Mit: Lilian Prent, Jan Josef Liefers, Christoph Maria Herbst, Esther Schweins, Josef Hannesschläger, Carin C. Tietze, Sophie Adell, Billy Boyd, Heino Ferch, Eva Habermann u.a.
Kurzinhalt:
Die 15-jährige Mara wird von alptraumhaften Visionen geplagt. Ein sprechender Zweig teilt ihr mit, dass sie die letzte Spàkona, die letzte Seherin, ist und dass das Ende der Welt, die Ragnarök, bevorsteht, wenn es ihr nicht gelingt, Sigyn, die Frau des Halbgottes Loki, aus den Fängen des Feuerbringers Loge zu befreien. Nur so kann Loki davon abgehalten werden, die Götterdämmerung und damit den Weltuntergang herbeizuführen. Gemeinsam mit dem Professor für altnordische Mythologie, Dr. Weissinger, stellt sich Mara der Herausforderung und begibt sich in die Welt der germanischen Sagen…
Review:
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich von den "Mara und der Feuerbringer"-Romanen erst im Zusammenhang mit dem Film gehört habe. Nun bin ich auch nicht unbedingt eine große Leseratte, weshalb ich diese Bildungslücke bis heute nicht geschlossen habe. Ob also die Verfilmung der Vorlage gerecht wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Der Film als solcher ist jedoch eine kleine Sensation. Nicht nur, dass er eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass Fantasy made in Germany ausgezeichnet funktioniert, ebenso ist er ein Beispiel dafür, dass gutes Genre-Kino auch für relativ kleines Geld machbar ist. Im Verhältnis zu den großen Hollywood-Blockbustern, die oftmals und gerne für dreistellige Millionenbeträge realisiert werden, wirkt das hiesig aufgewandte Budget von 6,5 Mio. Euro beinahe lachhaft. Und man muss einfach anerkennen, dass aus wirklich jedem einzelnen Euro das absolute Maximum herausgeholt wurde. Der Film sieht an keiner Stelle billig aus, ganz im Gegenteil ist er visuell ausgesprochen gut gelungen.
Auch inhaltlich kann er auf ganzer Linie überzeugen. Generell finde ich es lobenswert, einen solchen Film (bzw. Roman, der 2009 veröffentlicht wurde) auf Grundlage der nordischen Mythen zu machen. So lädt der Film auf eine Entdeckungsreise in die germanische Sagenwelt ein. Die Verbindung mit unserer Gegenwart und den alltäglichen Problemen eines heranwachsenden Teenagers gelingt hervorragend, weshalb die Heldin der Geschichte als Identifikationsfigur bestens geeignet ist und insbesondere dem jüngeren Publikum den Einstieg erleichtert. In diesem Zusammenhang sei auch die großartige Performance der 19-jährigen Lilian Prent hervorgehoben, die die Hauptrolle scheinbar mühelos stämmt und gemeinsam mit dem hier außerordentlich spielfreudigen Jan-Josef Liefers ein fantastisches Duo ergibt. Meinen anfänglichen Bedenken, dass ich Christoph Maria Herbst den Loki nicht abnehmen könnte, lösten sich umgehend in Luft auf. Tatsächlich zeigt er hier seine Wandlungsfähigkeit und dass ihm eben auch Rollen jenseits von "Stromberg" liegen. Die Dialoge sind weiterhin mit viel Wortwitz geschrieben, und mehr noch: Zwischen den Zeilen werden immer wieder kleine Wissenshappen serviert, weshalb "Mara und der Feuerbringer" auch als unterhaltsamer Lehrfilm dienen könnte. Oder wusstest Ihr, dass es sich bei Loge, dem Feuerbringer um eine Erfindung Richard Wagners handelt?
Fazit:
"Mara und der Feuerbringer" ist für mich ganz klar eines der Kinohighlights made in Germany 2015. Der Film ist großartig umgesetzt, exzellent gespielt und macht Lust auf weitere Ausflüge in die altnordische Sagenwelt - Auch wenn die Chancen eher schlecht stehen dürften, dass auch der 2. und 3. Roman irgendwann noch einmal verfilmt werden. Viele Kritiker adeln den Film bereits als neue "Unendliche Geschichte". Eine Meinung, der ich mich nicht anschließen möchte, zumal es sich bei der Wolfgang-Petersen-Verfilmung nur bedingt um eine deutsche Produktion handelt. Ich denke jedoch, "Mara und der Feuerbringer" in einem Atemzug mit "Krabat" (2008) zu nennen, ist eine ebenso eindrucksvolle Auszeichnung.