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Poltergeist II - Die andere Seite Drucken E-Mail
Mäßiges Sequel zum Horror-Klassiker Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 15 Oktober 2015
 
Halloween-SPECiAL

 
Poltergeist II
Originaltitel: Poltergeist II: The Other Side
Produktionsland/jahr: USA 1986
Bewertung:
Studio/Verleih: MGM
Regie: Brian Gibson
Produzenten: U.a. Michael Grais & Mark Victor
Drehbuch: Michael Grais & Mark Victor
Filmmusik: Jerry Goldsmith
Kamera: Andrew Laszlo
Schnitt: Thom Noble
Genre: Horror
Kinostart Deutschland: 18. September 1986
Kinostart USA: 23. Juni 1986
Laufzeit: 91 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: JoBeth Williams, Craig T. Nelson, Heather O'Rourke, Dominique Dunne, Oliver Robins, Will Sampson, Julian Beck, Zelda Rubinstein u.a.


Kurzinhalt: Nach dem Ereignissen in Cesta Verde sind die Freelings ins Haus von Dianes Mutter in Arizona gezogen. Doch auch dort holt sie das Böse schließlich ein: Fernseher haben sie zwar mittlerweile keinen mehr, dafür gelingt es den Poltergeistern, über ein Spielzeugtelefon mit Carol Anne Kontakt aufzunehmen. Doch auch in der realen Welt lauert Gefahr: Ein geheimnisvoller Priester mit mysteriös-bedrohlicher Aura scheint es auf Carol Anne abgesehen zu haben. Um den Fluch zu brechen und ihre Tochter zu beschützen, müssen die Freelings zusammen mit dem Medium Tangina und dem Schamanen Taylor die düstere Vergangenheit eines religiösen Kults aufdecken, dessen Opfer nun in der Zwischenwelt keine Ruhe finden, und die von Carol Annes engelsgleicher Ausstrahlung angezogen werden. Nur mit der Kraft der Liebe können die Freelings sie abwehren – was sie zuletzt auch auf die andere Seite führen wird…

Review: Szenenbild. "Poltergeist II: Die andere Seite" kann wohl als Paradebeispiel für ein reines "cash-grab"-Sequel gelten, dass nicht aus künstlerischen, sondern lediglich aus finanziellen Gründen in Auftrag gegeben wurde. Leider dient es zugleich auch eher als abschreckendes Beispiel. Ohne den Input von Steven Spielberg taten sich die Drehbuchautoren des ersten Teils, Michael Grais und Mark Victor, sichtlich schwer damit, eine ähnlich einfallsreiche, stimmige, überzeugende und spannende Geschichte zu erzählen, die im Original. Das Endresultat wirkt leider ziemlich zerfahren, und vermischt zahlreiche einzelne Elemente, die für mich kein stimmiges und schlüssiges Ganzes ergeben wollten. Wie z.B. den Geister-Priester, der es irgendwie geschafft hat, auf diese Seite zu wechseln, und der scheinbar wahlweise körperlos oder körperlich ist. Die von ihm getöteten, gequälten Seelen, die in der Zwischenwelt gefangen sind. Die mütterliche Seite der Freelings als Medien mit Verbindung zum Reich der Toten. Der Anruf der Großmutter, oder auch, wie diese kurz darauf von der Frau im Café Besitz ergreift. Die seltsamen, vermeintlich guten Geister, die der Schamane heraufbeschwört. Der Wurm den Steve verschluckt und der sich dann in einen riesigen Dämon verwandelt, den er ausspuckt. Und so weiter.

Zugegeben, auch der erste Teil hatte viele unterschiedliche Einfälle zu bieten. Aber diesmal fehlte mir irgendwie das Bindeglied, und wirkten mir die einzelnen Ideen willkürlich zusammengestoppelt; wie ein wildes Potpourri, dessen Zutaten nicht aufeinander abgestimmt wurden. Das macht "Poltergeist II" zu einem sehr zerfahrenen Film der "Wir werfen alles an die Wand, und schauen mal, was kleben bleibt"-Variante. Und auch wenn die eine oder andere Idee davon durchaus gelungen war, kommt erschwerend hinzu, dass keine einzige davon mit den besten Momenten des ersten Films mithalten konnte. Auch was den Aufbau des Film betrifft sehe ich das Drehbuch kritisch. Beim ersten eskalierte die Situation recht rasch, und ca. nach der Hälfte des Films wurde Carol Anne auf die andere Seite gezogen. Danach ging es darum, sie von dort wieder zurückzuholen – was ein ungemein effektiver und spannungssteigernder Haken war. Etwas Ähnliches fehlt der Fortsetzung. Noch problematischer ist allerdings, dass die Bedrohung den ganzen Film über doch eher vage bzw. generell vieles unerklärt blieb. Wieso gelingt es den Freelings durch ihre gegenseitige Liebe zueinander, die bösen Geister auf Distanz zu halten? Warum darf man den bösen Priester keinesfalls berühren, und/oder war es ihm so wichtig, vampirmäßig ins Haus eingeladen zu werden? Was hatte es mit den vermeintlich guten Geistern auf sich, die gleich zu Beginn in Taylor und später dann auch in Steve fuhren? Es ist alles irgendwie ein völlig unverständlicher Mischmasch. Auch die Regie befindet sich nicht auf dem Niveau des Vorgängers. Das wenige, dass "Poltergeist II" an Spannung aufbringen kann, verdankt der Film in erster Linie dem wieder einmal sehr gelungenen und atmosphärischen Score von Jerry Goldsmith, sowie den schauspielerischen Leistungen bzw. dem Casting. Brian Gibson hingegen versteht es nicht wirklich, eine düster-bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen, weshalb sich die Spannung in sehr argen Grenzen hält.

