Mit: Christopher Lee, Herbert Lom, Klaus Kinski, Maria Rohm, Fred Williams, Soledad Miranda, Paul Muller, Jack Taylor u.a.
Kurzinhalt:
Trotz aller Warnungen der Einheimischen besucht Jonathan Harker im Mai 1897 das Anwesen von Graf Dracula in Transsylvanien, um ihn wegen des Kaufs eines neuen Schlosses zu beraten – möchte dieser doch auf ein neues Anwesen umziehen. Schon bald muss er jedoch erkennen, dass es sich bei diesem und den drei Frauen im Schloss um Vampire handelt. Mit knapper Not gelingt es ihm, zu entkommen, stürzt dabei jedoch aus einem Fenster. Als er wieder erwacht, findet er sich im Sanatorium von Professor Abraham van Helsing wieder. Einer dessen Patienten, Renfield, den diese Begegnung wahnsinnig gemacht hat, verbindet ebenfalls eine persönliche Vergangenheit mit Graf Dracula – trotzdem will van Helsing Harkers Bericht erstmal keinen Glauben schenken. Erst nach der Ankunft seiner von Jonathans Verlobter Mina sowie ihrer Freundin Lucy, und nachdem letztere zunehmend Anzeichen von Blutverlust zeigt, beginnt er, die schreckliche Wahrheit zu erkennen. Zusammen mit Jonathan sowie Lucys Verlobtem Quincy Morris beschließt er, sich dem Bösen entgegenzustellen…
Review:
Trotz Saruman, Count Dooku und zahlreiche andere bekannte Rollen… für viele wird Christopher Lee wohl in erster Linie als Graf Dracula in Erinnerung bleiben. Eine Rolle, die er nicht nur in insgesamt sieben Hammer-Filmen verkörpert hat; auch für Jess Franco schlüpfte er Anfang der 70er in den Umhang, um nach dem "Hammer"-Dracula von 1958 in einer weiteren Verfilmung von Bram Stokers Vorlage zu spielen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dies mein erster Film von Jess Franco war (zumindest, soweit ich mich erinnern könnte bzw. mir bewusst ist). Zu meiner noch größeren Schande fällt mein Urteil zudem leider verhalten aus. Das beginnt schon bei der Gestaltung von Dracula selbst. Ich verstehe natürlich die Notwendigkeit, sich gerade auch angesichts der Verpflichtung von Christoper Lee in der Titelrolle von seinen Auftritten in den Hammer-Films ausreichend abzugrenzen – aber zumindest ich fand den Schnurrbart sehr irritierend, und fand auch davon abgesehen seine Umsetzung hier längst nicht so kultig wie bei der britischen Konkurrenz. Was dies betrifft, ist "Nachts, wenn Dracula erwacht" den Hammer-Films schon mal klar unterlegen.
Was leider letztendlich für so ziemlich alle Aspekte der Produktion gilt. Wobei ich auch gleich offen zugebe, dass die bescheidene Bildqualität der DVD dem Film wohl nicht gerade geholfen hat. Oder war dieser abgenutzte Look mit ausgewaschenen Farben (was "Nachts, wenn Dracula erwacht" teilweise fast wie ein schwarz/weiß-Film aussehen lässt) usw. etwa gewollt? Optisch fällt der Film jedenfalls gegenüber den Hammer-Films, insbesondere natürlich ihrem ersten "Dracula" aus 1958 (der somit immerhin 12 Jahre früher entstanden ist), merklich ab. Generell sieht "Nachts, wenn Dracula erwacht" teilweise mehr wie ein Film aus den frühen 50ern als aus den späten 60ern aus. Da ich gerade auch bei Verfilmungen von Legenden wie Dracula die Optik als sehr wichtig erachte, hatte Jess Francos Adaption somit was dies betrifft von vornherein schon mal einen schweren Stand. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass ich den Film zu keinem Zeitpunkt spannend fand, und er im Gegenteil teilweise eher unfreiwillig komisch wirkt – wie z.B. bei der herumfliegenden Gummi-Fledermaus vor Lucys Fenster, oder auch den zum Leben erwachten (in Wahrheit: sich leicht herumschiebende und Geräusche von sich gebende) ausgestopften Tieren. Und auch Draculas letztendliches Ableben ist ziemlich unspektakulär gemacht. Das einzige, was positiv hervorsticht, ist die Besetzung. Christopher Lee spielt Graf Dracula auch hier wieder sowohl verführerisch als auch bedrohlich, und Herbert Lom mag zwar nicht ganz an Peter Cushing heranreichen, spielt aber dennoch einen sehr guten van Helsing. Klaus Kinski macht seine Sache als Renfield ebenfalls sehr gut, wenn er auch leider kaum etwas zu tun bekam. Und auch die anderen Darsteller agieren überwiegend überzeugend. Über die mangelnde Atmosphäre und die billige Optik konnten aber leider auch sie nicht hinwegtäuschen.
Fazit:
Zwar stehen mir noch vier "Dracula"-Hammer-Filme bevor (die ich mir dann nächstes Jahr vorknöpfen werde – stay tuned!), aber bislang muss ich "Nachts, wenn Dracula erwacht" leider als den schwächsten Dracula-Film mit Christopher Lee einschätzen. Da und dort hat das ganze zwar zugegebenermaßen einen trashigen Charme, und vor allem auch den Schauspielern – insbesondere Lee, Lom und Kinski – ist kein Vorwurf zu machen. Leider aber kam nie Spannung auf, war der Film so atmosphärisch wie ein Vakuum, und sah mit seiner billigen Optik derart altbacken aus, dass man glauben könnte, hier (abseits der – ohnehin ziemlich ausgewaschenen – Farben) einen Film der 40er oder 50er vor sich zu haben. Und vor allem auch Draculas optische Umsetzung – ohne seinen klassischen Umhang, dafür aber mit Schnurrbart im Gesicht – bleibt meilenweit hinter der kultigen, unübertrefflichen Darstellung aus den Hammer-Filmen zurück. Die Handlung wiederum war leider wenig packend, und Franco schaffte es auch nicht, mir die Figuren wirklich näherzubringen und mich eine Verbindung zu ihnen aufbauen zu lassen. Unfreiwillig komische Szenen wie die Gummi-Fledermaus im Fenster oder die zum Leben erwachenden ausgestopften Tiere komplettierten den überwiegend negativen Eindruck dann leider. "Nachts, wenn Dracula erwacht" nimmt ja für sich in Anspruch, eine sehr werksgetreue Verfilmung von Bram Stokers Vorlage zu sein. Wenn dem tatsächlich so sein sollte (mangels Kenntnis des Romans kann ich dies - noch - nicht beurteilen) so ziehe ich glaube ich freiere Adaptionen dann doch vor.