Mit: Heather O'Rourke, Tom Skerritt, Nancy Allen, Lara Flynn Boyle, Zelda Rubenstein, Richard Fire, Kipley Wentz u.a.
Kurzinhalt:
Nachdem es ein weiteres Mal mit Müh und Not gelungen ist, Carol Anne aus den Fängen der Poltergeister zu befreien und von der anderen Seite zurückzuholen, soll sie für ein paar Monate bei ihrer Tante Patricia und ihrem neuen Ehemann Bruce in deren modernen Wohnhochhaus in Chicago leben. Dort besucht sie auch eine Schule für begabte, aber problemgebeutelte Kinder mit psychischen Problemen. Ihr Arzt, Dr. Seaton, ist davon überzeugt, dass sie die außergewöhnliche Fähigkeit besitzt, ihre Wahnvorstellungen in einer Art Massenhypnose an die Menschen in ihrer Umgebung weiterzugeben. Mit Hilfe von Hypnose-Sitzungen versucht er Carol Anne dabei zu helfen, ihr Trauma zu überwinden. Allerdings ist es Reverend Kane aufgrund eben dieser Sitzungen, durch die eine neue Verbindung zu ihm hergestellt wird, möglich, Carol Anne aufzuspüren, woraufhin er beginnt, sie im Hochhaus heimzusuchen. Wird es Patricia und Bruce mit Hilfe von Tangina gelingen, Carol Anne ein weiteres Mal von der anderen Seite zu retten?
Review:
Das erste, was mir an "Poltergeist III" auffiel, war das "neue" Bildformat von 1.85:1 (statt 2.35:1), das den Film im Vergleich zum Vorgänger ein billigeres Aussehen verleiht. Im Vergleich zur zweiten großen Änderung ist dies jedoch eine Lappalie – denn bis auf Carol Anne (Heather O'Rourke – die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits krank war und wenige Wochen nach deren Abschluss tragischerweise verstarb – mit einer weiteren sehr guten Performance), Tangina (wobei Zelda Rubensteins schauspielerische Leistung doch eher zu wünschen übrig lässt) und Kane (der nach dem Tod von Julian Beck hier nun von Nathan Davis dargestellt wird; was mich insofern ein bisschen irritierte, da ich bei seinem ersten Auftauchen nicht erkannte, dass es sich dabei um Kane handeln soll) muss man auf "Wiederholungstäter" aus den Vorgängern verzichten. Vor allem das Fehlen ihrer Eltern machte sich dabei für mich deutlich und sehr negativ bemerkbar. Die Familieninteraktion, die vor allem der erste Teil so gut eingefangen hatte, wurde von mir hier schmerzlich vermisst. Zumal Patricia und Bruce leider kein adäquater Ersatz waren. Zwar werden beide von Nancy Allen (über deren Auftritte ich mich jedes Mal ganz besonders freue) und Tom Skeritt sehr gut gespielt, und ich gebe zu, dass ich dadurch, dass es sich bei Carol Anne "nur" um ihre Nichte handelt, eine interessante, neue Dynamik ergibt. Allerdings fehlte mir dadurch die Verzweiflung der Eltern, und damit die Entschlossenheit und Emotionalität, welche die ersten beiden Filme so ausgezeichnet hat.
Generell hat man sich in meinen Augen mit Patricia keinen Gefallen getan, denn in jenem Moment, wo sie meint, sie sollten einfach ihre Tochter schnappen und verschwinden, wirkte sie enorm egoistisch und unsympathisch. Wenn man diesen Entschluss doch wenigstens vorbereitet, genauer erklärt und so rationalisiert hätte, aber so wirkte sie wie eine kaltblütige Bitch. SympathieträgerInnen sehen anders aus. Gleiches gilt übrigens für den extrem unsympathischen Dr. Seaton (dessen Erklärung für die mysteriösen Phänomene – nämlich eine von Carol Alle projizierte Massenhypnose – mit das Dümmste ist, was mir je in einem Horrorfilm unterkam. Echt jetzt? Das soll glaubwürdiger sein, als dass es wirklich spukt?). Donna (dargestellt von einer jungen Lara Flynn Boyle) macht zwar soweit einen ganz netten Eindruck, allerdings verschwindet sie zu früh von der Bildfläche. Damit verbleibt als letzte Hoffnung Bruce, und auch wenn dieser von meinen Sympathiewerten her eh noch am besten abschneidet, war er zugleich jene Figur die eigentlich den geringsten Grund hatte, sich um Carol Annes Wohlbefinden zu scheren – worunter die emotionale Wirkung des Films doch merklich litt. Überaus problematisch auch, dass Patricias Läuterung bzw. Wandlung am Ende für mich nicht funktioniert hat, da sie aus dem Nichts zu kommen schien, und nicht wirklich glaubwürdig war. Von allen Personen, die an den Vorgängern beteiligt waren und hier nun nicht mehr zurückkamen, habe ich aber wohl Jerry Goldsmith am meisten vermisst. Joe Renzetti ist nicht nur kein adäquater Ersatz, sein sinnloses Herumgeklimper am Klavier, wahllos vermischt mit öden Synthie-Klängen, zählt für mich sogar zu den größten Schwächen des Films. Die größte ist aber letztendlich das ständige Herumgebrülle der Namen, was insbesondere bei jener Szene als extrem störend auffällt, in der Donna vermeintlich von der anderen Seite zurückgekehrt ist. "Carol Anne! Carol Anne!". Ich würde ja raten, ein Trinkspiel daraus zu machen, aber das Risiko, bereits zur 1-Stunden-Marke mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus zu landen, ist mir dann doch zu groß.
