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Wing Commander IV: The Price of Freedom Drucken E-Mail
Nicht ganz auf Augenhöhe mit dem Vorgänger Kategorie: Games - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 23 Oktober 2015
 
Wing

Wing Commander IV - The Price of Freedom
Titel: Wing Commander IV: The Price of Freedom
Erschienen: 1996
Plattform: PC-DOS/Mac/PlayStation
Genre: Weltraumsimulation
Publisher: Origin Systems
Entwickler: Origin Systems
Kaufen: GOG
   

Bewertungen:

   
Grafik:  
Sound:  

94%

Steuerung:  
Spieldauer:  
Story:  
Atmosphäre:  
Gameplay:
 

Anmerkung: Das nachfolgende Review bezieht sich auf die DVD-Version, die mit besseren Videosequenzen aufwartet, und auch auf GOG.com digital bezogen werden kann.

Kurzinhalt: Nach dem Ende des Kilrathi-Krieges hat sich Colonel Christopher "Maverick" Blair auf eine abgelegene Kolonie zurückgezogen, um dort als Farmer ein neues Leben anzufangen. Doch als es an den Randgebieten zunehmend zu Scharmützeln mit den Grenzwelten kennt, wird er wieder einberufen. Todd "Maniac" Marshall holt ihn ab und bringt ihn zu Admiral Tolwyn, der Blair – immerhin jener Pilot, der den Kilrathi-Krieg für die Menschen gewonnen hat – ans Randgebiet schicken will, in der Hoffnung, damit ein Zeichen zu setzen dass die Grenzwelten entmutigt und von weiteren terroristischen Angriffen abhalten kann. Doch auch nachdem die Lexington – wo es für Blair ein Wiedersehen mit Captain Eisen gibt – ins Randgebiet gesprungen ist, setzen sich die Angriffe der Grenzwelten ungehindert fort. Im Zuge seines Einsatzes findet Blair dann jedoch heraus, dass diese gar nicht hinter den Angriffen stecken, und vielmehr hochrangige Mitglieder der Konföderation versuchen, einen Krieg mit den Grenzwelten vom Zaun zu brechen…

Review: Screenshot (c) Origin Systems "The Price of Freedom" setzt den Weg, den "Wing Commander" praktisch ab dem ersten Teil beschritten hat, weiter und konsequent fort – einen ähnlichen Quantensprung wie von Teil 2 auf Teil 3 darf man sich jedoch (no na) nicht erwarten. Im direkten Vergleich zum Vorgänger fallen in erster Linie die qualitativ deutlich besseren und quantitativ um einiges umfangreicheren Zwischensequenzen auf, die wieder einmal mit professionellen Schauspielern gedreht wurden. Im Gegensatz zu "Heart of the Tiger" wurde dabei nicht alles einfach nur vor Greenscreens gedreht, sondern auch einige Sets angefertigt. Damit – sowie mit den deutlich besser animierten Zwischensequenzen generell – vermittelt "The Price of Freedom", vor allem in der DVD-Edition (die mit hochwertigeren Filmsequenzen auf DVD-Niveau aufwarten kann), noch mehr als der Vorgänger der Eindruck, nicht einfach nur ein Spiel, sondern vielmehr einen Film zu spielen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die deutlich häufiger auftretenden Dialogoptionen, die zudem teilweise auch einen größeren Einfluss auf den Spielverlauf haben. Schließen wir uns Eisen an, oder bleiben wir an Bord der Lexington?

