Kurzinhalt
Fünf Jahre nach "I Want to Believe" leben die Blakes – aka Mulder und Scully – in Virginia, wo Scully als Kinderärztin arbeitet. Deputy Director Walter Skinner informiert sie eines Tages darüber, dass ins FBI eingebrochen und Daten – darunter auch die X-Akten – gestohlen wurden. Dana fürchtet, dass die Täter hinter ihrem Sohn William her sein könnten. In der Nacht darauf wird sie entführt. Mulder versucht, ihre Spur aufzunehmen – doch dafür ist er auf die Hilfe von alten Kollegen angewiesen, die eigentlich tot sein sollten. Währenddessen findet sich Dana tief im Yellowstone Nationalpark wieder, wo sie sich einer Gruppe von Männern (?) in schwarzen Mänteln gegenübersieht, die sich die Akolyten nennen, und die es – wie sie befürchtete – auf William abgesehen haben. Just ein außerirdischer Kopfgeldjäger greift diese dann schließlich an und rettet ihr das Leben. Doch kann sie ihm auch wirklich trauen?
Review:
Nachdem "I Want to Believe" einen vorläufigen – und doch eher enttäuschenden – Schlusspunkt unter "Akte X" setzte, beschloss man fünf Jahre später, die Serie mit einer – angeblich – offiziellen 10. Staffel in Comic-Form wiederzubeleben (ähnlich, wie dies zuvor mit der 8. Staffel von "Buffy" geschah). Serienschöpfer Chris Carter wird beim ersten Band dann auch als Mitwirkender – sprich, Co-Autor – genannt, wie sehr er dabei jedoch wirklich involviert war, lässt sich natürlich schwer einschätzen. Angesichts der anstehenden Eventserie darf man sich zudem erwarten, dass die offizielle Fortsetzung schon bald ins Reich der inoffiziellen Nicht-Kanon-Geschichten verbannt wird. Um beide Varianten einer Fortsetzung von "Akte X" gegenüberstellen zu können, wenn die neue Serie im Januar nächsten Jahres ihre Premiere feiert, hielt ich es aber für an der Zeit, mir die bisher erschienenen Comics der 10. Akte X-Staffel endlich mal vorzuknöpfen. Ähnlich wie "I Want to Believe" ließ mich allerdings auch "Believers" eher enttäuscht zurück – und das, obwohl dieser wenigstens keine "Monster der Woche"-typische Geschichte erzählt, sondern durchaus auf den fortlaufenden Handlungsrahmen rund um die Alien-Verschwörung aufsetzt.
Mein größter Kritikpunkt ist dabei die Rückkehr einiger Figuren, die im Verlauf der Serie – teilweise sogar mehrfach – gestorben sind. Eben diese ständigen Rückzieher und die Angst davor, den Status Quo auch wirklich einmal nachhaltig zu verändern, waren – zusammen mit den mangelnden Antworten auf offene Fragen, sowie der Tatsache, dass die einzelnen Elemente und Verschwörungen kein stimmiges Ganzes ergeben sondern sich stattdessen mehr und mehr widersprechen sollten – genau das, weshalb ich mit "Akte X" bei der Erstsichtung die Geduld verlor und ausgestiegen bin. Und anstatt es nach den recht definitiv wirkenden Toden der Lone Gunmen und des Rauchers gut sein zu lassen, kehren sie hier nun wieder zurück. Ich verstehe natürlich, dass die Lone Gunmen zu den Favoriten der Fans zählen – aber manchmal muss man halt auch die Eier haben, beliebte Figuren über den Jordan zu schicken, denn letztendlich sind nur jene Tode, die uns persönlich treffen und wo wir über den Verlust der jeweiligen Figur(en) trauern, wirklich etwas wert. Insofern fand ich ihre Rückkehr hier sehr bedauerlich – zumal sich aufklärt, dass ihr Tod nur getürkt war, was ihrem aufopfernden Heldentod in "Helden" jeglicher Wirkung beraubt. Ach ja, und da ich gehört habe, dass sie in der Eventserie ebenfalls zurückkehren werden, könnt ihr euch schon darauf einstellen, die selben Zeilen in wenigen Monaten in meinem Review zur ersten Folge der echten zehnten Staffel zu lesen. Beim Raucher bin ich insofern noch vorsichtig, als vor allem auch das Ende andeutet, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmt, und es sich eventuell nicht um die gleiche Figur handeln könnte, aber auch seine Rückkehr fände ich nach seinem höchst endgültig wirkenden Tod in "Die Wahrheit" dämlich. Warum nicht einfach eine neue, ähnlich kultige Figur erschaffen? Jedenfalls finde ich diesen mangelnden Mut zu nachhaltigen Veränderungen wirklich bedauerlich.
