Mit: Neve Campbell, Courteney Cox, David Arquette, Liev Schreiber, Jerry O'Connell, Elise Neal, Timothy Olyphant, Sarah Michelle Gellar, Joshua Jackson, Jada Pinkett, David Warner, Roger Jackson u.a.
Kurzinhalt:
Seit der schrecklichen Mordserie in Woodsboro sind zwei Jahre vergangen. Sydney Prescott ist mittlerweile auf dem College, und beginnt langsam aber sicher, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und die grauenvollen Ereignisse hinter sich zu lassen. Die Kinopremiere des Films "Stab" der auf den Woodsboro-Morden basiert, sowie die Freilassung von Cotton Weary, den Sydney einst beschuldigt hat, ihre Mutter vergewaltigt und ermordet zu haben, zwingen sie jedoch dazu, sich neuerlich mit ihrer fürchterlichen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, scheint nun zudem ein Nachahmungstäter in die Fußstapfen von Ghostface zu treten. Nachdem er zwei Menschen bei einer Vorstellung von "Stab" ermordet hat, sucht er nun Sydneys Campus ein. Das Bewusstsein, dass jeder hinter der Maske stecken könnte, macht es Sydney zunehmend schwer, den Menschen in ihrer Umgebung – darunter auch ihrem neuen Freund Derek, zu vertrauen. Auch Dewey Riley und Gale Weathers kommen in die Stadt, um den Mörder aufzuspüren. Doch vorerst setzt dieser seine Mordserie ungehindert fort…
Review:
Ähnlich wie beim Vorgänger hat mir auch bei "Scream 2" der Einstieg am besten gefallen. Nicht zuletzt, da man dort den Meta-Ansatz mit dem Film im Film, der wiederum auf den Vorgänger basiert, auf eine neue Ebene hebt. Im Anbetracht der jüngeren Gewalttaten in amerikanischen Kinos hat die Szene zwar zugegebenermaßen einen bitteren Beigeschmack, vorwerfen kann und darf man das "Scream 2" jedoch nicht. Ich fand diese Idee jedenfalls ungemein clever, und die gesamte Szene einfach nur grandios, angefangen mit den zahlreichen Kinobesuchern die als Ghostface verkleidet sind, die kurze kritische Auseinandersetzung mit farbigen Figuren in dieser Art von Film, die Faszination der Gesellschaft mit und/oder die mediale Ausschlachtung von realen Tragödien, und so weiter. Herrlich fand ich auch die teilweise fast 1:1 Kopie bestimmter Einstellungen aus dem Anfang von "Scream" mit dem Anfang von "Stab" – nur halt mit Heather Graham als Drew Barrymore-Ersatz. Und auch die "stab-o-vision"-Einblendung, den ersten Mord in der Toilette, sowie den grausamen Mord vor der Kinoleinwand fand ich großartig. Besser als mit dieser starken Sequenz hätte man den Film jedenfalls in meinen Augen gar nicht starten können.
Wie schon "Scream" gelingt es zwar auch der Fortsetzung in weiterer Folge nicht wirklich, an diesen grandiosen Einstieg anzuknüpfen, geschweige denn ihn noch zu übertreffen, dennoch gab es auch danach noch einige starke Szenen – wenn es auch bis zum nächsten Highlight eine Weile dauern sollte. So stach für mich als nächstes dann erst wieder die Probe des Theaterstücks hervor, die durch das surreale Setting sowie den vermeintlich herumschwirrenden Killer eine alptraumhafte Note gewann. Sehr clever ausgedacht war auch alles rund um die schalldichte Tonkabine, in der sich Gale versteckt – weshalb Dewey jedoch ihre Warnungen nicht hört. Mein liebster Moment aus dem kompletten Film ist jedoch der Autounfall, und wie Sydney danach über den vermeintlich bewusstlosen Ghostface drübersteigen muss, um dieses zu verlassen. Das war wirklich Spannung pur. Wovon der Film wie schon der Vorgänger auch wieder profitiert, ist das Verwirrspiel rund um die Identität des Killers. Vor allem das "Ist er, oder ist er's nicht?" rund um Sydneys neuen Freund (dargestellt von Jerry O'Connell) fand ich bei der Erstsichtung sehr effektiv. Generell bin ich froh, dass man den Thriller-Aspekt beibehalten und den alten Ghostface durch einen neuen Killer ersetzt hat – statt den bei Slashern sonst oftmals üblichen Weg einzuschlagen, den Killer zu einer übernatürlichen und unsterblichen Person zu machen. Natürlich hat der unaufhaltsame Gegner auch seinen Charme, aber wie im Review zum ersten Teil der Reihe schon erwähnt, ziehe ich den weltlichen Horror, und somit auch weltliche Bedrohungen, letztendlich dann doch vor. Einer der wenigen Punkten, wo "Scream 2" dem Vorgänger überlegen ist, ist die Filmmusik von Marco Beltrami. Vor allem das neue musikalische Thema für Dewey und Gale fand ich sehr eingängig. Und dank des Einsatzes einer Frauenstimme verlieh er einigen Szenen eine gespenstisch-gruselige Note.
