Mit: Sarah Bolger, Joshua Rush, Carly Adams, Thomas Bair, Chris Beetem, Dante Hoagland, Elizabeth Jane, Randi Langdon u.a.
Kurzinhalt:
Als ihre übliche Babysitterin just an ihrem Jahrestag verhindert ist, ersuchen die Thompsons deren gute Freundin Anna, für sie einzuspringen und auf ihre Kinder Jacob, Sally und Christopher aufzupassen. Während die beiden einen gemütlichen Abend zu zweit genießen, wundern sich die Kinder zunehmend über Annas seltsames Verhalten. Vor allem Jacob beschleicht schon bald das ungute Gefühl, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, und Anna ein perfides Spiel mit ihnen treibt. Schließlich stellt sich heraus, dass es sich bei ihrer Babysitterin gar nicht um Anna, sondern vielmehr um eine Fremde mit dem Namen Emelie handelt – und die Kinder scheinen hier hilf- und schutzlos ausgeliefert zu sein. Doch was genau hat Emelie mit ihnen vor?
Review:
Als /slash-Festivalpass-Besitzer, bei dem ohnehin schon alle Vorstellungen inkludiert sind, informiere ich mich üblicherweise nicht allzu viel über die Filme im Programm. Die Kurzbeschreibungen im Programm lese ich mir eigentlich nur dann durch (bzw. werfe, so vorhanden, einen Blick auf den Trailer), wenn ich mir aus Zeitgründen (z.B. bei den Vorstellungen nach Mitternacht) nicht sicher bin, ob ich bleiben und mir einen Film anschauen oder ihn nicht doch lieber auslassen soll. Davon abgesehen beschränkt sich mein Eindruck, so ich von einem Film nicht schon im Vorfeld gehört habe, auf den Titel sowie den bei jedem Film im Programm angedruckten Screenshot. Im Falle von Emelie war das jenes Bild, das zeigt, wie ein kleines Bild eine Waffe auf sie richtet. Eben deshalb ging ich davon aus, dass es sich um einen Thriller handelt, in dem eine junge Babysitterin auf Kinder trifft, die ihr den Abend zur Hölle machen. Dass es vielmehr genau umgekehrt war, warf mich zwar kurzfristig aus der Bahn, es gelang mir jedoch schnell, mich darauf einzustellen. Zumal die knappe erste Stunde des Films noch sehr unterhaltsam war.
Nach verhaltenem Beginn, wo den Zuschauer jedoch nichtsdestotrotz – nicht zuletzt aufgrund des Einstiegs mit der Entführung der Babysitterin – ein mulmiges Gefühl beschleicht, offenbart sich Anna/Emelie in weiterer Folge dann mehr und mehr als Babysitterin des Grauens, welche den Kindern alle möglichen falschen Weisheiten auf den Weg gibt, ihnen zunehmend Unbehagen bereitet, sie zu Schandtaten anstiftet, und so weiter. Da waren schon ein paar wirklich nette, fiese Szenen und perfide Einfälle darunter, wobei ich keine davon hier im Review vorwegnehmen will, da der Film gerade aus der Frage, was sie sich wohl als nächstes ausgedacht hat, und wie weit sie noch gehen wird, viel vom Reiz des Films ausmacht. Besonders gut gefallen hat mir am Mittelteil des Films, wie sie auch zunehmend beginnt, die Kinder gegeneinander auszuspielen, und völlig willkürlich mal eines davon zu bevorzugen und dann wieder zu ignorieren. Sie spielt teilweise ein perfides psychologisches Spiel mit ihnen, und bricht so zunehmend das Band zwischen den Geschwistern. Hinter all dem steht natürlich die Frage, warum sie dies macht, und was sie damit beabsichtigt. Handelt es sich um eine Art soziologisches Experiment? Will sie sich über die Kinder an den Eltern für irgendetwas rächen? Ist sie einfach nur sadistisch, hat Spaß daran, und will sehen, wie weit sie ihr Spiel mit den Kindern treiben kann? Die Eskalation der Ereignisse gefiel mir im Mittelteil des Films jedenfalls ungemein gut, und bis zur oben bereits angesprochenen Szene mit der Schusswaffe hat mir der Film wirklich gut gefallen. Und dann kommt die Auflösung, weshalb Emelie das tut was sie tut, und der Film fiel für mich leider zunehmend – und letztendlich fast vollständig – in sich zusammen.
Das Hauptproblem des Films ist, dass sobald wir endlich erfahren, was sie denn eigentlich vor hat, ihr Verhalten in der Stunde zuvor eigentlich keinen Sinn mehr ergibt. Wenn sie einfach die brave Babysitterin gespielt und die Kinder mittels Beruhigungsmitteln in den Schlaf geschickt hätte, hätte sie ihren bösen Absichten ungestört und ungehindert nachgehen können. Ja, ich weiß, sie will wissen, ob sie eh das "richtige" Kind erwischt hat, aber trotzdem. Jedenfalls ließ sie diese Wendung ziemlich dämlich erscheinen. Zugegeben, man macht zugleich deutlich, dass sie zumindest ein bisschen einen an der Klatsche hat, aber da sind wir schon beim nächsten Problem: Eine geistig völlig gesunde Babysitterin, die völlig kalt und kalkuliert so handelt wie sie dies die Stunde zuvor getan hat, hätte ich deutlich fieser und erschreckender gefunden, als eine Psychopatin. Auch eine bestimmte Tat ihres Komplizen wollte für mich nicht so recht Sinn ergeben. Der an "Kevin allein zu Haus" erinnernde Showdown (allerdings war das eine Komödie, und dies hier will ein Thriller sein) hat mich leider auch nicht überzeugt. Es wirkte einfach unplausibel, dass es den Kindern gelingt, sich gegen sie zur Wehr zu setzen. Fügt hier nun noch einen viel zu glücklichen und mutlosen Ausgang sowie ein klischeehaftes "Es ist noch nicht vorbei!"-Ende hinzu, und ihr habt einen Film, der mich nach dem vielversprechenden Einstieg doch ordentlich enttäuscht hat.
Fazit:
"Emelie" beginnt stark, lässt dann zum Ende hin aber leider auch stark nach. Was den ganzen Film hinweg überzeugen konnte, waren die schauspielerischen Leistungen. Sarah Bolger spielte die Titelrolle absolut großartig, und die Kinder waren ebenfalls wirklich gut. Zudem ist der ganze Film sehr gut inszeniert. Von Beginn an hat man ein ungutes Gefühl, und die bedrückende Stimmung nimmt dann (abseits des einen oder anderen auflockernden Moments, der sich teilweise auch aus dem herrlich schwarzen Humor ihrer finsteren Taten ergibt) kontinuierlich zu – ehe man uns dann an ihrer Motivation teilhaben lässt und der Film praktisch in der Sekunde förmlich implodiert. Denn wenn man einmal weiß, worauf es Emelie denn eigentlich abgesehen hat, ergibt ihr Verhalten einfach keinen Sinn, und kommt man nicht umhin zu bemerken, dass sie das Ganze so viel einfacher hätte haben können. Generell hat mich der Showdown nicht überzeugt, war einerseits zu mutlos und andererseits zu klischeehaft und teilweise auch unglaubwürdig. Was in einer Komödie wie "Kevin allein zu Haus" funktioniert, ist halt in einem waschechten Thriller gleich um einiges schwerer zu schlucken. Aufgrund der überwiegend gelungenen ersten Stunde kann ich "Emelie" zwar nicht völlig in die Ecke stellen, aber das letzte Drittel hat ihn mir leider doch ziemlich verlitten.