Was mir an diesem Comic am besten gefallen hat, war, dass die einzelnen Ausgaben wie TV-Episoden wirken, bzw. auch so aufgebaut sind, mit einem Intro, dann einer Titeleinblendung, und so weiter. Gefreut habe ich mich natürlich auch generell über das Wiedersehen mit Mulder und Scully, die auch die Comicreihe – no na – im Gegensatz zum überwiegenden Teil der letzten "Akte X"-Staffeln gemeinsam bestreiten. Die Figuren sind zudem sehr gut getroffen und verhalten sich und reden so, wie aus der Serie gewohnt. Und vor allem auch die Interaktionen zwischen Mulder und Scully hatten es mir angetan. Inhaltlich war ich von "Believers" aber insofern – auch abseits der Rückkehr vermeintlich toter Figuren – etwas enttäuscht, als ich die Handlung teilweise etwas verwirrend fand. Vielleicht ist es auch einfach schon wieder zu lange her, dass ich die Serie gesehen habe, aber das mit den Akolyten, der Gedankenkontrolle, dem Nasenbluten, William, etc. – mir war bis zuletzt nicht klar, wie das alles miteinander in Zusammenhang steht. Problematisch auch, dass ich darüber hinaus nicht wusste, wer auf welcher Seite steht, und was genau diese will. Sind die Akolyten nun die Guten und die außerirdischen Kopfgeldjäger die Bösen, oder umgekehrt? Eben dieses Verwirrspiel war wohl so beabsichtigt, aber zumindest am Ende hätte man dies aufklären können. Stattdessen bot "Believers", ganz "Akte X"-typisch wieder einmal unzählige Fragen, aber kaum Antworten – was nicht so schlimm wäre wenn ich nicht gerade auch bei dieser Serie gelernt hätte, nicht darauf zu vertrauen, dass diese eines Tages kommen werden und die Auflösung dann auch wirklich schlüssig und stimmig sein wird. Ein weiterer Haken besteht darin, dass es schwer ist, mitzufiebern, wenn man nicht weiß, zu welcher Seite man denn nun eigentlich halten soll. Dementsprechend fand ich den Comic auch nur bedingt spannend.
Am meisten hat mich aber wohl – gerade auch nach dem optisch eindrucksvollen "Akte X"-Comic, der rund um den Kinostart von "I Want to Believe" erschienen ist – die künstlerische Gestaltung enttäuscht. "Believers" ist vom optischen Stil her extrem altbacken gehalten, und wirkt eher wie ein Comic aus jener Zeit aus, als "Akte X" das erste Mal auf die Fernsehschirme kam, denn wie die modernen Comics in jener visuell gehobenen Qualität, die man nach dem Aufkommen der Airbrush-Technik (? Ich bin kein Experte, nagelt mich bitte nicht fest) sowie des Computers zunehmend zu erwarten gelernt hat. Die Zeichnungen sind doch eher schlicht und scheinen mit so wenig Pinselstrichen wie möglich gehalten zu sein. Die Farben sind überwiegend einheitlich, damit meine ich, statt Schattierungen, Abstufungen und Farbverläufen ist jede Farbe über den gesamten "Klecks" verteilt genau gleich. Das Braun eines Rohres ist z.B. den ganzen Rohrverlauf über genau der gleiche Farbton. Auch auf optische Spielereien wie Schattierungen, Leuchteffekte, Lens Flares uns ähnliches muss man verzichten. Und die Hintergründe sind meist wenig detailliert und sind oftmals einfach nur schlicht einfarbig – und oftmals sogar nur rein weiß – gehalten. Einzig einzelne Einfälle bei der Farbgebung, wie z.B. wenn die Rückblenden in hellem Gelb erstrahlen, stechen hervor. Ich vermute mal, damit wollte man sich von den handelsüblichen Comics abgrenzen, und irgendwie "edgy" und "artsy" wirken. Mit wäre eine modernere, höherwertigere bzw. photorealistischere Optik aber weitaus lieber gewesen. Immerhin sind die Figuren zumeist deutlich und klar erkennbar. Ist ja immerhin schon etwas…
Fazit:
In typischer "Akte X"-Manier wirft "Believers" zahlreiche Fragen auf, jedoch ohne die meisten davon auch zu beantworten. Etwas, dass mich wohl weitaus weniger frustrieren würde, wenn ich nicht aufgrund der Serie meinen Glauben daran, dass uns die Macher auch jemals mit schlüssigen und zufriedenstellenden Antworten versorgen werden, verloren hätte. Auch die Rückkehr einiger toter Figuren – was auch einen Mangel zu klaren und unumkehrbaren Veränderungen des Status Quo beweist – bestärkt mich nicht gerade in meiner Hoffnung, dass man bei "Akte X" – sei es bei der Serie oder hier nun beim Comic – auf ein klares Ziel zusteuert, macht man damit in meinen Augen doch vielmehr jedes Mal einen Schritt zurück. Zudem drückte die Tatsache, dass ich nicht wirklich wusste, wer denn nun die Guten und die Bösen sind, und was genau sie jeweils wollen, auf die Spannung, da es so für mich schwer war, mitzufiebern – da ich ja nicht wusste, zu dem ich eigentlich halten soll, und was genau denn nun eigentlich droht, wenn die Bösen mit ihren Plänen erfolgreich sind. Und auch die künstlerische Gestaltung fand ich eher so na ja. Zwar grundsätzlich stylisch, erinnerten sie mich vom Stil her eher an Comics aus den frühen bis mittleren 90ern. Die Zeichnungen sind eher schlicht und ohne große Details gehalten, die Farben meist einheitlich und ohne Farbverläufe o.ä., und die Hintergründe ebenfalls sehr sporadisch und oftmals rein einfarbig gehalten. Selbst ich als nicht der größte Comics-Kenner und –Leser hab da in den letzten 10-15 Jahren schon um einiges imposanteres gesehen. Gut gefallen konnte mir in erster Linie das Wiedersehen mit bekannten (und noch nicht toten) Figuren, wobei insbesondere die Dynamik zwischen Mulder und Scully für mich hervorstach. Und der ironische Twist, dass diesmal Scully das UFO am Ende sieht, während Mulder ohnmächtig am Boden liegt, war auch toll. Davon abgesehen war "Believers" aber leider der Qualität der späteren "Akte X"-Staffeln näher als den wesentlich besseren frühen.
Bewertung:
2/5 Punkten
Christian Siegel
Artikel kommentieren
Kommentar schreiben
Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.