Szenenbild. Mein letzter markanter Kritikpunkt ist dann das Finale auf der anderen Seite. Nicht, dass mich dieses überrascht hätte, konnte man es sich doch schon allein aufgrund des Titels erwarten, dass man auch als Zuschauer diese diesmal betreten würde. Aber selbst wenn man auf diesen Untertitel verzichtet hätte, war es irgendwie der nächste logische Schritt für eine Fortsetzung. Ich bin mir zudem sicher, dass es beim ersten Film einige gab, die sich auch damals schon gewünscht hätten, dass man uns die andere Seite zeigt. Nur zählte halt leider a) ich überhaupt nicht dazu (ganz im Gegenteil, dass man die andere Seite der Phantasie des Zuschauers überlässt war für mich eine seiner größten Stärken), und b) kann ich mir nicht vorstellen, dass selbst jene die sich auf diese Szenen freuten begeistert waren. Denn die Umsetzung der anderen Seite fand ich doch sehr unterwältigend. Zudem ist die Szene doch recht kurz; wer damals das Kinoticket in erster Linie für diesen flüchtigen Blick in das andere Reich gekauft hat, fühlte sich wohl eher verarscht. Hätte man die andere Seite als dunkel-verzerrte Version der realen Welt umgesetzt und den überwiegenden Teil des Films dort spielen lassen, hätte dies vielleicht trotz meiner Skepsis funktionieren können. So war es zu wenig, zu spät, und ruinierte für mich mehr (auch im Hinblick auf den ersten Teil), als es half.

Dass der Film trotz dieser Schwächen kein völliger Reinfall ist, ist in erster Linie der Besetzung zu verdanken. Mit Ausnahme von Dominique Dunne, die zwischenzeitlich verstarb, konnte man für "Poltergeist II" die komplette Freeling-Familie wieder vereinen. Zwar sind die beiden Kinder in der Zwischenzeit merklich gealtert (immerhin vergangen in der wirklichen Welt rund vier Jahre zwischen den Dreharbeiten des ersten und zweiten Films), und zumindest ich hatte das Gefühl, dass "Poltergeist II" eigentlich nur wenige Monate nach dem ersten Teil angesiedelt war. Dennoch fand ich es insofern positiv, sie wieder für die Fortsetzung zurückzuholen, als man sich dadurch ein neuerliches Aufrollen des ersten Drittels von Teil eins – mit den ersten Poltergeist-Aktivitäten, der Frage, was hier vor sich geht, und so weiter – ersparte, da die Freelings schon im Bilde sind. Zudem haben wir im ersten Teil einen Bezug zu ihnen aufgebaut. Auch die schauspielerischen Leistungen konnten mir wieder gefallen, wobei vor allem JoBeth Williams für mich neuerlich hervorstach. Schön fand ich zudem, dass man auch Zelda Rubenstein für die Fortsetzung wieder zurückholte. Neu hinzugekommen sind bei "Poltergeist II" nun u.a. Will Sampson (der seinen Schamanen sehr ehrwürdig spielt), Geraldine Fitzgerald (als sanfte und gutmütige Großmutter) und Julian Beck, wobei ich letzteren für eine der größten Stärken des Films halte. Dieser war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schwer krank, und verstarb auch kurz darauf – doch so tragisch dies auch sein und so zynisch es vielleicht klingen mag, aber gerade auch sein kränkliches Aussehen wertete den Film für mich deutlich auf. Es passte einfach zum Konzept der Figur. Die Effekte waren zwar insgesamt etwas durchwachsen (so fand ich den Wurmdämon wenig überzeugend, und auch die Umsetzung der titelspendenden anderen Seite war keine Glanzleistung), boten aber auch wieder so manch nette, gelungene Szene (wie z.B. die fliegende Kettensäge). Der Humor wertete den Film für mich ebenfalls wieder auf. In erster Linie waren es aber sehr vereinzelt, aber doch auftretende gelungene Szenen, wobei für mich vor allem die zum Leben erwachende Zahnspange hervorstach. Das war wirklich genial. Davon abgesehen war "Poltergeist II" für mich aber leider doch eine ziemliche Enttäuschung.

Fazit: Szenenbild. Ich schließe nicht aus, dass sich zu "Poltergeist" ein durchaus vernünftiges, interessantes Sequel hätte machen lassen – aber "Die andere Seite" ist es leider nicht. So besucht man hier nun sehr zu meinem Bedauern und im Gegensatz zum ersten Teil, wie der Titel schon verrät, die andere Seite, was ich vom Grundgedanken allein schon mal sehr schade und zu allem Überfluss dann auch noch wenig überzeugend umgesetzt fand. Problematisch, dass bis auf die Zahnspangen-Einlage keine andere Szene an die besten Momente des Vorgängers anknüpfen kann. Vor allem aber wollten mir die einzelnen hier vertretenen Elemente kein stimmiges Ganzes ergeben, und leuchtete mir auch so manches nicht unbedingt ein. Die mangelnde Spannung kommt dann erschwerend noch hinzu. Wirklich gelungen fand ich eigentlich nur die schauspielerischen Leistungen sowie die Filmmusik von Jerry Goldsmith. Und zugegebenermaßen, die eine oder andere Szene war durchaus gelungen, und stach positiv hervor. Davon abgesehen war "Poltergeist II – Die andere Seite" aber eine ziemlich dürftige Fortsetzung, die dem Vergleich mit dem ersten Teil in keinster Weise standhält.

Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1986 MGM)


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