere Österreich hervorstach), die soliden (wenn auch nicht überragenden und vor allem auch in diesem starken Jahr kaum hervorstechenden) Actionsequenzen, der eine oder andere gelungene Dialog zwischen den Figuren, sowie vereinzelte starke Momente. Dass "Spectre" trotz dieser positiven Aspekte sowohl "Skyfall" als auch "Casino Royale" nicht ganz das Wasser reichen kann, liegt unter anderem an der mangelnden Spannung, dem etwas gar unauffälligen Titelsong, der nicht übermäßig hervorstechenden Action, der geringeren emotionalen Wirkung, einer schwächeren Dramatik, der etwas zu langen Laufzeit… in erster Linie aber – in gleichen Teilen – an der wenig glaubhaften Romanze zwischen Bond und Swann, sowie einer Schnapsidee in Bezug auf Franz Oberhauser. "Ein Quantum Trost" lässt "Spectre" zwar klar und deutlich hinter sich, "Casino Royale" und vor allem auch "Skyfall" erweisen sich für ihn jedoch als unerreichbar. Trotz dieses Mankos sollten vor allem Fans und Verfechter der klassischen Bond-Filme mit "Spectre" aber durchaus ihre Freude haben.
So, da sind wir also mal wieder nicht einer Meinung.
Denn ich finde, dass Spectre ganz klar Craig sein bester Bond ist. Und das will schon was heißen, weil ich Skyfall auch sehr gut fand. Casino Royale fand ich ja nie so überragend. Klar, ein guter Film. Aber mich hat die Tatsache, dass er so Bond-untypisch war, einfach noch viel mehr gestört.
Jedenfalls hat mir an Spectre am besten dieser von dir angesprochenen klassische Flair am besten Gefallen. Diese ganzen Hommagen an die alten Filme waren wunderbar. Das Versteck hat mich an Man lebt nur zweimal erinnert. Der Zugkampf an Liebesgrüße aus Moskau. Die Klinik in den Alpen an Im Geheimdienst ihrer Majestät usw. Außerdem fand ich es toll, dass Bond endlich wieder seinen Wodka Martini, geschüttelt nicht gerührt bestellt.
Und Waltz war ja großartig. Die Offenbarung war grandios. Und ich fand gerade das mit den Stiefbrüdern ganz besonders interessant. Das verspricht für mögliche weitere Filme nochmal ganz besondere Dramatik.
Alles in allem ist er nun insgesamt mein zweitliebster Bond aller Zeiten.
(Keine Ahnung ob ich da was spoilere, also lieber nicht weiterlesen). Ja, das mit Blofeld war mir auch zu viel und zu holterdipolter. Das mit der persönlichen Beziehung hätte man auch auf zwei Filme wohl dosiert verteilen können. In den alten Filmen gab es das gar nicht und es hat auch funktioniert.
Mich hatte die Zugszene aus der Illusion gerissen, auch wenn sie ein "Liebesgrüße aus Moskau"-Zitat war. Der fiese Handlanger greift Bond und die Frau im Zug durch die marokkanische Wüste an. Bloß warum? Bond soll doch ankommen, bzw. es ist klar wo er hin will.
Und ab da fragte ich mich alles mögliche. Warum foltert Blofeld mit diesen kleinen Bohrern? Ist er etwa Zahnarzt? (Der Laser bei "Goldfinger" war ja sinnvoll, der sollte ja Fort Knox aufgeschweißen.) Warum tötet Blofeld Bond also nicht gleich, vorher war genbau das doch versucht worden? Und warum spricht Christoph Waltz wieder mit dem Hans Landa-Duktus wie in “Inglorious Basterds”? Oder wozu diese Nanopartikel im Blut, wenn man sie doch kaum sinnvoll verwendet und sie mir zu unglaubwürdig erscheinen, wie das unsichtbare Auto bei "Stirb an einem anderen Tag"?
ich kann einige der Kritikpunkte recht geben. Was für mich an sich gar nicht das Problem war, war die Tatsache (achtung: Spoiler!)
dass Blofeld sein Stiefbruder sein sollte. Viel mehr störte mich diesmal die Action an sich und die teils ultra dämlichen Handlungen, die James Bond gemacht hat, nur damit einige der Szenen "cool" rüber kamen. Stichwort: Hubschrauber und erst einmal den Piloten bewustlos schlagen.