Unsere Entscheidungen beeinflussen dabei nicht nur den Spielfluss generell, sondern teilweise auch den Missionsverlauf. War dieser in den Vorgängern – mit wenigen Ausnahmen in Teil 3 – in erster Linie davon abhängig, ob wir bestimmte Missionen erfolgreich abgeschlossen haben, oder mit ihnen gescheitert sind, müssen wir hier nun – insbesondere nachdem wie in Captain Eisens Abwesenheit vorläufig das Kommando über die Intrepid übernommen haben – teilweise direkt eine Entscheidung treffen, welche Missionen wir uns vorknöpfen wollen. Fliegen wir nach Speradon, um ein Munitionsdepot der Konföderation zu plündern und uns so für den Kampf zu rüsten, oder doch lieber nach Circe, um die dortige Bevölkerung vor den Angriffen der Konföderation zu schützen? Auch innerhalb der Missionspakete selbst können wir die einzelnen Einsätze teilweise priorisieren, und entscheiden somit welche wir zuerst bzw. überhaupt fliegen. Auch später werden wir immer wieder vor solche Entscheidungen gestellt. Dies gibt dem Spieler nicht nur noch mehr Kontrolle über das Spiel an sich, und lässt ihn damit auch abseits des Cockpits eine aktivere Rolle im Spielgeschehen einnehmen, es steigert vor allem auch den Wiederspielwert. Denn jeder dürfte "Wing Commander IV" wohl mindestens 2x durchspielen, um die größten Brocken des unterschiedlichen Spielverlaufs abzufangen – was die Spielzeit somit praktisch verdoppelt. Interessant auch, dass die letzte Schlacht dann schließlich nicht im Cockpit, sondern vor dem Senat geschlagen wird, wo wir diesen durch richtige Entscheidungen bei der Dialogauswahl davon überzeugen müssen, gegen den Krieg mit den Grenzwelten zu stimmen. Je nachdem, ob uns dies gelingt, und auch, welche Entscheidungen wir zuvor getroffen haben, kommen wir danach in den Genuss einer anderen Endsequenz – wobei die meines Erachtens optimale die PC-Spiele-Saga auf ungemein befriedigende und gelungene Weise abschließt.

Screenshot (c) Origin Systems Auch die Missionen selbst bieten im Vergleich zum diesbezüglich ohnehin schon vorbildhaften Vorgänger noch einmal mehr Abwechslung. Besonders spannend fand ich dabei jene Missionen, wo wir bemannte Kapseln abfeuern, dann eine Weile warten müssen, bis diese ihren jeweiligen Einsatz beendet haben, und sie dann wieder abholen müssen. Nett auch die Mission, wo wir von einer Einrichtung Photos schießen müssen. Generell wurden die Bodenmissionen im Vergleich zum Vorgänger – nicht zuletzt dank einer gerade auch bei diesen noch einmal verbesserten Grafik – deutlich aufgewertet. Und wie während des restlichen Spiels müssen wir teilweise auch während der Missionen selbst Entscheidungen treffen, wie z.B. ob wir den eigentlichen Auftrag abbrechen, um einen in Not geratenen Piloten zu retten. Zudem beeinflussen unsere Entscheidungen, von den Missionen die wir antreten ganz abgesehen, oftmals auch die Missionen selbst. Fliegen wir mit einem Flügelmann, oder geben wir dem Tarnschirm den Vorzug? Wie beim Vorgänger dürfen wir zudem in den meisten Fällen auch wieder unser Schiff, unsere Bewaffnung und unseren Flügelmann wählen. Einzelne Highlight-Missionen – wie z.B. die Vernichtung der Vesuvius gegen Ende – werten das Spiel dann zusätzlich auf.

Die größte Stärke von "Wing Commander IV" liegt meines Erachtens aber in der Story bzw. dem Drehbuch, das wieder der Feder von Terry Borst und Frank De Palma entstammt. Die Geschichte ist von Anfang an spannend, und entwickelt sich zudem sehr wendungsreich. Es gibt einige – beim ersten Spielen teils durchaus überraschende – Offenbarungen und teilweise auch tragische Entwicklungen, und generell würde ich die hier erzählte Geschichte als die komplexeste aller "Wing Commander"-Spiele einstufen. Auf den ersten Blick mag zwar "Wing Commander III" die spannendere, dramatischere Story erzählen – nämlich von einer Menschheit am Abgrund – aber zumindest ich fand es mindestens so spannend (und emotional befriedigend), einen Krieg zu verhindern, als ihn zu gewinnen. Doch es ist nicht nur die Handlung an sich, auch die Figuren kamen bei "The Price of Freedom" im Vergleich zum Vorgänger noch einmal besser zur Geltung. Egal ob Sosa, Hawk, Pliers, Catscratch, Panther, Vagabond, Decker und insbesondere natürlich auch Maniac, sie alle kommen mit ihrer eigenen Persönlichkeit daher, und jeder von ihnen bekommt den einen oder anderen Moment, um zu glänzen. Zudem ist auch für ein bisschen auflockernden Humor zwischendurch gesorgt, wobei neben Maniac (der diesmal generell köstlich ist, und zudem auch den einen oder anderen Running Gag spendiert bekommt) vor allem auch noch Pliers diesbezüglich hervorsticht (bei der Szene, wo er das Flashpack schnappt und auf den Boden fallen lässt, bin ich damals als ich "Wing Commander IV" zum ersten Mal gespielt habe gelegen vor Lachen). Doch es ist nicht nur das Drehbuch. Die ganze Produktion ist deutlich professioneller, die Videodateien liegen in höherer Auflösung und besserer Qualität vor, und generell merkt man, dass diesmal einiges mehr Geld in die Aufnahmen geflossen ist. Zusammen mit der filmreifen Inszenierung und dem wieder einmal grandiosen Score von George Oldziey hat man so noch mehr als beim Vorgänger das Gefühl, sich mitten in einem Science Fiction-Film zu befinden.

