Mit: Barbara Crampton, Andrew Sensenig, Lisa Marie, Larry Fessenden, Monte Markham, Susan Gibney, Michael Patrick, Kelsea Dakota, Guy Gane, Elissa Dowling u.a.
Kurzinhalt:
Um der Erinnerung an den tragischen Tod ihres Sohnes zu entfliehen, ziehen die Sachettis im Jahr 1979 in ein neues Haus in einer Kleinstadt außerhalb von New York. Dort wollen sie ihre Trauer überwinden und zusammen wieder in ein halbwegs normales Leben hineinfinden. Doch sowohl das Haus als auch der Ort, den sie sich dafür ausgewählt haben, erweisen sich als eher ungünstige Wahl. Denn von Anfang an wird deutlich, dass die Einwohner der Kleinstadt ein grauenhaftes Geheimnis verbergen. Auch das Haus in das sie gezogen sind ist den Sachettis zunehmend unheimlich – weshalb sie schließlich ein befreundetes Paar mit Hang zum Mystischen zu sich einladen, um ihren Verdacht, dass es im Haus spukt, entweder zu bestätigen oder zu entkräften. Anne ist davon überzeugt, dass es sich bei dem Geist um ihren Sohn handelt, der sie immer noch nicht verlassen hat. Die Wahrheit ist jedoch um einiges bedrohlicher…
Review:
"We Are Still Here" beginnt recht formelhaft, ehe es zum Ende hin dann für Geisterhaus-Horror doch eher ungewohnt (blutig-splatterige) Pfade beschreitet. Doch bereits ehe es soweit ist, beweist Ted Geoghegans beeindruckendes Spielfilmdebüt, dass "formelhaft" nicht immer auch gleichbedeutend mit "schlecht" sein muss. Denn was von Anfang an besticht, ist die ungemein packende, düstere und beklemmende Atmosphäre, die er bei den Szenen im Haus aufzubauen vermag. Dabei vermischt er auf perfekte Art und Weise stille, gruselige Szenen mit cleveren, sehr gut aufgebauten und ungemein effektiven Schockeffekten. Ich mag zwar grundsätzlich nicht deren größter Fan sein, aber wenn sie so gut gemacht sind wie hier, kann selbst ich mich nicht wirklich darüber beschweren. Da waren einige wirklich fiese und sehr gelungene Momente dabei, die ihre Wirkung auch nicht nur einem mit ihnen einhergehendem lauten Geräusch (was so ziemlich die billigste Methode ist, um dafür zu sorgen, dass es den geneigten Kinobesucher aus dem Sessel reißt) verdankten. Und auch die atmosphärisch dichten, packenden Szenen waren sehr gut gemacht. Von der Gruselstimmung her bot "We Are Still Here" demnach schon mal beste Horror-Unterhaltung.
Was ebenfalls (positiv) hervorsticht, ist die Wahl der Hauptprotagonisten. Horrorfilme, in denen Teenager von wahnsinnigen Killern gestalkt oder von Geistern verfolgt werden, gibt es wie Sand am Meer. Das höchste der Gefühle sind üblicherweise noch junge Familien. "We Are Still Here" präsentiert nun als Hauptprotagonisten ein etwas betagteres Ehepaar, dass noch dazu vor kurzem mit dem Tod ihres einzigen Sohnes einen tragischen Schicksalsschlag erlitt. Diese doch schon etwas gesetzteren Figuren reagieren auf eine solche Bedrohung natürlich ganz anders, als kreischende Teenager, was den Film schon mal wohlwollend aus der Masse hervorstechen ließ. Sehr clever war es zudem, den Film nicht in der Gegenwart, sondern vielmehr im Jahr 1979 anzusiedeln – womit man von vornherein so lästige Aspekte wie die Handy-Problematik auf geschickte Art und Weise umgeht. Sehr gut gefallen hat mir auch die Umsetzung der "Familie", die zumindest mir als nicht Überdrüber-Horror-Experte (auch wenn ich mich mit meinen / slash-Filmfestival-Besuchen und nicht zuletzt auch diesem traditionellen Halloween-Special schön langsam mache, und von Jahr zu Jahr immer mehr Filme, alt wie neu, des Genres kennenlerne) auch durchaus originell erschien, und sich zumindest bei mir ins Gedächtnis gebrannt hat. Das letzte wesentliche Merkmal ist dann der zuvor bereits erwähnte Bruch. Geisterhausgeschichten sind ja üblicherweise doch eher blutleer, und jetzt nicht unbedingt für große Splattereinlagen bekannt. Ein "Gesetz", mit dem "We Are Still Here" im blutrünstigen letzten Drittel völlig bricht. Ganz perfekt ist der Film zwar nicht – die Reaktion der Einheimischen auf die Neuankömmlinge (wenn auch, nachdem mal alles aufgelöst wurde, durchaus verständlich) ist extrem klischeehaft, und eines bestimmten Figurenpaares hat man sich in meinen Augen dann doch etwas zu schnell entledigt – dennoch kann ich allen Horror-Fans nur dringend raten, sich die (leider – was wurde aus "Kino, dafür werden Filme gemacht"?!) DVD/BR/VOD-Premiere Anfang nächsten Jahres vorzumerken.
Fazit:
Was als vermeintlicher 08/15-Geisterhaus-Horror beginnt, entpuppt sich in weiterer Folge als eine der ganz großen Entdeckungen des heurigen /slash Filmfestivals. Ted Geoghegans Spielfilmdebüt ist ein großartiger Horrorfilm, der in erster Linie mit seiner ungemein dichten Atmosphäre, effektiven Gruselszenen sowie großartig aufgebauten und platzierten Schockeffekten punktet. Dank der Wahl der Protagonisten – keine Teenager, sondern ein schon etwas betagteres Ehepaar –, dem Setting Ende der 70er Jahre sowie dem überaus blutigen Finale hebt er sich zusätzlich von den üblichen (modernen) Filmen des Genres ab. Die eine oder andere coole Idee, denkwürdige Momente, die großartige Umsetzung der Geister, die sehr guten schauspielerischen Leistungen sowie die teils sehr gefällige Kameraarbeit zeichnen "We Are Still Here" dann zusätzlich auf. Die größte Stärke ist und bleibt aber die gruselige, teils nervenzerreißende Stimmung, die mich immer wieder in Angst und Schrecken versetzen konnte. Kleinere Schwächen verhindern den ganz großen Wurf, aber wer wieder einmal Lust hat, sich so richtig zu gruseln, und zudem vor dem blutigen Ausgang des Geschehens nicht zurückschreckt, dem kann ich "We Are Still Here" nur wärmstens empfehlen.