Anderes Stichwort: Bohrmaschine und super cool rausrennen als wäre NIX passiert.
Dieser Action war in meinen Augen so überzogen, das er für mich auf einmal nicht mehr glaubhaft wurde.
Ja, gut. Einige würden jetzt sagen, dass der Action in James Bond nie glaubhaft wäre, aber irgendwie war er für mich immer in sich stimmig oder ich konnte wenigstens sagen, dass er einfach verdammt viel Glück hatte. Diesmal fand ich es einfach nur seltsam.
Zudem: Hat sich niemand gefragt wie er Hunderte von Kilometer mit dem Zug in die Wüste fährt und dann einfach mit nem Hubschrauber zurück fliegt?
( Spoiler Ende )
Trotzdem war es immer noch ein solider Film, der mir ne menge Spass gemacht hat. Ausserdem war er gestochen voll von Andeutungen an die alten Filme, dass ich dauernd lachen musste
Zuerst einmal danke für eure Kommentare, ich freue mich über die Resonanz zu meinem Review!
MÖGLICHE SPOILER
@Danny: Jetzt hätte ich fast geschrieben, "Schade, dass wir nicht einer Meinung sind", aber wenn er dir besser gefallen hat als mir, ist das ja eigentlich eh gut so . Ich fand die persönliche Verbindung zwischen den beiden - von den Ähnlichkeiten zu "Goldständer" mal ganz abgesehen - entbehrlich. Das ist generell so ein Trend in Hollywood, dass es immer und überall eine persönliche Verbindung braucht, kommt mir vor. War bei den alten Filmen ja auch nicht nötig; dass Blofeld der Anführer dieser Terror-Organisation ist hat dort als Motivation völlig ausgereicht - und dann kam ja ohnehin auch noch das Rachemotiv hinzu (btw. ich bin wohl nicht der Einzige, der nun stark vermutet, dass der Anfang von Bond 25 gleich dem Ende von OHMSS sein wird, oder?). Letztendlich finde ich so etwas bis zu einem gewissen Grad auch immer unplausibel, nach dem "Die Welt ist ein Dorf"-Prinzip, wenn jeder jeden kennt. Wo wir aber übereinstimmen, ist beim herrlich klassischen Bond. Mir hat "Casino Royale" aufgrund der starken, spannenden und dramatischen Handlung zwar besser gefallen als dir, aber auch ich habe dort ja den mangelnden Bond-Flair bemängelt. So gesehen sind wir zumindest was das betrifft auf einer Linie . Ach ja, und ich vermute, dein liebster Bond ist "Goldfinger"?
@Marc: Das mit dem Angriff im Zug ist ein guter Punkt. Blofeld wäre auf Hinx wohl ziemlich sauer gewesen, wenn sein Mordanschlag erfolgreich gewesen wäre . Das mit dem Bohrer hatte ich im Review vergessen, zu erwähnen: Blofeld ist ja wohl der untalentierteste Folterer aller Zeiten. Beschreibt zuerst all die schrecklichen Dinge die passieren werden, wenn er bohrt, tut es, und dann befreit Bond sich und zeigt nicht mal irgendwelche Nebenwirkungen, geschweige denn die davor erwähnten Symptome. Schräg. Da ich die Szene mit dem Bohrer davon abgesehen aber mächtig fies fand, konnte ich darüber hinwegsehen. Gleiches gilt für Blofeld=Landa, was aber auch daran liegt, dass ich diesen in Inglorious Basterds so köstlich fand, dass ich mich über das "Wiedersehen" gefreut habe. Das Nanoblut war aber in der Tat wieder eine ziemlich überzogene Technik-Spielerei, wenn ich es auch immer noch plausibler fand als das unsichtbare Auto.
@Gregor: Warum Bond den Piloten ausschaltet, könnte man in der Tat kritisch hinterfragen, ja. Zumindest für mich hats die "Coolness" (im übrigen fand ich den Kampf im Hubschrauber dem Kabinenkampf aus "Liebesgrüße" sogar noch näher, als den späteren fight im Zug, da beengter Raum) herausgerissen. Und wie du schon sagtest, Logik und Bond, das war schon immer so 'ne Sache . Da hat halt wohl jeder von uns seine eigene Grenze, was er noch akzeptieren kann, und was nicht mehr. Wo wir beim Rausrennen nach der Foltereinlage sind, kann ich gleich auch noch erwähnen, dass mir die große Explosion der Anlage etwas zu überhastet vonstatten ging. Aus der Flucht hätte man mehr machen können. Und auch das mit dem Hubschrauber ist ein guter Punkt. Aber schön, dass du trotz dieser Punkte mit dem Film doch noch deinen Spaß hattest .