Wie schon beim Vorgänger stechen zudem die schauspielerischen Leistungen hervor, die sich definitiv über dem Durchschnitt dessen bewegen, was man im Genre gewohnt ist. Besonders beeindruckt war ich neuerlich von Neve Campbell. Erfreulich auch, dass David Arquette hier nun etwas mehr zu tun bekam, und auch Courteney Cox hat mir in ihrer Rolle – nicht zuletzt, da sie diesmal eine etwas andere, geläuterte Gale Weathers spielen durfte – sehr gut gefallen. Abseits der Wiederholungstäter überzeugt "Scream 2" mit dem aus dem Vorgänger gewohnten Mix aus bereits etablierten mit neuen, frischen Gesichtern, die in weiterer Folge noch die eine oder andere prominente Rolle ergattern sollten. Gefreut habe ich mich zudem über den Auftritt von David Warner – wenn's auch nur eine einzige kurze Szene und somit kaum mehr als ein Gastauftritt war. Zuletzt gibt’s dann auch noch Pluspunkte dafür, dass sie doch tatsächlich Tori Spelling als die Sydney aus "Stab" gecastet haben und damit den Gag aus dem ersten Teil perfekt machen (wobei das diesbezügliche Lob in erster Linie Spelling selbst gehört – hat man sich doch bei "Scream" über sie lustig gemacht). Damit wären wir auch schon bei der letzten wesentlichen Stärke, nämlich den Humor. Auch in "Scream 2" gibt es zwischendurch immer wieder gelungene Gags, welche der humoristischen Auflockerung dienen – jedoch ohne dabei auf Kosten der Spannung zu gehen.
Trotz dieser positiven Aspekte erreicht "Scream 2" in meinen Augen doch nicht ganz das Niveau des – großartigen – Vorgängers. Eines seiner Hauptprobleme ist dabei sicherlich, dass der Meta-Zugang – abseits des cleveren neuen Einfalls rund um den Film im Film – beim zweiten Mal nicht mehr ganz so originell, frisch und interessant ist. Ja, stimmt schon, man wendet sich diesmal ausgiebig Fortsetzungen zu, und da und dort haben die Analysen durchaus ihren Reiz (wenn ich auch nach wie vor verwundert bin, dass in der Sequel-Diskussion in der Schule niemand "Das Imperium schlägt zurück" erwähnt). Aber ähnlich interessant, aufschlussreich und erhellend wie die Darlegung der typischen Slasher-Regeln im Vorgänger fand ich all dies leider nicht mehr, und generell fühlte sich das ganze halt nicht mehr sonderlich neu an. Zudem fand ich das – auch wenn das Rätselraten rund um die Person hinter der Ghostface-Maske grundsätzlich wieder gut gemacht war, und den Film für mich neuerlich aufwertete – man es mit der Laufzeit, die man eben diesem Rätselraten einräumte, doch etwas übertrieben hat. Vor allem auch die Diskussionen der einzelnen Theorien und möglichen Verdächtigen durch die Protagonisten selbst nahmen mir teilweise zu sehr Überhand – anstatt diese Überlegungen nur bzw. überwiegend im Kopf des Zuschauers stattfinden zu lassen. Als Folge daraus zieht sich gerade auch der Mittelteil des Films ziemlich. Hier ließ es "Scream 2" doch eine Zeit lang an Spannung vermissen. Auffällig auch, dass Ghostface da und dort sehr viel Glück hat (wie z.B. wenn er mit seinem erwählten Opfer telefoniert, und dieses sich dann plötzlich vor genau jenes Versteckt stellt, in dem er schon lauert). Zudem hat mich wie schon beim Vorgänger die Auflösung rund um die Identität und vor allem auch Motivation des Killers nicht 100%ig überzeugt (und irgendwie hätte ich es nett gefunden, wenn man einen bestimmten "Twist" des Vorgängers nicht kopiert hätte. Auch dies hätte dabei helfen können, dass sich die Fortsetzung vom Original stärker abhebt). Mein letzter Kritikpunkt ist dann die eine oder andere dämliche Aktion der Protagonisten, wobei insbesondere jener Moment hervorsticht, als man es verabsäumt, die auf der Windschutzscheibe liegende Waffe zu schnappen. Da schrie ich nicht aus Angst, sondern aus Frustration.
Fazit:
Insgesamt ist "Scream 2" ein durchaus unterhaltsames und würdiges Sequel – an die (überaus hohe) Qualität des Vorgängers kommt er aber nicht mehr ganz heran. Dies liegt einerseits daran, dass der Meta-Zugang bei der zweiten Verwendung nicht mehr ganz so frisch und originell wirkt wie beim Vorgänger. Zwar hat man sich mit dem Film im Film wenigstens etwas Neues überlegt, und die darauf aufbauende Einstiegssequenz ist zugleich auch eine der besten des Films. Doch trotz dieses Einfalls und der Betrachtung von Fortsetzungen fehlten die ganz großen, neuen Genre-Analysen und Erkenntnisse, die den ersten Teil so ausgezeichnet haben. Zudem übertreibt man es diesmal ein wenig mit den Theorien der Protagonisten, weshalb der Film gerade auch im Mittelteil doch etwas einschläft. Generell hätten wohl 10-15 Minuten weniger gut getan, um das Tempo etwas zu erhöhen. Wie schon beim Vorgänger hat mich zudem die Offenbarung bzw. Motivation des Täters nicht 100%ig überzeugt. Und auch wenn die Figuren auch bei diesem Film für Genre-Verhältnisse überdurchschnittlich intelligent agieren, leisten sie sich nichtsdestotrotz die eine oder andere Facepalm-Aktion. Von diesen Punkten abgesehen ist aber auch "Scream 2" durchaus wieder gelungen, wobei mir neben dem Einstieg vor allem noch die Theaterprobe, die clevere Szene rund um das schalldichte Tonstudio, sowie die für mich mit Abstand spannendste Szene des Films rund um den Autounfall und den auf dem Fahrersitz hockenden, bewusstlosen Ghostface hervorstachen. Der Rest bot solide Unterhaltung.