Screenshot (c) Origin Systems Die letzte wesentliche Stärke sind dann die Schauspieler. Den aus dem Vorgänger bekannten Stars – Mark Hamill, Tom Wilson, Malcolm McDowell, Jason Bernard (der kurz nach den Dreharbeiten verstarb), John Rhys-Davies und Francois Chau – schließen sich diesmal u.a. auch noch Richard Riehle (ein persönlicher Favorit von mir – teilweise auch wegen seinem großartigen Auftritt hier), Robert Rusler (Keffer aus der 2. "Babylon 5"-Staffel), Mark Dacascos ("The Crow"-TV-Serie), Holly Gagnier, Chris Mulkey, Jeremy Roberts, Peter Jason, John Spencer sowie die bezaubernde Elizabeth Barondes dem Ensemble an. Keine einzige Leistung fällt dabei merklich ab; alle machen ihren Job mindestens gut, und teilweise großartig. Letzteres gilt insbesondere für Malcolm McDowell, der diesmal eine ungleich größere und ergiebigere Rolle erhält, sowie Tom F. Wilson, der mit seinem komödiantischen Talent seinen Kollegen in mehreren Szenen die Schau stiehlt. Und auch Mark Hamill hat mir in der Hauptrolle wieder sehr gut gefallen. Zuletzt muss auch noch die wieder einmal ungemein hochwertige Synchronisation erwähnt werden, die sich einzig bei der nach dem Tod von Herbert Weicker notwendigen Neubesetzung von Eisen – aufgrund seiner unpassenden neuen Piepsstimme – eine Blöße gibt. Davon abgesehen ist die deutsche Übersetzung wieder einmal über jeden Zweifel erhaben.

All dies würde eigentlich darauf hindeuten, dass "Wing Commander IV" im Vergleich zum Vorgänger noch einmal eins draufsetzt. Leider aber gibt es auch ein paar Kritikpunkte. So hat mich einerseits gestört, dass es diesmal keine Cockpits mehr gab (im dritten konnte man dieses auf Wunsch deaktivieren). Dadurch wirkte das Ganze für mich mehr wie ein Videospiel (was es ja zugegebenermaßen auch ist), denn wie die "Realität", was ich schon etwas schade fand. Zudem fällt auf, dass der Weltraumsimulationsteil diesmal schon fast etwas zu sehr in den Hintergrund rückt, und das Pendel zwischen Missionen und Zwischensequenzen/Story teilweise – gerade auch im Mittelteil, wo die Missionen teilweise recht kurz und oftmals mit einem einzigen Versuch zu bewältigen sind – etwas zu sehr in Richtung letzterem ausschlägt. Weshalb man manchmal mehr das Gefühl hat, einen Film zu schauen, als ein Spiel zu spielen. All dies wäre noch vernachlässigbar und würde dem Spiel mindestens eine Wertung auf dem Niveau des Vorgängers einbringen. Wo man es jedoch in meinen Augen ordentlich verkackt hat, ist bei den Raketen. Denn im Vergleich zu den früheren Spielen bedeutet ein Raketentreffer – mit Ausnahme der Dragon – sogleich den Tod. Dies sollte wohl die Spannung und Hektik im Cockpit erhöhen, lässt die Weltraumkämpfe aber leider teilweise zu einem Quick Time-Event verkommen, in dem man ja schnell genug auf die Taste zum Abwurf der Attrappen drücken muss, wenn man die Mission nicht von vorn beginnen will. Manchmal kommt es auch vor, dass die Raketen so knapp hinter einem abgeworfen werden, dass man gar keine Chance mehr hat, noch rechtzeitig zu reagieren. Eine Regelung wie im Vorgänger, dass man bei einem Raketentreffer "aus der Bahn" geworfen wird, die Schilde verliert und natürlich auch Beschädigungen erleidet, aber eben nicht gleich aus dem Weltraum geschossen wird, hätte ich da deutlich vorgezogen.