Ja, das stimmt mit Goldfinger. Wobei bei mir 4 Filme 10 Punkte bekommen und damit ganz nah beieinander liegen: Goldfinger, Spectre, Skyfall und Lizenz zum töten. :-)
Ich muss zugeben, den Goldständer hab ich noch nie gesehen. Deswegen war mir das natürlich auch nicht so bewusst mit der persönlichen Beziehung.
Und ja, genau das gleiche mit OHMSS hab ich auch schon gedacht.
Ja, das hatte ich mir schon gedacht, mit Goldfinger. Ist ja bei den meisten 007-Fans so, mich eingeschlossen . Hat von mir so wie Skyfall und Goldeneye eine 9/10 bekommen; den absolut perfekten Bond-Film gabs in meinen Augen noch nicht (wobei Skyfall nur einen Auftritt von Sean Connery als Kincade davon entfernt war ).
Nur Goldständer nicht, oder die komplette Austin Powers-Reihe? Der dritte fiel zwar im Vergleich zu den ersten beiden IMHO ein wenig ab, aber insgesamt sind sie alle sehr nette und durchaus respektvolle Parodien.
Also ich habe bisher keinen einzigen Austin Powers-Film gesehen. Vielleicht sollte ich das mal nachholen. Ich kenn halt die Johnny English-Filme. Und die fand ich sehr lahm. Und da hatte ich keine Lust mehr, noch weitere Bond-Parodien anzusehen.
Also zu meinen Bewertungen muss ich auch sagen, dass ich die alle in einer Art eigenem Genre, dem James-Bond-Genre sehe. Für mich gehören zu einem Bond-Film einfach Elemente hinzu, die nicht fehlen dürfen. Deshalb fand ich auch Casino Royale nicht gut. So als Film an sich war er gut gemacht, keine Frage. Aber als Bond-Film fand ich ihn grottig, da wirklich alles, was Bond ausmacht, gefehlt hat. Und die Filme mit 10 Punkten haben bei mir das absolute Bond-Feeling. Ich weiß, Lizenz zum töten kritisieren viele. Aber ich finde ihn besonders gut, weil er wie CR auch mal was anderes und damit abwechslungsreicheres ist, aber im Gegensatz zu CR eben die Bond-Merkmale nicht vergisst.
Wo du Goldeneye erwähnst. Den gebe ich auch 9 Punkte. Also auch weit vorne dabei. Hier fand ich vorallem Sean Bean echt super. Er ist eh ein super Schauspieler. Und als Bond-Bösewicht war er die absolute Top-Besetzung.
Die Austin Powers-Filme sind mit Johnny English nicht wirklich vergleichbar. Die fand ich nämlich auch sehr schwach. Austin Powers hat zwar teilweise einen etwas derben und/oder infantilen Humor, ist aber was die Parodie auf Bond betrifft wesentlich treffsicherer und cleverer in meinen Augen. Aus meiner Sicht sind die Filme immer wieder sehenswert (wenn der dritte IMHO auch etwas abfällt).
Bewertung: Diesen Luxus habe ich hier halt nicht, da muss schon der vergleich mit nicht-Bond-Filmen gewahrt bleiben . Aber ich verstehe, was du meinst.
Bei Casino Royale hat's für mich die tolle Handlung rausgerissen, aber ich stimme dir zu: Das war nicht mehr Bond. War für mich generell der falsche Weg, Bourne hinterherzuhecheln als gerade angesichts dieser Konkurrenz jene Elemente hervorzuheben, die ihn von anderen Agenten abheben. Aber darüber habe ich mich in meinen Reviews eh schon ausreichend ausgelassen .
Und GoldenEye hatte für mich so ziemlich alles, was einen guten Bond-Film auszeichnet. Steht in meiner Liste neben Goldfinger, Der Spion der mich liebte und Skyfall ganz oben .