Warum also, werdet ihr euch jetzt völlig zu Recht fragen, kommt der Film dann trotzdem noch auf eine 3/10, und damit die gleiche Wertung, die ich auch dem Vorgänger schon angedeihen ließ? Nun, ein paar positive Aspekte gab es dann doch noch. So hat mir die Inszenierung von Gary Sherman durchaus gefallen, der mit Hilfe seines Kameramanns Alex Nepomniaschy ein paar optisch eindrucksvolle Szenen – wie die "Lichtspiele" im Korridor, das eingeschneite Parkhaus, oder die Aufnahmen von Chicago von oben – auf den Schirm zaubert. Extrem clever und sehr gut umgesetzt fand ich auch die Szenen rund um die Reflexionen im Spiegel, die teilweise Unterschiede zur "realen Welt" aufweisen. Da waren ein paar wirklich coole Einfälle darunter, und insgesamt hat mir die Idee von Spiegeln als Tor zur anderen Seite sehr gut gefallen – tatsächlich ist sie so naheliegend, dass man sich fragt, warum man nicht schon in den ersten beiden Filmen darauf gekommen war. Und damit sind wir dann auch schon beim letzten Punkt angelangt: Ich fand die andere Seite hier viel besser umgesetzt als im zweiten Teil, mit den Flugszenen in einer Art Himmel. Tatsächlich hatte ich in meinem Review zum zweiten Teil ja noch erwähnt, dass mir eine Art verzerrte, veränderte andere Seite, die ansonsten der realen Welt gleicht, lieber gewesen wäre – und genau das bekam ich hier nun. Zumindest in diesem Punkt ist "Poltergeist III" dem Vorgänger somit klar überlegen.
Fazit:
"Poltergeist III: Die dunkle Seite des Bösen" ist eine weitere überflüssige Fortsetzung, die dem Vergleich mit dem Original in keinster Weise standhält. Im Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger macht sich zudem das Fehlen von Carol Annes Eltern bemerkbar, was auf die emotionale Wirkung des Films doch enorm drückt. Zumal die neuen Figuren teilweise doch recht unsympathisch daherkommen. Das neue Bildformat fand ich bedauerlich, und die Filmmusik von Joe Renzetti zählt für mich zu den größten Schwachpunkten des Films; ein sinnloseres Synthie-Gedudel und Klaviergeklimper ist mir selten untergekommen. Und das Drehbuch fällt vor allem durch das ständige Rufen der Namen anderer Personen – allen voran natürlich Carol Anne – negativ auf. Das war anfänglich noch unfreiwillig komisch, und wurde mit der Zeit dann einfach nur mehr nervtötend. Dass der Film kein gänzlicher Reinfall ist, verdankt er in erster Linie den teils guten schauspielerischen Leistungen (wobei es durchaus auch in diesem Bereich ein paar Ausfälle gibt), der einen oder anderen optisch hervorstechenden Szene, dem cleveren Spiel mit Spiegeln und Reflexionen (das für einige der besten Momente des Films verantwortlich ist) sowie die gelungene Umsetzung der anderen Seite, die mir deutlich besser gefallen hat als im zweiten Teil– was dann für mich letztendlich auch hauptverantwortlich dafür war, dass "Poltergeist III" trotz aller Schwächen zumindest noch mit dem Vorgänger gleichziehen konnte.