Screenshot (c) Origin Systems Zumal das Ganze auch umgekehrt gilt, was das Ausschalten der Feinde, zumindest solange man noch über Raketen verfügt, viel zu leicht macht. Einfach möglichst knapp an sie dranhängen, Rakete abfeuern, fertig. Herausforderung nahezu Null. Wohl um dies zu kompensieren machte man dann wiederum die Energiekanonen selbst fast nutzlos, oder zumindest viel zu ineffektiv. Zuerst einmal muss man (so man nicht in der Dragon sitzt) schon sehr genau zielen, um sie zu treffen, und dann braucht es auch viel zu viele Schüsse, ehe mal die Schilde weg sind und die Panzerung durchbrochen ist. Nach dem Überlaufen zu den Grenzwelten schafft hier die Scatter-Gun Abhilfe, die sich als deutlich effektiver erweist – die jedoch wiederum nur über einen beschränkten Munitionsvorrat verfügt. Und auch die Dragon bildet hier insofern eine Ausnahme, als die Plasmakanonen allein schon recht wirkungsvoll sind, und das alternative Waffensystem der Fission Gun noch über zusätzlichen Punch verfügt. Allerdings werden die Missionen durch dieses Schiff, das effektivere Waffen mit einem automatischen Zielsystem verbindet, schon fast wieder zu leicht. Generell schwankt der Schwierigkeitslevel während des Spiels teilweise extrem, statt sich kontinuierlich aufzubauen. Und ich persönlich fand den Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Schwierigkeitsgrad der Optionen viel zu gravierend. Jedenfalls: Was die Weltraumkämpfe betrifft – die ja eigentlich das Herzstück des Spiels bilden sollten – patzt "The Price of Freedom" leider ein wenig, und bleibt deshalb für mich insgesamt auch knapp hinter dem Vorgänger zurück.

Fazit: "Wing Commander IV: The Price of Freedom" setzt in einigen Bereichen im Vergleich zum Vorgänger noch einmal eins drauf. So sind die Zwischensequenzen nicht nur deutlich zahlreicher und umfangreicher – das Intro allein läuft schon 15 Minuten(!) – sondern vor allem auch qualitativ deutlich hochwertiger, was insbesondere auch für die DVD-Edition gilt. Die Inszenierung ist wieder einmal filmreif und vermittelt dem Spieler zusammen mit den deutlich häufigeren Entscheidungen, die zudem einen großen Einfluss auf den Spielverlauf haben, noch mehr als beim Vorgänger das Gefühl, einen professionellen Science Fiction-Film zu spielen. Auch die Schauspieler machen ihre Sache allesamt gut bis grandios, wobei für mich neben Mark Hamill in erster Linie noch Malcolm McDowell und der absolut köstliche Tom Wilson hervorstachen. Dessen gemeinsame Szenen mit Hamill sorgten auch für so manchen auflockernden Moment zwischendurch – wie auch der Auftritt von Richard Riehle als Mechaniker Pliers. Die größte Stärke des Spiels ist in meinen Augen aber die komplexe und ungemein wendungsreiche Handlung, die zudem mit einigen dramaturgischen Höhepunkten aufwarten kann. Schade fand ich hingegen, dass die Cockpits nun fix abgeschafft wurden. Höchst bedauerlich auch, dass man just bei jenem Element, dass ja eigentlich das Herzstück des Spiels ausmachen sollte – nämlich die Weltraumkämpfe – mit den viel zu mächtigen Raketen und im Gegenzug den vergleichsweise ineffektiven Energiewaffen einen kapitalen Bock geschossen hat. Und so toll und immersiv die Geschichte auch sein mag, aber teilweise gewannen die interaktiven oder gar gänzlich passiven Stellen gegenüber der Weltraumsimulation schon fast ein wenig die Überhand. Was mich letztendlich zu folgendem Schluss führt: "Wing Commander IV: The Price of Freedom" mag zwar der bessere (interaktive) Film sein, aber "Wing Commander III: Heart of the Tiger" ist und bleibt – knapp aber doch – das bessere Spiel.

Gesamtwertung:       94%

Christian Siegel


Weiterführende Links:
"Wing Commander"-SPECiAL





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